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Zitat von Lex6543:
Es geht wirklich um diese Situation Balkon - will nicht extra so genau hingucken, um ihr ihre Privatsphäre zu lassen.

Okay. Ich bin davon ausgegangen, dass die Nachbarin auf dem Balkon Kaffee getrunken oder Blumen gegossen hätte. Mir wäre nicht einmal der Gedanke gekommen, dass Menschen irgendwas hochgebrüllt hätten, um ein Gespräch anzufangen.

@GrüneBlume
@Lex6543
Jetzt stellt die unhöfliche und aufdringliche Art der Gesellschaft nicht als richtig dar, nur weil ihnen soviele blind folgen.
Trotz meiner Ängste finde ich eure Art um vieles Rücksichtsvoller und Respektvoller auch gegenüber der Privatsphäre, wie ihr schon geschrieben habt.

A


Soziale Angst vs bewusste Höflichkeit/Rücksichtnahme

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Zitat von Idefix13:
@GrüneBlume @Lex6543 Jetzt stellt die unhöfliche und aufdringliche Art der Gesellschaft nicht als richtig dar, nur weil ihnen soviele blind folgen. ...
(...)
Ich möchte oft ein Gegengewicht zu rücksichtslosem/egoistischem Verhalten anderer Menschen bilden (vielleicht weil mein Vater so war).

Nach dem, was ich jetzt so lese, würde ich dich wahrscheinlich eher arrogant als schüchtern finden.

Zitat von Natascha40:
Mir wäre nicht einmal der Gedanke ...

Doch, das wird manchmal so gemacht. Jemand unten vor dem Haus unterhält sich lautstark mit jemandem ganz oben auf dem Balkon. Oft auch längere Zeit, sodass ich in meiner Wohnung unfreiwillig das ganze Gespräch mitbekomme.

Wen meinst du mit arrogant?
Im letzten Beitrag ist ein Zitat von Idefix, aber der untere Ansatz in dem Zitat ist eigentlich von mir.

Zitat von Lex6543:
Doch, das wird manchmal so gemacht. Jemand unten vor dem Haus unterhält sich lautstark mit jemandem ganz oben auf dem Balkon. Oft auch längere Zeit, sodass ich in meiner Wohnung unfreiwillig das ganze Gespräch mitbekomme.

Ich finde das immer interessant und lausche gern

@Lex6543
Zitat von Lex6543:
Ich möchte oft ein Gegengewicht zu rücksichtslosem/egoistischem Verhalten anderer Menschen bilden (vielleicht weil mein Vater so war).


Sorry ich hatte oben etwas verwechselt. Leider kann ich es nicht mehr korrigieren.

Aber zu deiner Frage: Ich finde es arrogant, dass du dich quasi als etwas Besseres ansiehst.

Zitat von GrüneBlume:
Ich habe ja keine Angst davor dass mich andere ansprechen/grüßen oder der gleich ich will es manchmal einfach nicht

Die Frage ist aber doch die nach dem Warum. Und sobald ich mir Gedanken darüber machen, ob oder wie mein Gegenüber mich bewertet, befinde ich mich bereits in einem Spannungskonflikt, der meine Entscheidung beeinflusst.
Etwas einfach nicht zu wollen ist ein eher kindlich-trotziges Verhalten, dem die nötige Selbstreflektion fehlt.

Ich finde dein Verhalten nicht ängstlich, Lex, du reflektierst sehr viel, die Überlegung andere nicht zu stören, sie in ihrem augenblicklichen Kreis zu belassen, wirkt auf mich introvertiert und sehr gut reflektiert, aber heutzutage ist es Modus, offen zu sein, gerne ein Schwätzchen zu halten, der Gedanke vielleicht aufdringlich zu agieren, kommt vielen Menschen gar nicht.

Wenn ich gerade mit einer für mich wichtigen Aufgabe beschäftigt wäre und schnell zum Briefkasten ginge, wäre ich froh, nicht angesprochen zu werden, ich bin nicht arrogant wenn ich keine Lust habe mich zu unterhalten sondern einfach für mich sein will.

Mir käme es auch nie in den Sinn meinen Hausarzt anzusprechen wenn ich ihm auf dem Weg zur Praxis begegnete obwohl ich ein supergutes Verhältnis zu ihm habe, sondern ich würde denken, dass ihm dann die Zeit für seine Patienten fehlte, wenn er mich anspricht ist das etwas anderes.

Ich finde dein Verhalten einfach sehr rücksichtsvoll.

@Calima man könnte das Gefühl haben, dass manche Menschen auch einfach etwas zum meckern suchen

Ich frage mich ja nicht nach dem warum- es ist einfach meine Einstellung/ Laune in diesen Momenten.
Indirekt bestätigst du allerdings, dass es nicht zwangsweise eine Angst ist, sondern deiner Meinung nach nur Trotz

ich bin ja der Meinung, dass gerade eine gesunde Selbstreflektion dazu führt in erster Linie seine eigenen Bedürfnisse und Willen zu sehen. Denn weißte was, so arrogant wie es auch wirken mag, nur so wird man glücklich. Wenn man mit sich selbst im Einklang ist und die Reaktionen des Umfeldes einen nicht tangieren.
Man darf mich gern kindisch und oder arrogant finden, kann ja jeder machen und halten wie er will
Ich renne nicht mit ausgestreckten Ellbogen durch die Gegend, ganz im Gegenteil. Wie das Thema hier, ich bin äußerst rücksichtsvoll. Aber nicht auf Kosten meiner eigenen Bedürfnisse.

Zitat von GrüneBlume:
ich bin ja der Meinung, dass gerade eine gesunde Selbstreflektion dazu führt in erster Linie seine eigenen Bedürfnisse und Willen zu sehen


Eine gesunde Selbstreflexion hat für mich damit zu tun, mein Handeln und meine Reaktionen zu verstehen. Wenn du das, was ich schreibe, als Meckern empfindest, scheine ich etwas anzurühren, was dich in irgendeiner Form triggert und dich zu reflexhafter Abwehr veranlasst.

Wenn ich solche Impulse verspüre - was durchaus immer wieder mal vorkommt - habe ich mir angewöhnt. mir anzuschauen, warum ich in diesem Moment so reagiere. Nur wenn ich erkennen kann, worin die Gründe für meine Abwehr liegen, kann ich auch gut mit mir umgehen.

Für mich macht es einen großen Unterschied, ob ich ein Reiz-Reaktionsmuster bediene oder genau dieses unterbreche, indem ich mich bemühe rauszufinden, warum ich dem anderen gerade gerne ins Gesicht hüpfen würde. Nur dann bin ich nämlich wirklich bei mir und meinen Bedürfnissen.

Zitat von GrüneBlume:
Wenn man mit sich selbst im Einklang ist und die Reaktionen des Umfeldes einen nicht tangieren.

Wenn das so ist, ist es gut. Wenn man sich aber so verhält, dass das Umfeld erst gar keine Chance kriegt, eine Reaktion auf das eigene Verhalten zu zeigen, die einem unangenehm werden könnte, ist man genau nicht mit sich im Einklang. Man passt sich nur quasi im Vorgriff vorsichtshalber den zu erwartenden Reaktionen an und versucht diese damit gar nicht erst entstehen zu lassen.

Persönlich gehe ich überangepassten höflichen Menschen meist aus dem Weg, weil ich es unglaublich anstrengend finde, dauernd raten zu müssen, wie deren wahre Befindlichkeit gerade ist.

Ein Beispiel: Es gibt ein Paar in unserem Bekanntenkreis, das gerne Zeit mit und bei uns verbringt und sich dabei bemüht, uns möglichst nicht zur Last zu fallen. Das bedeutet, dass sie niemals sagen, was sie möchten. Frage ich, ob sie beim Abendessen Lust auf Asiatisch oder Afrikanisch haben, kommt die Antwort Was ihr gerne möchtet. Wir sind da ganz anspruchslos. Mittlerweile weiß ich, dass beide afrikanische Küche nicht ausstehen können, was man dann an ihrem Essverhalten sieht, bei dem sie aber wiederum bemüht sind, sich das nicht anmerken zu lassen - vergebens natürlich.

Egal, um welche Entscheidung - und sei sie noch so simpel - man sie bittet: Sie treffen sie aus Rücksicht nicht.

Unterm Strich bedeutet diese angebliche Rücksichtnahme aber nur, dass sie fordern, dass ihr Umfeld errät, was sie möchten. Das führt dazu, dass wir Treffen stark reduziert haben, obwohl wir sie eigentlich gut leiden können. Natürlich habe ich das Thema auch schon angesprochen, aber dann kommt außer verständnis- und rücksichtsvollem Kopfnicken leider nicht viel.

Dass sie öfter nicht wirklich glücklich sind mit den Entscheidungen, die dann andere - in diesem Fall wir - treffen, ist die Folge aus diesem Verhalten und für beide Seiten unbefriedigend.

Bedürfnisse nicht nur zu haben, sondern sie auch adäquat äußern zu können, ist für eine normale soziale Kommunikation essenziell.

Die Stille schätzen
das Schweigen hüten
sich zurücknehmen -
wer sich dessen sieht verurteilt
der mag wandern allein
dem Nashorn gleich.

Zitat von moo:
dem Nashorn gleich.

Na, da gibt's aber auch jede Menge matriarchalisch organisierte Grüppchen . Kluge Viecher, die Nashorns

Zitat von GrüneBlume:
ich bin ja der Meinung, dass gerade eine gesunde Selbstreflektion dazu führt in erster Linie seine eigenen Bedürfnisse und Willen zu sehen. Denn weißte was, so arrogant wie es auch wirken mag, nur so wird man glücklich. Wenn man mit sich selbst im Einklang ist und die Reaktionen des Umfeldes einen nicht tangieren.

Das man so glücklich wird bezweifle ich. Eine damalige Bekannte achtete sehr auf sich und ihre Bedürfnisse. Aber weniger auf die ihres Mannes, Kindes und Chefs. Schlussendlich verließ ihr Mann sie, dass Kind zog zum Vater und ihr Chef entließ sie. Die Reaktionen tangierten sie schon - denn das konnte doch keine Reaktion darauf sein, dass sie sich um ihre Bedürfnisse kümmerte...

@Natascha40 na du bist ja nett unterwegs. Den Teil mit rücksichtsvoll und keine Ellbogen hast du sicherlich nur überlesen
Zum Glück kann ich gar keine Kinder bekommen, da kann mir keines weglaufen. Immer reflektieren wo antworten ankommen könnten hm

Zitat von GrüneBlume:
Den Teil mit rücksichtsvoll und keine Ellbogen hast du sicherlich nur überlesen

Nein, ich habe deine Selbsteinschätzung schon gelesen.

Vielleicht noch ein paar Beispiele, bei denen ich höflich sein wollte, es aber schüchtern wirkte:

- Ich schaue Menschen oft nur kurz in die Augen, dann wieder weg und dann wieder in die Augen. Eigentlich habe ich mit Blickkontakt kein Problem, aber ich mache das, damit sich der andere nicht angestarrt fühlt. Besonders bei Menschen, die ich aus dem SHG-Bereich/soziale Phobie kenne, mache ich das, um sie durch permanenten Blickkontakt nicht zu verunsichern. Bei einem Treffen habe ich allerdings mal die Rückmeldung bekommen, ICH wäre schüchtern/unsicher und würde mich nicht trauen, dem anderen in die Augen zu schauen. Das hat mich geärgert, da ich
a) das für den anderen getan habe, um IHN nicht zu verunsichern.
b) das vorschnelle Urteil (Du wirkst aber unsicher) unhöflich fand und das jemandem selbst nie in der Form sagen würde.


- Ich lege viel Wert darauf, dem anderen ein gutes Gefühl zu geben, und sage Dinge oft aus Höflichkeit bzw. versuche bei allem wirklich das Positive/Wertschätzende herauszustellen. Wenn sich mein Gegenüber aber nicht ähnlich verhält und irgendwas, was eigentlich nett von mir gemeint war, kritisiert (z.B. dass die Pralinen, die ich ihm zum Geburtstag geschenkt habe, nicht die richtige Sorte waren), habe ich direkt kaum noch Lust auf diesen Kontakt, weil ich denke, dass ich selbst so nie reagieren würde und mir diese Art völlig fremd ist. Zumal mir derjenige selbst nichts zum Geburtstag geschenkt hatte, meine Aufmerksamkeit aber kritisiert hat.


Es ist oft das Gefühl: Ich habe aus Rücksicht/Höflichkeit Vieles (nicht) gesagt/ausgesprochen/gemacht - Warum bringst du mir nicht die gleiche Höflichkeit entgegen?

Vielleicht verkehre ich in den falschen Kreisen. Für mich bedeuteten "soziale Ängste" eigentlich immer meine Denkweise: Dass man Wert darauf legt, höflich zu sein, Rücksicht zu nehmen etc. Durch Kontakt mit anderen Betroffenen habe ich aber gemerkt, dass deren Ängste oft völlig anders sind und gar nicht diese Rücksichtnahme/Höflich-sein-WOLLEN im Mittelpunkt steht.

Warum fändest es denn so schlimm, wenn dein Verhalten das Ergebnis einer sozialen Phobie wäre? Selbst wenn es eine andere Ursache hätte, würde sich das Ergebnis nicht von einer sozialen Phobie unterscheiden. So wie du darauf beharrst, dass es aus Höflichkeit ist, könnte man auf eine Zwangsstörung tippen. Wäre das besser?
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Ich habe jahrelang immer direkt betont, dass ich soziale Ängste habe und mich richtig damit identifiziert. Ich möchte einfach wissen, ob das oben Geschilderte wirklich typisch für soziale Ängste ist und ob bei anderen Betroffenen auch der Aspekt der Rücksichtnahme so eine große Rolle spielt oder ob ich noch an anderen Stellen ansetzen muss, um normaler zu werden (nicht immer nur für Ängste typische Konfrontation, die ich schon ständig habe und hatte).

In meiner letzten Therapie wurde das mit den sozialen Ängsten teilweise auch schon etwas in Frage gestellt und ich habe z.B. noch Anteile der schizoiden Persönlichkeit diagnostiziert bekommen.

Ich weiß auch nicht, was mich wirklich ausmacht und was genau das Problem ist. Von außen bekomme ich auch ganz unterschiedliche Rückmeldungen. Viele halten mich für sehr freundlich/gewissenhaft/höflich, oft wirke ich aber auch schüchtern/unsicher, aber auch mal arrogant (wie im Thread hier geschrieben wurde).

Zitat von Lex6543:
Es ist oft das Gefühl: Ich habe aus Rücksicht/Höflichkeit Vieles (nicht) gesagt/ausgesprochen/gemacht - Warum bringst du mir nicht die gleiche Höflichkeit entgegen?


Wenn man wirklich rücksichtsvoll handelt, tut man das ohne Eigennutz. Du hegst aber die Erwartung, dass andere sich dir gegenüber ebenso verhalten.

Das heißt, du verfolgst in Wahrheit eine Schutzstrategie für dich selbst. Indem du das tust, was du gerne selbst erleben würdest, willst du dem anderen quasi vorschreiben, wie er dich behandeln soll.

Tut er das nicht, ziehst du dich zurück. Dein Verhalten ist damit hochgradig manipulativ. Ob dahinter nun eine soziale Angst - wie die vor Ablehnung - steht oder du ein anderes Problem hast, können Fachleute entscheiden. Oftmals gehen Störungsbilder auch Hand in Hand und/ oder sind nicht klar voneinander abzugrenzen.

In keinem Fall hat dein Verhalten aber etwas mit echter Rücksichtnahme zu tun.

Wie kann ich diese (unbewusste) Manipulation denn abstellen? Soll ich direkter/ehrlicher sein und Leuten Sachen sagen, auch wenn ich weiß, sie sind verletzend? Wäre ich dann nicht mehr manipulativ?

Soweit ich weiß, gehört zu fast allen (Persönlichkeits-)Störungen, manipulatives Verhalten, z.B. bei ängstlich-vermeidender, passiver, narzisstischer PS etc.

Das Problem ist, dass es mir gar nicht bewusst ist. Ich gehe nicht in den Kontakt rein und denke mir vorher Ich bin nur höflich, damit du mich auch nicht verletzt. Ich habe wirklich das Gefühl, dass es mir darum geht, den ANDEREN nicht zu stören/verletzen/traumatisieren und ihm ein gutes Gefühl zu geben, ganz egal ob ich dann überhaupt noch Kontakt mit ihm habe oder ihn vielleicht sowieso nie mehr wiedersehe.

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Dr. Reinhard Pichler
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