Small Talk kann auf den ersten Blick etwas sinnlos erscheinen, aber es steckt meiner Meinung nach doch etwas mehr dahinter. Es ist einerseits ein guter Einstieg in ein Gespräch und andererseits dient es dazu sich gegenseitig ein wenig in sich einzufühlen. Leidet man allerdings unter einer sozialen Phobie, so ist man unter Leuten stark emotional gehemmt, sprich es geht einem nur noch darum überhaupt zu funktionieren, man versucht sich sozusagen mit dem Verstand über Wasser zu halten. Daher sehnt man sich nach etwas tieferen Themen, denn dazu braucht man nur den Verstand und der funktioniert ja meist noch so einigermassen.
Aber hier steckt auch das grösste Problem der ganzen sozialen Phobie. Dass man ständig denkt und das Gefühl hat seine Ängste mit dem Verstand kompensieren zu müssen. Man versucht so gut es geht irgendwie zu schauspielern, dass man bloss nicht auffällt und setzt sich dadurch gleich noch mehr unter Stress. Hat man eine Höhenangst und möchte diese loswerden, so versucht man auch nicht diese zu überspielen, wozu auch? Man geht Schritt für Schritt etwas höher und gibt dem Körper Zeit sich zu akklimatisieren, klar man wird sich vielleicht zu Beginn auch Gedanken machen, aber man wird sehr bald erkennen, dass dies nichts bringt also lässt man es sein. Denn die Angst hat nicht viel mit dem Verstand zu tun und kann auch nicht von ihm weggedacht werden.
Es ist halt etwas mühsam, da man sich denkt, ach ich kann doch nicht einfach so lange in einer sozialen Situation wortlos rumsitzen bis ich mich besser fühle. Ja es ist verzwickt. Man hat Angst und sollte eigentlich so lange einfach nur in der Situation verharren, bis die Angst sich lindert und dann könnte man auch entspannter mitreden, aber weil man sich ständig denkt: ich muss doch etwas sagen, ich kann doch nicht einfach nichts sagen. ist dies beinahe unmöglich, zudem wirkt es wirklich etwas komisch, was dann bei anderen Leuten auf Unverständnis stösst, wobei es eigentlich absolut verständlich wäre. Aber dennoch ist es wichtig die Aufmerksamkeit etwas aus dem Verstand zu ziehen, denn der produziert zum einen eh immer nur die gleiche Gülle in so einer Situation und zum anderen kann man die Angst einfach nicht mit dem Verstand lösen und das muss man halt einsehen.
Stattdessen kommt man mit Achtsamkeit unglaublich weit. Indem du lernst deine Emotionen und Empfindungen zu beobachten und sie einfach hinzunehmen wie sie sind. Am besten beginnt man alleine zu üben indem man immer wieder auf seine Gefühle schaut und diese einfach beobachtet, danach kann man z.B. raus spazieren gehen unter Leute und macht auch da dasselbe. Einfach die Aufmerksamkeit auf die eigenen Gefühle lenken, Enge in der Brust? Da fühl ich mal genauer hin. Schwindel? Genau nachfühlen. Je mehr man dies tut, desto einfacher fällt es die Angst/Anspannungssymptome einfach zu ertragen. Denn das Hauptleiden entsteht dadurch, dass man diese Symptome bei sich bemerkt und denkt ach nicht schon wieder diese schei. und dann versucht man irgendwie diesen Gefühlen auszuweichen oder sie zu überspielen und man blockiert dabei immer mehr und mehr.
Ein paar Tipps dazu: Die Aufmerksamkeit auf seine Gefühle lenken kann man eigentlich immer und am besten macht man dies so oft es nur geht. Man muss dabei aber beachten dass man nicht ganz abdriftet und immernoch präsent bleibt und den Verstand einfach ignoriert, der wird ständig wieder mit irgendwelchen Einwänden oder Angstgedanken kommen. Zudem wird es oft vorkommen, dass man ein störendes Gefühl entdeckt, dann kurz hinschaut und sich dann unterbewusst denkt: ich hab doch jetzt aufs Gefühl geachtet, warum ist es noch da?. Ja der Verstand ist halt leider nicht der hellste, aber dann einfach weiter aufs Gefühl achten und sich nicht vom Verstand stressen lassen.
Man wird dadurch zunehmend gelassener und entwickelt mehr Selbstliebe und Mitgefühl für sich selber und andere. Zudem fühlt man sich näher zu seinen Mitmenschen. Und ja ich weiss es klingt sehr paradox, zum einen, dass mit Aufmerksamkeit auf negative Gefühle diese verschwinden, oder dass man sich zu anderen Leuten näher fühlt, indem man auf seine eigenen Gefühle achtet. Aber so ist es eben, daher probiert es aus.
28.07.2017 10:40 •
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