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Hallo Leute, ich bin schon länger stiller Zuschauer in diesem Forum und traue mich heute mal was reinzuschreiben.

Ich leide seit mehreren Jahren unter einer sozialen Phobie und bin dadurch unglaublich unsicher geworden. Ich würde am liebsten jedes Wort drei mal umdrehen, bevor und nachdem es aus meinem Mund gekommen ist. Meine Zweifel geben mir ständig das Gefühl etwas falsch zu machen/ gemacht zu haben. Ich kann die Situationen in meinem Leben nicht mehr mit klarem Kopf beurteilen oder nur sehr schwer. Ich renne wohl bei jedem, der auch eine soziale Phobie hat, damit offene Türen ein.
Worum es nun geht.
Ich bin seit Montag, also seit 4 Tagen, Corona positiv und somit in Quarantäne.
Seitdem gibt es eine Sache die mich sehr belastet und ich würde gerne euere Meinung dazu hören, ob es begründet ist oder meine Gedanken mir wieder einen Streich spielen wollen.

Eine sehr enge Freundin von mir hat mich seitdem einmal gefragt wie es mir geht, aber als ich drauf geantwortet habe, mit einer Sprachnotiz, kam keine Antwort mehr drauf. Was erst mal nicht weiter schlimm war, man kann es ja mal vergessen. Jetzt habe ich ihr aber nochmal geschrieben, weil ich persönlich an ihrer Stelle trotzdem irgendwann mal Interesse gezeigt hätte.
Wieder kam nichts zu mir oder meiner Familie, denn sie weiß das diese auch Corona positiv ist. Als ich weniger antwortete und nicht so auf sie zugegangen bin, wie ich es halt sonst tue, kam die Nachricht das ich komisch wäre.
Als ich ihr sagte, dass ich ja krank bin und deswegen wohl weniger kommt, und ich es auch nicht schön fand das sie fragt wie es mir geht, sie aber die Antwort doch nicht so interessiert, kam eigentlich im Endeffekt das gleiche wie vorher raus und es geht wieder um sie. Keine Fragen die mich betreffen oder sonstiges.
Ich weiß ich sollte nicht von mir auf andere Menschen schließen, aber das Wohlergehen einer Freundin ist doch was normales, denke ich, nein hoffe ich!
Was mich sehr verletzt ist, es dreht sich schon selten um mich, weil ich auch durch meine soziale Phobie, nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Aber dieses mal hätte ich es mir für wenigstens einen kurzen Moment sehr gewünscht.
Reagiere ich über?

Ich möchte meine Freundin hier nicht schlecht reden, denn sie ist eine gute Freundin, deswegen verunsichert mich diese Situation grade sehr.
Freue mich sehr auf euere Meinungen und vielleicht auch Erfahrungen.

01.07.2022 09:53 • 01.07.2022 x 3 #1


5 Antworten ↓


Zitat von Mvferreira:
Was mich sehr verletzt ist, es dreht sich schon selten um mich, weil ich auch durch meine soziale Phobie, nicht gerne im Mittelpunkt stehe.


Vielleicht nehmen die Leute Rücksicht auf dich? Das Problem ist, dass du nicht gerne im Mittelpunkt stehst, es sei denn du stehst mal ausnahmsweise gerne im Mittelpunkt. Die Menschen um dich herum können aber nicht hellsehen
Ich persönlich frage auch nicht so gerne kranke Menschen wie es ihnen geht, einfach weil ich selbst gerne meine Ruhe habe wenn ich krank bin. Deshalb gehe ich irgendwie davon aus, dass es anderen auch so geht.

Was bedeutet Es kam keine Antwort mehr darauf? Wie lange hast du denn gewartet? Es ist völlig ok, wenn du mal einige Tage keine Antwort bekommst. Auch deine enge Freundin hat vermutlich ein Sozialleben.

Das Kernproblem ist hier denke ich nicht, dass deine Freundin nicht nachfragt, sondern dass du dich gerade einsam fühlst. Aus dieser Einsamkeit konstruierst du eine Erwartungshaltung gegenüber deiner Freundin, die sie aber entsprechend deiner üblichen Persönlichkeit nicht erfüllen kann. Schließlich stehst du nicht gerne im Mittelpunkt, also denkt sie es ist vielleicht das beste, dich in Ruhe zu lassen.

Ich bin recht introvertiert. In der Vergangenheit habe ich schon oft meinem Umfeld mitgeteilt, dass Nachrichten schreiben und soziale Veranstaltungen anstrengend für mich sind. Es ist nur natürlich, dass mein Umfeld daraus schließt, dass sie mich mit Einladungen und Nachrichten nicht belasten wollen. Entsprechend bin ich aber natürlich dann auch oft in der Situation wie du gerade. Warum melden die sich nicht mal? Man hätte doch zumindest mal fragen können ob ich mit kommen will? Nie geht es um mich!

Hinzukommt, dass ich nicht viele Freunde habe, und entsprechend von diesen Freunden relativ viel Zeit beanspruchen möchte. Da meine Freunde aber nicht so introvertiert sind wie ich, haben sie ein viel lebendigeres Sozialleben als ich. Es kann daher gar nicht funktionieren, dass ich von ihnen so viel Zeit zurück bekommen kann, wie ich ihnen widme.

Also ja, du reagierst gerade vermutlich über. Es ist aber natürlich schwer, dass jetzt an diesem einen Post festzumachen. Aber vielleicht nimmst du von meinem Post ein paar Denkanstöße mit

Willkommen im Forum und gute Besserung!

A


Situationen mit klarem Kopf sehen

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Alles richtig gemacht. Ist es wirklich deine Freundin oder nur, wenn es um sie geht? Die Frage würde ich mir ernsthaft stellen. Hatte auch mal eine sogenannte beste Freundin, aber wenn es nicht um sie gegangen ist, hat sie kaum oder wenig Interesse gezeigt. Deshalb hab ich die Freundschaft nach mehrmaligen Gesprächen beendet und war total erleichtert. Dann bin ich lieber aus richtigen Gründen allein, statt aus falschen eine Freundschaft aufrecht zu erhalten, die mir nicht gut tut.
Natürlich kann ich nur aus deinem Geschriebenen lesen und aus meiner Erfahrung schildern. Ob es ihr selbst nicht gut geht oder ob andere Probleme eine Rolle bei ihr spielen, geht nicht aus deinen Beitrag hervor. Hast du denn darüber schon mal mit ihr gesprochen? Wenn es eine gute Freundin ist, hört sie dir zu und zeigt Interesse an deinen Belangen, nicht nur umgekehrt.

@colitis9439 Hallo
Darüber habe ich natürlich auch schon nachgedacht und das stimmt auch. Menschen in meinem Umfeld haben mir schon oft gesagt, dass sie Rücksicht nehmen und das schätze ich eher als das es mich nervt.
Also damit hast du an sich aufjedenfall recht!
Ich finde nur das es in dieser Situation etwas anderes ist.
Zu deiner Frage, wie lange ich gewartet habe, ich habe ihr auf die Frage "Wie gehts dir?" geantwortet und da kam von ihr etwas als Antwort, was absolut nichts mit mir oder mit dem was ich gesagt habe zu tun hatte.
Nur weil es mir schlecht geht, darf es trotzdem um sie gehen.
Aber es fehlt mir das auf mein Anliegen keine Antwort kommt, geht es aber einen Tag später um etwas anderes oder sie, dann kommt etwas zurück.
Ich bin auch auf sie zugegangen, wie oben beschrieben, aber leider kam auch da nur wieder was über sie selbst. Und das ist das was mir wehtut.
Danke für deine Antwort und deine ehrliche Meinung!

@-IchBins- Hallo
Erst mal stark von dir, dass du das durchgezogen hast. Viele Menschen bleiben lieber bei den falschen Freunden, als alleine zu sein.
Genau das ist mein Problem, es ist bei ihr ein ziemliches hin und her. Sie hat zwei Phasen, einmal sehr zuvorkommend und dann wieder das genaue Gegenteil.
Das verunsichert extrem. Ich weiß nie richtig woran ich bin. Habe das auch schon des öfteren angesprochen, dann kam immer die Einsicht, aber im nächsten Moment wieder das gleiche von vorne.
Wir haben die Tage auch drüber gesprochen wie es ihr geht, aber eine kurze Antwort auf meine Nachricht hätte mich trotzdem sehr gefreut.

Zitat von Mvferreira:
Das verunsichert extrem.

Ich würde mit ihr sprechen, dein Empfinden mitteilen, wenn es wirklich eine gute Freundin ist, versteht sie das und schüttet vielleicht auch ihr Herz aus, weil sie dir vielleicht auch schon immer mal was sagen will, aber nicht weiß wie. Das kann man nur erfahren, wenn man sich zusammen hin setzt und jeder sagt, was ihn bedrückt.
Vielleicht könntest du ihr das auch in einem Brief mitteilen, da findet man oft bessere Worte (also bei mir ist das so) und kann genau überlegen, wie man was am besten schreiben möchte, so dass es den anderen nicht verletzt.

Ich hatte damals drei Gespräche mit meiner besten Freundin geführt ohne Erfolg, dann hab ich es gelassen. Dadurch, dass ich mich schon immer gut allein beschäftigen kann, habe ich kein Problem, allein zu sein.
Jetzt gibt es halt nur noch meinen Partner, meine Eltern, eine ältere Bekannte und eine in meinem Alter, das reicht mir. Für mich zählt auch eher die Qualität, nicht die Quantität, das am Rande
Meine damalige Therapeutin sagte einmal zu mir, dass ich einen großen Vorteil habe, nämlich den, allein sein zu können und das mit gutem Gewissen. Wenn es mal zur Einsamkeit kommen sollte, wäre das etwas anderes, aber darüber muss ich mir jetzt keine Gedanken machen.





Dr. Reinhard Pichler
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