Hi Dirk,
mag ja sein, dass die Wirkung erst nach 2 Wochen anschlägt oder so. Das habe ich nicht bestritten. Aber bei mir wird es nicht mehr soweit kommen, da ich ÜBERHAUPT keine AD mehr einnehme. Damit erübrigt sich auch letztere Frage. Du wirst zustimmen können, das AD nur Krücken in der Depr.-behandlung sind. Sie nehmen Dir, durch Beeinflussung des Gleichgewichts der Neurotransmitter, das subjektive Angst- bzw. Depressionsgefühl. Aber kann das eine Entspannungs-bzw. Psychotherapie nicht auch? Ich jedenfalls checke es gerade aus, und es bisher sieht nicht soo schlecht aus.
Ich kann Dir, falls von allgemeinem Interesse, eine ganze Liste von Links, Forenbeiträgen und Ärzte-Statements über Paroxition bzw. Fluoxitin zukommen lassen, die meine AD-Probleme keinesfalls als Einzelfall erscheinen lassen. Vielmehr ist die Abbruchrate bei den "neueren" AD bei etwa 35%, und nicht wenige gesicherte Fälle von Seratoninintoxikationen, Myokardinfarkten und neurologischen Folgeerkrankungen sind dokumentiert. Die alten, 3-zykl. AD,
wären bei mir übrigens zu keiner Zeit in den Tüte (oder besser in den Mund)
gekommen.
Also, nicht dass ich hiermit irgendwas beweisen will. Ich habe weder Aktien am Serotonin noch an der konventionellen Psychotherapie. Ich suche einfach bloß, und das möglichst wissenschaftlich fundiert, nach einem Mittel welches mir hilft. Und natürlich freue ich mich, wenn es bei Dir nebenwirkungsfrei geholfen hat. Dann hast Du ja im Prinzip Dein Ziel erreicht, und könntest Dich süffisant zurücklehnen. Das kann ich leider noch nicht. Allerdings empfinde ich meine Beschwerden (Angstattacken usw.) nicht als so einschränkend in der Lebensqualität, dass ich dafür bzw. dagegen ALLES nehmen würde.
Zur Medikamenten-Testzeit kann man geteilter Meinung sein. Testzeiten von 20 oder 30 Jahren gibt es sehr häufig, z.B. kennt und testet man das gute, alte Aspirin (Acetylsalicylsäure) schon seit 1897, also mehr als 100 Jahren. Der Vergleich mit Seroxat passt ganz gut, da es in seiner Wirkung auch ein Hemmer von hormonähnlichen Botenstoffen (Prostaglandide) ist. Die lange Testzeit muß aber in der Tat nix heißen, da man z.B. erst 1971, also 74(!) Jahre später, dessen blutverdünnende Wirkung entdeckte. Und, dass Ar. manchmal die Magenwände perforiert bzw. Mikroblutungen induzieren kann, wußte man "schon" 50 Jahre später. Das schlimme bei Medikamenten ist, dass JEDE Verschreibung im Prinzip ein Test ist. Und gerade bei Psychopharmaka sei mir, aufgrund der noch weitgehend unerforschten Struktur des Gehirns, eine gesunde Skepsis erlaubt.
Nicht zuletzt ist es ja leider so, dass die psychotherapeutsichen Praxen gnadenlos überfüllt sind. Da sagt sich der Psychologe / Neurologe / Psychater: "Lieber eine schnelle Pille verschrieben als wochenlange Gesprächstherapie". Nicht immer, aber wohl immer öfter. Psychosomatische Kureinrichtungen, welche sich ein wenig mehr Zeit für ihre Patienten nehmen (müssen), setzen AD beispielsweise bei Zugang kategorisch ab.
So, mein Beitrag mag kontrovers klingen, aber es ist nicht persönlich gemeint. Wir können uns ja im Prinzip darüber freuen, wenn wir noch in der Lage sind, über unsere Situation zu schreiben bzw. zu diskutieren. Viele können dies nicht mehr und haben sich mit ihrem "Elend" abgefunden. Genau das gilt es zu verhindern.
In diesem Sinne schöne Grüße
Watson