Hallo csp und najona,
das ganze ist nur eine Frage des subjektiven Empfindens. Ich nehme Seroxat jetzt seit 2 Tagen und habe soviele Nebenwirkungen, dass ich umkommen würde, wenn ich nicht wüßte, dass solche Wirkstoffe bei mir immer so stark wirken. Neben der Übelkeit, ein paar motorischen Störungen und einer Menge unsinniger Gedanken geht's mir im Vegleich zu vorher gut. Und Abhängigkeit hin oder her, wenn man sich nicht mehr aushält, dann muss man sich davor beschützen, dass das Ganze schlimmer wird.
Paroxetin macht nicht körperlich abhängig, genauso wenig wie Canabis oder Nikotin. Und trotzdem, wenn Ihr eines dieser beiden Mittel in großen Mengen über lange Zeit konsumiert und Ihr dann plötzlich absetzt, dann geht's Euch auch nicht besser, wie wenn Ihr Seroxat absetzt; nur mit dem Unterschied, dass der eine oder andere sich noch bewußter darüber ist, das dieses Präparat in den Hirnstoffwechsel eingreift und das löst eben unter Umständen eine weitere Angst aus.
Ich denke, csp, Du solltest Dich fragen, warum das Thema Sucht und Abhängigkeit Dir persönlich so wichtig ist, und Du solltest versuchen nachzuvollziehen, dass es Menschen gibt, die diese spezielle Thematik nicht haben. Solche Menschen erleben das Medikament evtl. ganz anders.
Ich persönlich glaube, das all das, was die Leute über Sexorat und seine Wirkung schreiben ganz viel mit der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Erkrankung und den eigenen Ängsten zu tun hat. Sicher, Potenzstörungen, Kribbeln, nächtliche Unruhe, das sind rein physiologisch bedingte Nebenwirkungen, die genauso lange anhalten, bis der Stoffwechsel in ein neues Gleichgewicht gefunden hat. Aber da werden auch sehr viele andere Empfindungen wahrgenommen, die einen haben's, die anderen nicht. Genauso differenziert muß man das Ganze beim Absetzen des Mediakmentes betrachten. Nur muss man hier verstehen, dass das plötzlöiche Absetzen einem aggressiven Akt gleicht. Man nimmt dem Stoffwechsel eine Komponente, die er für sein Gleichgewicht benötigt, auf das er sich eingestellt hat. Wer einmal Hormone genommen hat (Wehenhemmer, Beta-Blocker, Schilddrüsenhormone) der kennt all diese Probleme mit dem plötzlichen Absetzen ebenso.
Also, geht nicht in die Angst vor dem Medikament. Es soll Euch helfen, zur Ruhe zu kommen, Kraft zu schöpfen, um neue Entscheidungen treffen zu können, mehr bei Euch selbst sein zu können. Das hat am Anfang und beim Loslösen einen kleinen Preis, einen sehr viel kleineren, wie wenn Ihr in der Angst, die Ihr vorher hattet, umgekommen wärt.
Ich wünsche Euch gute Besserung ob mit oder ohne Seroxat. Seroxat ist nicht der neue Guru, der Euch heilt. Es ist eine Hilfe, wieder Vertrauen zu Euch selbst zu gewinnen.
So denn, Rudi.
19.04.2002 09:44 •
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