ich schreibe hier als besorgte Freundin. Ich selbst bin 39 Jahre alt und habe eine PTBS erfolgreich hinter mich gebracht und habe einen guten Stand im Leben gefunden. Verheiratet, Kinder, beruflich leite ich die Sozialarbeit an einer großen Schule.
Meine Freundin arbeitet an der selben Stelle, als Lehrerin im BVJ. Wir sind im selben Alter.
Mir fällt es etwas schwer, alles zu bündeln.
Ich mache mir Sorgen, sie lebt immer noch bei ihren Eltern, traut sich nicht auszuziehen, traut sich nicht mit ihrem Freund Schluss zu machen, hat auch seit über einem Jahr keine intime Beziehung mehr zu ihm. Angeblich hängt er aber an ihr. Auch er beendet die Beziehung nicht. Sie sagt, dass sie sich sorgt, was Freunde und Bekannte sagen. Auch die Eltern wissen nichts davon.
Bei der Arbeit ist sie vor allem darauf aus, mit niemand privat zu werden, um das zu erreichen schwindelt sie auch und widerspricht sich dabei. Dabei geht es um Small Talk, zb. das Urlaubsziel. Private Fragen werden nicht oder ausweichend beantwortet.
Auch kann sie nur schwer eine eigene Meinung entwickeln, geschweige denn im Team äußern. Dies vor allem in Teamkonstellationen. Häufig zeigen sich dann rote Flecken im Gesicht. Im Einzelgespräch errötet sie nicht, entschuldigt sich aber sicher 100 Mal am Tag, wenn sie eine Meinung äußern möchte, nimmt sie zurück, bzw. sagt: ich weiß nicht. Ganz schlimm sind Präsentationen und Vorträge. Dazu kommt noch eine leichte Adipositas.
Die anderen Kollegen lästern, halten sie für unfähig und bezeichnen sie als dumm und umständlich.
Ich mag sie sehr sehr gerne. Sie ist ein lieber Mensch, aber bei der Arbeit macht sie mich wahnsinnig.
In den letzten Wochen ging es ihr zunehmend schlechter. Der Grund waren die og Probleme. Dies hat sie allerdings erst nach WOCHEN erzählt. Zur Info: Wir waren schon mehrfach gemeinsam verreist.
Die Probleme, die sie sieht, sind im familiären Bereich. Dass sie sich nicht traut, die Beziehung zu beenden und dass ihr ihr Freund so leid täte und sie zu lieb sei. Daraufhin sagte ich, darf ich die gezielt provozieren? Dann habe ich ihr gesagt, dass sie nicht lieb sei, sondern keinen Ar. in der Hose habe.
Danach hat sich angefangen zu weinen und mir anvertraut, dass sie schon immer so sensibel, schüchtern, höflich sei und grundsätzlich keinem vertrauen würde. Der Selbstwert fehlt so völlig!
Der Vorschlag eine Therapie zu beginnen wurde zwar angenommen, aber sie sei nicht völlig daneben. Das habe ich auch nie gesagt, noch nicht einmal gedacht. Man kann keinen zwingen, es zu machen, aber ich weiß gar nicht, wie das bei der Arbeit weiter gehen kann, wenn es so bleibt, wie es ist. Sie meint, sie wäre eben eine empfindliche, unsichere Persönlichkeit. Aber ich habe den Eindruck, es ist mir als das.
Ich bin mir relativ sicher, dass es in Richtung selbstunsichere Persönlichkeitsstörung geht.
Ich weiß aber nicht, wie ich ihr spiegeln kann, dass eine Therapie keine Schande ist und hilft. Ich hatte auch eine! Ich meine, ich habe ihr das zwar so gesagt, aber ich spüre einerseits Interesse und aber auch den Widerstand.
Ich hoffe, das liest sich jetzt nicht unfair. Ich mag sie, ich möchte, dass sie glücklich ist und mir in der Arbeit erhalten bleibt und das Lästern aufhört.
Ach ja, ich zwinge ihr kein Gespräch auf, sie sucht die Hilfe bei mir und ein heilsames Gespräch ist auch ok. Aber die Therapie MUSS jemand anderes machen.
Grüße von der Fränzy
15.09.2016 16:48 • • 06.10.2016 #1