mir ist heute etwas passiert und ich möchte das einfach mal in einem geschützten Raum loswerden. Es mag sich banal anhören, aber da ich andauernd an mir selbst zweifle, brauche ich objektive Bewerter für meine Situation heute.
Ich habe seit ich denken habe mit Depressionen zu kämpfen - schon in der frühen Jugend, wie ich nach langer Reflexion feststellen muss. Eine Therapie habe ich bereits hinter mir und jetzt muss ich lernen, damit umzugehen. Besondere Schwierigkeiten habe ich bei dem Thema Selbstbehauptungen, weil ich schon immer mit Grenzüberschreitungen fertig werden muss und mir die Skills zur erfolgreichen Selbstbehauptung nicht wirklich während der Kindheit beigebracht wurden. Dies hat zur Folge, dass ich Grenzüberschreitungen entweder innerlich relativiere (indem ich mir Überempfindlichkeit bzw. Hysterie vorwerfe) oder während dessen einfriere und dadurch handlungsunfähig werde.
Heute ist etwas passiert, das ich als extrem grenzüberschreitend empfand, sodass ich mich gewehrt habe. Jetzt zweifle ich an meiner Wahrnehmung und habe Angst davor, von anderen als verrückt abgestempelt zu werden:
Ich bin heute für Einkäufe zum Supermarkt gegangen und stand gefühlt ewig an der Kasse an. Kurz bevor ich an der Reihe sein sollte, stellt sich plötzlich so ein Typ (war nicht Teil der Schlange, sondern wollte sich einfach vordrängeln) vor mich und will Zig. kaufen. Angeblich sei der Automat im Eingangsbereich kaputt, weshalb der Kassierer im schnell die gewünschten Zig. geben und abrechnen solle. Wie gesagt stand ich eine Weile an und hinter mir war eine Riesenschlange, weil der Supermarkt voll war. Ich fand das Verhalten dermaßen unverschämt, denn - abgesehen davon, dass ich noch meinen Bus kriegen wollte und die Zeit knapp war - fand ich, dass er auch einfach kurz hätte fragen können (aber nein, er drängelt sich vor als wäre es selbstverständlich).
Daraufhin meinte ich einfach nur mit fester: Wer etwas an der Kasse kaufen möchte, muss sich wie alle anderen anstellen. Während dessen habe ich dem Kassierer durch eine Geste zu verstehen gegeben, dass er meine Ware bitte einscannen solle. Der Kassierer fing an und hielt inne als der Typ mit einem weiteren Mitarbeiter des Ladens kam, der erklärte, er solle die Zig. bitte rausgeben und abrechnen. Als dieser andere Mitarbeiter seinen Kollegen an der Kasse fragte, warum er die Zig. nicht einfach abgerechnet habe, meinte der Typ einfach der hat gar nix gesagt, die Frau da wollte einfach nicht. Daraufhin wollte der Kassierer ernsthaft den Scanvorgang für meine Waren abbrechen, woraufhin ich meinte: Was soll das? Ich bin dran und Sie haben schon angefangen. Erst nach diesem Einwand forderte der Kassierer seinen Kollegen dazu auf, sich zu einer anderen Kasse zu begeben, um die Zig. abzurechnen. Bis dahin alles schön gut.
Was aber danach passierte, war aus meiner Perspektive überaus merkwürdig, wenn nicht sogar schäbig. Als ich außerhalb des Marktes (Haltestelle) in den Bus einsteigen wollte, spürte ich auf einmal wie mich jemand heftig von der Seite anrempelte. Es war der Typ, der sich kurz zuvor noch vordrängeln wollte. Ich meinte danach zu ihm, dass das wohl kein Zufall, sondern wohl Absicht gewesen sei und er es wohl kaum ertragen könne, wenn eine Frau ihm Paroli bieten würde. Er tat so als würde er kein Deutsch verstehen, woraufhin ich meinte, dass er sich absichtlich dummstellen würde (aus meiner Perspektive war es eine reine Retourkutsche).
Ich habe mich danach im Bus hingesetzt, der ebenfalls voll war. Er ist ebenfalls eingestiegen, befand sich aber zunächst im vorderen Teil des Busses, während ich in der Mitte einen Platz gefunden hatte. Plötzlich drängelt er sich durch die Menschenmasse und stellt sich in mein Blickfeld und fängt an mich während der Fahrt auf bedrohliche Art und Weise anzufunkeln. Daraufhin habe ich so laut es ging gesagt, dass ich keine Angst vor ihm hätte und er ruhig weitermachen solle, nachdem er sich schon im Supermarkt daneben benommen habe und mich sodann auch noch vor dem Bus absichtlich anrempelt. Die Lautstärke hat im Endeffekt dazu geführt, dass er zunächst woanders hinging und sodann zwei Stationen später ausstieg.
Als ich Zuhause ankam, war ich zunächst stolz darauf, dass ich mir das nicht habe gefallen lassen. Aber jetzt machen sich extreme Selbstzweifel breit. Habe ich überreagiert? Vielleicht hätte ich etwas gelassener sein sollen? War es bekloppt, ihm eine Retourkutsche zu unterstellen oder gar auf den Scanvorgang an der Kasse zu bestehen? Bin mir nicht mehr sicher.
07.02.2024 20:03 • • 12.02.2024 x 2 #1