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Guten Tag,
mich beschäftigt schon seit Jahren die Frage, wie ich(41) je wieder andere Menschen kennenlernen und Interesse an ihnen entwickeln soll, wo mein eigenes Leben doch durch diese sozialen Ängste so sehr geprägt und ruiniert worden ist, so dass es nicht wirklich vorzeigbar ist ohne bei anderen zu Unverständnis oder sogar Ablehnung zu führen?

Meine sozialen Ängste sind im allgemeinen schon deutlich zurück gegangen, so dass ich inzwischen wieder mit Menschen sprechen und auch den Kontakt mit ihnen als angenehm empfinden kann. Diese Kontakte bleiben aber immer nur oberflächlich, weil ich sehr darauf achte, dass niemand tiefer gehendes Interesse an mir und damit an meinem Leben zeigen kann. Viel zu viele ängstliche, depressive und einsame Jahre, zu viel Alleinsein, extrem lange Arbeitslosigkeit, Harz 4, Armut, extrem lange bestehende soziale Isolation, keine Freunde, nie eine Beziehung, keine Bekannten, kaum Interessen( die zudem nur aufs Alleinsein ausgerichtet sind) usw. gestalten mein Leben sehr langweilig und bescheiden, eben das Leben eines Angst bedingten Versagers - Versager, weil ich weiß, dass andere genau dies über mich denken, was ich aber durchaus zu akzeptieren gelernt habe, aber diese Angst vor Ablehnung ist durchaus begründet und eben nicht irrational.
Jedenfalls ist es extrem entmutigend mit so einem Lebenshintergrund zu versuchen Menschen kennenlernen zu wollen und Interesse an ihnen zu entwickeln, so dass die typischen Ratschläge Verein, VHS-Kurs usw. somit gar nicht weiterhelfen.
Die Option erst einmal andere Betroffene zu treffen und kennenzulernen habe ich zudem auch schon probiert, aber auch wenn dies ein wenig hilft, so wäre dies ja auch keine Lösung für dieses Problem. Außerdem habe ich gegenüber anderen Betroffenen andere Hemmungen, und in meinem Umfeld gibt es scheinbar kaum Betroffene.
Manchmal denke ich sogar, dass ich selbst völlig ohne diese sozialen Ängste inzwischen kaum noch Chancen hätte ganz normal Menschen kennenzulernen, was aber wohl eher nur Ausdruck meiner diesbezüglichen Entmutigung ist.
Ich selbst habe mein Leben durchaus inzwischen akzeptiert und schäme mich nicht wirklich dafür, weil ich mir selbst keine Schuld an meiner Angststörung gebe und mir daher auch keine Selbstvorwürfe mache - es ist eben, wie es ist. Ich bin sogar in der Lage falls nötig ganz offen darüber zu sprechen, wodurch ich schon so meine Erfahrungen mit den Reaktionen von anderen Menschen gemacht habe. Zudem weiß ich, dass Nichtbetroffene diese Art von Ängsten kaum bis gar nicht verstehen oder nachvollziehen können, so dass es nur selten Sinn macht dies jemanden zu erklären. Ich möchte zudem auch nicht ständig darüber sprechen müssen, auch weil ich weiß, dass die meisten Menschen eher nichts mit Menschen mit Problemen zu tun haben wollen. Auch sind solche Themen zumindest am Anfang eher nicht dafür geeignet, um andere Menschen kennen zu lernen. Zudem möchte ich mich nicht ständig erklären müssen und mich auf so eine Störung reduzieren lassen.

So ein von sozialen Ängsten geprägtes und ruiniertes Leben ist leider eine Mühlstein schwere Last, die selbst dann noch zu schwer wiegt, wenn die eigentlichen Angstprobleme in alltäglichen realen Situationen eigentlich kaum noch vorhanden sind, so dass eigentlich sehr viel mehr an sozialen Kontakten möglich wäre.

Vielleicht gibt es hier ja Betroffene, die dies nachvollziehen können, weil deren Leben von ihren sozialen Ängste auch sehr ruiniert worden ist, und die dann trotz allem wieder einen Weg gefunden haben Menschen kennen zu lernen.
Würde mich über Antworten freuen

10.06.2014 13:08 • 20.07.2014 #1


4 Antworten ↓


Hallo Dädalus,

ich verstehe schon was Du meinst, mir geht es ähnlich. Ich kann mich durch die Vergangenheit auch nicht so gut auf neue Menschen einlassen. Ich mache immer wieder die Erfahrung das die Leute deren Leben rund gelaufen ist sehr viel weiter gekommen sind als ich.

Zudem ist es leider so das viele Menschen die in einer ähnlichen Situation leben wie ich, nicht bereit, in der Lage sind oder wie auch immer, an Ihrer Situation etwas zu verbessern. Es ist oft so das sie sich ihrem Leben ergeben haben und mir da einfach der Gesprächsstoff fehlt. Ich habe keine Lust darauf mir anzuhören wie kacke die vom Jobcenter sind, ( denn die machen auch nur ihren Job), oder wie doof alles anderen Leute sind, denn ich finde jeder soll doch erst einmal bei sich kehren.


An manchen Tagen betrübt mich das alles sehr, denn ich denke mensch, jetzt nach vielen Jahren geht es dir psychisch endlich einigermaßen gut. Jetzt sitzt Du vor den Scherben deines Lebens, und nu ?


Jetzt muss ich dazu sagen, es ist nicht so das ich gar keine Freunde hätte, ich bin aber sehr gesellig und würde gerne unbefangener auf die Leute zugehen.

Ich denke es gibt immer auch Leute die Dich genauso nehmen wie Du bist, denen das was Du zu geben hast so wertvoll ist, das sie gut damit umgehen können was Du nicht hast oder bist.

Freundschaften die bei mir entstanden sind, kamen meist durch die Aktivität der Gegenseite zu stande.

Ich konnte mich auch nie so ganz vergraben, musste mich immer auch wenn es sehr schwer viel mit Menschen regelmäßig befassen. Alleine schon wegen der Kinder.

Ich kann Dir kein Patentrezept geben, aber wenn Du es schaffst, dann versuche unter die Menschen zu gehen. Mache Dich nicht fest an Deinen Unzulänglichkeiten, auch Du wirst etwas haben was dem einen oder anderen gefällt und der dann nicht danach fragt was Du hast und warum Du gescheitert bist.

LG

A


Ruiniertes Leben, wie je wieder Menschen kennenlernen?

x 3


Was suchst du denn? Freunde? Eine Freundin? Eine Frau?
Du hast doch sicher irgendwelche Interessen, irgendetwas was dich lächeln lässt, oder was dich früher lächeln ließ, was du vergraben hast, unter dem ganzen Haufen von Sorgen und Ängsten?

Ich weiß nicht wie oft ich schon vor diesem Scherbenhaufen stand, den du jetzt beschreibst und es wird tatsächlich von Mal zu Mal schwerer ihn sich anzusehen und nicht abgewidert abzuwenden und zu sagen Gut. Das wars. Ich resigniere.. Aber allein der Fakt, dass du hier schreibst, zeigt doch dass du die Hoffnung noch nicht aufgegeben hast, die Scherben mal wieder aufzukehren und dir nen neuen Spiegel zuzulegen.

Ja, die Vergangenheit gehört zu unserem Lebensraum, aber nur, solange sie uns beeinflusst. Wir können uns auch von unserer Vergangenheit lossagen, uns den Startpunkt ins jetzt setzen. Du kannst auch mit 41 (Ich wusst übrigens nich' dass man mit 41 schon zu alt für irgendetwas is' ) nochmal neustarten, du kannst auch hier neue Interessen finden, von denen du nie geglaubt hast, dass sie zu dir passen könnten. Neugier und so. Versuch sie zu reaktiveren. Kennst du den Aha-Effekt? Das Gefühl etwas auf einmal gecheckt zu haben? Wann hattest du das zuletzt? Und das 'mal davor? Wie bist du dazu gekommen?
Ich hoff jedenfalls, dass du was findest und wünsche dir alles Gute.

LG!

Ach, Scheitern ist doch relativ. Wer eine soziale Phobie besiegt hat (oder einen Waffenstillstand ausgehandelt hat ), ist meiner Meinung ein Held des Lebens. Wie viele Menschen müssen denn schon solche Kämpfe führen? Allein immer noch zu leben ist ein Sieg. Man muss sich doch nicht mit Menschen vergleichen, die (auch psychologisch) mit nem Silberlöffel im Mund geboren wurden. Sei stolz auf das, was DU in Deiner Lebenssituation erreicht hast. Ich bin mir sicher, dass es da Dinge gibt, und wenn es Erkentnisse sind.
Ich verstehe auch nicht, wie man sich die Hartz4-Hetze der Boulevard-Medien so an die Nieren gehen lassen kann. Das ist nichts wofür du dich schämen musst, das ist dein RECHT.
Trotzdem kann ein bisschen Arbeit manchmal ganz nett sein. Könntest du dir nicht einen Nebenjob suchen, je nach deinen Möglichkeiten? Dafür muss man nämlich nicht studiert haben. So kommst du unter Leute, hast ein bisschen mehr Geld zur Verfügung und es macht stolz etwas nach deinen Möglichkeiten geleistet zu haben.
Wenn die Angst in alltäglichen Situationen nicht mehr so schlimm ist, bist du doch schon dabei, die Scherben wieder zusammen zu kleben. Also, Kopf hoch und weiter machen!

Ist schon was her, saß du hier schriebst, aber wollte mal einen Gruß dalassen von einem Stargate Fan

Hab gerade gesehen das er gelöscht ist...





Dr. Reinhard Pichler
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