Hallo liebe Forumsteilnehmer,
vor kurzem bin ich über eine Suchmaschine auf dieses Forum und diesen Thread gestoßen. Der letzte Beitrag ist zwar schon Jahre her, aber irgendwie bin ich ja auch relativ einfach auf diesen Thread gestoßen und somit können das andere auch, weshalb ich für andere Leidgenossen ein paar Tips geben möchte. Tips, die sich bei mir bewährt haben.
In allen vorherigen Beiträgen habe ich mich komplett wiedergefunden! Jeder Beitrag enthält etwas, das auch auf mich zugeschnitten ist. Meine persönliche Story möchte ich deshalb nur noch Stellenweise ausführen.
Ich leide auch an z.T. starker Vortragsangst. Referate, allgemeine Vorträge oder die weiter oben bereits erwähnten Vorstellungsrunden (Wer hat diese denn nur erfunden?!). Auch mir klopft das Herz bis zum Hals, meine Hände zittern, mein Mund wird trocken. Einmal war ich sogar der Bewusstlosigkeit nahe, bei einem Gemeinschaftsreferat vor 10 Leuten...
Wie gehe ich diese Angst, dieses Problem an?
Zunächst einmal habe ich mir schon öfters den Kopf darüber zerbrochen, woran das liegt.
- Lacht mich jemand aus, wenn etwas nicht so toll klappt? Nein!
- Was soll eigentlich negatives passieren, wenn ich etwas vortrage? Nichts!
- Wieso bin ich genauso nervös, wenn ich nur vor einer Gruppe etwas vorlesen muss? Keine Erklärung dafür!
Ich denke es ist zum einen die Angst zu versagen, sich zu blamieren, auch wenn man selbst nicht erklären kann, wieso das so sein sollte. Weiterhin könnte es sein, dass man alles perfekt machen will und sich deshalb zu sehr unter Druck setzt. Mit Sicherheit gibt es viele weitere offene Fragen dazu.
Ein aktuelles Beispiel:
Mein bester Kumpel heiratet morgen und ich bin Trauzeuge. Vor Wochen kam dann der Horroranruf: hey, ich fände es cool, wenn du die Fürbitten in der Kirche vorlesen könntest mit der Trauzeugin, das würde uns total freuen.
Schock! ÄÄh ja, mal sehen oder ja, ich äh, denke schon, so...
Das ich mich nicht gefreut habe, zu einem schönen Teil für die beiden beizutragen, ist klar, obwohl es ja so sein sollte. Deshalb, um nochmal zu den anderen Beiträgen zu kommen, kann ich das so gut nachvollziehen!
Erster Gedanke nach dem Telefonat: Wie komme ich da raus? Mache ich krank? Habe ich am Abend zuvor einen doofen Unfall und habe große Schmerzen? Oder muss ich am Samstag vielleicht doch arbeiten, weil ich am Montag eine wichtige Projektarbeit abliefern muss?
Nach etwa einer Woche habe ich mich dann dazu entschieden das einfach zu machen, auch wenn ich weiß, das es schwer werden wird. Einerseits schockt mich der Gedanke, vor etwa 100 Leuten 5 Sätze vorzulesen, andererseits könnte ich mir auch gehörig auf die Schulter klopfen, wenn ich das geschafft habe und dieses Ziel hat im Augenblick wirklich Priorität für mich.
Nun zu meinen Vorschlägen, die aber nicht (!) auf jeden zutreffen müssen. Ich fahre damit zumindest etwas besser, auch wenn sich das Problem noch nicht in Luft aufgelöst hat.
Nachdem ich keine Erklärung mehr für diese krasse Angst hatte, habe ich mich an einen Hypnotiseur gewandt, allerdings brauchte es zwei Anläufe, da es unter diesen auch regelrechte Scharlatane gibt. Wenn ihr euch also für so etwas entscheidet, schaut im Internet nach wer das ist, wie bekannt er ist und evtl. auch wie seine Rezensionen sind! Einige bringen Bücher über ihre Arbeit heraus. Eine Stunde bei einem guten Hypnotiseur kann zwischen 50 und 100 Euro kosten, die ihr wahrscheinlich auch selbst zahlen müsst. Den krassen Durchbruch gab es bei mir nicht, aber ich weiß nun, wie ich mich auf Vorträge vorbereiten kann! Das was der Hypnotiseur macht, kann im Grunde jeder selbst machen (Meine persönliche Meinung), jedoch ist es wichtig zu wissen wie genau man die Sache angeht und wie es dann weiter geht! Diese professionelle Anleitung sollte schon sein und kann auf jeden etwas anders zugeschnitten sein!
Eine Trancehypnose, bei der man quasi einschläft und top fit wieder aufwacht hatte ich nicht und vielleicht gibt es sowas auch nur selten. Die angeleitete Hypnose ist im Grunde nichts mehr als eine Art Tagträumerei. Jeder kennt das. Man sitzt irgendwo und auf einmal hat man einen Film vor Augen, der einfach abläuft. Oft ist es ein Film, den man sich gerade selbst zusammen spinnt. Das ist schon Hypnose! Und wenn man diesen Film etwas selbst leitet und sich gewisse Situationen vorstellt und diese dann als Film ablaufen lassen kann, dann ist man bei der Selbsthypnose! Es Bedarf an etwas Übung, aber jeder ist im Stande die Augen zu schließen und sich z.B vorzustellen, dass er an einem Flussufer entlang läuft, das ganze dann im Kopf zu einer Art Tagtraum wird, nur mit geschlossenen Augen.
So, und was soll man sich jetzt vorstellen?
Weiter oben kam der Vorschlag sich vorzustellen, dass das Referat o.ä. einfach schön wird. Je nach Person mag das klappen, bei mir aber nicht und ich möchte auch erklären wieso nicht. Der Körper empfindet starke Angst bei einem Vortrag, mein Hypnotiseur sprach sogar von annährender Todesangst. Wenn ich mir nun vorstelle, dass der Vortrag morgen super klasse wird und alle jubeln, ich dann aber vor der Menge stehe und merke wie es eigentlich ist.... nämlich wieder meine Todesangst, dann bringt mir dieser Gedanke gar nichts!
Im Gegenteil, ich stelle mir vor, wie ich in meinem Vortrag zittern werde, wie ich Angst haben werde, vielleicht sogar kurz vor dem Zusammenklappen bin und kaum einen Ton herausbekomme! Wieso mache ich das? Weil mein Körper sich dann an meine Selbsthypnose, die auf das Unterbewusstsein wirkt, erinnert und sich sagt: Diese Angst kenne ich bereits, ist nicht mehr so schlimm.
Was habe ich mir also wegen morgen konkret vorgestellt?
- Das die Kirche groß ist und jeder Rang gefüllt ist
- Das ich vor einer gefüllten Kirche vor dem Altar stehen werde und mich alle anschauen
- Das ich den Zettel in die Hand nehme und vor Aufregung der ganze Körper zittert
- Das ich keinen Ton herausbekomme usw.
Erste Aufmunterung heute: Erste Probe mit dem Brautpaar in der Kirche (Nur wir 4 mit Pfarrer). Ich kam in die Kirche hinein und sehe, dass diese nur halb so groß ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Weiterhin, dass wahrscheinlich nur jeweils 4 Reihen besetzt sein werden und nicht die ganze Kirche. Da ist mir schon mal ein großer Stein vom Herzen gefallen und das wegen der Selbsthypnose!
Anderes Beispiel: Vorstellung bei einem Arbeitgeber. Ich wusste das maximal 10 Bewerber kommen werden und sich alle erstmal kurz vorstellen werden bevor es in die Einzelgespräche geht.
Meine Vorgehensweise:
- Ich werde am runden Tisch tierisch zittern und kein Ton herausbringen
- Über 10 Leute werden mich ansehen, kaum zu ertragen
- Der Raum wird rießig sein und jeder kann mich genau beobachten
Am Tag der Vorstellung war der Raum dann mini klein, es kamen nur 6 anstatt 10 Bewerber und die Chefs waren super nett! Das war schon die Halbe Miete!
Der Hypnotiseur geht dann noch weiter, nachdem man sich ganz gut in gewisse Situationen hineinversetzen kann, aber das sprengt den Rahmen jetzt.
was mir bei Referaten übrigens immer sehr sehr gut geholfen hat, ist eine top Vorbereitung! Ich gehe mein Referat laut sprechend daheim so oft durch, dass ich es beinahe auswendig weiß. Das gibt mir Sicherheit und oft habe ich hinterher sogar gehört das war echt souverän und gut.
Mein Beitrag wurde jetzt echt lang, aber vielleicht hilft es jemandem!
Die von mir beschriebenen Situationen und Vorgehensweisen treffen auf mich zu! Weiterhin möchte ich andere Dinge nicht als falsch darstellen. Jeder ist anders.
Danke fürs lesen! Vielleicht ergibt sich ja wieder eine Diskussion. Bei Fragen bin ich gerne da!
27.06.2014 20:14 •
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