Hallo Kitty und alle Anderen,
Ich glaube, ich versteh hier einige Zusammenhänge nicht ganz - bzw. kann ich nicht sagen, was das eigentliche Thema ist. Selbst die professionelsten Bühnenkünstler leiden unter Lampenfieber also behaupte ich einfach mal, dass das Reden vor Publikum allgemein und für die meisten Menschen ein sehr unnatürlicher und von daher sehr unangenehmer Zustand ist und auch so empfunden wird...Also von daher, ist keiner von Euch - nach meinem Empfinden - unnormal.
...damit will ich nicht behaupten, dass Ihr alle eigentlich gar kein Problem oder echte Ängste habt, aber wenn ich alle Beiträge angucke, dann ist die Redeangst sich - jedenfalls lese ich das so- in vielen Fällen ein Symptom. Die einen fürchten Blödsinn zu reden, die Anderen sich zu verhaspeln, wieder Andere zu erröten und dann ist da Heinz, der frei von der Leber weg erzählen und reden kann, aber sich vor seiner eigenen Luftnot fürchtet, wenn er einen festgelegten Text vortragen soll.
Ich fand das als Kind und Teenager ganz fürchterlich, weil ich von Hause aus - für ein Mädchen - eine verhältnismäßig tiefe Bauchstimme hatte, die auch des Lehrers Ohr erreichte wenn ich in der hintersten Reihe mit meinen Tischnachbarn flüsterte und somit ungewollte Aufmerksamkeit erregte (also bei mir ist es diese ungewollte Aufmerksamkeit). Vor der Klasse Gedichte aufzusagen, Referate zu halten, an der Tafel Aufgaben lösen zu müssen etc - ich kann mich an Keinen Klassenkameraden, Freund oder Bekannten erinnern, für den das auch nur halbwegs normal oder ok war bzw ist.. Ich kenne einige Professoren, die stundenlang vor Kollegen und Studenten Vorträge halten, aber sich sehr unwohl fühlen, wenn sie beim Bäcker oder im Supermarkt von der Verkäuferin ein persönliches Wort hören.
Bei Bewerbungsgesprächen wo ein Komittee aufgereiht vor einem sitzt - Horror...ich kann so ruhig und relaxed sein wie ich will, meine Beine und Füße sind in Bewebung (Restless Legs Syndrom)...und es passiert ganz oft, dass mir die Leute denen ich was erzählen soll, weil sie mich was gefragt haben, gar nicht zuhören, weil sie auf meine Beine und Füße starren und mich für nervös, völlig überdreht und/oder unkonzentriert halten - aber einfach mal nachfragen ist nicht, da haben die dann wohl Redeangst - das nervt.
Wißt ihr was ich meine? So hat Jeder von uns hier seine ganz individuellen Probleme in genauso individuellen Situationen - die aber ganz oft gar nicht wirklich was mit dem eigentlichen Reden/Sprechen/Erzählen/Vortragen etc zu tun haben, sondern vielleicht damit dass wir den vermeidlichen Zuhörern nicht vertrauen und im schlechtesten Fall uns selbst nicht, oder dass wir glauben, die be/verurteilen uns ...ich glaube es wird erst dann zu einem richtig großen Problem für den Einzelnen, wenn der/diejenige ein Erlebnis oder eine sehr unangenehme Redesituation auf alle anderen überträgt, wenn der/diejenige - anders als Heinz - nicht mehr unterscheidet.
Wie Jemand (wie ich) der richtig doll Angst (Phobie) vor Spinnen (Kontrollverlust, Atemnot, Krampfzustände, Handlungsunfähigkeit) etc hat und diese Angst dann vielleicht sicherheitshalber auf alle Krabbeltierchen ausweitet - was dann natürlich viel schwerer in den Griff zu bekommen ist.
Ich glaube nicht, dass das bewußt passiert, aber ich glaube auch nicht, dass man da mit diversen Medis was gegen tun kann...damit kriegt man ja nur die physischen Symptome abgedämpft...mir hilft es, wenn ich freundlicher zu mir, mit mir selbst bin, wenn ich mich verhasple (weil Kopf schneller als Zunge) find ich das mittlerweile ulkig...wenn mir 100 Sachen gleichzeitig im Kopf schwirren, dann sag ich an, dass ich mich kurz mal sortiere etc etc etc...ich weiß JETZT einfach, dass JEDER in der ein oder anderen Situation Hemmungen und Probleme hat zu sprechen, sich zu äußern bzw. Fragen zu stellen...von daher glaub ich nicht mehr zwangsläufig dass ich negativ beurteilt oder ausgelacht werde...ich projeziere meine eigenen Perfektionsansprüche an mich selbst, nicht mehr zwangsläufig auf Andere und versuche ganz konkret zu unterscheiden wann ich mich warum am unwohlsten fühle/fühlte...und wenn ich rot werde (obwohl ich oft auch, weil sowieso schon bleich, ins bläuliche erblasse), dann merke ich das auch und natürlich ist es unangenehm...aber dann, solange es nicht völlig daneben wär - mach ich eben selbst ein Spruch wie ok, jetzt strahl ich Euch ein wenig an oder keine Sorge, ich lebe noch o.ä. ...das kann ich genausowenig vermeiden, wie Magengrummeln oder kalte Finger - und wie gesagt, das kennt JEDER von sich selbst. Humor ist wenn man trotzdem lacht...