ich leide schon seit vielen Jahren an sozialen Ängsten, die sich v.a. in Redeangst äußern. Wenn die Angst da ist, dann habe ich nicht nur Probleme im Job, wenn ich z.B. in Meetings sitze und einen Redebeitrag leisten muss. Diese Angst äußert sich leider auch im privaten Bereich, wenn ich mit Freunden oder Verwandten zusammen bin. Dann bin ich die meiste Zeit angespannt und fühle mich diesen Menschen häufig unterlegen. Dadurch gerate ich unter immensem Druck, kann mich nicht vernünftig ausdrücken, verspreche mich häufig, weiß mitten im Satz nicht, wie ich diesen angefangen habe, usw. Trotzdem werde ich von meinen Mitmenschen als eher extrovertiert, kommunikativ und selbstbewusst wahrgenommen. Wie passt das eurer Meinung nach zusammen??
Seit ich vor gut einem Jahr mit einer Angsttherapie begonnen habe, kriege ich meine Ängste immer besser in den Griff. Ich merke z.B., dass die Abstände zwischen den Angstzuständen größer werden. Trotzdem zeigt sich die Angst immer wieder massiv. Es gibt Situationen (v.a. im Job), die mich sehr belasten. Mir graut es z.B. vor jeder Vorstellungsrunde, es reicht schon, wenn ich nur kurz meinen Namen nennen muss. Wenn ich vor einer Gruppe etwas vortragen oder einfach nur etwas harmloses erzählen soll, dann fühle ich mich beobachtet und komme mir wie in einem Verhör vor, so dass ich in solchen Momenten meine Gedanken nicht klar sortieren kann, weil ich blockiert bin. Dies führt dann dazu, dass ich das, was ich sagen will, nicht gut rüberbringen kann. Ich rede dann unstrukturiert, fange Sätze immer wieder neu an oder ich verliere den Faden. Weiterhin kommt es vor, dass wenn jemand auf mich zukommt und mich etwas fragt (auch wenn es nur Smalltalk ist), ich dann innerlich in Panik gerate und versuche, ihm eine halbwegs vernünftige Antwort zu geben. Nachdem ich ihm geantwortet habe, fange ich dann immer an zu grübeln, ob ich alles „richtig“ gesagt habe.
Außerdem neige ich dazu, andere ständig zu beobachten, wenn sie etwas sagen und achte darauf, was und wie sie es sagen. Bei ihnen suche ich dann nach Fehlern, wahrscheinlich um von meinen eigenen Schwächen abzulenken. Mir ist bewusst, dass dieses Verhalten meine Angst nur noch weiter steigert, zumal ich dann unfähig bin, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dann kriege ich oft nichts mit und das verunsichert mich noch mal zusätzlich, ein Teufelskreis entsteht…Offensichtlich gehöre ich zu den Menschen, die sich von der Meinung und vom Wohlwollen anderer Menschen zu stark abhängig machen, sich ständig mit anderen vergleichen müssen und die eigene Messlatte sehr hoch legen.
Dennoch bin ich seit knapp neun Monaten glücklich in meinem neuen Job, ich habe super nette Kollegen, eine tolle Chefin und einen interessanten und abwechslungsreichen Aufgabenbereich. Aufgrund positiven Feedbacks weiß ich auch, dass ich bisher gute Arbeit geleistet und mich fachlich wie menschlich gut integriert habe. Es gibt jedoch immer wieder Situationen, wie die oben beschriebenen, die mir sehr zu schaffen machen. Meine Hauptsorge ist, dass mir jemand „auf die Schliche“ kommen könnte und meine Schwächen entdeckt, was fatale Folgen für meine berufliche Zukunft haben könnte.
Wie schätzt ihr meine Lage ein? Kennt ihr ähnliche Situationen und wie geht ihr mit ihnen um? Ich bin für jede Rückmeldung dankbar!
26.10.2012 15:06 • • 04.02.2013 #1