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Hallo zusammen.

Ich beschäftige mich momentan viel mit meiner beruflichen Situation, suche Wege aus der Arbeitslosigkeit bzw. eine neue Perspektive. Mein beruflicher Werdegang ist eh ein riesengroßes Dilemma, weil ich nach dem Abitur keinen Abschluß geschafft habe. Versuche einer Ausbildung und Studium scheiterten aufgrund meiner sozialen Ängste. Ich habe also im Grunde nie richtig gearbeitet in meinem Leben. 2012 war ich das letzte Mal beim Jobcenter, wurde dann zur Klärung der Erwerbsfähigkeit an die Rentenversicherung weitergeleitet. Nach einem psychiatrischen Gutachten wurde dort eine volle Erwerbsminderung festgestellt, EU-Rente aber abgelehnt. Die Arbeitsagentur wollte mich dann in eine Behindertenwerkstatt schicken, was ich aber nicht wollte.

Nun hänge ich quasi seit 5-6 Jahren total in der Luft, zwischenzeitlich hatte ich schon resigniert und wollte mich mit dem Rentnerleben abfinden. Aber auf Dauer befriedigt mich die Situation einfach nicht, das Nichtstun hat mich auch mehr in die Isolation gebracht und Depressionen verstärkt. Von der finanziellen Situation ganz zu schweigen, ich beziehe eine EU-Rente aus der privaten Lebensversicherung und halte ich mich damit irgendwie über Wasser. Die Angst irgendwann auf der Straße zu landen, begleitet mich immer irgendwo. Und ich schäme mich auch für meine Arbeitslosigkeit (schon allein das hier zu schreiben), auch wenn die Gründe auf der Hand liegen. Ich bin halt nicht gesund.

Was meine soziale Phobie angeht, mache ich dank einer Therapie langsam Fortschritte. Aber was die berufliche Perspektive angeht, komme ich nicht so richtig voran. Ich habe nochmal an Reha gedacht, RPK wurde mir hier neulich genannt. Gibt es da vielleicht Leute hier, die Erfahrungen mit so einer Maßnahme, gerade im Bezug auf SP/ÄVPS gemacht haben? Ich weiß auch nicht welcher Leistungsträger bei mir in Frage kommen würde, weil ich ja weder von der RV oder der Arbeitsagentur irgendwelche Leistungen beziehe.

Ich mache mir natürlich auch Gedanken über eine normale Ausbildung. Aber ob ich da mit Mitte 30 und dem zerschossenen Lebenslauf noch Chancen habe? Die Angst des neuerlichen Scheiterns kommt noch dazu. Aber die Gefahr besteht überall.

Gibt es hier eigentlich jemanden der es nach langer Arbeitslosigkeit wegen einer psychischen Erkrankung geschafft hat, beruflich Fuß zu fassen? Vielleicht auch ungelernt?

Gruß Tommy

04.01.2018 11:39 • 26.03.2018 #1


24 Antworten ↓


Vielleicht könnte ein Fernstudium eine Alternative für dich sein? Ich habe selbst eines absolut (aufgrund einer anderen Erkrankung) über die FU Hagen (die einzig staatliche Fernuni) von dem sind auch die Kosten zu anderen Anbietern sehr übersichtlich. Es gibt auch andere Einrichtungen die zb. soziale Studiengänge anbieten. In der Richtung könntest du dich eventuell informieren. Zudem würde ich dir anraten, dass du dich an einen psychiatrischen Pflegedienst wendest. Hier kannst du dich erkundigen: http://www.ptv-sachsen.de/app/app.html
Es gibt die Möglichkeit einer häuslichen Betreuung wo eine Fachkraft ein- bis zweimal die Woche zu dir nach Hause kommt, eventuell spazieren gehen, Amtsgänge erledigen etc pp und zudem hast du die Möglichkeit täglich oder zu Beginn auch 1-2 mal in der Woche in eine Einrichtung zu gehen (stundenweise, nach Vereinbarung) und dort basteln, kochen... je nach Angebot.
Es wäre wichtig, dass du versuchst eine Tagesstruktur aufrecht zu erhalten und dich auch geistig fit hältst. Ungelernt Fuß zu fassen daran würde ich an deiner Stelle nicht denken, da wird nichts ordentliches bei rum kommen.

A


Raus aus der Langzeitarbeitslosigkeit

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Als Leistungsträger müsste für dich das Sozialamt zuständig sein. Die RV nicht, weil du die Wartezeit (mindestens 5 Jahre versicherungspflichtig beschäftigt) denke ich noch nicht erfüllt hast. Die Arge nicht, weil du wegen deiner EU dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehst. Irgendein gesetzlicher Träger ist da aber immer zuständig. Kann nicht sein, dass du nur auf deine private Versicherung angewiesen bist. Das doofe an der Sache dürfte sein, dass dir deine private Versicherung vermutlich angerechtnet wird. Kann also gut sein, dass du am Ende kein bisschen besser dastehst.

Zitat von Intimidator:
Als Leistungsträger müsste für dich das Sozialamt zuständig sein.


Ich vermute eher die Krankenkasse.

Zitat von Schlaflose:

Ich vermute eher die Krankenkasse.


Denke nicht. Bei ALG usw. Besteht kein Krankengeld Anspruch. Reha Träger müsste da auch die Arge bzw. das Sozialamt sein.

Zitat von FeuerWasser:
Vielleicht könnte ein Fernstudium eine Alternative für dich sein? Ich habe selbst eines absolut (aufgrund einer anderen Erkrankung) über die FU Hagen (die einzig staatliche Fernuni) von dem sind auch die Kosten zu anderen Anbietern sehr übersichtlich. Es gibt auch andere Einrichtungen die zb. soziale Studiengänge anbieten. In der Richtung könntest du dich eventuell informieren. Zudem würde ich dir anraten, dass du dich an einen psychiatrischen Pflegedienst wendest. Hier kannst du dich erkundigen: http://www.ptv-sachsen.de/app/app.html
Es gibt die Möglichkeit einer häuslichen Betreuung wo eine Fachkraft ein- bis zweimal die Woche zu dir nach Hause kommt, eventuell spazieren gehen, Amtsgänge erledigen etc pp und zudem hast du die Möglichkeit täglich oder zu Beginn auch 1-2 mal in der Woche in eine Einrichtung zu gehen (stundenweise, nach Vereinbarung) und dort basteln, kochen... je nach Angebot.
Es wäre wichtig, dass du versuchst eine Tagesstruktur aufrecht zu erhalten und dich auch geistig fit hältst. Ungelernt Fuß zu fassen daran würde ich an deiner Stelle nicht denken, da wird nichts ordentliches bei rum kommen.


Mit Fernstudium hab ich mich noch nicht beschäftigt. Informiere mich aber mal drüber. Wie waren da deine Erfahrungen?
Ich würde ja schon gerne eine Ausbildung in irgendeiner Form anstreben. Der sozialer Bereich würde mich zum Beispiel interessieren, auch wenn das mit SP vielleicht blöd klingt.
Muss einfach mal in verschiedene Richtungen denken.

Da muss ich mich selbst korrigieren. Hab's nachgegoogelt. Während ALG hat man Anspruch auf Krankengeld ähnlich wie bei einer Beschäftigung. Meine Kasse hat mich also auch in dem Punkt belogen.

Mit sozialen Problemen einen sozialen Beruf ergreifen ist meist ein schwerer Fehler.

Zitat von Intimidator:
Während ALG hat man Anspruch auf Krankengeld ähnlich wie bei einer Beschäftigung.


Soweit ich verstanden habe, bezieht der User auch kein ALG, sondern lebt von einer privaten Rentenversicherung. Fragt sich, wie er krankenverseichert ist. Müsste dann ja privat sein.

Zitat von Tommy36:
SP/ÄVPS

Was ist das?

Soziale Phobie/Angstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung

Zitat:
Mit Fernstudium hab ich mich noch nicht beschäftigt. Informiere mich aber mal drüber. Wie waren da deine Erfahrungen?

Ich machte damit sehr gute Erfahrungen. Es gibt ein hohes Anforderungsniveau das keineswegs zu unterschätzen ist. Du hast aber auch die Möglichkeit um einen Nachteilausgleich anzusuchen, das heißt bei Hausarbeiten gibt es 50% Schreibzeitverlängerung und je nach Attest (es muss jedes Semester um den Nachteilausgleich neu angesucht werden mit einem fachärztlichen Attest) hat man auch die Möglichkeit schriftliche Prüfungen von zuhause aus abzulegen, mit einer Beaufsichtigung. Mündliche Prüfungen können über Skype abgehalten werden oder je nach Absprache mit dem Prüfungsamt auch in eine schriftliche Prüfung umgemodelt werden.

Zitat von Schlaflose:

Soweit ich verstanden habe, bezieht der User auch kein ALG, sondern lebt von einer privaten Rentenversicherung. Fragt sich, wie er krankenverseichert ist. Müsste dann ja privat sein.


Ich bin gesetzlich krankenversichert.

Hi,
ich hab ähnlich wie du nach dem Abi wegen der SP keine Ausbildung oder Studium abschließen können. Mit dreißig hab ich dann nach jahrelanger Arbeitslosigkeit als Aushilfe in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Behinderung angefangen. Nach ein paar Jahren bin ich dann mit 15 Wochenstunden fest ins Team aufgenommen worden. Ich werde inzwischen von meinen Kollegen auch als Ungelernter fachlich ernst genommen.

Ich würde nicht generell sagen, dass der Sozialbereich für SPler nicht geeignet ist. Viele bringen ein hohes Einfühlungsvermögen mit und selbst zu wissen, wie sich eine psychische Erkrankung anfühlt ist in der Behindertenhilfe hilfreich, weil viele geistig Behinderte auch psychische Erkrankungen haben.

Hallo!

Du brauchst dich nicht wegen deiner Arbeitslosigkeit zu schämen! Die heutige Arbeitswelt stellt schon für Normalos eine gewisse Hürde dar. In den meisten Jobs geht es darum sich oder Waren perfekt zu verkaufen oder um Dienstleistungen. Also im Grunde genau das, was wir Sozialphobiker nicht können. Ein normaler Mensch kann sich da einfach nicht hineinversetzen und wird einen immer schief angucken. Ich finde, ein Sozialphobiker hat in dieser Arbeitswelt einfach keine Chance und wird nie mithalten können.

Von sozialen Berufen würde ich dir auch abraten, also du kannst es gerne versuchen aber es kann sein, dass du scheitern wirst und dann fühlst du dich noch schlechter. Ich sprech da leider aus eigener Erfahrung. Ich habe mich mal in so einem sozialen Beruf versucht und musste schon nach einer kurzen Zeit das Handtuch werfen. Ich war schon bevor ich das angefangen hatte, davon überzeugt, es niemals zu schaffen aber ich wollte einfach mal ins kalte Wasser springen um herauszufinden, was es mit mir macht. Ich bin nur um eine Erfahrung reicher, nämlich dass ein sozialer Beruf überhaupt nichts für mich ist und nie sein wird. Also mich hat das überhaupt nicht stärker gemacht im Gegenteil. So genug negatives Gelaber von mir...

Ich hätte einen Vorschlag für dich, bevor du an Arbeit denkst, könntest du deine sozialen Fähigkeiten erstmal privat stärken. Also dich bewusst sozialen Situationen stellen, vielleicht auch mal Dinge tun, vor denen du Angst hast Was wolltest du schon immer mal machen? Mach es! Ich weiß, das geht nicht so leicht aber es reicht schon klein anzufangen. Mit einem Arbeitgeber, der einen ständig auf die Finger schaut, ist das ja fast unmöglich.

Zitat von Frozen Angel:
Ich hätte einen Vorschlag für dich, bevor du an Arbeit denkst, könntest du deine sozialen Fähigkeiten erstmal privat stärken. Also dich bewusst sozialen Situationen stellen, vielleicht auch mal Dinge tun, vor denen du Angst hast Was wolltest du schon immer mal machen? Mach es! Ich weiß, das geht nicht so leicht aber es reicht schon klein anzufangen. Mit einem Arbeitgeber, der einen ständig auf die Finger schaut, ist das ja fast unmöglich.


Was meine Ängste angeht mache ich seit einem halben Jahr Fortschritte, in direkter Konfrontation sowie im Verständnis. Langsam zwar, auch mit dem ein oder anderen Rückschlag, aber ich bemerke die (positiven) Veränderungen. Beim Thema Arbeit bin ich dabei mich langsam ranzutasten. Hab ein paar Beratungstermine in Sichtweite und schaue mal was sich daraus ergibt. Ansonsten denke ich für den Einstieg auch über ehrenamtliche Tätigkeiten oder Praktikas nach. Werde hier sicherlich weiter über den Stand der Dinge berichten.

Ich finde nicht, dass man überhaupt arbeiten müsste, obwohl einem das von überall her suggeriert wird. Und, sinnlose Dinge oder Waren oder sogar sich selbst verkaufen zu müssen ist sicherlich nichts für einen Sozialphobiker, eigentlich auch nichts für einen gesunden Menschen. In sozialen Berufen muss man das halt nur zu einem geringen Teil, aber zu einem anderen Teil ist Authenzität auch gerade erwünscht und auch keine gespielte, sondern ehrliche Anteilnahme.

Etwas Arbeit erübrigt auch das Konfrontationstraining, du musst dich halt einfach sozialen Situationen stellen, selbst wenns schwer ist und irgendwie steht mans dann durch...und ist dann auch stolz. Selbst wenn man nur dazu verdient, ist es ein bisschen mehr Geld.

Ich denke es ist wichtig, dass man mit der richtigen Dosis anfängt, 450Euro Basis, dann kann man sich auch zwischendurch von dem Stress erholen, überlegen, was gut war und was nicht so.

P.S.: Leider nimmt der Anteil der Selbstinszenierung auch im sozialen Bereich zu
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zum Thema Reha:

da du gesetzlich krankenversichert bist, kannst du eine Reha bzw. einen Krankenhausaufenthalt über die Krankenkasse machen. Bad Bramstedt z.B. nimmt reine Reha-Patienten von der Rentenversicherung z.B. auf und auch welche, die als Krankenhauspatient deklariert sind und halt über die Krankenkasse als Kostenträger da sind. Die Behandlung ist gleich. Aber dein Doc des Vertrauens wird dir da sicherlich genauere und stichfeste Infos zu geben können...

Hallo zusammen,

Ich habe selbst Depressionen, soziale Phobien und PTBS.
Ich arbeite seit mittlerweile rund acht Jahren im sozialen Bereich (Altenpflegehelferin) ohne fachlicher Ausbildung.

Ich denke, jeder muss selbst herausfinden ob dieser Job für einen passt oder nicht; ich selbst bin dort absolut glücklich. Ich würde nicht sagen dass diese Arbeit generell ungeeignet ist für Menschen mit psychischen Problemen. Gibt es in deiner Nähe eine entsprechende Einrichtung? Vielleicht kannst du dort ein Praktikum machen; so kannst du einige Tage in den Job reinschnuppern und so sehen, ob dir das liegt.
Und gerade in sozialen Berufen ist eine späte Ausbildung nicht so unüblich. Einer meiner Kollegen hat im letzten Jahr die Ausbildung abgeschlossen, und er ist über 50.

Zitat:
Und ich schäme mich auch für meine Arbeitslosigkeit

Und das lass mal bitte gleich bleiben.
Du musst dich definitiv NICHT für deine Arbeitslosigkeit schämen! Jeder kann arbeitslos werden, das ist nichts schlimmes. Du möchtest ja gerne arbeiten, dir steht halt deine Gesundheit im Weg; da kannst du doch nichts dafür!

Ja, diese Schamgefühle kann ich schwer ablegen. Auch wenn die Ursachen dafür auf der Hand liegen. Wobei ich mit der Situation schon besser umgehen kann mittlerweile. Und Arbeit ist eben nicht alles.

Ein Praktikum im sozialen Bereich schließe ich nicht aus. Es gibt in meiner Nähe entsprechende Einrichtungen. Hab dann in den nächsten 14 Tagen 2 Beratungsgespräche zwecks beruflicher Reha. Mal schauen ob ich dort auch noch etwas Licht ins Dunkel bringen kann.


Zitat von unknown_user:
zum Thema Reha:

da du gesetzlich krankenversichert bist, kannst du eine Reha bzw. einen Krankenhausaufenthalt über die Krankenkasse machen. Bad Bramstedt z.B. nimmt reine Reha-Patienten von der Rentenversicherung z.B. auf und auch welche, die als Krankenhauspatient deklariert sind und halt über die Krankenkasse als Kostenträger da sind. Die Behandlung ist gleich. Aber dein Doc des Vertrauens wird dir da sicherlich genauere und stichfeste Infos zu geben können...


Für die Klinik in Bad Bramstedt habe ich mich schon vor einer Weile angemeldet, stehe dort auf der Warteliste. Trotzdem danke für den Tipp.

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Dr. Reinhard Pichler
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