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Hallo ihr da draußen,

ich hoffe auf eure Unterstützung, auf euren Rat und euren Zuspruch. Beim Lesen hier im Forum habe ich den Eindruck gewonnen, dass einige von euch sehr erfahren sind im Umgang mit dem Thema Angstbewältigung von sozialen Ängsten. Ich weiß auch, mein Thema ist kein Neues, und dennoch ist es gerade bei mir wieder so aktuell, und ich möchte endlich damit abschließen, und schaffe es aber einfach nicht. Das macht einen so fertig.
Es dreht sich seit meiner Schulzeit (Abi) um die Angst, vor anderen, vor allem Gruppen, zu sprechen. Frei ist es ein wenig besser als mit einem festen Inhalt, oder mit fester Ordnung.

Kurz die Geschichte:
Aus völlig heiteren Himmel im Geschichtsunterricht, ich sollte einen Text vorlesen, begann plötzlich die Tortur mit Zittern, mein Hals wurde eng -kurz- es ging gar nichts mehr. Mein Sitznachbar hatte übernommen. Sekunden vorher hatte ich mich mit den anderen im Raum verglichen, das weiß ich noch. Alle wussten wie es nach dem Abi weitergehen würde, ich hatte noch nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht. Ich fühlte mich ohnehin nicht selbstbewusst, und war sehr schwach. Ich weiß, wo das herkommt, es liegt an meinem Elternhaus, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Ich konnte das damals nicht einordnen, was das genau war, nur wurde die Angst ab da zu meinem ständigen Begleiter.
Am Ende der Schulzeit gingen mit Mühe noch Referate, so auch noch zu Anfang meiner Studienzeit. Bis zu einem Seminar, in welchem wir ein komplexes Thema vor ca. 40 Mitstudenten präsentieren sollten, um dann hinterher fachlich bewertet und kritisiert zu werden. Ich hatte Wochen vorher Panik, und bin einfach nie zu dem Punkt gekommen, meinen Vortrag richtig zu gliedern, meine Gedanken dazu zu ordnen, alles war vor Angst so wirr, mein Körper war wie elektrisiert vor Angst, klar denken ging nicht. Das ging bis zum letzten Abend vor meinem Präsentationstag, an dem schon Vorträge liefen. Und ich wusste bei den ersten Vorträgen schon, ich werde diesen Vortrag niemals halten können. Ich habe dann eine Magen-Darm-Grippe vorgeschoben, und mich so toll erleichtert gefühlt.
Zusätzlich habe ich mir geschworen, dass mir das nie wieder passiert, und habe mir Bromazepam verschreiben lassen. Also gingen die nächsten Referate besser, nur musste die Dosis gesteigert werden. Ich hatte zwar nie eine richtige Sucht entwickelt im körperlichen Sinn, aber schwierige Situationen gingen nie wieder ohne, deswegen war es wohl eine psychische Abhängigkeit. Vorstellungsgespräche, schwierigere Gespräche etc, gingen nur mit dem Zeug. Das ist zum Glück schon ein wenig her, die Tabletten nehme ich nicht mehr, ich habe eine Festanstellung, und bin privat glücklich. Erwarte mein erstes Kind. und fühle mich eigentlich pudelwohl.

Seit gestern weiß ich allerdings, dass da immer noch jemand ist, der irgendwie nicht mehr in mein Leben passt, den ich aber auch nicht loswerde. Geburtsvorbereitungskurs, alle müssen sich vorstellen. ich hatte mit ein paar Daten gerechnet, das hätte ich noch halbwegs hingekriegt. Aber, wir sollten auch sagen, wie wir uns fühlen bzw. was sich seit der Schwangerschaft verändert hat. Ich hatte die anderen beobachtet, wirklich JEDE konnte einfach so reden, wie es ihr einfiel, frei von der Leber weg, wie man so sagt. Ich habe mit Mühe ein paar Sätze herausgebracht, die wenig authentisch waren, und ich kam auch nicht so rüber wie ich sonst so bin. Ich hatte gehofft in der Gruppe neue Freunde zu finden, und habe mich vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt, ich weiss nicht. Dumm ist, dass ich nach dem Erlebnis in der Gruppe dort jetzt wohl nicht mehr locker sprechen werde. Ich kann mit der Situation, der Reihe nach etwas zu sagen, nicht umgehen. Dazu kommt noch, dass ich es furchtbar anstrengend finde, überhaupt immer etwas zu den einzelnen Übungsteilen zu sagen. Ich würde am liebsten immer nur sagen, ich fand es gut, so wie es war. Mir fällt da einfach auch nichts ein, so spontan. Also, meine Angst ist noch da, und ich mag aber einfach nicht mehr. .ich habe jetzt Angst vor den nächsten Stunden, wenn wieder reihum nach der Meinung gefragt wird. Und dabei sollte es doch eigentlich schön und entspannt sein. Es fühlt sich so absurd an.

Ich war bereits in einer kognitiven Verhaltenstherapie, über 2 Jahre. Es hat etwas verändert an meiner Sichtweise, ich sehe das nicht mehr so furchtbar eng, wie davor. Da hatte ich schon eine leichte Depression entwickelt. Trotzdem möchte ich das Thema einfach loswerden. Was habe ich denn, das ich nicht normal leben kann, wie die anderen? Ich möchte auch einfach nur mal locker sein.

Sorry, der Text ist lang. Ich hoffe trotzdem, dass mir jemand Tips geben kann! Vielen vielen Dank dafür. .

04.11.2020 12:28 • 06.11.2020 #1


20 Antworten ↓


Ich habe genau das gleiche Problem. Ich habe die Diagnose soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Mir haben auch diverse Therapien und viel Übung nichts gebracht. Ich musste meinen Beruf als Lehrerin aufgeben, weil für mich jeden Tag der Horror war vor Klassen stehen zu müssen und auf Elternabenden oder Konferenzen reden zu müssen. Ich habe mich inzwischen einfach damit arrangiert, dass ich das nicht kann und auch nicht können muss. Ich gebe das auch offen zu, wenn sich eine Situation ergibt, wo ich vor Leuten reden müsste. Dafür kann ich Dinge, die andere nicht können. Ich würde mich an deiner Stelle einfach weigern, im Geburtsvorbereitungskurs über mich zu reden. Es geht ja auch keinen etwas an, wie man sich fühlt. Es ist keine Psychotherapiestunde. Ich würde nur die körperlichen Übungen für die Geburtsvorbereitung mitmachen.

A


Panik in Gesprächsrunden

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Man kann sich mit seinen Macken auch arrangieren, oder muss das sogar. Geburtsvorbereitung dient der Geburt und nicht der Fähigkeit, sozial toll zu argumentieren. Dann bist du eben wortkarg, kannst, Passt schon, sagen und gut ist.

Oder machst die Vorbereitung online. Glaub mir, während der Geburt sind Theorie und Praxis eh 2 Paar Stiefel. Was das Kennenlernen anderer anbelangt, ich habe im Krankenhaus, nach der Geburt eine Weile mit meiner Zimmernachbarin Kontakt gehabt. Eine Weile.

Je mehr du dich mit deinen Problemen akzeptieren kannst, desto besser. Keiner sagt, dass man alles perfekt können muss, zumal dieser Bereich nun wirklich zeitlich begrenzt ist.

Ich ordne meinen Macken Priorität ein. Manchmal muss man sich auch in den Popo treten, wenn es wirklich wichtig ist. Und manchmal darf man auch fünfe Grad sein lassen, weil unterm Strich nur Stress rauskommt.

Im Endeffekt hab ihr beide recht, es geht darum sich zu akzeptieren, wie man ist. Eigentlich tue ich das meistens auch, wenn ich nicht in solche Situationen komme. Beruflich habe ich momentan solche Situationen auch selten, aber was wenn wieder neuer Job ansteht etc..

Und warum ich mich dann so mit den anderen vergleiche, und mich dann noch ganz genüsslich selbst runterziehe, wenn der Vergleich negativ ist, keine Ahnung. Vielleicht liegt es daran, das ich mir selbst im Unterbewusstsein nicht gut genug bin, wie ich bin. Was ich schade finde, da ich eigentlich ganz toll bin. Aber ich bekomme diesen inneren Widersacher nicht geregelt, habe schon etliches gelesen über das Selbstbewusstsein gelesen, Übungen gemacht, mir kleine Erfolgsmomente verschafft, aber wenn sowas passiert, dann kratzt das ganz schön... und ich bewundere euch dafür, dass ihr das einfach so akzeptieren könnt, dass ihr eben etwas nicht könnt. Das würde ich auch gerne.....wie geht das denn genau? Klar, hat jeder seine Macken, bei anderen stören sie mich auch nicht..

Leider war meine Therapeutin etwas zu unerfahren, um mir wirklich zu helfen. Ich kenne ein paar gute Sätze um Gedankenspiralen zu entkräften, aber am eigentlichen Problem scheint sich nichts getan zu haben. Oder evtl. ist das auch das Dilemma einer Verhaltenstherapie, sie geht eben nicht so in die Tiefe.

Und einfach nichts sagen in der Runde, das wäre mir auch irgendwie unangenehm. Weil es so etwas Vermeidendes hat, was ich ja auch nicht will.....und ich merke auch gerade wieder, ich setze mich total unter Druck.

Mal sehen, evtl. schaffe ich es morgen ja, das ganz locker zu sehen und mir nichts zu denken, wenn ich etwas kurz angebunden bin, in der Runde

Selbstbewusstsein hast du, wenn du dir deiner wirklich selbst bewusst wirst.

Für mich ist das alles und hat mich definitiv weitergebracht. Zur Bewusstwerdung gehören immer alle Facetten, die einen ausmachen. Die ganz geheimen Ängste, die tollen Eigenschaften und das Wissen, warum man so ist, wie man ist. Lebt man für das Aussen, wie wichtig ist die Meinung anderer, und warum, oder erlebt man sein Inneres als Bollwerk gegen äussere Einflüsse.

Solange du in dir selbst so unsicher bist, solange bestehen auch die Ängste. Innere Unsicherheit kommt aus Erleben und der eigenen Sichtweise, eigener Bewertung. Wenn man sich selbst als ungenügend bewertet, ist man das auch, auch wenn man das nicht wahrhaben will.

Sich selbst nimmer so wichtig nehmen, liebevoll zu den Macken stehen. Authentisch werden, nicht alles Können zu wollen, zugeben, mal Farbe zu bekennen. Weiss ich, wer ich bin, trifft mich die Meinung anderer nicht mehr so stark. Jeder darf denken, was er will. Ich tu das auch und gut ist.

Nicht einen Kampf gegen sich selbst führen wollen. Kampf bedeutet Stress und Stress führt zur Angst, da im Kampf der Ausgang nicht sicher ist. Reine Tatsache.

Aber gutes Training führt zur Verbesserung. Bedeutet das Thema Selbstbewusstsein richtig anzugehen. Selbstbewusstsein verstehen lernen und nicht mit Stärke verwechseln. Auch Schächen gehören dazu. Plus und Minus, Yin und Yang, beide Seiten einer Medaille sind eins.

Ich hatte auch seit Schulzeiten große Angst vor Präsentationen oder musikalischen Solodarbietungen. Ich bin sonst sehr selbstbewußt und vermittele lustigerweise dass Image einer Rampensau wie man so schön sagt.
Auch in meinem Jobs musste und muss ich viel präsentieren vor mittelvielen Menschen.
Ich kam nie an den Punkt, dass Routine eintrat, mir ging es jedes Mal mehr oder weniger schlecht vor solchen Terminen.

Mir hat letzten Endes eine wingwave-Coach geholfen. Und das, obwohl ich ein absolut rationaler Mensch bin. Ich bin da aus purer Verzweiflung hin. Während der Sitzung musste ich das Schmunzeln unterdrücken und als ich da raus bin dachte ich noch so ein Quatsch, aber direkt die erste Präsentation danach fiel mir viel leichter und jetzt freue ich mich sogar drauf!

Ich denke, gerade weil ich so verkopft bin, hat das Ansprechen einer unbewußten Ebene gewirkt. Vielleicht ist das auch was für dich. Oder Hypnotherapie.

Zitat von Mira1981:
.ich habe jetzt Angst vor den nächsten Stunden, wenn wieder reihum nach der Meinung gefragt wird.


Feedbackrunden dienen dem Zweck, rauszufinden, ob die Übungen/ Methoden... passend für die Teilnehmer*innen waren. In einem solchen Fall einfach zu sagen Hat mir heute gut getaugt, weil ich mich drauf einlassen konnte oder Die Übung XY ist mir schwer gefallen, weil ich mich noch nicht gut drauf einlassen kann, genügt völlig. Damit bleibst du bei dir und bist ganz automatisch auch authentisch.

Weiter Möglichkeiten für Antworten: Mein Lieblingsmoment heute war..., Ich brauch' noch ein Weilchen, bis ich locker werde oder War cool, ich freu' mich auf's nächste Mal sind ausreichend eloquent in einer solchen Runde

Zitat von Mira1981:
Das würde ich auch gerne.....wie geht das denn genau?

Uns sind in einem Gespräch die Menschen am sympathischsten, die uns das Gefühl geben, dass wir interessant sind. Wenn du nicht weißt, was du über dich erzählen sollst/ willst, kannst du einfach auf das zurückgreifen, was jemand anderer gesagt hat. Z.B.: Du, XY, hast dein Gefühl bei dieser Übung so klasse formuliert, dass ich das für mich nicht besser sagen könnte. Zack! Jemanden glücklich gemacht und dich aus der Affäre gezogen .

Zitat von Icefalki:
Sich selbst nimmer so wichtig nehmen, liebevoll zu den Macken stehen. Authentisch werden, nicht alles Können zu wollen, zugeben, mal Farbe zu bekennen. Weiss ich, wer ich bin, trifft mich die Meinung anderer nicht mehr so stark. Jeder darf denken, was er will. Ich tu das auch und gut ist.


Das ist ein guter Punkt, aber es fällt mir so unheimlich schwer irgendwie. Ich fühle meine Macken als K.O. Kriterium, nicht dazuzugehören. Unzulänglich zu sein, oder versagt zu haben. Ich kann mich über positive Eigenschaften nicht so freuen, wie mich negative herunterziehen. Das ist wie ein Mechanismus..aus dem ich nicht rauskomme irgendwie. Ich kann erfolgreich sein, und trotzdem ist es nicht gut genug irgendwie....da komme ich einfach nicht weiter.

Ich habe langsam die Befürchtung, dass ich das so übernommen habe, was ich quasi immer von meinem Vater zu hören bekam. Da war ich als Person einfach nichts wert..ich will da raus, im Kopf weiss ich dass das alles Quatsch ist, aber innen fühle ich es einfach nicht.

Zitat von Icefalki:
Aber gutes Training führt zur Verbesserung. Bedeutet das Thema Selbstbewusstsein richtig anzugehen. Selbstbewusstsein verstehen lernen und nicht mit Stärke verwechseln. Auch Schächen gehören dazu. Plus und Minus, Yin und Yang, beide Seiten einer Medaille sind eins.


Wie kann ich das trainieren? Wie kann ich mich mehr mit meinen positiven Eigenschaften verbunden fühlen als mit meinen Schwächen. Ich weiß, dass es Blödsinn ist, dass ich nicht schlechter bin als XY, nur weil ich nicht so gut reden kann, aber ich kann es nicht fühlen, und ich komme doch immer wieder in diesen Kreislauf. Ich weiss auch nicht mal, was dann zuerst da ist. Das negative Gefühl, oder ist es mein Kopf der die Situation so bewertet und dann das blöde Gefühl. Es geht so Hand in Hand..

ich habe mir oft überlegt, was ich besonders gut kann, aber so wirklich herauskristallisieren tut sich da nichts. Weiter habe ich einen sehr schweren Zugang zu mir selbst..das merke ich auch oft eben in solchen Runden, oder generell wenn nach Meinungen gefragt wird.. ich fühle mich dann so leer. Als wäre da niemand, ich weiss dann nicht weiter und bin dadurch eben auch verunsichert.

Zitat von Pauline333:
Ich denke, gerade weil ich so verkopft bin, hat das Ansprechen einer unbewußten Ebene gewirkt. Vielleicht ist das auch was für dich. Oder Hypnotherapie.


Das könnte in der Tat auch was für mich sein, bin ebenfalls völlig verkopft.

Zitat von Calima:
Feedbackrunden dienen dem Zweck, rauszufinden, ob die Übungen/ Methoden... passend für die Teilnehmer*innen waren. In einem solchen Fall einfach zu sagen Hat mir heute gut getaugt, weil ich mich drauf einlassen konnte oder Die Übung XY ist mir schwer gefallen, weil ich mich noch nicht gut drauf einlassen kann, genügt völlig. Damit bleibst du bei dir und bist ganz automatisch auch authentisch.


Und trotzdem fühlt es sich in dem Moment so komisch an, wenn jeder vor mir ellenlang von seinen Erlebnissen erzählt, und ich dann das Thema in 2 Sätzen beende. Aber es ist so, ich habe keine Lust so viel von mir zu erzählen, und ich kann mich auch so schnell nicht öffnen, wenn ich mein Gegenüber nicht kenne. .
Und wenn aber dann gefragt wird, warum konnte ich mich nicht darauf einlassen? Das ist dann wieder so schwer zu beantworten, und nervt total. Aber die Hebamme hatte es schon so verkündet, dass sie den Kurs gerne interaktiv weiterführen würde, das finde ich so dermaßen unentspannend.

Zitat von Mira1981:
Und wenn aber dann gefragt wird, warum konnte ich mich nicht darauf einlassen

Einfache Antwort: *Das muss ich noch für mich rausfinden*. Und noch eine Meinung dazu aus der Sicht einer, die viele Reflexionsrunden leitet: Nervig sind die Labertaschen .

Die, die kurze, knackige Statements abgeben, sind viel angenehmer. Deswegen sollte man auch Fragestellungen so wählen, dass kein Gelaber dabei rauskommt. Es spricht für die Unerfahrenheit der Moderation, wenn viele das tun.

Zitat von Calima:
Einfache Antwort: *Das muss ich noch für mich rausfinden*.


Und die Antwort würdest du als Kursleiterin oder Moderatorin von einer Reflexionsrunde nicht als wenig inhaltreich empfinden? Vielleicht setzte ich da viel zu hohe Maßstäbe an, kommt mir grad.

Der Kurs geht 3 Stunden, und er ist bereits online. Vielleicht kommt das noch dazu, dass das Ganze für mich so krampfig ist.

Dann ist die Moderatorin, unsere Hebamme, wie ich schon gemerkt habe, eben sehr interessiert daran, warum und wieso wir etwas so finden, und fragt da auch nach. Und sie will, dass wir auch was erzählen. So finde ich das echt furchtbar. Ich versuche ab jetzt einfach nur kurz zu antworten, so in die Richtung, wie du das beschreibst. Dann ist das nach ner Weile jeder von mir gewohnt, dass ich keinen Roman von mir gebe.. und hoffe ich kann so nach und nach den Druck, der jetzt entstanden ist, wieder abbauen.

Zitat von Mira1981:
Und die Antwort würdest du als Kursleiterin oder Moderatorin von einer Reflexionsrunde nicht als wenig inhaltreich empfinden?

Nein. Sie zeigt mir, dass es Gründe gibt, dass die Teilnehmerin nicht weiter darüber reden möchte. Ob die mit den Kursinhalten zusammenhängen oder mit der Teilnehmerin weiß ich in diesem Moment nicht, respektiere aber, dass ich hier keine weiteren Informationen kriegen werde.

Was auch funktioniert ist, einfach zu wiederholen, was XY gesagt hat. Das machen bei erzwungenen Reflexionen, bei denen alle etwas sagen sollen, ohnehin 70 Prozent der Leute.

Zitat von Mira1981:
Dann ist die Moderatorin, unsere Hebamme, wie ich schon gemerkt habe, eben sehr interessiert daran, warum und wieso wir etwas so finden, und fragt da auch nach.

Sie möchte schlicht wissen, ob ihre vermittelten Inhalte die Bedürfnisse der Zielgruppe treffen. Du kannst dem begegnen, indem du ein Statement in Richtung Ich habe mich sehr wohl gefühlt heute, besonders mochte ich die Übung X und ich freue mich aufs nächste Mal abgibst. Dann gibt sie mit ziemlicher Sicherheit Ruhe .

Dich auf eine bestimmte Übung zu konzentrieren ist insgesamt ein Tipp für eine Reflexionsrunde. Es wurde ja schon viel gesagt, dem ich mich gerne anschließe, aber mein persönliches Highlight war heute Übung X. Da konnte ich mich richtig fallen lassen und das hat mir gut getan. Zack! Fertisch

Zitat von Calima:
Dich auf eine bestimmte Übung zu konzentrieren ist insgesamt ein Tipp für eine Reflexionsrunde.


Vielen Dank für diesen Tipp und deine Hilfestellung. Dann werde ich das mal so versuchen heute und hoffen, dass ich nicht doch wieder meine merkwürdigen Angstgefühle bekomme. Obwohl, doch ich weiß jetzt schon, dass mir das Herz wieder bis zum Hals schlagen wird und meine Brust eng wird. Das sprechen wird dann so schwer....

Aus diesem Grund habe ich jetzt jahrelang keine Seminare mehr besucht, obwohl ich schon sehr gerne an dem ein oder anderen teilgenommen hätte. Total lächerlich eigentlich...und ich möchte dieses Problem jetzt endlich in den Griff bekommen - deswegen bin ich hier!

Also gestern war es soweit ganz ok, es gab auch keine erzwungene Feedbackrunde, das lief diesmal alles freiwillig. Ich hätte mich gerne öfters an den Gesprächen beteiligt, aber ich war leider wieder viel zu gehemmt.
Ich möchte unbedingt an mir arbeiten. Das ich kein rhetorisches Supertalent bin und nie eines sein werde, das ist ja das eine. Aber ich möchte doch meine Gedanken frei äußern können, ohne mich hinterher blöd zu fühlen, weil das wieder total verkrampft rüberkam, weil ich so angespannt war.

Ich habe nochmal über alles nachgedacht, und dass nur jetzt beim GVK die Angst wieder aufgetaucht ist, stimmt so nicht ganz. Es passiert im Endeffekt schon in mehreren Situationen, und zwar dann, wenn ich unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen will, oder denke ich MUSS das tun. Solche Situationen vermeide ich dann meistens..

Was kann ich denn tun, um endlich mit meinen Selbstzweifeln aufzuräumen? Klar, das Selbstbewusstsein zu stärken ist eine Idee, aber wo und wie fängt man denn damit an?
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Mira1981:
Selbstbewusstsein


Ich habe es dir ja schon geschrieben, aber was verstehst du selbst unter Selbstbewusstsein?

Mein Verständnis von Selbstbewusstsein hat schon was mit dem Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen zu tun. Sich nicht über seine Schwächen zu definieren, diese nicht über zu bewerten. An den Stärken zu arbeiten. Sich quasi mit den beiden Polen im Gleichgewicht zu befinden.

Das, was du geschrieben hast, klingt schon einleuchtend. Es fällt mir schwer, meine Stärken zu erkennen, deswegen kann ich sie auch nicht so gut meinen Schwächen gegenüberstellen. Hast du einen praktischen Tipp, wie man das erreichen kann, was du zu dem Thema geschrieben hattest?

Du machst den gleichen Fehler wie ich damals, du denkst nur an alles oder nichts. Und im Nichts hängst du dann drin, weil Nichts nicht sein darf.

Ganz ehrlich, es ist doch wirklich piepsegal, ob du eine super Rednerin bist, oder nicht, zumal nur du selbst das bewertest. Hier liegt das Problem, nur deine eigene Bewertung hemmt dich.

Sofern du innerlich der Meinung bist, dass nur Stärken zählen, man nach aussen der Hit sein soll, darauf angewiesen ist, zu denken, was andere denken könnten, solange stehst du dir selbst im Weg.

Wenn du mal laut aussprechen würdest, Leute, ich tu mich echt schwer, in einer Gruppe zu reden, würdest du feststellen, dass überhaupt nichts schlimmes passiert. Kannst du aber nicht, weil du der Meinung bist, dass dich das umbringt. Vorher bringst du dich lieber selbst um, und es ändert sich nix.

Die innere Sichtweise zu ändern ist richtig viel Arbeit und kostet auch verdammt viel Kraft. Dafür muss man sich selbst viele Fragen stellen und tief in die eigenen Seele schauen. Da sitzt dann ein armes Würstchen, das unheimlich viel Mist abbekommen hat, und den Mist noch nicht mal ansehen will.

Aber Mist kann entmistet werden. Mit einer Mistgabel geht es natürlich besser (Therapie), als mit blossen Händen (Eigentherapie).

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Dr. Reinhard Pichler
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