ich hoffe auf eure Unterstützung, auf euren Rat und euren Zuspruch. Beim Lesen hier im Forum habe ich den Eindruck gewonnen, dass einige von euch sehr erfahren sind im Umgang mit dem Thema Angstbewältigung von sozialen Ängsten. Ich weiß auch, mein Thema ist kein Neues, und dennoch ist es gerade bei mir wieder so aktuell, und ich möchte endlich damit abschließen, und schaffe es aber einfach nicht. Das macht einen so fertig.
Es dreht sich seit meiner Schulzeit (Abi) um die Angst, vor anderen, vor allem Gruppen, zu sprechen. Frei ist es ein wenig besser als mit einem festen Inhalt, oder mit fester Ordnung.
Kurz die Geschichte:
Aus völlig heiteren Himmel im Geschichtsunterricht, ich sollte einen Text vorlesen, begann plötzlich die Tortur mit Zittern, mein Hals wurde eng -kurz- es ging gar nichts mehr. Mein Sitznachbar hatte übernommen. Sekunden vorher hatte ich mich mit den anderen im Raum verglichen, das weiß ich noch. Alle wussten wie es nach dem Abi weitergehen würde, ich hatte noch nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht. Ich fühlte mich ohnehin nicht selbstbewusst, und war sehr schwach. Ich weiß, wo das herkommt, es liegt an meinem Elternhaus, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Ich konnte das damals nicht einordnen, was das genau war, nur wurde die Angst ab da zu meinem ständigen Begleiter.
Am Ende der Schulzeit gingen mit Mühe noch Referate, so auch noch zu Anfang meiner Studienzeit. Bis zu einem Seminar, in welchem wir ein komplexes Thema vor ca. 40 Mitstudenten präsentieren sollten, um dann hinterher fachlich bewertet und kritisiert zu werden. Ich hatte Wochen vorher Panik, und bin einfach nie zu dem Punkt gekommen, meinen Vortrag richtig zu gliedern, meine Gedanken dazu zu ordnen, alles war vor Angst so wirr, mein Körper war wie elektrisiert vor Angst, klar denken ging nicht. Das ging bis zum letzten Abend vor meinem Präsentationstag, an dem schon Vorträge liefen. Und ich wusste bei den ersten Vorträgen schon, ich werde diesen Vortrag niemals halten können. Ich habe dann eine Magen-Darm-Grippe vorgeschoben, und mich so toll erleichtert gefühlt.
Zusätzlich habe ich mir geschworen, dass mir das nie wieder passiert, und habe mir Bromazepam verschreiben lassen. Also gingen die nächsten Referate besser, nur musste die Dosis gesteigert werden. Ich hatte zwar nie eine richtige Sucht entwickelt im körperlichen Sinn, aber schwierige Situationen gingen nie wieder ohne, deswegen war es wohl eine psychische Abhängigkeit. Vorstellungsgespräche, schwierigere Gespräche etc, gingen nur mit dem Zeug. Das ist zum Glück schon ein wenig her, die Tabletten nehme ich nicht mehr, ich habe eine Festanstellung, und bin privat glücklich. Erwarte mein erstes Kind. und fühle mich eigentlich pudelwohl.
Seit gestern weiß ich allerdings, dass da immer noch jemand ist, der irgendwie nicht mehr in mein Leben passt, den ich aber auch nicht loswerde. Geburtsvorbereitungskurs, alle müssen sich vorstellen. ich hatte mit ein paar Daten gerechnet, das hätte ich noch halbwegs hingekriegt. Aber, wir sollten auch sagen, wie wir uns fühlen bzw. was sich seit der Schwangerschaft verändert hat. Ich hatte die anderen beobachtet, wirklich JEDE konnte einfach so reden, wie es ihr einfiel, frei von der Leber weg, wie man so sagt. Ich habe mit Mühe ein paar Sätze herausgebracht, die wenig authentisch waren, und ich kam auch nicht so rüber wie ich sonst so bin. Ich hatte gehofft in der Gruppe neue Freunde zu finden, und habe mich vielleicht zu sehr unter Druck gesetzt, ich weiss nicht. Dumm ist, dass ich nach dem Erlebnis in der Gruppe dort jetzt wohl nicht mehr locker sprechen werde. Ich kann mit der Situation, der Reihe nach etwas zu sagen, nicht umgehen. Dazu kommt noch, dass ich es furchtbar anstrengend finde, überhaupt immer etwas zu den einzelnen Übungsteilen zu sagen. Ich würde am liebsten immer nur sagen, ich fand es gut, so wie es war. Mir fällt da einfach auch nichts ein, so spontan. Also, meine Angst ist noch da, und ich mag aber einfach nicht mehr. .ich habe jetzt Angst vor den nächsten Stunden, wenn wieder reihum nach der Meinung gefragt wird. Und dabei sollte es doch eigentlich schön und entspannt sein. Es fühlt sich so absurd an.
Ich war bereits in einer kognitiven Verhaltenstherapie, über 2 Jahre. Es hat etwas verändert an meiner Sichtweise, ich sehe das nicht mehr so furchtbar eng, wie davor. Da hatte ich schon eine leichte Depression entwickelt. Trotzdem möchte ich das Thema einfach loswerden. Was habe ich denn, das ich nicht normal leben kann, wie die anderen? Ich möchte auch einfach nur mal locker sein.
Sorry, der Text ist lang. Ich hoffe trotzdem, dass mir jemand Tips geben kann! Vielen vielen Dank dafür. .
04.11.2020 12:28 • • 06.11.2020 #1