Zitat von Kamel111:Wie fange ich an..
Schon als Kind dachte ich das irgendwas mit mir nicht stimmt. Ich hab immer geweint wenn ich Ärger bekommen hab, wollte allen gefallen und gelobt werden, dabei war ich schüchtern und unsicher. Meine eltern haben mich weggestoßen, ich nerve haben sie immer wieder gesagt. Und so war ich irgendwie immer fehl am platz und allein.
Das ist sehr schade, dass deine Eltern dir keine passende Aufmerksamkeit und Wertschätzung geben konnten, und du daher auch keinen Selbstwert und Selbstbewusstsein aufbauen konntest.
Als Kind will man zuallererst seinen Eltern gefallen. Wenn da nichts von den Eltern kommt wächst auch keine Selbstsicherheit. Die gelernte Grundannahme ist statt 'ich bin etwas Wert allein weil ich bin' ein negativ besetztes 'ich bin nichts wert' oder 'ich muss etwas leisten um etwas wert zu sein'.
Dass deine Eltern dir nicht nur keine Wertschätzung entgegen bringen konnten sondern dich sogar noch abgewertet haben macht es natürlich noch schwieriger für dich.
Da du einen geringen Selbstwert und/oder eine hohe Selbstunsicherheit hast bist du natürlich auch viel anfälliger für tatsächliche oder auch eingebildete/nur subjektiv wahrgenommene Angriffe, Ignorieren oder anderweitig nicht wahrgenommen werden.
Gleichzeitig ist aber klar dass nicht jeder in einer Gruppe gleich beachtet wird, und auch nicht jeder der laute und auffällige Typ ist - was auch nicht unbedingt als Nachteil gesehen werden muss.
Wer leisere Töne spuckt oder auch mal anderen den Vorzug lässt ist meist ein besserer Gesprächspartner im Zwiegespräch, oder auch um in Diskussionen etwas zu erreichen - im Sinne eines Teamziels.
Meinungsstärke und Selbstsicherheit will ich dir keinesfalls streitig machen. Kann aber natürlich auch ein aufgesetzter Schutzmechanismus sein.
Was ja ansich auch noch kein Problem ist.
Problematisch ist wenn etwas passiert dass deine negativen, erlernten Grundannahmen trifft und negative Gedanken und/oder Emotionen in Gang setzt.
Zitat von Kamel111:Meistens hört mir aber keiner zu, überhören meine Stimme.
Mhm, schwierig das jetzt einzuordnen.
Ich gehe selten in Situationen in denen ich es erleben könnte, aber ich melde mich selbst sicherlich wesentlich seltener zu Wort als andere, und werde auch eher überhört.
Sich darüber fertig zu machen bringt aber auch nichts.
Vielleicht kannst du an der Situation etwas ändern?
Dich eher nur zu zweit oder dritt mit den Freunden treffen?
Zitat von Kamel111:Ich spühre und höre immer wieder Ablehnung. Dabei bin ich immer freundlich und hilfsbereit.
Nicht jeder ist diesbezüglich offen und einfühlsam. Manche sind schroffer oder gerade nicht in passender Stimmung.
Böse gemeint ist es selten. Die Personen kommen aus einer anderen Situation und Erziehung, und sind womöglich einfach ein anderer Typ.
Ich weiß jetzt nicht was du alles als erfahrene Ablehnung auffasst.
Aber vielleicht gilt auch hier; vielleicht kannst du dir passende Situationen suchen, oder auch neue Freundschaften die einfühlsamer sind.
Zitat von Kamel111:Ich fühle mich gefangen in mir selbst, will nicht mehr abgewiesen werden, will mich verstecken aber will nicht allein sein. Geweint habe ich ewig nicht mehr, ich kann vor allem anderen nicht zeigen wie ich mich fühle, wie ein schalter...
Abweisung erlebt niemand gerne. Ablehnung muss jeder immer (mal) wieder erleben.
Rückzug wäre die Alternative, aber du erkennst ja selbst bereits dass das für dich keine Alternative ist - du möchtest nicht allein sein.
Trotzdem kannst du deine Umgebung und Beziehungen kultivieren. Mit wem du in welchen Situationen Zeit verbringst.
In bestimmte Situationen vielleicht mit geringeren Erwartungen eintreten.
Andere vielleicht bewusst zu meiden, weil sie dir nicht gut tun, und stattdessen etwas anderes zu tun was dir gut tut.
Sich zu öffnen wenn man sich verletzlich fühlt ist sicherlich schwierig.
Und macht auch nicht bei jedem Sinn.
Verletzlichkeit offenbart man nur guten Freunden und Personen bei denen man weiß dass sie einem Empathie und Sympathie entgegen bringen.