Ich wohne seit 7 Jahren auf´m Dorf, davor 45 Jahre Stadt (130.000 Einwohner) und muss sagen, dass ich, wenn ich wollte, hier durchaus Bekanntschaften aufbauen könnte, wenn ich das denn wollte.
Es hört sich vielleicht a bisserl archaisch an, aber ich meine,
Dein Mann könnte mal den ersten Schritt tun. Das funktioniert über einen Nachbarschaftshilfe-Akt und schon hat Mann ein verbindendes Thema. Was ich mit unserem neuen Nachbarn schon über seinen Mähroboter fachgesimpelt habe... einfach, um ihn kennenzulernen. In Wirklichkeit käm mir so ein R2D2 nicht in den Garten aber das ist halt so der Klassiker beim Anbandeln. Als er die Einzelteile für ihren Kinderspielturm geliefert bekam, halfen meine LP und ich den ganzen Nachmittag beim Ausladen und Sortieren. Im Gegenzug erhielten wir einige Sträucher und Blumen, die bei ihrem Gartenumbau rausmussten und es erfolgte natürlich der obligatorische Grillabend, den wir glücklicherweise umgehen konnten, weil wir da in Italien waren...gibt ja nix schlimmeres als Grillabende in der Nachbarschaft .
Zitat von dreamdance: Hmmmm... Alles in allem echt schwierig. Anscheinend strahle ich halt einfach nicht aus, dass ich offen bin und Kontakt such. Wenn ich mir manch andere hier anschaue, die einem kaum Hallo sagen (und ich achte drauf, dass ich es tue), dann frag ich mich, wie die gleich so guten Kontakt bekommen haben.
Naja, Du suchst ja schon Kontakt, bist aber wohl eher nicht offen. Und eins habe ich gelernt: die allermeisten richtigen, eingesessenen Dörfler riechen es, wenn man aus anderem Holz geschnitzt ist und nehmen Dich idR niemals auf. Das alleine schon deswegen, weil Neulinge u. U. Veränderungen bedeuten könnten, die man hier nicht will. Man kann das jedoch auch offensiv nutzen und einer kommunalen Partei beitreten und dort mitmischen. Wir haben hier z. B. bei den Montagsspaziergängen einige nette Leute kennengelernt und ein Pärchen trifft sich nun regelmäßig mit uns. Er ist ein Haustechnikfreak, was ich grundsätzlich interessant finde und geht gerne spazieren. Wir lernen viel voneinander und spielen manchmal auch einfach nur Karten.
Anbiedern um des puren Kontaktes willen käme für uns niemals in Frage - egal wo. Hast Du denn nicht irgendein spezielles Interesse über das Du Gleichgesinnte finden könntest? Ich denke da z. B. an Selbsthilfegruppen oder Gartenbauverein. Auch die Dorffrisöse (oder wie man das heute schreibt) ist ein beliebter Anlaufpunkt für loses Weibergeschätz, das einfach ein netter Einstieg sein kann.
Zitat von Perle: Vor Jahren vertraute ich mich einer Kollegin an und die sagte mir, dass ich zufrieden mit meiner mir selbst ausgewählten Zurückgezogenheit wirke und sie dachte, ich würde meine Ruhe haben wollen. Das wollte ich auch immer aber ich fühlte mich dennoch auch einsam. Woher sollten also die Anderen wissen, was in mir so vorgeht, wenn ich es nicht zeige und nicht darüber spreche?
Das könnte z. B. eine Motivation sein, einfach mal eine Nachbarin, die einen eher übersieht, zu fragen, ob man irgendwie Einzelgänger auf der Stirn stehen hat...was hat man schon zu verlieren . Auf jeden Fall würde
dann über einen gesprochen...