Ich arbeite in einem sehr kleinen Unternehmen (mein Chef und ich) und habe dort erst im November letzten Jahres angefangen.
Davor hatte ich zwei jeweils einjährige Beschäftigungen. Es handelte sich eher um aus der Not geborene Jobs, die ich während Corona angenommen habe, bei denen aber während meiner Beschäftigung die Stunden gekürzt wurden und ich somit noch schlechter verdient habe als ohnehin schon.
Zudem hat eines der Unternehmen coronabedingt Insolvenz angemeldet, also hätte ich da eh nicht bleiben können.
Jedenfalls war mein Chef damals beim Bewerbungsgespräch skeptisch, weil ich zweimal in zwei Jahren den Job gewechselt habe und er der Meinung war, ich würde die Stelle hier nur als Übergangslösung sehen und zeitnah wieder abhauen - was ja nun auch der Fall ist.
Gründe gibt es viele, u.a vertraglich zugesichertes Homeoffice bis zu 100%, das ich seltenst (mit Glück alle 2-3 Wochen mal für einen Tag) in Anspruch nehmen kann, weil dauernd was dazwischenkommt (irgendwelche fadenscheinigen Gründe, die keine sind).
Da ich hier pro Weg 35 km täglich fahren muss für 4h Arbeit an jeweils 5 Wochentagen, was die Hölle für mich ist (Stichwort überfüllte Züge und viele Menschen aufeinander) war das versprochene Homeoffice für mich eines der ausschlaggebendsten Argumente, diesen Job überhaupt anzunehmen.
Zudem ist mein Chef ein Kontrollfreak der übelsten Sorte, der mir hinterherspioniert wann immer es geht, obwohl ich alles gründlich und richtig erledige und es keinerlei Grund dazu gibt.
Er ruft mich häufig in meiner Freizeit an und schnauzt rum, warum ich z.B. Anliegen X von Kunde Y nicht erledigt habe, um dann festzustellen, dass er in der Datenbank beim falschen Kunden mit ähnlichem Namen gesucht und somit nicht gesehen hat, dass es längst erledigt ist. Entschuldigung? Fehlanzeige.
Naja lange Rede kurzer Sinn, ich habe jetzt zwischenzeitlich durch einen Bekannten, der mich netterweise darauf aufmerksam machte, dass die Firma seines Onkels jemanden sucht, eine neue Stelle gefunden.
In meinem Heimatort, 10 Gehminuten von meiner Wohnung entfernt, ich bekomme dort mehr Geld und mehr Urlaub (hier habe ich grade mal Mindesturlaub, also 20 Tage).
Gestern habe ich den Arbeitsvertrag unterschrieben.
Da mein Chef momentan im Urlaub ist, werde ich kommende Woche zwischen seinen ganzen Terminen 5 Tage Zeit haben, ihn über meine Kündigungspläne zu informieren, danach ist er nämlich weitere 3 Wochen erneut im Urlaub und irgendwie habe ich Angst vor der Reaktion.
Ich bin eigentlich nicht auf den Mund gefallen und kann auch Contra geben, aber die Situation, dass ich nach seinem Urlaub noch einige Wochen mit ihm allein im Büro verbringen muss, bis ich im Oktober die neue Stelle antrete, macht mir ehrlich Sorgen.
Ich weiß dass er mir eh nie so ganz über den Weg getraut hat, da er mehrfach angesprochen hat, dass es ja verdächtig wäre mit meinen beiden jeweils nur einjährigen Beschäftigungen und ich habe Angst, dass dann nach der Kündigung deswegen spitze Kommentare Sprüche seinerseits kommen.
Er bringt schon jedesmal provokante Kommentare und Sticheleien, wenn ich Homeoffice in Anspruch nehmen will, obwohl es mir ja wie gesagt vertraglich zusteht und macht mir damit ein schlechtes Gewissen.
Ich bin diesbezüglich sehr empfindlich und werte das als persönlichen Angriff, was mich dann sofort total unsicher werden lässt. Ich denke dann jedesmal, ich habe was falsch gemacht.
Leider bin ich auch jemand, der über solche Kommentare dann nächtelang wachliegend nachgrübelt.
Wäre das hier ein großes Unternehmen, wäre mir das alles egal, da bekommt die Personalabteilung halt das Kündigungsschreiben auf den Tisch und fertig, aber da ich hier mit meinem Chef alleine bin, ist mir ziemlich unwohl zumute.
Er kann sehr launisch sein und hält sich selber für unfehlbar, ich würde auch definitiv natzisstische Züge bei ihm vermuten und jegliche Kritik an ihm macht ihn sauer.
Und ich denke, eine Kündigung ist ja gewissermaßen auch eine Art Kritik, an dem Unternehmen selbst, an seinem Führungsstil, am Job an sich. Sonst hätte man sich ja nicht wegbeworben.
Habt ihr einen Rat für mich, wie ich ihm das Ganze am besten erkläre? Er wird ja sicher auch nach dem Grund fragen, ich bin aber total unsicher, ob ich dann wirklich die Wahrheit sagen soll.
Ich habe durch meine ständigen Grübeleien schon wieder extreme Reizdarmschübe, mache mich komplett verrückt und schaffe es kaum was zu essen.
Am liebsten würde ich das Ganze lieber gestern als morgen hinter mich bringen, was ja aber auf Grund seiner derzeitigen Abwesenheit nicht möglich ist.
13.07.2022 14:19 • • 31.08.2022 #1