Zitat von _Verzweifelt_: Letzte Woche hatte ich auch 2 Vorträge und habe die eigentlich wieder gut gemeistert. Aber diese Woche war es wieder katastrophal... Ich habe den Vortrag so oft durchgemacht dass ich ihn eigentlich auswendig konnte. Wir mussten zu 2 präsentieren vor 20 Leuten, ich war als 2. dran mein Vorgänger war auch relativ nervös und hat sehr schnell geredet. Ist es möglich dass sich seine Nervosität auf mich übertragen hat? Jedenfalls wurde ich knallrot und konnte mich absolut nicht mehr konzentrieren ich habe Sätze die ich auswendig wusste in vertauschter Reihenfolge gesagt und habe einen sehr schlechten Vortrag gehalten...
HERZLICH Willkommen im Club! !
Der Zustand, den du beschreibst, nennt sich Lampenfieber und ist auf allen Bühnen, Podien ... der Welt wohlbekannt und ebenso vertraut, wie ungeliebt! Ich habe selber vor, während und nach Studium häufig auf der Bühne, einem Podium gestanden, kenne es genauso aus leidvoller Erfahrung. Habe backstage einen Udo Lindenberg gesehen, der Löcher in den Teppich seiner Garderobe lief, einen Meat Loaf, der sich die (Whisky-)Kanne gab, um auf die Bühne gehen zu können.
Du wirst dieses Lampenfieber HOFFENTLICH(!) nie verlieren, du kannst nur lernen damit umzugehen, es für deine Zwecke zu nutzen. Und wenn du es doch mal verlieren solltest, dann verschwinde (sorry, aber so ist es) von der Bühne!
Lampenfieber ist etwas völlig Normales. Wenn du es nicht gewöhnt bist, vor anderen Menschen frei zu reden, dann wirst du sie - je nach dem wie du gestrickt bist - schon bei Kleingesellschaften bekommen. Es ist nur eine Form von Angst. Diese ist jedoch nur ein unverstandener Freund!
Zunächst solltest du mal genau beobachten, worauf deine Angst abzielt. Ist es die Gruppe vor der du sprechen sollst? Ist es das Material, über das du sprichst? Auf der Bühne zu stehen mit Sorge dich zu blamieren? Anderes?
Hat du erst mal erkannt, wodurch deine Angst initiiert wird, ist es leichter gegen sie anzugehen.
Ist es das Publikum? Als beruflicher Frischling war mein erster Vortrag über Zahlen Fakten sowie Lösungen im Rahmen einer Insolvenzprävention in einem Unternehmen. Das Publikum bestand aus den Großkopferten der Finanziers, des Unternehmens und Anwälten. Mir ging's Klämmerle 1:100.000! Vor Allem, nachdem mein Vorgesetzter 10 Tage vorher gefeuert worden war. Bin meine Unterlagen wohl 1000 Mal durchgegangen, ohne das es half. Irgendwann begann ich mir mein Publikum genauer anzuschauen. Begann, sie mir als 'deutsche Michel' vorzustellen. So in 'Schießer Feinripp nicht mehr weiß, nicht mehr sauber. Mit Nachtjäckchen, unter dem der Bauch hervorquillt. Schlafmütze auf dem Kopf, Kerze in der einen, *beep* in der anderen Hand, sich sorgenvoll umschauend, 'wohin mit der Füllung!? Ich habe mich so in die Fantasien hineingesteigert, dass ich nicht mehr anders als Lachen konnte. Ein Kollege sorgenvoll fragte, ob ich an der 'Flasche geschnuppert' habe. Die Angst vor dem Publikum war aber wech....
Sind es die Fakten? Auswendig lernen hat sich bei mir nicht bewährt. Ein wahnsinniger Aufwand, kaum zu schaffen neben der normalen Arbeitszeit 8 Std. Mit den Fakten konnte ich mich während der Arbeitszeit vertraut machen. Für den Vortrag habe ich mir Moderatorkarten mit Stichpunkten erstellt, im Vortrag die Stichpunkte als roten Faden genutzt. Zahlenwerte größer geschrieben um sie sauber ablesen zu können. Dabei mit verschiedenen Farben gearbeitet. Die 'Lücken' mit freier Rede gefüllt. Diese haben Kommilitonen und ich aber bereits während des Studium als Spiel geübt. Teilweise in der Kneipe als Trinkspiel. An Stelle des Zuprostens hatte der Redner aufzustehen und einige gehaltvolle Worte über einen der Anwesenden abzulassen. Dass dieses 'Gehaltvoll' im Laufe der Abende teilweise 'andere Inhalte' bekam, wird nachvollziehbar sein. Auch übten wir in der Uni. Z. B. mit der Aufgabe, wenn eine Dame den Raum betrat, durchquerte, hatte der jeweils Nächste aufzustehen und die Vorzüge der betreffenden Dame. Die begeisterte eine Dozentin so sehr, dass sie sich mit ein paar Kommilitoninnen dazu setze und mit machte; nur auf die 'Herren der Schöpfung bezogen. Gab einen Haufen rote Gesichter und ebenso auch einen Satz rote Ohren...
Ist es das 'auf der Bühne' stehen? Hier wird die Angst zu deinem Freund! Ein Freund, der dich fragt, Hast du dich ausreichend vorbereitet? Gehst du die Checkliste mit mir noch mal durch? Die Angst vor der Bühne kannst du nutzen um deinen Vortrag noch mal durch zu gehen. Ob alle Vorbereitungen getroffen, der Hosenstall zu ist.
Ein paar Mittelchen für dich, wie du es weiter beherrschen lernen kannst:
1.) Schmeiß dieses ganze Zeug's vom Arzt in die Tonne! Ebenso auch THC. Komme erst gar nicht auf den Gedanken es mit Alk zu versuchen. Einem BühnenPopStar lässt man derlei vielleicht noch durchgehen, in anderen Sparten eher nicht. Letztlich fummelt das Zeug auch nur an den Symptomen, nicht aber an den Ursachen!
2.) Üben! Üben! Üben! In der Unibibliothek findest du genug Bücher zum Thema. Du bist nicht der erste mit dieser Herausforderung. Schon Cicero und Seneca standen davor. Nutze jede Gelegenheit und wenn du die Verwandtschaft mit regelmäßigen Vorträgen nervst. Als erstes Opfer kannst du dir auch deinen Hund erwählen.
3.) Emotion. Emotion - hier Angst - kann dich ausbremsen. Andere Emotionen können dich beflügeln und Andere anstecken. Ein Vorgesetzter hatte mich als 'Fachmann' ohne mein Wissen bei einer Tagung zu einer Podiumsdiskussion gemeldet. 2 Stunden zuvor erfuhr ich beiläufig davon. Ich habe bis zur Diskussion nur Panik geschoben, auf der Bühne keinen Ton gesagt, wenn ich nicht direkt angesprochen wurde. Doch dann begann einer der Teilnehmer, ein politischer Hinterbänkler, einen solchen Bull.mist von sich zu geben, dass ich von Minute zu Minute wütender wurde. Und irgendwann platzte mir der Kragen. Ich habe den Mann, seine Sicht dermaßen zerpflückt, dass von seinen Aussagen nicht's mehr Bestand hatte, er selber hochrot und wütend das Podium verließ. Erst als in diesem Moment Applaus aufbrandete, kam ich in die Realität zurück, begriff wo ich war. Ähnlich mein erster alleinverantwortlicher Auftrag: Ein Laden 'Millimeter' vor der Inso, Die Belegschaft zerstritten, jeder mobbte Jeden. Die Zahlen? Ich hatte eigentlich nix, als ich meinen 'Bericht zur Lage der Nation' (des Ladens) abzuhalten hatte. Ausser meinem Willen, das ich meinen ersten alleinverantwortlichen Auftrag nicht vergeigen wollte. Ich habe mich im Vorfeld mehr als eine Woche selber nur gepusht, mich begeistert, diese Herausforderung zu schaffen. Es sollte, nein es durfte, nein es konnte, nein es würde nichts schief gehen! Mit dieser selbstüberschätzenden Begeisterung bin ich auf die Bühne. Frag mich heute nicht mehr, was für einen Müll ich erzählt habe. Ist 30 Jahre her. Aber die Begeisterung steckte an, und sie war es auch, die der Belegschaft half, den Laden wieder auf Kurs zu bringen. Ich 'unschuldig' hat aber zum Glück niemand bemerkt....
4.)
Zitat von _Verzweifelt_: Liebe Mitglieder ich habe mal wieder ein Problem...
GENAU! GUTE ERKENNTNIS
Also mache eine Herausforderung draus! Probleme gibt es in der Wirtschaft nicht. Nur Herausforderungen auf dem Weg zur Lösung! Und für die werden wir gut bezahlt!