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Hallo

Ich habe vorhin in einem anderen Beitrag zum ersten Mal den Ausdruck Mutismus gelesen.
Ich habe vorher noch nie etwas davon gehört, könnte mir aber vorstellen, dass es auch bei mir der Fall sein könnte. Ich habe schon immer gedacht, dass viele meiner sozialen Probleme auf meine schlechte Kommunikationsfähigkeiten zurückzuführen sind. Ich hatte halt immer gedacht, dass die SChüchternheit/SP der Grund für meine Schweigsamkeit ist. Könnte es vielleicht genau anders herum sein, dass die Sprachprobleme die Ursache für SP sind?

Gibt es hier Leute die sich damit besser auskennen?
Ich habe jetzt schon mal etwas im Internet gelesen, dass es eine Sprachstörung ist. Basiert diese Störung auf Angst oder ist es eher eine Art Verhaltensstörung? Was die familiären Umstände in der Kindheit angeht, passt es ziemlich gut bei mir.

Wie wird Mutismus denn behandelt oder was für Übungen werden da so gemacht?

Bei mir ist es so, dass ich mich nur sehr schwer in Gespräche einbringen kann. Besonders wenn mir die Personen unbekannt sind, aber auch bei Gesprächen mit Bekannten, wo ich eigentlich etwas sagen möchte. Meist ist es so, dass ich gerade den Mund aufmachen will um etwas zu sagen, aber dann hat schon wieder jemand anderes etwas gesagt. Bei 2-3 Personen ist es noch ok, aber je mehr es sind umso stiller werde ich. Und wenn ich mich dann vielleicht doch mit einigen Leuten einigermaßen gut unterhalten kann braucht nur eine fremde Person dabei sein und schon bin ich wieder stumm.
Oft ist es aber auch so, dass ich gar keine Lust habe etwas zu sagen und lieber nur zuhöre.

Gruß Libelle

26.07.2014 21:47 • 31.07.2014 #1


4 Antworten ↓

Zitat von Libelle888:
Bei mir ist es so, dass ich mich nur sehr schwer in Gespräche einbringen kann. Besonders wenn mir die Personen unbekannt sind, aber auch bei Gesprächen mit Bekannten, wo ich eigentlich etwas sagen möchte. Meist ist es so, dass ich gerade den Mund aufmachen will um etwas zu sagen, aber dann hat schon wieder jemand anderes etwas gesagt. Bei 2-3 Personen ist es noch ok, aber je mehr es sind umso stiller werde ich. Und wenn ich mich dann vielleicht doch mit einigen Leuten einigermaßen gut unterhalten kann braucht nur eine fremde Person dabei sein und schon bin ich wieder stumm.
Oft ist es aber auch so, dass ich gar keine Lust habe etwas zu sagen und lieber nur zuhöre.


Mir geht es absolut genauso. Aber Mutismus ist, soweit ich weiß, angeboren und als Kind habe ich sehr viel geredet. Bei mir fing das erst im Teenageralter an und wurde immer schlimmer je älter ich wurde. Das ging mit der Entwicklung der sozialen Phobie einher.

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Mutismus?

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Hallo Libelle,

Meines Wissens ist Mutismus etwas anderes als das, was du beschreibst. Es betrifft eher Kinder. Ich hatte als Kind selbst selektiven Mutismus: Ich konnte nur mit bestimmten Leuten reden (Mutter, Brüder, Großeltern, manche Gleichaltrige), bei anderen (z.B. Lehrern, Vater) brachte ich keinen Ton raus. Aber nicht, weil ich eigentlich etwas sagen wollte, aber irgendwie zu langsam war; und es war auch selten so, dass ich beharrlich schwieg, weil ich ganz bewusst nichts sagen wollte. Es war vielmehr so, dass ich gar nichts sagen konnte: Ich hatte eine Art Blackout und die Sprechorgane waren wie blockiert. Bei Erwachsenen gibt es Mutismus schon auch, aber - so viel ich weiß - eher nach einem schweren Schock oder wenn neurologisch etwas nicht stimmt (z.B. nach einem Schlaganfall), nicht als beständiges Verhaltensmuster im Alltag.

Hallo schlaflose und juwi!

Ok, dann ist es bei mir wahrscheinlich doch eher eine SP Sache.
Begonnen hat es bei mir mit der Schweigsamkeit auch erst als Jugendliche, obwohl ich als Kind schon starke Hemmungen Erwachsenen gegenüber hatte.
Allerdings kam es schon als Kind vor, dass ich andere Kinder beim spielen oft angeschwiegen habe. Nur war es mir oder den anderen Kindern da noch nicht so wichtig. Das wurde erst in der Pubertät ein Problem, als es als soziales Defizit auffiel.

Mit Lehrern konnte ich schon auf der Grundschule nicht sprechen, es war aber nicht so dass ich nicht sprechen konnte, sondern eher gehemmt war. Manchmal ist das heute immer noch so. Manchmal weiß ich zB was ich antworten möchte und sage trotzdem nichts. Sogar wenn ich direkt angesprochen werde und ich mich auch gar nicht besonders unwohl fühle. Ich schau die Leute dann nur an und sag einfach nichts. Das sind dann oft echt blöde Situationen über die ich mich im Nachhinein ärgere oder schäme. Ich verstehe nicht wieso. Als Erwachsener wirkt so ein Verhalten echt komisch.

Vielleicht kommt meine Schweigsamkeit aus meiner Kindheit. Ich kann mich kaum erinnern, dass sich meine Eltern je richtig miteinander oder mit mir unterhalten hätten. Geredet schon, so Fragen hast du Hunger, wie war es in der Schule, aber keine richtigen Gespräche. Auch beim Essen, Auto fahren, Fernsehschauen, Urlaub wurde immer nur geschwiegen.
Als Kind habe meistens nur ich geredet, was dann in der Pubertät immer weniger wurde.
Ein Deutschlehrer hat mich mal gefragt, ob sich meine Eltern mit mir unterhalten würden. Damals fand ich diese Frage echt merkwürdig, aber aus heutiger Sicht wahrscheinlich zutreffend. Zu der Zeit kannte ich den Unterschied zwischen sprechen und unterhalten noch nicht.

Viele Grüße

Hallo Libelle,

ich war selektive Mutistin - das wurde allerdings in meiner Kindheit und auch später als “Schüchternheit” interpretiert und daher nie behandelt. Im Teenageralter ist Panik, später auch Depression dazu gekommen. Heute ist all das glücklicherweise Geschichte.

Zu deinen Fragen möchte ich aus eigener Erfahrung ein paar Antworten versuchen:

Ich erinnere mich als kleines Kind nicht an Angst vor dem Sprechen. Ich habe in Situationen, in denen mich Fremde hätten hören können, einfach nicht gesprochen. Punkt.
Die erste Panik kam mit ungefähr acht Jahren und hatte nicht unmittelbar mit dem Sprechen zu tun.
Die Angst vor dem Sprechen wurde mir erst in der Pubertät bewusst.

Ich vermute - aber nur aufgrund meiner Erinnerungen und ohne psychologisches Fachwissen -, dass das mutistische Verhalten zunächst mal nicht aus Angst entsteht, sondern weil es für das kleine Kind die “sinnvollste” Verhaltensoption ist.

Im Laufe der Schulzeit wird dann klar, dass Schweigen keine zulässige Reaktion ist und dann entsteht (jedenfalls erinnere ich das so) die Angst vor der nächsten Situation, in der man reden sollte und nicht weiß, wie.

Im Erwachsenenalter steht die Angst sicher im Vordergrund und es ist wahrscheinlich für eine wirksame Behandlung nicht entscheidend, ob ursprünglich ein mutistisches Verhalten zugrunde gelegen hat. Wobei ich gut verstehe, dass du wissen möchtest, welchen Namen dein Sprechproblem mit Lehrern und Fremden hat(te).

Deine Beobachtung, dass du innerhalb der Familie eher viel geredet hast, könnte zum selektiven Mutismus passen. Mir geht es noch heute so, dass ich mit meinen Eltern ohne Punkt und Komma rede, aber ohne dabei in die Tiefe zu gehen - ganz anders als ich heute mit allen anderen Leuten kommuniziere.

Viele liebe Grüße und
sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Christine





Dr. Reinhard Pichler
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