App im Playstore
Pfeil rechts

Hallo,

schon lange merke ich, dass ich in Gesellschaft meistens einfach sprachlos bin. Ich kann kaum ein flüssiges Gespräch führen das länger als 5 Minuten geht. Auch bei engen Freunden weiß ich nach kurzer Zeit schon einfach nichts mehr zu sagen und ich weiß nicht woran das liegt. Ich würde mich so gerne über Dinge unterhalten, einfach was zum Gespräch beitragen aber mir fällt einfach nichts ein was ich sagen könnte. Mittlerweile ist mein Kopf in solchen Situationen einfach nur noch leer.

Ich hab schon richtig Angst davor wegzugehen und Leute zu treffen. Oft stehe ich einfach nur da und lächle und sage kaum etwas. Wenn ich dann wieder nachhause komme bin ich unzufrieden und meine negativen Gedanken hämmern auf mich ein.

Liegt es daran, dass ich wenig von mir halte und denke ich bin nicht interessant und es ist nicht interessant was ich zu sagne habe? Mein IQ liegt bei 110, auch nicht der Bringer und mein Gedächtnis ist schlecht. Mein Wissen funktioniert nur wenn man mir die Antworten wie bei Wer wird Millionär vorgibt. Stellt man mir aber so eine Frage komme ich so unter Druck, das ich einen Blackout zu haben scheine. Selbst wenn ich die Antwort weiß traue ich mich sie kaum zu sagen, weil ich mich ja doch vielleicht täuschen könnte.

kennt jemand die Sprachlosigkeit und diese Leere im Kopf auch? Selbst bei guten Freunden? Was kann ich dagegen tun? Was habt ihr getan?

Vielen lieben Dank für eure Antworten.

Mimi+Jack

27.01.2010 14:20 • 04.05.2010 #1


9 Antworten ↓

Hast du denn noch andere soziale Ängste in Bezug auf Menschen, die dir so begegnen ? Kommt du ansonsten normal zurecht?

A


Meistens sprachlos

x 3


ja, ansonsten habe ich gelernt zurecht zu kommen. Ich habe mich viel mit mir auseinandergesetzt, aber das mit der Sprachlosigkeit hat sich erst im laufe der letzten 4-5 Jahre entwickelt.

Hallo! Mir geht es ähnlich wie Dir, aber eher schlimmer. Im Beruf habe ich keine Blockaden, auch nicht wenn ich auf einer Bühne stehe, aber sobald ich privat reden muss ohne auf Spiele oder ähnliches zurückgreifen zu können (als Art Fallnetz, damit mir der Druck genommen wird, etwas zu sagen) komme ich mir vor wie eine gelöschte Festplatte. Ich setze mich im Vorfeld schon unter Druck. Und es kommt wie es kommen muss. Die Sprachlosigkeit (eventuell eine Form des selektiven Mutismus) wirkt auf andere desinteressiert und arrogant. Selbst Menschen, die manchmal ohne Punkt und Komma reden, verstummen schnell in meiner Gesellschaft.

Ich habe bisher noch niemanden gefunden, der dieses Problem lösen konnte. Ich denke mir, was helfen könnte, wäre im Vorfeld Zettel zu schreiben, die man an diesem Termin ansprechen kann. Ich habe es aber noch nie angewendet.

LG:

Es wäre schön, bald von Dir zu lesen.

Hallo,

das mit der gelöschten Festplatte kenn ich sehr gut. Plötzlich ist alles weg und es fällt einem einfach nichts ein über das man reden könnte. Das mit den Zetteln habe ich noch nie probiert, ich glaube soetwas kann auch nur helfen wenn man einen Termin hat und vorher schon weiß worüber das geht. Bei privaten und spontanen Treffen kann man ja nicht absehen was kommt.

Ich glaube die Sprachlosigkeit liegt daran, dass wir uns nicht interessant genug halten unser Leben nicht für interessant halten um darüber zu sprechen. Wir meinen über geistigte und weltgeschichtliche Dinge sprechen zu müssen damit man uns akzeptiert, so geht es aufjedenfall mir. Ich hab nie gelernt über mich und meine Leben, meine Ansichten und Meinungen zu reden und jetzt fühle ich mich alleine deswegen. Alleine weil es mir schwer fällt Freundschaften zu schließen. Was durch meine Sprachlosigkeit ja noch verstärkt wird.

Hast du denn Freunde oder hast du schon diesbezüglich mit einem Therapeuten gesprochen? Ich habe mir jetzt einen gesucht, muss aber 8 Monate auf einen Termin warten. Eine lange, einsame Zeit, so zumindest mein Gefühl.

LG

hallo mimi+jack,

mir geht es genauso. ich hab auch keine freunde deswegen. ich denke alle langweilen sich mit mir, weil ich nichts zu erzählen weiß. und wenn mir was einfällt traue ich es nicht zu sagen, weil ich denke das interessiert eh keinen oder das ist doof.
geht es dir auch so, dass du keine fragen stellst? ich denke dann sowas wie, das geht mich nichts an und so?

warum macht man es sich nur so schwer?

Hey,

die Umschreibung mit der gelöschten Festplatte trifft es genau. So fühle ich mich auch oft. Man will irgendwas sagen, mal was zum Gespräch beitragen und es fällt einem absolut nichts ein oder erst viel zu spät wenn die anderen längst über andere Themen reden.
Bei mir ist es definitiv selektiver Mutismus. Deswegen war ich auch schon in Therapie. Das hat zwar geholfen, aber als geheilt würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Ist jetzt auch schon ein paar Jahre her.

Das mit den Zetteln finde ich eine gute Idee. Ich mache es auch oft wo, dass ich mir bevor ich mich mit einer freundin/einem freund treffe überlege worüber ich mit ihm reden könnte, was ich fragen oder erzählen könnte. Das klappt auch ganz gut.
Nur wenn ich mit mehr als einer Person verabredet bin wirds schwieriger. Dann ist meine Angst plötzlich viel größer. Für das Problem hab ich auch keine Lösung. Man muss sich einfach überwinden und vorallem nicht ständig denken, ich müsste jetzt irgendwas sagen. Dann wird die Angst nur größer und es fällt einem gar nichts mehr ein.

Hallo,

mir geht's auch ähnlich. Ganz extrem ist es bei Personen, mit denen man kein vernünftiges Gespräch führen kann, weil sie nur Unsinn reden oder Witze reißen. Bei solchen Leuten habe ich auch das Gefühl, dass sie kein Verständnis für Menschen mit SP oder Depressionen haben, weil sie die für Langweiler halten. Wobei ich früher, als ich selbst noch normal war, wohl ähnlich gedacht habe. Daher will ich denen auch keinen Vorwurf machen. Sie wissen es halt nicht besser.

Mit Leuten, die die ähnliche Probleme haben oder die wenigstens im Bekannten- oder Verwandtenkreis jemanden mit psychischen Problemen kennen, geht es bei mir meistens besser mit dem Reden, weil ich mit ihnen offener reden kann. Habe das Gefühl, dass ich mich da nicht so verstellen muss oder dass ich ihnen wenigstens erklären kann, warum ich etwas komisch bin. Leider findet man nicht soviele Leute von der Sorte.

Hallo zusammen,

das was ihr hier beschrieben habt kenne ich auch nur zu gut. Wobei es in einer reinen Dialogsituation nicht ganz so schlimm ist als wenn ich in einer Gruppe bin. Dort verschlägt es mir dann im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache. Es ist auch nicht so, dass ich etwas bewusst zurückhalten würde oder mich nicht trauen würde etwas zu sagen. Es ist einfach nichts da.

Ich habe das mal mit einem Staudamm verglichen; der den „Redefluss“ aufstaut sobald ich in Gesellschaft bin. Je länger eine solche Situation anhält desto schlimmer wird’s. Der Staudamm läuft langsam voll, das ganze Tal dahinter säuft ab. Hindurch gelangt nur ein kleines Rinnsal, welches aber nur das Nötigste an Kommunikation erlaubt. Wehe aber ich komme aus dieser Situation heraus. Sobald ich wieder allein bin bricht der Staudamm unweigerlich ein. All die Gedanken, Ideen, all das was ich hätte erzählen können, was ich hätte fragen können ist plötzlich wieder da. Bricht über mich herein wie eine Sintflut, ein regelrechter Gedankensturm der jetzt aber kein Ventil mehr hat.

Mit der Zeit habe ich aber gelernt damit besser umzugehen. Ich konzentriere mich heute sehr darauf mein Gegenüber zu beobachten. Ich versuche aufmerksam zuzuhören und stelle viele Fragen. Da die meisten Menschen einem dankbar sind wenn sie über sich selbst reden können (was auf mich eher nicht zutrifft), bleibt das Gespräch in Gang. Außerdem komme ich so nicht in die Verlegenheit allzu viel von mir erzählen zu müssen. Eine win-win-Situation. Was nicht heißen soll, dass ich das manipulativ ausnutzen würde. Ich habe leider ein ernstes Problem damit anderen Vertrauen zu schenken und bin daher immer froh, wenn andere zumindest mir Vertrauen entgegenbringen. Das hilft dann auch rückwirkend mir dabei mich selbst etwas mehr zu öffnen.

Ich habe das auch in der Therapie angesprochen. Bei mir spielen dabei vor allem Schamgefühle eine große Rolle. Ich war immer darauf bedacht mir bloß nichts anmerken zu lassen, konnte daher nicht mehr frei reden und habe mich immer mehr zurückgezogen. Schamgefühle sind ohnehin etwas was einen verstummen lässt. Wer redet schon gerne über Dinge für die er sich schämt? Problematisch wird es dann, wenn man beginnt sich für sein eigenes Wesen zu schämen. Dann kommt der innere Zensor ins Spiel der versucht das zu verhindern. Das Ergebnis war dann die oben beschriebene Sprachlosigkeit.

@Mimi+Jack
Ich muss aber auch sagen, dass sich durch die Therapie schon viel bei mir getan hat. Allein diese Dinge einmal ausgesprochen zu haben hat mir enorm geholfen. Tu dir also selbst den Gefallen, und halte an deinem Vorhaben in Therapie zu gehen fest. Auch wenn du jetzt noch ein halbes Jahr warten musst.

Mit besten Grüßen,
B.

Hallo,

ja mir geht es genauso! Das einzige Thema über das ich gut reden kann sind meine Probleme. Besonders stark ist das Problem wenn ich ein Treffen mit dem Mann habe, in den ich verliebt bin und seinen Freunden, dann weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Alle Themen, über die ich mit meinen Freunden rede, erscheinen mir plötzlich so belanglos und ich verstumme. Dabei bin ich in meiner letzten Beziehung jemand gewesen der gern geredet hat. Und auch bei Familienfesten und Verwandten habe ich das Problem, auch bei meinen Eltern. Ich denke ich habe Angst mich könnte man wegen meiner Meinung ablehnen und die anderen sagen etwas zu mir, was mir weh tut. Leider habe ich die Erfahrung schon gemacht. Aus Angst etwas zu sagen, erzähle ich meistens nur die Hälfte von dem, was ich denke, dann werde ich auch noch missverstanden und traue mich nicht Sachen richtig zu stellen. Bei Menschen, die öfter grob reagieren, sag ich dann gar nichts mehr und lächele. Innerlich könnte ich heulen, dass ich meine Meinung nicht sage. Ich bin schnell verletzt, wenn mich jemand im groben Ton anspricht.


Ich bin froh dass Ihr mich versteht.

A


x 4






Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore