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Hallo Zusammen,

erstmal zu meiner Person: ich bin 33 Jahre alt und bin durch Zufall auf dieses Forum gestossen, da ich Hyperhidrose habe und mich normalerweise "nebenan" befinde. Seit einer Weile lese ich mit und bekomme immer ein sehr beklemmendes Gefühl, wenn ich Eure Statements lese.
Mit 18, 19 Jahren hatte ich so starke Panikattacken, daß ich über Wochen nicht mehr das Haus verlassen habe. Ich war nicht in Behandlung, da ich zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, was mit mir los ist. Dazu kamen Depressionen, Übelkeit, Schwindel und die ganze Palette von Kreislaufproblemen, niedriger und hoher Blutdruck.. kurz, mir ging es dreckig. Trotzdem habe ich nach einer gewissen Zeit wieder einigermaßen am Leben teilgenommen, aber kein Tag verging ohne Panikattacken, die immer gleich schlimm waren.
1996 habe ich eine kurze 3-monatige Psychotherapie gemacht. Direkt danach ging es mir nicht wirklich gut, aber ich habe gelernt, mit der Situation umzugehen. Aber immer wieder Panikattacken ohne Ende. Jeden Tag, die Hölle. Suizidgedanken inklusive. Ich habe zu dieser Zeit immer gesagt "Das Leben ist so wahnsinnig schwer".

Dann wurde ich körperlich schwer krank und habe innerhalb weniger Monate mehrere OP´s hinter mich gebracht. Während dieser Zeit hatte ich eine schei. vor jeder OP.
Und in dieser Zeit hat sich mein ganzes Weltbild verschoben.
Seit dieser krassen Zeit habe ich NIE mehr auch nur den Anflug einer Depression gehabt, seither hänge ich sosehr an meinem Leben wie kein anderer Mensch auf dieser Welt und auch meine Panikattacken sind zu 95 % verschwunden. Klar gibt es Tage, an denen geht es mir nicht gut, aber alles kein Vergleich zu früher.

Das alles ohne Medikamente und durch den Bombeneinschlag in meinem Leben, echt körperlich krank zu sein.

Um Gottes Willen, bittebitte versteht mich nicht falsch. Ich will weder irgendetwas als Lapalie darstellen noch sagen, Ihr sollt Eure Medis wegwerfen. Ich will nur sagen, es gibt Auswege. Bei mir war es halt eine schwere körperliche Krankheit, die mich fast geheilt hat, da sie mich gelehrt hat, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Ich wünsche Euch allen auch solch eine glückliche Wendung in Eurem Leben. Das Leben ist traumhaft schön!

Ganz liebe Grüße
Nicole

07.08.2002 11:45 • 22.08.2002 #1


7 Antworten ↓


liebe nicole,

wow!
ich freue mich für dich,
dass du durch die krankheit dein problem in den griff bekommen hast.
das zeigt mal wieder, dass ALLES seinen sinn hat...

liebe grüße,
schielaa

A


Mal was Positives - möchte Euch Mut machen

x 3


hallo nicole,

schön das es dir wieder besser geht, aber leider gibt es halt auch die umgekehrten fälle wie bei mir,
leide jetzt seit 3 jahren an depressionen und hatte es bisher ohne medi´s versucht, war ein ziemlicher leidensweg,
nur der teufelskreis in dem ich mich befinde wurde immer schlimmer. und wenn halt der gedanke an suizid so übermächtig wird, dann gibt jeder auf und nimmt irgendeine hilfe an.

und im nachhinein bin ich mir nicht mehr so sicher ob das was ich getan habe so richtig war, 3 jahre leiden......

aber danke für deinen so positiven bericht,

grüße
barbara

Hallo Nicole,

danke Dir für Deine aufbauenden Worte!
Auch ich bin der festen Überzeugung, dass alles seinen Sinn hat (auch schwere Krankheiten od. Schicksalsschläge) so paradox das auch klingen mag.

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute für Dein Leben die Dinge positiv zu sehen!

ALLES LEBEN STEHT UNTER DEM PARADOX,
DASS, WENN ES BEIM ALTEN BLEIBEN SOLL,
ES NICHT BEIM ALTEN BLEIBEN DARF.

(F.v.Baader, dt. Theologe und Philosoph)

Grüsse

E72

Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich hatte in der Kindheit eine schwere Krebserkrankung, und nur mit viel Glück habe ich sie überlegt und bin gesund geworden. Leider haben die Ärzte vergessen, daß ich mehr als die Summe meiner Teile bin. Operation gelungen, Seele tot. Hm, naja, nicht ganz tot. Aber Tottraurig, wenn sie immer und immer wieder merkt, wie einsam sie ist, und daß Leute sich bloß belästigt von mir fühlen und denken sie müssen sich, oh weh, "mit mir befassen". Dabei bin ich ein ganz lieber netter Kerl, mit dem man sich auch nett unterhalten kann, aber niemand hat Lust dazu.

Hallo,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen.
Ich werde auch weiterhin hier mitlesen, da mir viele Probleme einfach sehr bekannt vorkommen und ich auch nicht glaube, vollkommen geheilt zu sein. Es ist vielleicht wie bei einem trockenen Alk., der auch sehr achtsam mit sich umgehen muß.
Je mehr ich mir bewußt mache, daß ich immer etwas dafür tun muß, dass es mir gut geht, umso länger geht es mir gut.

Außerdem bin ich nur frei von Panikattacken, nicht frei von Angst.
Bei mir neu seit meiner Erkrankung ist eine starke Verlustangst, die ich vorher nicht hatte. Also, ich male mir ständig in den schrillsten Farben aus, was alles passieren könnte, z. B. wenn mein Mann mit dem Auto unterwegs ist, wenn meine Mutter alleine in Urlaub fährt, wenn ich in ein Flugzeug steige usw. Allerdings sehe ich dies als Ergebnis meiner Erfahrung, dass alles ganz schnell vergänglich ist. Jemand lebt und einen Wimpernschlag später ist er tot, wenn er nicht darauf achtet.

Mir gibt diese Angst die Möglichkeit, ganz bewußt jeden Tag zu leben.
Konsequenterweise zieht dies bestimmte Verhaltensweisen nach sich. Mein Mann und ich gehen nie im Streit aus der Haustür, wir verabschieden uns immer im Guten, egal, was vorher war. Ein anderes Beispiel ist der Umgang mit meinem Job. Früher habe ich für meinen Job gelebt, ich bin sehr ehrgeizig únd habe auch schon einiges erreicht. Heute ist das nicht mehr ganz so wichtig für mich, mein Job ist ersetzbar und die Menschen dort haben nicht wirklich mit meinem Leben zu tun, also können sie mich auch nicht ärgern, erniedrigen, aufregen oder sonstiges.

Ich bin nicht religiös, glaube nicht an Gott. Das hat den Nachteil, daß ich nicht an ein Leben nach dem Tod glaube. Für mich ist mit dem Tod alles vorbei. Deshalb muß ich VORHER das tun, was mir wichtig ist.

Na ja, das klingt jetzt alles ein wenig wie das Wort zum Sonntag

Alles Liebe Euch allen und viele positive Gedanken
wünscht
Nicole

Hallo Nicole - ich liebe Dich. Für Deine Einstellung.

Du hast in wenigen Woten das zusammen gefasst, was ich auch in schmerzlichen fünf Jahren lernen mußte. Carpe diem, nutze den Tag - wer weiß, ob es Dein Letzter ist. Jeder neue Tag ist ein Geschenk, das wir annehmen sollten, ganz bewußt. Klingt zwar religiös, aber ich glaube auch nicht an Gott oder an eine 'Höhere Instanz' die unsere Schicksale leitet. Wir sind nun mal für uns selbst verantwortlich. Chaplin sagte, jeder Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorenerTag - wenn wir alle danach lebten, könnte das schon einiges helfen. Vielleicht ist es sogar die bessere Alternative, wenn wir aus dem Forum uns irl zusammensetzen - ich glaube nicht, daß ich Panik bekomme, wenn ich unter Leuten bin, die das gleiche Problem haben; dann kann ich jederzeit sagen, daß ich gleich 'abdrehe'. Ich habe überhaupt keinen Bock, ein Nervenfrack zu werden (wie der Rest hier wohl auch - wer hier postet, hat immerhin noch nicht aufgegeben) und ich werde auch wieder auf den 'normalen Weg' zurückfinden. Wenn ich diesen Wusch aufgegeben habe, bin ich -seelisch- tot. und was gibt es schlimmeres, als eine leere Hülle?

Ich versuche eien 'Stammtisch' im Rhein-Neckar-Dreieck zu etablieren, vielleicht helfen wir uns ja gegenseitig. Schaut nach postings mit 'RNZ', wenn ihr dabei sein wollt!

Grüße, J.

Hallo J.,

*grins* nette Liebeserklärung!

Du hast perfekt meine Gedanken weitergeführt, genau so war es gedacht.

Liebe Grüße
Nicole





Dr. Reinhard Pichler
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