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Hallo Leute,
ich bin meistens schnell und gut im Komplimente machen. Man braucht nur ein wenig nett und hilfsbereit mir gegenüber zu sein, dann muss ich gleich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, in dem ich mich oft bedanke und die Leute mit Lob überschütte, was manchmal zu viel des Guten ist. Hört sich dann schnell schmierig an, rätsele ich mal.
Ich persönlich kann nur schlecht mit Komplimenten umgehen, das heißt, ich registriere sie in meinem Kopf, finde sie auch gut und angebracht, aber sie erreichen meine Gefühlswelt nicht. Im Nachhinein versuche ich dann oft, diese verdrängten Lob-Gefühle, wieder auftauchen zu lassen, um mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Freude oder Stolz darüber setzen sich aber immer noch nicht frei, sondern ein unerklärliches Gefühl der Traurigkeit und Einsamkeit, das mich zu Tränen rührt. Mein ganzes Leben lang habe ich nach dem Lob meiner Mutter gelechzt.
Ob meine Situation wohl damit zu tun hat?

Gruß
Rosenresli

10.07.2013 09:44 • 10.07.2013 #1


4 Antworten ↓


Ja, das kann schon sein. Wenn man als Kind keine Anerkennung von den Personen bekommt, die man eigentlich automatisch am meisten liebt, dann nimmt man als Kind natürlich an, man könne gar nichts und ist schlecht. Kinder, die nicht gelobt werden, fühlen sich auch nicht angenommen und auch nicht geliebt. Es macht sie sehr traurig.

In so einem Fall muss man sich, wenn man älter geworden ist, darüber klar werden, dass Eltern auch nur Menschen sind, die selbst Fehler machen oder fehl handeln. Ein Mensch wird nicht automatisch zu einem vollkommenen Wesen, nur, weil er ein Kind geboren hat. Manche bleiben so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass das Kind nur nebenher groß wird und sie geben dem Kind nicht das mit, was es zum Leben braucht. Das Kind wird sich darüber klar werden müssen, dass es nicht an ihm liegt, dass seine Eltern Fehler machen.

Es gibt niemanden auf der Welt, der dich so gut kennt, wie du dich selber kennst. Das Urteil anderer Menschen ist für dich völlig unwichtig, wenn du deinen eigenen Wert kennst. Im Leben kommt es nicht darauf an, der schönste, der schnellste oder der tollste Mensch zu sein. Es kommt darauf an, für dich einen guten Weg zu wählen.

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Komplimente machen

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Ps.:

Es gibt eine Parallele zwischen dir und deiner Mutter

1. Du überschüttest andere mit Lob, weil du als Kind nicht gelobt worden bist. Dieses Gefühl, dass du damals hattest, willst du nicht anderen zumuten.

2. Du kannst kein dir erteiltes Lob mit deinem Gefühl verbinden, weil du immer noch glaubst, nichts wert zu sein.

zum Punkt 1: Es zeigt, dass du ein gutes Herz hast und dir dein Mitmensch wichtig ist - das finde ich sehr gut

zum Punkt 2: Wenn du gelobt wirst, verbinde dieses Lob mit der Leistung, die du vollbracht hast. Sieh dir an, was du geschafft hast und sage dir, wenn diese (deine) Leistung jemand anderes für dich gebracht hätte, wärst du ihm dafür dankbar gewesen! - Und dann sag dir einfach: Ja, ich kann was!

Hallo Gina,
ich habe meiner Mutter schon vor vielen Jahren verziehen, weil ich als Mutter auch Fehler gemacht habe.
Ich habe mich bis zum Tod meiner Mutter von ihrem Lob abhängig gemacht. Obwohl ich mich irgendwann räumlich von ihr getrennt habe, blieb das emotionale Band in einem ungesunden Maß bestehen. Ich habe es auch in einer Therapie nicht geschafft. Manchmal schlugen die Emotionen in Hass um, im Wechsel mit Selbsthass und Rückzug in psycho-somatische Symptome.
Mein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein haben sich zwar erholt und ich finde mich auch ok, so, wie ich bin. Ich habe einen langen Leidensweg hinter mir, den ich niemanden wünsche und eine ellenlange Krankenakte.
Mir fehlt bis heute das UR-Vertrauen, auf das sich das Vertrauen aufbauen kann. Deshalb fällt es mir wohl so schwer, anderen Menschen oder Freunden zu glauben.
Meine Mutter ist vor kurzem gestorben. Sie wollte einfach nicht mehr weiterleben. Es war sehr schwer für mich, das so zu akzeptieren, weil ich sie doch so lieb hatte und immer noch habe. Natürlich hat jeder das Recht zu gehen, wann er will, aber ich habe es persönlich genommen. Ich weiß, das klingt sehr kindisch und ich arbeite daran, sie in Liebe loszulassen.

Vielleicht musst du lernen über den menschlichen Horizont hinaus zu sehen und das Große und Ganze erkennen.
Lerne deinen Lebensweg neu auszurichten und konzentriere dich auf die Aufgabe deines Lebens. Diese besteht nicht darin am Leiden festzuhalten. Deine Aufgabe besteht darin dich selbst und andere Menschen anzunehmen, mit all den Fehlern. Du bist auf das Lob deiner Mutter nicht angewiesen. Es gibt etwas viel größeres, was dich längst angenommen hat, mit all deinen Fehlern. Deine Aufgabe besteht darin, Lieben zu lernen. Du hast damit schon lange angefangen, indem du unbewusst anderen das zu versuchen gibst, was man dir vorenthalten hat, das Lob!, Die Anerkennung!, Den Respekt!, Die Hilfe, die benötigt wird! Werde einfach weit und menschennah! Sieh etwas positives in deinem Leidensweg! Er hat dich sensibilisiert und offener gemacht, lässt dich die Sorgen und Probleme anderer verstehen.




Dr. Reinhard Pichler
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