Na ja, es geht einfach darum, bewusst mit Menschen umzugehen. Ich war auch mal naiv und habe gedacht, dass man mit Anstand, mit Höflichkeit, mit Ehrlichkeit und Fairplay gut durch's Leben kommt. Da habe ich mich verrechnet und das war eben der Naivität einer jungen Frau geschuldet. Und heute weiß ich eben, dass ich mich nicht drauf verlassen kann, dass andere Menschen ebenfalls nett und fair und wohlwollend sein werden. Ich habe gedacht, wenn ich andere gut behandeln würde, dann käme das zurück. Aber das war nicht so. Und aus bitterer Erfahrung lernt man am meisten und am nachhaltigsten.
Heute checke ich meine Umgebung ab und schau' mir das genau an, was um mich herum passiert und wer so welche Motive hat, wer welche Strategien einsetzt, wo Bündnisse geschmiedet werden, wer die meiste Sozialkompetenz hat und wer am wenigsten Skrupel hat, andere kaputt zu machen.
Ich bin kein schlechterer Mensch als früher, aber ich bin nicht mehr so blauäugig wie so ein unschuldiges argloses Baby. Es gibt Menschen, die werden einen zerstören, wenn man sie nicht vorher pariert. Und das kann man auf verschiedenen Wegen tun.
Wichtig ist, dass man immer voraus ist und dass man der Regisseur ist und nicht Statist. Ich habe irgendwann gelernt, das mit einem professionellen Blick und mehr psychologischen Know-how zu analysieren. Und dann ist man nicht mehr in der Beziehungsebene und ständig vor den Kopf gestoßen, sondern man sieht es aus der Vogelperspektive und lernt, die Schachzüge der Menschen zu verstehen und kann voraus berechnen, wie die sich verhalten werden. Natürlich sind wir da im Bereich von Schätzungen. Aber wenn man da reinwächst, wird man immer besser. Und dieses psychologische Draufschauen kann ich schon ganz gut, da helfen meine Berufe und viel Therapieerfahrung.
Und das ist z.B. eine Möglichkeit, sich besser schützen zu lernen, und dann aber auch lohnendere, bessere Beziehungen zu finden und zu leben. Mich bezeichnen viele als überheblich, weil ich ganz schnell entscheide, mit welchem Menschen ich weitermachen will und mit wem nicht. Aber ich habe eine gute Entscheidungsbasis und ich kann die Spreu vom Weizen trennen.
Beruflich muss man zu jedem nett sein, in seinem Kompetenzbereich hat man die Autorität und muss sich auch souverän zeigen und gekonnt durchsetzen. Privat kann ich mich mit den Menschen einlassen, wo ich es will. Und wo ich es nicht will, lasse ich es bleiben.
Beim Manipulieren kommt's drauf an, das möglichst so zu machen, dass die Gegenseite das nicht merkt. Dafür, dass das klappen kann, muss man erst mal rausbekommen, wie der andere tickt, ihn abchecken. Und dann kann das Spiel beginnen.
Ja, es ist auch anstrengend. Aber wenn man sich auf Zufälle verlässt, dann wird es weniger gut laufen als dann, wenn man gekonnt nachhilft.
Unlautere Methoden?
Nein, das machen eh alle Menschen. Und wenn man sich darin schult, dann kann man es eben besser als die anderen.
Ob man ein Ar. ist oder ein Heiliger hängt vor allem von den Motiven ab, die man verfolgt, nicht so sehr davon, wie man sie erreicht.
Mit Menschen umgehen will gelernt sein. Ich habe das lange dem Zufall überlassen und gehofft. Heute lebe ich nach dem Motto:
Das Schlimmste erwartend auf das Beste hoffen!.
So sieht mein Umgang mit Menschen aus und es ist gut. Meine Therapeuten sind auch davon fasziniert. Das müssten andere erst mal lernen, was ich kann und mitbringe... Das klingt alles fies und kalt, aber es ist letztlich nur eine Fähigkeit, wie man ökonomisch durch's Leben kommt und möglichst wenige Kämpfe auslöst. Das ist wirkt befriedend. Das ist Deeskalation in Reinkultur. Ich versuche, Konflikte erst gar nicht ausbrechen zu lassen. Schon im Keim ersticken, was einem nicht gut tut und das mit sehr kräftesparenden Methoden. Ich geb's ja zu. Im Internet lebe ich ein bisschen eine andere Persönlichkeit aus. Aber im Real Life bin ich schon anders. Ich habe gelernt, mich zu benehmen, zuzuhören, andere abzuholen, ihnen den roten Teppich auszurollen usw... Aber ich kann auch anders.
05.04.2023 18:21 • x 3 #81