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Also, auch wenn das hier keiner hören will:

Stille Menschen können ganz schön nerven und eine quälende Belastung sein. Ein bissl Kommunikation sollte doch kommen und es ist schlicht unhöflich, wenn man sich total in die Reserve zurückzieht. Ich hatte so einen Schwager, der nicht die Zähne auseinander bekommen hat. Es war so übel, man kann sich in seiner Gesellschaft nicht wohlfühlen. Es ging jedem so mit ihm. Meine Schwester war immer ein lebensfroher, herzlicher, offener Mensch. Und jeder hätte gedacht, dass sie mal einen Partner heimbringt, der auch so ein freundliches vitales Wesen hat. Aber weit gefehlt. Sie hat den schlimmsten Stoffel in der Region geheiratet. Mit jedem Jahr, das rum ging, hat er sie mit seiner brüsken Art mehr in die Isolation getrieben, weil niemand zu ihnen wollte, weil er so unnahbar ist.

Natürlich sind unsensible Holzklötze und Platzhirsche ein Graus. Aber daraus kann man doch nicht ableiten, dass das andere Extrem nun das Geniale ist. Nee, ist es nicht. Und gut finden das nur die, die selbst so sind. Dieses in der Reserve lauern, sich nicht in die Karten gucken lassen und dann mit Mordsüberraschungseffekt die anderen verblüffen, mag dem gut tun, der das so macht. Ich persönlichj würde mir total verarscht vorkommen und hätte zu so einer Person überhaupt kein Vertrauen und würde mich da ganz schnell vom Acker machen. Das hat für mich etwas mit Unehrlichkeit und Machtspielchen zu tun, dass man den anderen auf eine falsche Fährte lockt, dass man tacktiert und das ist eine Form von Psychospielchen. Und so jemanden würde ich ganz verabschieden. Und um nochmal auf die Verwandtschaft zurückzukommen: Jeder hat diesen Schweiger so empfunden, er hat es geschafft, jeden zu vergraulen und niemand fand es lustig oder interessant mit diesem eigenwilligen Kauz und seine Exzentrik und seinen Starallüren. Das ist ein Testen von Menschen und ich finde sowas wirklich moralisch fragwürdig.

Der Mensch, der ehrlich kommuniziert und sagt, was Sache ist, der liefert sich an solche Menschen aus, bietet Angriffsfläche. Und wenn er klug ist, dann bleibt er nur mit denen in Kontakt, die ihm gegenüber dann die gleiche Investition erbringen und sich nicht feige reserviert verstecken.....

Meine Erfahrung ist die, dass die intelligentesten Menschen situativ reagieren. Die können sich ganz zurückhalten und einfach mal nur zuhören und sie können genauso ganz klar einfach in der Mitte eines Raumes stehen und der Mittelpunkt sein, einen Vortrag vor 2000 Leuten oder sogar vor einer Million Menschen halten. Anpassungsfähigkeit ist ein starker Indikator für wirkliche Intelligenz.

Ich kenne hochintelligente Menschen, die quatschen wie ein Wasserfall. Auch bei Hochbegabten gibt es das, die haben so viele Ideen, dass sie kaum schnell genug sprechen können, dass sie alles mechanisch mit ihrem Mundwerk bewältigen können. Die haben eine sehr hohe Denkgeschwindigkeit, da kommen andere nicht im Ansatz hinterher und die macht das einsam.

Also solche Sprüche, die in die Richtung gehen, dass stille Menschen die klugen Vertreter der Menschheit wären, die kann man nur als Vorurteil einordnen.

Aber es wäre mal gut, wenn die, diese Schweigernummer so verherrlichen, mal erleben würden, wie es sich für anderen anfühlt, die mit so einem Verhalten konfrontiert sind. Das ist ätzend, wenn man versucht, eine normale Kommunikation zu machen und die andere Seite lässt einen voll auflaufen. Da hat man nach einer halben Stunde die Schnauze gestrichen voll. Auch der offenste und kommunikativste Mensch hat schnell genug, wenn er der Treiber im Gespräch sein muss und dem anderen alles wie Würmer aus der Nase ziehen soll oder muss. Oder man hockt dann halt da und schweig sich an. Das ist ok, wenn man sich lange und gut kennt. Aber bei Kontakten, Anlässen, wo generell normale Kommunikation angesagt ist, ist so eine schweigende Person ein Stimmungskiller, eine Spaßbremse, das ist sehr, sehr unangenehm für das Umfeld.

Da sollte man mal drüber nachdenken und nicht nur sich selbst beweihräuchern. Man sollte sich nicht mit allem bei sich selbst abfinden, sondern an seinen Schwächen ruhig so viel arbeiten, dass man seine Kompetenzen auf einen wenigstens ausreichenden Stand bringt. Meine Meinung!

Zitat von Kosmos:
Und gut finden das nur die, die selbst so sind.

Häufig nicht mal die...

... aber es ist ein erster Ansatz sich selbst oder anderen Leuten Mut zuzusprechen, sich wieder in Gesellschaft anderer zu begeben.

Kalibrierung ist in Bezug auf Kommunikation mit anderen ein wichtiges Stichwort.

A


Kommen sehr stille Menschen dumm rüber?

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Mich nerven Leute, ehrlich gesagt, die glauben, man müsse sich ständig unterhalten, und die Angst vorm Schweigen oder Sich-Anschweigen haben.

Zitat von Azure:
Häufig nicht mal die... ... aber es ist ein erster Ansatz sich selbst oder anderen Leuten Mut zuzusprechen, sich wieder in Gesellschaft anderer zu begeben. Kalibrierung ist in Bezug auf Kommunikation mit anderen ein wichtiges Stichwort.

Du hast das so schön auf den Punkt gebracht!

Menschen, die soziale Ängste haben, müssen sich ja oft aufgrund der Erkrankung im Hintergrund halten. Und dort macht man halt selten die Erfahrung, dass alle einen sehen und klatschen... Und darunter leidet das Selbstbild. Und dann werden solche Ausgleichsmanöver gefahren, wo man solche Glaubenssätze bildet wie Stille Menschen sind interessanter, klüger..... Das ist nur Kompensationsstrategie, um mit der eigenen Erkrankung oder Schwierigkeit zurechtzukommen. Das sehe ich als Coping-Strategie.

Aber wenn man solche Sprüche loslässt oder solche Überzeugungen entwickelt, ist schon vorprogrammiert, dass man damit die Sicht auf andere Menschen negativ verstellt. Und daraus ergibt sich Konfliktpotential. Und das führt wieder zu neuen frustrierenden Erfahrungen. Das würde ich ganz bleiben lassen, sondern ich würde mit mir an der Stelle fair und wohlwollend umgehen und mir sagen: Ich habe leider in Bezug auf andere Menschen Ängste und bin daher zurückhaltend und schüchtern. Und das ist nicht meine Schuld, nicht mein Versagen, sondern meine Belastung. Und unter der leide ich eh schon. Aber ich versuche, dass das besser wird. Ich vertraue mehr in mich und ich traue den Menschen mehr und werde so offener und wage mehr. Und ich werde damit oft gute Erfahrungen machen. Auch wenn es nicht immer gut laufen wird, wird es oftmals gut enden. Und das möchte ich mir und anderen ermöglichen!.

Ich denke, es geht sehr darum, sich selbst zu mögen und andere zu mögen, sich selbst und anderen die Chance zu geben, eine gute gemeinsame Zeit zu erleben. Ich habe mal jemandem geschrieben:Ich lache lieber mit den anderen als über sie zu lachen!. Das fanden dann alle gut. Jeder möchte doch verbunden sein, integriert, positiv mit anderen Menschen gemeinsam was erleben und - wenn mal was blöde läuft - auch bei anderen Schutz und Halt und Unterstützung bekommen. Das ist aber dann auch nicht erreichbar, wenn man sich in der Isolation eingegraben hat. Man schneidet sich viel ab, wenn man sich so verkriecht und zurückzieht und sich gar nicht öffnen kann.

Eigentlich kommen nur dumme Menschen dumm rüber.

Zitat von Kosmos:
Ein bissl Kommunikation sollte doch kommen und es ist schlicht unhöflich, wenn man sich total in die Reserve zurückzieht

Das schon, aber man sollte den anderen ggf. auch versuchen etwas „abzuholen“, grade wenn er „neu“ in einer sonst eingespielten Runde ist.

Wenn sich dann jemand als „Stoffel“ rausstellt … naja dann ist das so.

Kommt aber auch immer auf die Menschen an. Sind sie grundsätzlich sympathisch, würde ich als Neuling in so einer Situation auch mal eine Themenwechsel vorschlagen oder einfach initiieren.

Ist die Runde dagegen sehr verkrampft, halte ich mich auch eher zurück und höre einfach nur zu…

Zitat von Angstmaschine:
Das schon, aber man sollte den anderen ggf. auch versuchen etwas „abzuholen“, grade wenn er „neu“ in einer sonst eingespielten Runde ist.


Was wiederum impliziert, dass einer aus der Gruppe soweit aus sich rauskommt und den neuen integriert...

... ein weiterer Indikator dafür, dass es ganz gut ist, wenn man etwas Handwerkszeug beherrscht...

Auch ich habe vor Jahren in einem Forum angefangen zu schreiben, um meine Argumente zu überdenken. Alles hat seine Zeit und viel gelingt mit der Übung. Verletzlich wird so manches Wort auf einen selbst wirken, doch auch das muss man ertragen können. So bleibt man bei dem, was einem wichtig wird im Leben und lernt immer mehr dazu.

Zitat von Azure:
Was wiederum impliziert, dass einer aus der Gruppe soweit aus sich rauskommt und den neuen integriert...

Nicht unbedingt, mit „abholen“ meine ich gar nicht mal, dass man sich um jemanden direkt kümmern oder ihn auffordern oder was fragen muss.
Mir ist schon oft aufgefallen, dass wenn sich in einer (für mich neuen) Gruppe unterhalten wird und ich erstmal zuhöre, der jeweilige Sprecher mich - wenn er mein Interesse bemerkt - auch beim Reden öfters ansieht und mich damit schon soweit integriert, dass ich ohne Probleme einsteigen kann.
Aber das passiert natürlich nicht, wenn ich ignoriert werde oder wenn ich selbst keinerlei Interesse zeige und die ganze Zeit meine Finger oder mein Handy anschaue.

Ich finde es passiert schon eine ganze Menge, noch bevor das erste Wort gesprochen wurde.

Zitat von Angstmaschine:
Nicht unbedingt, mit „abholen“ meine ich gar nicht mal, dass man sich um jemanden direkt kümmern oder ihn auffordern oder was fragen muss.

Er holt dich ab, und zwar nicht explizit, sondern lädt dich auf nonverbale Art und Weise ein...

...manche können es, manche lernen es (vielleicht) später...

Gut, dass du beim Neurologen warst. Ich hatte irgendwann auch gedacht dass ich ein neurologisches Problem hatte. Der Neurologe hatte noch den Begriff Depression mit ins Spiel gebracht...

Zitat von Angstmaschine:
Ich finde es passiert schon eine ganze Menge, noch bevor das erste Wort gesprochen wurde.

In einem meiner Beiträge, die ich heute zum Thema schrieb wollte ich genau das zum Ausdruck bringen, und darauf hinweisen, dass man auch in diesem Bereich wenn man sich entsprechend dafür interessiert auch in fortgeschrittenerem Alter noch einiges lernen kann.

Wollte vorigen Beitrag nachträglich ergänzen, aber zwischenablage hat gesponnen, dann war die Zeit zur Nachkorrektur abgelaufen :/
Den Abschnitt bzgl. Neurologe gehört nicht hier her.

Wollte eigentlich ergänzen:

Zitat von Azure:
...manche können es, manche lernen es (vielleicht) später...

... manche grenzen dich bewusst zunächst aus...

Zitat von Kathrina001:
Jedes Mal nach einer Familienfeier meines Partners habe ich enorme Komplexe und frage mich, ob die mich alle für strohdumm halten, weil ich mich nie an Gesprächen beteilige.


Diesen Teil aus deinem Eingangsposting könnte ich vor 20 Jahren geschrieben haben. Oft hatte ich das Minderwertigkeitsgefühl auch gegenüber andren Studenten/ später Kollegen... Dazu kam, dass ich die Themen interessant fand (vielleicht interessanter als heute) und wirklich zum Gespräch beitragen wollte, aber nicht konnte... (insgeheim natürlich auch dazugehören)

Ich denke, es ist wichtig, sich klarzumachen, wenn es so ist, dass es eben eine Erkrankung ist, die einem das Leben schwer macht. Und das ist ja bei vielen Menschen mit Erkrankungen so, dass sie sich defizitär und limitiert empfinden. Und dann leidet das Ego. Aber ich habe mich da immer sehr fair selbst behandelt. Ich habe mir gesagt: Wenn diese Sachen nicht passiert wären, wenn es diese Erkrankungen deswegen nicht gäbe, dann wäre bei mir auch vieles einfacher und ich würde manches besser hinbekommen. Aber ich habe das Handicap. Und es ist nicht meine Schuld. Und ich leide eh schon drunter, da brauche ich ja nicht, dass ich mich selbst auch noch in die Pfanne haue, sondern dass ich mit mir ordentlich und verständnisvoll umgehe. Wenn die anderen schon auf mir rumhacken, dann lasse ich das wenigstens selbst bleiben. Und ich halte mich tendenziell lieber bei den Menschen auf, die mir wohlgesonnen sind als bei denen, die mich nur treten wollen..

Und für die Verbesserung der Symptomatik ist eben medizinische Hilfe gefragt. Das kann ich alleine eher nicht lösen oder verbessern.

Ich würde die negativen Erfahrungen, die ich durch die Erkrankung erleide, nicht als persönliches Versagen interpretieren. Das machen aber viele und sind dann auf die sauer, die diese krankheitsbedingten Einschränkungen eben nicht haben. Natürlich ist es ungerecht, dass ich was leiden muss, was anderen erspart bleibt. Aber man muss sauber trennen. Die können doch nichts für meine Erkrankung. Also kann ich es an ihnen auch nicht auslassen. Es ist nicht meine Schuld, dass ich krank bin, aber es ist auch nicht die Schuld der anderen, dass ich eine Krankheit habe. Ich muss zu mir fair sein und ich muss zu anderen fair sein.

Zitat von Azure:
Diesen Teil aus deinem Eingangsposting könnte ich vor 20 Jahren geschrieben haben. Oft hatte ich das Minderwertigkeitsgefühl auch gegenüber andren Studenten/ später Kollegen... Dazu kam, dass ich die Themen interessant fand (vielleicht interessanter als heute) und wirklich zum Gespräch beitragen wollte, aber ...

Es geht absolut um ein schlechtes Selbstwertgefühl, weil jemand mit einer sozialen Phobie oder Angsterkrankung nicht so mitmischen kann wie die anderen. Und gerade, wenn man noch jünger ist, dann will man ja in der Peergroup dazu gehören, anerkannt sein.

Die Angst vorm Alleinsein spielt auch eine wichtige Rolle. Ganz viele Menschen haben Panik, dass sie nicht gut ankommen, dass sie sich sozial nicht integrieren können, dass sie keine Gruppe finden, in die sie passen und wo sie so genommen werden, wie sie sind. Selbst gesunde Menschen haben solche Nöte hin und wieder. Beziehungsabbrüche, Kontaktschwierigkeiten, Konflikte, Trennungen, Abserviertwerden, nicht die Reaktion bekommen, die man auslösen wollte.... kennt jeder. Das sind Kernthemen in jedem Leben.

Aber bei den Menschen, wo es bis zur Krankheit geht, da sind diese Standardthemen des menschlichen Lebens eskaliert. Und natürlich ist das eine tiefgreifende Angst, wenn ich nicht weiß, wie ich in meiner Spezies klarkommen soll. Und wenn die Angst aus der Kleinkindzeit oder Säuglingszeit kommt, dann ist sie noch schwerer zu ertragen, weil es sich so irrational anfühlt... Gefühle und Empfindungen, die man mit dem Verstand nich bewältigen kann, stürzen uns in die totale Angst und ins innere Chaos. Wenn wir keine passene Lösung für unsere Probleme generieren können, dann sind wir krass überfordert.

@Kosmos, ich finde deinen Beitrag sehr gut, möchte aber einen kleinen Punkt ergänzen. (Ich meine, dass ich diesen aus deinen Worten herausgelesen habe...)


Zitat von Kosmos:
Und für die Verbesserung der Symptomatik ist eben medizinische Hilfe gefragt. Das kann ich alleine eher nicht lösen oder verbessern.


Externe Hilfe ist absolut empfehlenswert, aber man kann sich selbst und die externe Hilfe durch aktive Arbeit enorm unterstützen um ans Ziel zu kommen...
... man kann sich aber auch selbst z.B. durch Selbstmitleid im Wege stehen.

Zitat von Azure:
dass man auch in diesem Bereich wenn man sich entsprechend dafür interessiert auch in fortgeschrittenerem Alter noch einiges lernen kann.

Ja, das denke ich auch. Bei mir hat sich das mit der Verarbeitung meiner Angststörung praktisch als Nebeneffekt ergeben, dass ich wesentlich freier, offener und selbstbewusster Reden und auf andere zugehen kann.

Ich hätte mir vieles was heute selbstverständlich für mich ist und leicht fällt mir vorher nicht vorstellen können.

Ich bin sehr introvertiert, ich war schon immer total ruhig und auch schüchtern, schon als Kleinkind war ich sehr zurückgezogen und still, sagte man mir.
Ich werde schnell nervös und ängstlich, muss ich vor anderen sprechen, dann stottere ich, bekomme kaum ein Wort heraus, verspreche mich andauernd. Man sieht mir in solchen Momenten auch an, dass ich total nervös bin, das macht es nicht besser.
Ja, da komme ich mir manchmal ziemlich dumm vor, mir ist es immer unangenehm, deshalb versuche ich solche Situationen zu vermeiden.
Menschengruppen sind ganz furchtbar, ich will auch nie im Mittelpunkt stehen, da flüchte ich lieber. Auf Geburtstagen und Partys bin ich immer die, die ruhig in der Ecke sitzt und lieber beobachtet, die lieber zuhört, mich bemerkt man meist überhaupt nicht.
Lerne ich neue Menschen kennen, dann brauche ich sehr lange, bis ich aus mir herauskomme.
Aber wenn ich eine Person dann gut und länger kenne, dann fange ich auch an zu reden, dann erzähle ich sehr viel, dann albere ich gerne mal herum, werde deutlich lockerer, schüchtern bin ich dann überhaupt nicht mehr, nur dafür muss ich mich halt wohl und sicher fühlen.
Bis dahin dauert es aber und leider haben bis dahin schon viele Menschen das Interesse verloren.
Manche dachten auch, dass mein Verhalten ihnen gegenüber Desinteresse sei, dabei war es nur meine starke Unsicherheit.
Ich merke auch, dass man wenig beachtet wird, wenn man zu den introvertierten gehört.
Ich denke schon, dass mich viele anfangs sehr merkwürdig finden, drücke ich es mal so aus.

Zitat von Azure:
@Kosmos, ich finde deinen Beitrag sehr gut, möchte aber einen kleinen Punkt ergänzen. (Ich meine, dass ich diesen aus deinen Worten herausgelesen habe...) Externe Hilfe ist absolut empfehlenswert, aber man kann sich selbst und die externe Hilfe durch aktive Arbeit enorm unterstützen um ans Ziel zu kommen... ... ...

Ich denke, dass die Betroffenen sich eine falsche Vorstellung davon machen, wie es in anderen Menschen aussieht. Ich glaube, dass sie diese anderen Menschen gar nicht richtig verstehen, sich da nicht einfühlen können oder wollen, weil sie mit den eigenen Schwierigkeiten einfach schon total überfordert sind. Ich denke, dass sie die anderen, die forscher sind, total fehlinterpretieren und ganz falsch wahrnehmen.

Ich kenne das eben von einem Teil meiner Verwandten. Ich mindestens eine Schwester, die auch genau so ist/war, wie es hier manche beschreiben. Das hat auch seinen Grund. Sie ist als ganz kleines Kind schon schwer misshandelt worden und auch sonst war es nicht lustig bei uns. Und sie ist eben auch so jemand, der reserviert in der Ecke sitzt, der abgeholt werden will, der in der Reserve wartet, dass die anderen ankrabbeln und sie einladen und ihre Wertschätzung ausdrücken, damit sie quasi endlich animiert wird, dass sie sich raus wagt. Dann, wenn die anderen es so machen würden, ihr den roten Teppich ausrollen, dann würde sie sich wohl und sicher genug fühlen, dass sie endlich einen Schritt nach vorne tut. Aber so ist die Welt nicht und die Menschheit auch nicht. Die anderen Menschen sind keine Animateure im Robinson-Club. Als Kind wird oder sollte man natürlich an die Hand genommen werden und fürsorglich und wohlwollend, verständnisvoll begleitet und in die Welt eingeführt werden. Aber bei einem erwachsenen Menschen erwartet man, dass der das kann und die sozialen Spielregeln und Gesten kann und einsetzt. Meine Schwester hat das zB nie begriffen.

Und da sage ich halt auch: Das eine ist die Traumatisierung, die fortwirkt. Und da kann sie nichts dafür. Da bräuchte es professionelle Hilfe. Aber es auch ihr Umgang mit allem und ihre Ansichten über die Menschen und ihre Einstellung. Und da könnte sie selbst sehr wohl was tun. Und da muss ich sagen: Viele machen es besser und haben ihre Vergangenheit besser kompensieren können. Und den Teil, wo sie es auch selbst verdirbt, für den ist sie selbst verantwortlich. Das ist eben auch ihr Ureigenes, dass sie mit keiner Kränkung umgehen kann, dass sie wahnsinnig stolz und stur ist und andere Spezialeffekte. Das ist vielleicht auch DNA und Erbanlage. Andere Menschen haben auch solche Vorgeschichten und die schaffen es trotzdem, dass sie diese sozialen Sachen gelernt haben, es versucht haben, sich mit Eigentherapie rangetastet haben und den Mut aufgebracht haben, dass sie sich vielleicht hier und da mal blamieren, aber dass sie sich trotzdem nicht haben für ewig blockieren zu lassen.

Man muss sich auch mal trauen, auch wenn die Bedingungen nicht verlockend sind. Und ich bin auch jemand, der mit fast jedem Menschen kann, schnell in Kontakt gehen kann, direkt ansprechen kann, Augenkontakt aufnehmen kann, aber wenn ich wo reinkomme und jemand hockt in der Reserve und lässt mich da antanzen und ackern und ich soll vor dem Verrenkungen machen, bis er sich mal gnädig herablässt, sich auf mich einzulassen, dann sage ich auch: Du kannst nicht und willst nicht?! DANN will ich auch nicht!. Warum soll ich mich denn um den anderen bemühen und kümmern, wenn er das bei mir überhaupt nicht macht?. Das sehe ich nicht ein. Die Aufteilung ist 50 % : 50 %. Ich übernehme nicht 99 % der Beziehungsarbeit und der Verantwortung für das Gelingen des Kontakts und der andere kommt mit lumpigen 1 % rüber. Und wenn ich Pech habe, falle ich bei dem noch durch. Und dann läge das ganze Risiko bei mir und das geht kein vernünftiger Mensch mehr ein.

ABER:

Man kann ganz viel erreichen. Und man kann auch ohne professionelle Hilfe ganz großartige Veränderungen schaffen. Es gibt Menschen, die waren mal total ängstlich, und die rocken heute jede Bühne. Unsicherheiten, Ängste, soziale Schwierigkeiten und vieles mehr sind veränderbar und ein mieses Leben mit vielen psychischen Erkrankungen kann sich sehr zu einem wunderbaren Leben hin entwickeln, in dem es nahezu keine psychischen Probleme mehr gibt. Das ist Schöne an vielen psychischen Erkrankungen, dass sie sich so wunderbar machen können.

Wenn jemand sehr krank und sehr akut ist, dann kann er sich gar nicht vorstellen, wie toll er sich entwickeln kann, wie anders er eines Tages leben kann.
Sponsor-Mitgliedschaft

@Emila

Unsicherheit wird nicht immer erkannt. Grundsätzlich gilt:
Manche Menschen werden das erkennen, dass Du unsicher bist. Aber die anderen Menschen werden Dein Verhalten als Arroganz und Desinteresse auslegen. Diese Wirkungen kennt man. Aber ich kann Dir jetzt keine Prozentzahlen sagen, wieviel Prozent der Menschen es als unsicheres Verhalten und wieviel Prozent es als überhebliches Verhalten interpretieren werden. Das hängt sicher auch nochmal von anderen Faktoren ab wie Körperhaltung, Kleidung, Duktus, Habitus und vieles mehr.

Du hast ja geschrieben, dass Du stotterst, dass man es anmerkt. In dem Fall gehe ich davon aus, dass jeder merken wird, dass Du unsicher bist. Damit hast Du es einfach schwerer als andere, die sich da leichter tun und unkompliziert einfach in die sozialen Aktivitäten eintauchen können.

Woher das kommt, kann man nicht immer sagen...

Zitat von @Kosmos:
Zitat:
Das ist vielleicht auch DNA und Erbanlage. Andere Menschen haben auch solche Vorgeschichten und die schaffen es trotzdem, dass sie diese sozialen Sachen gelernt haben, es versucht haben, sich mit Eigentherapie rangetastet haben und den Mut aufgebracht haben, dass sie sich vielleicht hier und da mal blamieren, aber dass sie sich trotzdem nicht haben für ewig blockieren zu lassen.


Interessanter Aspekt bezüglich der extremen Angst die manche Leute in sozialen Situationen verspüren:

Soziale Ausgrenzung war bei unseren Urvorfahren gleichbedeutend mit dem Tod...

Vielleicht hilft dies, die Ängste etwas besser zu verstehen und auch in der heutigen Welt zu relativieren.
(Aus einem youtube Video von Mark Manson)

Zitat von Kosmos:
Du hast ja geschrieben, dass Du stotterst, dass man es anmerkt. In dem Fall gehe ich davon aus, dass jeder merken wird, dass Du unsicher bist. Damit hast Du es einfach schwerer als andere, die sich da leichter tun und unkompliziert einfach in die sozialen Aktivitäten eintauchen können.

Woher das kommt, kann man nicht immer sagen...

Zitat von Emila:
Manche dachten auch, dass mein Verhalten ihnen gegenüber Desinteresse sei, dabei war es nur meine starke Unsicherheit.
Ich merke auch, dass man wenig beachtet wird, wenn man zu den introvertierten gehört.
Ich denke schon, dass mich viele anfangs sehr merkwürdig finden, drücke ich es mal so aus.


Man muß fairerweise auch dazu sagen, dass es manchmal mehr Energie kostet, einen exttem schüchternen Menschen in die Gruppe zu integrieren, als jemanden der normal interagiert.

( ja,... das selbe gilt manchmal auch für das gegenseitige Extrem)

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Dr. Reinhard Pichler
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