Zitat von AméliePoulain:Du verwechselst extrovertiert mit narzisstisch. Nur, weil jemand offen kommuniziert, macht er keinen Wirbel um sich selbst. Nur, weil man ruhig ist, ist man nicht ein besserer sympathischerer Mensch. Es kommt auf Inhalte an und Charakter.
Ja, es wird dauernd extrovertiert mit narzisstisch verwechselt. Ebenso wird selbstbewusst mit narzisstisch verwechselt. Neutrales Auftreten fühlt sich für viele schon so bedrohlich an, dass sie es mit dominantem Auftreten verwechseln...
Es sind unendlich viele Vorurteile im Spiel, die dann auf harmlose Leute drauf geklatscht werden, und damit provoziert man dann Konflikte. Und die schaden und tun weh.
Kommunikation kann man üben und trainieren, was darüber lernen und Kompetenzen aufbauen. Aber das alles ist eine intellektuelle Leistung. Problematisch an einer sozialen Phobie ist aber das Gefühlsleben und die Emotionen, die dahinter stehen, wenn jemand in Kontakten so unsicher ist. Und da kann das Gegenüber dann auch nichts dran ändern. Egal, was es tut, das wird wieder auf der anderen Seite aus der Empfängersicht bewertet und interpretiert. Wenn jemand den Kopf voller Vorurteile hat, die automatisch anspringen und die ihm nicht bewusst sind, dann kann ich als Sozialpartner auf der anderen Seite dagegen nicht ankommen. Da kann ich mich verrenken wie ich will, es wird nichts ändern.
Je sturer der Gegenpart ist, desto weniger hat man Chancen, Einfluss zu nehmen.
Und manche Menschen grenzen sich natürlich auch ab, wollen nicht. Das muss man auch sehen. Die sind vielleicht gar nicht so doof, aber sie machen klar, dass sie nicht interessiert sind. Und das ist eine ganz normale Sache. Einen Korb zu kriegen ist was Normales und kein Weltuntergang. Damit muss man umgehen und gut ist. Das Leben geht auch mit Absagen weiter. Wenn es irgendwo nicht geklappt hat, sucht man sich was Neues und probiert dort sein Glück.
Sich introvertiert hinsetzen und warten, dass von den anderen was kommt, klappt nicht. Man muss Offenheit und Interesse signalisieren, sonst werden die anderen nicht aktiv werden. Hinsetzen und nichts machen, bedeutet in der sozialen Sprache der Menschen: Ich will keinen Kontakt. Ich will meine Ruhe!. Das ist die Botschaft, die introvertierte Menschen ausstrahlen und aussenden, wenn sie nicht mehr machen als dabei sitzen.
Es gibt bildschöne Frauen, die nix abkriegen, während es häßlichere Damen gibt, die einen Mann nach dem anderen abschleppen. Und die hübschen Frauen, die so verschmäht werden, verstehen nicht, warum sich nix tut. Dann schaut man mal auf ihr Sozialverhalten und ihre Interaktion und sieht, wie passiv die sind. Die gehen mit diesen Männern nicht in Augenkontakt, da kommt kein Lächeln rüber, nix. Was machen die interessierten Männer? Die prüfen die Lage, checken ab, ob diese Frau auf einen Annäherungsversuch wohl positiv reagieren würde. Nach einer Weile die Lage erkunden, merken sie, dass sich die nicht rührt. Dann drehen sie ab und suchen sich eine Frau, die klare Signale aussendet, dass sie sich über eine Kontaktaufnahme von diesem Mann freuen würde.
Offenheit ist der zentrale Aspekt. Innerlich und gefühlsmäßig offen sein für die Menschen, die einem über den Weg laufen. Und diese innere Offenheit nach außen transportieren ist der zweite Punkt. Ohne dass wird man sehr einsam und verlassen sein, es schwer haben mit den Menschen.
Und Introvertierte sitzen oft wirklich verzweifelt da und fragen sich, woran es liegen könnte? Und dann fragen sie andere Introvertierte und die wissen es ja auch nicht besser und schwingen die gleichen Reden. So kommt man nicht weiter. Wenn ich was lernen will, dann muss ich jemanden fragen, der es beherrscht, und nicht jemanden, der es selbst auch nicht hinbekommt. Die anderen Introvertierten machen die gleichen Fehler und kommen aus dem sozialen Loch nicht wirklich raus. Das sind keine nützlichen Ratgeber.
07.04.2023 12:38 • x 1 #201