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Hallo zusammen,

ich habe eine Soziale Phobie und stand auch kurz vor dem Burn Out, da ich beruflich nie Grenzen gesetzt habe und noch, ganz im Gegenteil, immer meine Hilfe angeboten habe, selbst wenn ich selbst schon mehr als genug zu tun hatte.

Ich habe den Eindruck, dass meine Teamkollegin das versucht auszunutzen (es gab verschiedene Situationen in der Vergangenheit, die darauf schließen lassen). Nun möchte ich dem Ganzen Einhalt gebieten und meine Grenze setzen/Nein sagen. Aktuell versucht sie mir eins ihrer Projekte aufzudrücken welches, zu allem Übel, noch viel Abstimmungsbedarf mit einer anderen, sehr schwierigen Kollegin mit sich bringt. (Denke das ist auch der Hauptgrund, warum sie das abdrücken will). Anstatt allerdings direkt auf mich zuzukommen (in der Situation hätte ich inzwischen wohl gut Nein sagen können) versucht sie es jetzt scheinbar über meinen Chef zu spielen, damit er die Aufgabe an mich umverteilt. Habt ihr da Tipps für mich, wie ich das am besten handhaben kann? Mein Chef sollte ja eigentlich den Überblick haben, wer gerade was und wie viel macht, aber das interessiert ihn kaum. Er sucht sich da immer den leichtesten Weg, und da meine Teamkollegin sehr redegewandt und dominant auftritt und sich gerne mal beschwert (und ich das komplette Gegenteil bin), bin ich i.d.R. diejenige, die die Aufgaben empfängt. Wie würdet ihr in dieser Situation vorgehen und habt ihr ggf. ähnliche Erlebnisse gehabt?

04.08.2024 06:38 • 11.08.2024 #1


19 Antworten ↓


@Nina89 Hatte früher auch teilweise Probleme in gleicher Art. Hast du mit dieser Kollegin, schonmal ein 4 Augengespräch geführt? Und ihr saß geschildert was du vermutest bzw denkst?

A


Kollegin versucht via Chef ihre Aufgabe auf mich abzuwälzen

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Direkt darüber nicht, da ich (zumindest in letzter Zeit) wenn sie direkt auf mich zukam, das (für meine Verhältnisse) ganz gut ablehnen konnte oder zumindest nur einen Teil der Aufgabe übernommen habe, unserem Team zuliebe. Die Einbeziehung vom Chef ist jetzt in dieser Konstellation neu. Bin mir auch nicht sicher, wie weit solch ein Gespräch mit ihr hilfreich wäre, da das ja (objektiv betrachtet) erst mal Unterstellungen meinerseits sind und sie ja sehr redegewandt ist, dh. sie würde sich ziemlich sicher da rausreden. Außerdem scheint sie es diesmal über meinen Chef versuchen zu wollen (das Gespräch mit ihr und meinem Chef, in dem er vermutlich die Aufgabe auf mich abwälzen soll, findet diese Woche statt, aber ich möchte da entsprechend vorbereitet reingehen.)

@Nina89 verstehe ich. Aber Gefühle werden ja gesteuert. Also wird ja auch irgendwas an deiner Vermutung sein. Sonst hättest du ja das bei allen Kollegen so. Also mir hat damals nur das Gespräch geholfen, und Klarheit verschafft. Wichtig ist es nur immer vernünftig miteinander zusprechen, ohne direkte Vorwürfe usw. Eventuell sieht sie das anders, aber manchmal haben Leute bzw Menschen Einsicht. So war es bei mir am Ende, und es war dannach besser.

Zitat von Nina89:
Wie würdet ihr in dieser Situation vorgehen und habt ihr ggf. ähnliche Erlebnisse gehabt?

Genau so eine Situation habe ich nicht erlebt, aber wenn ich mich bei der Arbeit überfordert fühlte, bin ich zum Chef und habe geweint und gesagt, dass ich das nicht schaffe. Hat meistens gelappt.

Zitat von Schlaflose:
Genau so eine Situation habe ich nicht erlebt, aber wenn ich mich bei der Arbeit überfordert fühlte, bin ich zum Chef und habe geweint und gesagt, dass ich das nicht schaffe. Hat meistens gelappt.

Da hattest du aber einen kulanten Chef. Die meisten wären wohl irritiert.
Es ist immer schwierig und kommt auch auf der Verhältnis zum Chef an. Ich könnte mir niemals vorstellen, vor meinem Chef oder generell Arbeitskollegen zu heulen. Ich kann zwar auch sagen, wenn es mir nicht gut geht, aber ich mache das dann sachlich.

Zitat von Islandfan:
Da hattest du aber einen kulanten Chef. Die meisten wären wohl irritiert. Es ist immer schwierig und kommt auch auf der Verhältnis zum Chef an. Ich könnte mir niemals vorstellen, vor meinem Chef oder generell Arbeitskollegen zu heulen. Ich kann zwar auch sagen, wenn es mir nicht gut geht, aber ich mache das dann ...

Irrtiert war er auch am Anfang auch Aber ich hatte nie Probleme öffentlich zu weinen. Im Gegenteil. Es war auch oft so, dass ich im Lehrerzimmer in Tränen ausbrach, aufs Klo lief und dann irgendeine Kollegin mir nachlief und dann mit mir zum Chef ging und die Sache in die Hand nahm. Ich saß nur da und heulte. Reden geht bei mir nicht, wenn ich mich überfordert fühle, mir kommen gleich die Tränen hoch. Naja, es endete ja auch gut, indem mein Chef dafür sorgte, dass ich die Stelle am Ministerium bekam.

Zitat von Schlaflose:
Naja, es endete ja auch gut, indem mein Chef dafür sorgte, dass ich die Stelle am Ministerium bekam.

Ja, das war echtes Glück. Ich glaube aber auch, dass es daran liegt, dass du auch im öffentlichen Dienst bist, da hat man tatsächlich meistens bessere Karten. In der freien Wirtschaft würde das eher nicht funktionieren.

Zitat von Schlaflose:
bin ich zum Chef und habe geweint und gesagt, dass ich das nicht schaffe. Hat meistens gelappt.

Niemals würde ich und habe ich auch nie, vor dem Chef geweint. Mich als Opfer darstellen, um dann
meinen Willen zu bekommen? Ne, ne.

Ich habe auch immer Ja gesagt, aber einmal habe ich einfach Nein gesagt, auch wenn das gegen
meiner Natur war. Es hat geklappt, das erste Mal Nein zu sagen, ist immer schwierig, aber dann
ging es einfacher. Wer immer Ja sagt, wird nicht mehr für voll genommen.

Zitat von Islandfan:
In der freien Wirtschaft würde das eher nicht funktionieren.

Hätte ich aber genauso gemacht. Ich war schon als Kind eine Heulsuse und bin immer gleich in Tränen ausgebrochen, wenn man mich irgendwie anging oder ich nicht bekam, was ich wollte. Da bin ich mir treu geblieben

Ich würd schon sagen, dass die Aufgaben in der Zeit nicht machbar sind. Ich würde den Chef bitten mir zu sagen welche Aufgabe ich nun priorisieren soll und welche warten kann. Da soll er entscheiden. Nun endlos Überstunden schieben würde ich nicht außer du hast vor aufzusteigen.

Zitat von Schlaflose:
Hätte ich aber genauso gemacht. Ich war schon als Kind eine Heulsuse und bin immer gleich in Tränen ausgebrochen, wenn man mich irgendwie anging oder ich nicht bekam, was ich wollte. Da bin ich mir treu geblieben

Das fänd ich befremdlich als Chef, es entstünde für mich eine peinliche Stille, weil ich total schlecht damit umgehen kann, wenn jemand weint.
Bei mir war es umgekehrt als Kind, durch Weinen habe ich erst recht nichts erreicht, es war total verpönt und wurde nicht gern gesehen. Heute kann ich auch nicht gut weinen, dann muss ich jemandem schon sehr vertrauen, dass ich mich gehen lassen kann.
In der Gruppentherapie hat es mich innerlich aggressiv gemacht, wenn Leute geweint haben und ich war völlig hilflos. Einmal bekam eine einen Weinschreikrampf, das habe ich kaum ausgehalten und habe das dann auch angesprochen.

Zitat von Islandfan:
Das fänd ich befremdlich als Chef, es entstünde für mich eine peinliche Stille, weil ich total schlecht damit umgehen kann, wenn jemand weint.

Dann kannst du ja froh sein, dass deine Diva das nicht macht
Zitat von Islandfan:
In der Gruppentherapie hat es mich innerlich aggressiv gemacht, wenn Leute geweint haben und ich war völlig hilflos.

Das war mir egal. Was ich nicht ertragen kann ist, wenn aus Sentimentalität geweint wird, z.B. bei einem Film oder wenn sich Leute um den Hals fallen und weinen, wenn sie etwas Berührendes erlebt haben. Oder wenn vor Freude geweint wird z.B. bei Oscarverleihungen u.ä.

Zitat von Schlaflose:
Dann kannst du ja froh sein, dass deine Diva das nicht macht


Sie war schon kurz davor. Mich würde das bei ihr gar nicht berühren.

Zitat von Schlaflose:
Oder wenn vor Freude geweint wird z.B. bei Oscarverleihungen u.ä.

Vor Freude weinen ist mir auch unangenehm. Ich kann aber, wenn ich einen totalen Lachanfall bekomme, weinen, im schlimmsten Fall bekomme ich dann Heulanfälle vor Lachen.

Zitat von Nina89:
r eins ihrer Projekte aufzudrücken welches, zu allem Übel, noch viel Abstimmungsbedarf mit einer anderen, sehr schwierigen Kollegin mit sich bringt.


Ich habe noch in den letzten 15 Berufsjahren gelernt, dass ich mich auf sachlicher Ebene bewegen kann.

Dazu habe ich ein schwieriges Thema aber schon vorher sehr genau analysiert und konnte dann bei Bedarf dementsprechend argumentieren. So aus dem Bauch raus, klappt das bei mir nicht.

In deinem Fall würde ich dir das auch empfehlen, dass du innerlich ganz sachlich die Thematik betrachtest und dann, sollte der Chef es an dich abdrücken wollen, dementsprechend argumentieren kannst.

Und die Kollegin? Scheinbar ist sie wunderbar redegewandt, allerdings doch auch schnell mal überfordert? Oder?

Zitat von Icefalki:
Ich habe noch in den letzten 15 Berufsjahren gelernt, dass ich mich auf sachlicher Ebene bewegen kann.

Ich habe damals mit meinem Chef ein paarmal schriftlich verkehrt. Ich habe ihm Briefe geschrieben, wo ich sachlich alles erklärt habe, was mir im Gespräch nie gelungen ist.

Zitat von Schlaflose:
Was ich nicht ertragen kann ist, wenn aus Sentimentalität geweint wird, z.B. bei einem Film oder wenn sich Leute um den Hals fallen und weinen, wenn sie etwas Berührendes erlebt haben. Oder wenn vor Freude geweint wird z.B. bei Oscarverleihungen u.ä.

Das sind echte Tränen! Vor dem Chef heulen, um etwas zu bekommen, ist nicht echt.
Ich kann nicht auf Kommando weinen.
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Danke für eure Antworten!

Das Gespräch hat inzwischen stattgefunden. Mein Chef hat jetzt, nachdem meine Kollegin nochmals betont hat, dass ihr das zu viel ist, gesagt, wie viel auch er und wir alle zu tun haben. Das Ergebnis des Gesprächs war, das er einen Teil übernimmt und einen Teil ich. Gefragt/Gebeten darum wurde ich nicht. Während des Gesprächs habe ich eine Kleinigkeit, die meine Kollegin sagte, richtiggestellt (was mir eh schon immer schwer fällt und für mich schon ein kleiner Fortschritt ist. Normalerweise bin ich 100% der passive/stille Part in solchen Gesprächen, die immer die Befehle entgegennimmt und Dinge, die zu meinen Ungunsten gesagt werden, nicht klarstellt. Aber daran arbeite ich auch gerade). Ich bin jetzt für mich so aus dem Gespräch gegangen, dass ich meinen Part zwar mache, aber definitiv nicht als Prio 1 auf meiner Aufgabenliste und ich mir auch kein Bein ausreisen werde, damit es perfekt wird (wie ich es in der Vergangenheit immer gemacht habe). Evtl. werde ich das Thema, dass meine Kollegin recht rasch und regelmäßig zu viel zu tun hat, auch mal in einem persönlichen Mitarbeitergespräch mit meinem Chef ansprechen. Wäre ich an Stelle meiner Kollegin gewesen, hätte ich mit allen Mitteln versucht, das Projekt selbst zu stemmen, Überstunden gemacht, Mittagspause ausfallen lassen etc. (Ich bin z.T. den ganzen Tag nicht auf Toilette gegangen, wenn ich so viel zu tun hatte und eh nicht daran gedacht bzw. mir die Zeit genommen hab, was zu trinken!). Sie allerdings schreit schon bei der kleinsten Überforderung nach Hilfe (und bekommt sie auch, wie man sieht) und stellt sicher, dass ihre Work-Life-Balance nicht leidet. Das Ganze hat mir mal wieder gezeigt, wie man ständig für blöd verkauft wird, wenn man ruhig und hilfsbereit ist.

Zitat von Icefalki:
Ich habe noch in den letzten 15 Berufsjahren gelernt, dass ich mich auf sachlicher Ebene bewegen kann. Dazu habe ich ein schwieriges Thema aber schon vorher sehr genau analysiert und konnte dann bei Bedarf dementsprechend argumentieren. So aus dem Bauch raus, klappt das bei mir nicht. In deinem Fall würde ich dir das ...

Danke für Deine Antwort! Mit genau analysiert meinst Du die fachliche Aufgabe an sich, oder die soziale Situation mit der Kollegin? In einem Gespräch so zu argumentieren, selbst wenn ich mich gut vorbereitet habe, fällt mir sehr schwer, da ich da überhaupt nicht spontan reagieren kann.

Zitat von Nina89:
fachliche Aufgabe an sich, oder die soziale Situation mit der Kollegin? I


Ich reflektiere erstmals mich selbst, meine Befindlichkeiten, mein Plus und Minus. Dann die der anderen und bei all diesen Gedanken versuche ich meine echten Bedürfnisse, usw.. herauszufiltern.

Weiss ich wirklich, was ich möchte und warum, muss ich natürlich noch die Lage dahingehend checken, was mir meine Belange wert sind. Und wenn ich dann nach all diesen Überlegungen eine Lösung habe, dann verwende ich sie auch. Sprich, ich kann ganz sachlich argumentieren, warum ich das so sehe, oder eben nicht.

Und da ich ja schon sehr viel über die Situation nachgedacht habe, gibt es kaum ein Argument, das ich nicht schon bedacht hätte. Und wenn doch, kann ich auch sagen, dass ich daran noch nicht gedacht habe.

Und spontan kann ich auch nicht wirklich gut reagieren, allerdings bin ich zwischenzeitlich sehr gut darin, anderen auch mal meine Wahrheit zu sagen. Das kann man auch relativ sachlich tun.

Wie gesagt, ich durchdenke da alle Situationen, dann werde ich nicht kalt erwischt. Bleib aber trotzdem offen für Neues.

Das alles muss man auch ein bisschen üben, sich mal etwas getrauen und den eigenen Wert dabei nicht vergessen.

Weisst du, ich denk immer, wenn sich andere mit ihrer Art gewisse Dinge auf meine Kosten leisten wollen, muss ich das nicht wortlos hinnehmen. Gleiches Recht für alle.

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Dr. Reinhard Pichler
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