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Hallo an euch!

Habe mich auf den ganzen Seiten nun mal reichhaltig informiert und durchgelesen. Ich muss gestehen, ich war schon relativ schockiert, wieviel im Bezug auf eine soziale Phobie auf mich zutrifft! Allein bei dem Test zu diesem Thema konnte ich bei allen Kästchen bis auf 7 Stück ein Häkchen setzen! Nun habe ich mir dadurch gedacht, ich frage mal um Rat nach...

Schon mein ganzes Leben lang habe ich immer wieder in bestimmten Situationen seltsame oder in meinen Augen unnatürlich heftige Verhaltensweisen bemerkt und hielt das bis vor ein paar Tagen für... Naja, normal...

Wenn ich mal ein paar Beispiele nennen darf, die mir gravierend im Gedächtnis geblieben sind:
- An meinem 9. Geburtstag habe ich ein Fahrrad geschenkt bekommen und die ganze Familie war anwesend. Alle ware sehr gespannt auf meine Reaktion wenn ich die Decke von diesem Objekt abnehme. Als mich alle so anstarrten, wäre ich am liebsten weg gelaufen! Ich hatte solche Angst, nicht die Reaktion zeigen zu können, die alle von mir erwarteten, dennoch habe ich es ausgepackt. Die Angst war danach nicht weg! Ich hatte lange Zeit immer die Meinung, dass alle von meiner Reaktion enttäuscht waren...

- wenn ich mit Leuten irgendwo beim Essen bin, habe ich z. B. hemmungen mir etwas ausgefallenes zu Trinken oder zu essen zu bestellen. Ich habe Angst, dass einer sagen könnte: spinnst du? Sowas teures/ausgefallenes!

- wenn ich mit meiner Mama einkaufen war/bin, fiel/fällt oft die Frage ob ich etwas brauche. Ich sage grundsätzlich bei solchen Dingen Nein, weil ich Angst habe, mein gegenüber könnte auf meine Forderung oder meinen Wunsch wiederum Nein sagen. Das ist auch bei allen anderen Personen und Situationen so, z. B. auch wenn mich jemand fragt was ich zum Geburtstag oder zu Weihnachten möchte. Ich sage dann, dass ich grade nichts weiß, weil ich Angst habe zuviel zu verlangen und zurück gewiesen/abgelehnt zu werden...

- ich meide gut und gerne Geburtstage in der Verwandschaft/im Freundeskreis, insbesondere dann, wenn ich weiß dass mehrere Personen anwesend sind, die ich nicht kenne. Meist habe ich Angst, nur da zu sitzen weil sich niemand mit mir abgeben/unterhalten möchte. Hinterher stelle ich dann meist fest (wenn sich der besuch nicht vermeiden ließ), dass ich reden hätte können, aber zu viel Angst hatte etwas dummes zu sagen oder jemand könnte mich nicht mögen oder lacht mich aus.

- ein sehr aktuelles Beispiel: Mein jetziger Freund fährt mit Leib und Seele gern Motorrad. Ich habe es bisher nie versucht mitzufahren, auch nicht bevor ich ihn kannte. Jetzt würde er mich gerne einmal mitnehmen und er hätte sogar die passende Kleidung und Ausrüstung für diesen Zweck für mich. Ich würde es so gerne versuchen, aber ich habe schon Herzklopfen wenn ich nur dran denke! Ich habe riesige Angst in den Klamotten bescheuert auszusehen oder etwas falsch zu machen und dafür dann von ihm oder anderen in der Truppe ausgelacht zu werden, dass ich es lieber sein lasse und jede Auseinandersetzung mit dem Thema versuche zu vermeiden. Jetzt steht bei ihm eine mehrtägige Tour an und ich kann nicht mit, da ich ja keine Erfahrung damit habe und somit auch nicht weiß, ob es mir gefällt. Seitdem er mir von dieser Tour erzählt hat und sagte, dass er da die drei Tage nicht da ist, reagiere ich auf ihn und das Thema sehr harsch: ich mache ihm insgeheim Vorwürfe weil er das ohne mich macht, habe eine innerliche Wut und Aggression in mir, sobald das Thema auf den Tisch kommt und je näher der Donnerstag (Beginn der Tour) kommt desto mehr könnte ich mir die Augen ausheulen, weil ich zu viel Angst habe über meinen Schatten zu springen und diese Angst anzugehen...

Weiter machen könnte ich Ewigkeiten so, die Beispiele sind unendlich, so scheint es mir zumindest...

Habe ich nun eine soziale Phobie oder sind das alles ganz normale Reaktionen und Verhaltensweisen?

Ich hoffe ihr könnt mir helfen...

Lieben gruß,
Ardeo88

P.S: sorry für den langen Text.

16.05.2012 13:50 • 25.05.2012 #1


13 Antworten ↓


Edit:
Eins habe ich noch vergessen, ich habe auch Angst mit jemandem drüber zu sprechen. Er oder sie könnte es nicht verstehen und sagen : Nein, sowas hast du nicht, das redest du dir nur ein! diese Angst habe ich sogar meinem Freund gegenüber, obwohl ich insgeheim eigentlich weiß, dass das vielleicht nicht so wäre bei ihm, die Angst ist stärker iwie...

A


Ist es eine soziale Phobie oder doch normal?

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Hmmm...
Hat denn keiner irgendwelche Worte für mich? Will nicht aufdringlich sein, aber eine Antwort wäre schon ganz schön...

Hallo Ardeo!!

Also ich konnte mich in vielen Punkten wiedererkennen bzw. auf ähnliche Situationen meinerseits schließen.
Ich möchte dich vorweg in keinster Weise beunruhigen und spreche nur von meiner Meinung/Erfahrung.

Also deine Erzählungen klingen schon nach einer Art sozialen Phobie. Die Definition ist natürlich groß - also hab bitte keine Angst. Manche Menschen trauen sich da ja wirklich gar nicht mehr aus dem Haus geschweigedenn können eine Beziehung führen. Und beides hast du/kannst du ja

Mag sein dass das alles durch dieses eine Erlebnis vom Geburtstag ausgelöst worden ist. Meist steckt aber bisschen mehr dahinter, bei mir zB. war es so; dass meine Eltern zwar nie böse zu mir waren oder so, sie haben sich aber getrennt und ich war ab dann ziemlich viel alleine und hab mit 12 Jahren eher mein Vater versorgt als er mich, hatte niemand zum Reden, war den ganzen Tag alleine und fühlte mich irgendwann immer schüchterner/minderwertiger usw. das ist die Kurzversion, ich möchte dir nur zeigen, woher das alles kommen kann.


Tja, nun, was kannst du machen? Erstmal super, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten.
Dann empfehle ich dir einfach mal den Gang zum Psychotherapeuten (nicht Psychiater). Ich mache selbst schon Jahre Therapie und das ganze Soziale Zeugs hat sich echt gebessert.

LG

Hallo Miss Jigsaw!

Schön eine Antwort von dir zu bekommen, hatte schon Angst, das Forum ist mittlerweile down oder so.

Zu deinem Post:
Du sagst, ich könne ja wenigstens noch vor die Türe gehen und eine Beziehung führen. Da muss ich ehrlich gesagt gestehen, das ist NOCH so.
Mir ist klar geworden, dass ich in meinen vergangenen Beziehungen eigentlich immer derjenige war, der das Problem verursacht hat. Wenn jemand an mir Kritik ausgeübt hat (und sei es beim Autofahren nur der Hinweis gewesen, dass mein Fernlicht noch an ist und ich den Gegenverkehr grad geblendet habe!), dann bin ich sofort her gegangen und hab ihm Vorwürfe gemacht! Das war für mich sowieso immer das Leichteste, lieber weg laufen oder Zuschlagen, anstatt mich damit auseinanderzusetzen und zuzugeben, dass ich grad einen Fehler gemacht habe.
Das mit dem aus dem Haus gehen ist auch so eine Sache. Gestern z. B. bin ich zu Bekannten gelaufen und musste an einem Cafe in der Innenstadt vorbei gehen. Da saßen draußen an den Tischen haufenweise Leute und es war mir verdammt unangenehm dort vorbei zu gehen. Ich hab niemanden angesehen, stattdessen hab ich meine Kappe tiefer ins Gesicht gezogen und in den Boden geschaut. Ich hab sogar mit dem Gedanken gespielt nach links in eine Gasse abzubiegen und einen Umweg in Kauf zu nehmen!
Soviel dazu.

Auslöser für mein Verhalten, da könnte es viele geben und ich glaube, es waren auch alle zusammen, die mich im Lauf der Zeit so haben werden lassen.
In der Schule war ich immer der Außenseiter und ich wurde wirklich oft aufs Übelste und bis zum Äußersten gehänselt, Freunde hatte ich nie wirklich welche, meist hab ich mich zu Hause hinter meinem PC oder meiner Konsole verkrochen (was ich immer noch sehr gerne tue, wenns mal Probleme gibt) und ich hab wohl iwann einfach gemerkt, es ist für den Moment einfacher wegzulaufen oder auszuteilen statt einzustecken. Austeilen fällt mir mittlerweile sehr schwer, da ist wohl dann auch die Arbeit Schuld, da mach ich niemandem gegenüber den Mund großartig auf, weil ich viel zu viel Respekt und Angst davor habe, was falsches zu sagen! Lieber schlucke ich alles runter und lass es Abends daheim an meinem Partner aus. Und wenn der dann beleidigt war, gabs von mir gleich nochmal eine auf den Deckel!

Meinen jetzigen Freund liebe ich wirklich sehr und ich möchte nicht den gleichen Fehler wieder machen, das ist mir sehr wichtig. ER ist mir sehr wichtig!
Ich hab auch ihm gegenüber vorgestern die karten (unter Tränen und Schweißausbrüchen und gezittert hab ich am ganzen Körper) auf den Tisch gelegt und ihm mein Problem erzählt (Am Telefon, in die Augen hätte ich ihm dabei nicht schauen können!). Er will mir auf jeden Fall helfen und das Problem mit mir zusammen angehen. Nur wie soll das gehen? Ich habe Angst iwo zu versagen und er ist enttäuscht von mir...

Und mit Psychotherapeut (was ist da anders als beim Psychologen? mein Freund meint nämlich ich solle zu eben diesem gehen?

Bin total verunsichert von der ganzen Situation die gerade herrscht...

Lieben Gruß,
Ardeo88

Hallo Ardeo88,

Psychotherapeut, Psychologe und Psychiater sind drei verschiedene Dinge. Ein Psychiater ist Arzt, hat Medizin studiert und dann den Facharzt für Psychiatrie gemacht. Er ist in erster Linie zuständig für Geisteskrankheiten wie z.B. Schizophrenie und für die Verschreibung von Medikamenten. Ein Psychologe hat Psychologie studiert und ist kein Arzt. Psychotherapeut ist eine Art Sammelbegriff für verschiedene Ausbildungswege, mit denen man Psychotherapie anbieten kann. Es kann jemand sein, der entweder Psychologie studiert hat oder eine sonstige Ausbildung zum Psychotherapeuten gemacht hat. Manche Psychiater haben auch eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und bieten Psychotherapie an.

Warum sollte sich jemand das Maul über dich zerreißen, wenn du eine Therapie machst? Heutzutage machen so viele Leute eine Therapie, dass es mittlerweile ganz normal ist. Man muss sein psychisches Problem als Krankheit betrachten, die man behandeln lässt, genauso wie eine körperliche Krankheit. Außerdem braucht man das ja nicht jedem zu erzählen, wenn man nicht will.

Viele Grüße

Hallo schlaflose!

Auch dir danke für deinen Beitrag.

Danke für deine Erklärung zu diesen drei Begriffen, wieder etwas dazu gelernt. Dann kann ich meinem Freund ja sagen, dass ein Psychotherapeut her müsste. Weiß allerdings noch nicht, ob ich das wirklich so einfach schaffe da hin zu gehen.

Ich habe mich mit dem Thema Therapie noch nie wirklich befassen oder auseinandersetzen müssen, aber wenn ich höre, wie manche Leute über Psychologen und die Leute, die da hin gehen reden und lästern, das trifft mich schon ganz schön ehrlich gesagt. Und wenn ich mit Leuten am Tisch sitze, die dann solche Sprüche los lassen, während ich im Hinterkopf habe, dass ich ja selbst in Therapie bin, das würde mich echt fertig machen in dem Moment...
Außerdem hätte ich da Angst, dass jemand was an meiner Reaktion merkt.

Gerade eben bin ich wieder durch die Innenstadt und heute ist dort Markt und schönstes Wetter. Demnach waren dort viele Leute unterwegs. Ich konnte da nicht durch gehen. Ich habe sofort Schweißausbrüche bekommen, als ich mir vorstellte, durch diese Leute zu spazieren und jeder starrt mich iwie an. Gehört das überhaupt zur sozialen Phobie? Oder ist das wieder etwas anderes?

Hab langsam das Gefühl mir fehlt mehr als ich dachte...

Hey,

super dass du es deinem Freund gesagt hast! Das war mutig von dir und echt gut.
Ansonsten finde ich es auch toll, dass du deine Fehler von früher nun einsiehst und ändern möchtest.. das ist schonmal sehr wichtig und nicht viele Menschen können dazu stehen.

Und du bist nicht alleine mit dem Verstecken-wollen vor anderen Leuten. Ich mach manchmal auch noch einen Bogen um Cafés oder so, an denen ich vorbeilaufen muss und das Gefühl habe, die Leute glotzen nur mich an und reden über mich.
Aber weißt du was? ..wir rücken uns damit sehr in den Mittelpunkt und denken, die Welt dreht sich nur um uns. Hört sich komisch an, denn eigentlich fühlen wir uns ja ganz klein aber messen uns somit trotzdem einen hohen Wert bei.
Dabei denken manche Menschen, die einen anschauen, auch vielleicht mal nur was du für ein schönes Shirt anhast oder so

Es dauert eine Weile, so denken zu können. Ich schaffe es auch noch nicht ganz aber Therapie hilft einem da viel weiter. Keine ANgst haben, hinzugehen, denn die sind schließlich vom Fach und du bist sicher nicht die Einzige mit dem Problem
Du hast nix zu verlieren - im Gegenteil, sei froh, dass es in unserem Land so Angebote gibt.

Und sorry aber die Leute, die über Therapie lästern sollten jedenfalls nicht zu deinen Freunden gehören.. sowas ist arm und die Menschen gehören eher den Oberflächlichen an...
und ich mache es so; selbst wenn irgendjmd mitbekommt, dass cih Therapie mache, dann sage ich einfach, ja ich möchte mein Selbstbewusstsein einfach etwas aufbauen!
Aber du kannst ja sagen was du willst. Du musst dich vor niemandem rechtfertigen.

LG

Zitat von Miss Jigsaw:
Keine ANgst haben, hinzugehen, denn die sind schließlich vom Fach und du bist sicher nicht die Einzige mit dem Problem


Oh, da habe ich wohl vergessen, etwas zu erwähnen: ich bin ein er. Hoffe das istkein Problem.

Ja stimmt schon, solche Leute sollten nicht meine Freunde sein, aber zum aussortieren fehlt mir dann doch wieder der Mut. Müsste ich denen ja ins gesicht sagen, was ich von ihnen halte.

Die fehler von früher belasten mich ehrlich gesagt schon ganz schön. Am meisten das, was ich meinen Exfreunden angetan/zugemutet habe, tut mir ehrlich gesagt schon ganz schön leid. Versteht mich nicht falsch, nicht dass ich einen von Ihnen je wieder zurück nehmen würde, aber es hängt halt noch so drin alles.

Jaja, das mit den Cafes und einkaufen in kleinen Läden, wo nicht viele Leute da sind und somit die Anonymität des einzelnen nicht mehr so hoch ist, das geht mir leider viel zu oft so. Wenn jemand dabei ist, gehts, da fühle ich mich iwie sicherer. Aber alleine...
Grade musste ich alleine einkaufen und natürlich hab ich einen Umweg in Kauf genommen, weil der Laden dort einfach größer ist, als die hier bei mir. Aber ich bin an so vielen Stellen wieder mit Schweißausbrüchen und herzklopfen da gestanden, dass ich jetzt danach echt fertig und erschöpft ohne Ende bin. Dadurch kann ich dann auch gar nicht stolz auf mich sein, dann will ich nur noch meine Ruhe und beim nächsten Mal gehts mir ja eh genauso wieder...

Heute Abend oder morgen werde ich versuchen mit meinem Freund von Angesicht zu Angesicht drüber zu reden. Er möchte auch die Infos die es hier gibt lesen und wissen, was genau mein Problem ist. Hab zwar innerlich schon echt richtig Panik davor, aber er wird mich nun so oder so zur Rede stellen, somit kann ich nur hoffen, dass ich nicht einknicke dann.

Möchte trotzdem mal danke an euch sagen, eure Worte tun mir grad sehr gut und ich merke langsam, dass ich nicht alleine damit bin (kommt mir oft so vor...)

Lieben Gruß,
Ardeo88

Hey,

nein das ist natürlich kein Problem, dass du ein Mann bist, wieso auch
aber vllt fühlst du dich aufgrund deiner gleichgeschlechtlich manchmal auch unwohl, wenn du denkst, die Leute schauen dich an? Oder ist das eher kein Problem für dich? In welcher Stadt wohnst du wenn ich fragen darf? ..ist ja auch immer so ein Ding der Toleranz. Mein Bruder ist auch deshalb nach Berlin gezogen, weil wir aus einem kleinen Kaff aus Baden-Württemberg kommen.

Naja so direkt den Leuten ins Gesicht sagen, was du von ihnen hältst wenn sie abfällige Kommentare zur Therapie oder so machen, musst du ja nicht zwangsläufig. Wenn ich sowas gemerkt habe, habe ich mich meistens einfach distanziert oder, je nach Person die so ne Aussage gemacht hat, hab ich vielleicht meine Meinung gesagt. Da muss ja nicht gleich ein Streit ausbrechen.. man kann ja einfach sagen, hey, sorry aber das sehe ich anders, usw.
Also kein Stress! Das ergibt sich schon alles.

Und wie lief es jetzt mit deinem Freund gestern Abend?...

Und darf ich fragen, was du arbeitest?

Was halt auch noch sehr wichtig ist, ist einfach Kontakt zu Menschen, die dich verstehen.
Hier im Forum ist das schon ein guter Anfang.
Ich denke auch in Therapie wirst du dich verstanden fühlen und es tut gut, mal offen zu reden.
Was für mich das Beste war: ein Klinikaufenthalt in dem es allen anderen so geht wir dir und du dich nicht wie ein Alien unter Menschen fühlst. .. Aber keine Panik, das heißt nicht, dass du in eine Klinik musst
nur ist es schön,wenn man offen reden kann. Ich habe auch keine Freunde gehabt, aber nun endlich jemand kennengelernt, mit ähnlichen Problemen und bin total froh darüber.

LG

Guten Morgen Miss Jigsaw!

Puh, da bin ich ja beruhigt, dass das kein Problem ist. Man weiß ja nie.

Nein, also die gleichgeschlechtlich macht mir seltsamerweise in der Öffentlichkeit nichts aus, im Gegenteil: Ich bin ja geoutet bei allen und ich habe auch kein Problem damit, mich mit meinem Freund in der Öffentlichkeit zu zeigen, mal ein Bussi zu geben (und wenns nur auf die Backe ist), Händchen zu halte etc. Alles natürlich im gesunden Rahmen, aber da hab ich wie gesagt kein Problem. Ich glaube aber dass das daran liegt, weil in diesem Moment ja jemand dabei ist, ich steh nicht alleine da.
Zum Wohnen, das ist so eine Sache, die wohl grade jetzt in die Situation sehr mit rein spielt und die mich nun soweit gebracht hat drüber mit meinem Freund zu reden (dazu gleich mehr). Eigentlich wohne ich in Oberbayern und das eher sehr ländlich. Dort ist es komischerweise null Problem offen zu zeigen dass man gleichgeschlechtlich ist. Mein Exfreund mit dem ich 5 Jahre zusammen war, kommt aus dem Nachbarort (gehören so gesehen eigentlich zusammen) und auch bei ihm hat da nie jemand was gesagt.
Nun ist meine Mama vor ca. 1 Jahr hier in den Raum Würzburg gezogen (ca. 300 km entfernt), zusammen mit meinem kleinen Bruder und Ihrem jetzigen Freund, der auch von hier oben kommt. Wie es der Zufall will, hab ich meinen Freund im Internet kennen gelernt und wo kommt er her? Genau!
Ich bin vorerst mal zu meiner Mama gezogen, weil ich hier keine großartige Miete usw zahlen muss, somit ist es finanziell etwas leichter für mich (nach dem Auszug von meinem Exfreund gings hierbei ziemlich bergab und es war plötzlich jeder für ihn, den armen Verlassenen da, um mich hat sich bis auf zwei-drei Ausnahmen keiner geschert oder gar mal gefragt, wie es mir geht!). Ich bin hier oben wirklich glücklich und ehrlich gesagt auch froh, mit meinem alten Leben da unten völligst abschließen zu können. Nur kam mein Problem dadurch nun umso mehr zum Vorschein! Ich habe die erste Zeit nun den Fehler angefangen zu machen, dass ich mich fast ausschließlich nur auf ihn fixiert habe! Und dabei habe ich mich selbst völlig außen vor gelassen. Wenn mir dann mal was sauer aufgestoßen ist z.B. Schatz, Mitte Mai wäre mal wieder unsere Vatertagstour (Motorrad), die nicht jedes Jahr zustande kommt. Dauert drei Tage und ich würde gerne mitfahren. Mir war es nicht recht, als er mir das am Telefon erzählt hatte, war für mich klar, dass ich zu diesem Zeitpunkt ja schon hier oben wohnen werde und was tat ich? Sofort in die Kampf-/Angriffstellung und schön auf seine Kosten austeilen. Meine Meinung konnte ich ja (wieder mal) nicht sagen und kam mir andererseits aber so außen vor gelassen vor...
Gearbeitet habe ich bei mir unten als Verkäufer, durch den Umzug hier hoch bin ich nun leider erst mal arbeitssuchend. Viele werden jetzt sagen Das hätte ich nicht getan, ohne Arbeit einfach weg gehen! Aber alle Beteiligten sind sich einig: es war und ist das Beste so...

Nun zum Gespräch mit ihm:
Wir haben gestern sehr lange darüber gesprochen und es war nicht leicht, weder für ihn, noch für mich. Wir kamen uns einmal in die Haare dabei, einmal habe ich ihn verletzt weil er dachte, ich vertraue ihm nicht, um mit ihm über ganz harmlose Dinge (es handelte sich um Sex dabei) zu sprechen, es kamen ein paar Missverständnisse auf die uns dem anderen Gegenüber wieder leid taten und es flossen viele Tränen. Trotzdem haben wir uns gegenseitig immer wieder beruhigt und hoch gezogen und das Gespräch bis zum Ende geführt.
Ich zeigte ihm die Infos über soziale Phobien die es hier gibt und auch ein paar Texte, die ich die letzten Tage wie eine Art Tagebuch geschrieben habe. So geöffnet habe ich mich noch keinem Partner bisher... Er möchte mir nun so gerne helfen und hat Angst etwas zu sagen oder zu tun, was mich in meiner Situation verletzen könnte. Leider wissen wir beide nicht so recht wie er mir helfen kann. Ich habe zwar folgendes gefunden:
https://www.psychic.de/panikattacken-faq.php
(Ziemlich in der Mitte der Punkt Angst und Partnerschaft - Aus der Sicht des Partners)
Die Frage ist nur ob das gute Tips sind?

Den Gang zum Psychotherapeut, auch da haben wir drüber geredet und beide gemeint, dass wir es mal versuchen wollen selbst in Angriff zu nehmen. Ich weiß, dass ich mich nun immer wieder ein paar Situationen einfach stellen muss und zwar so lange, bis die Angst nachlässt oder gar verschwindet. Anfangs würde ich meinen Partner in der Nähe haben und diese Sicherheit immer mehr reduzieren, bis ich da allein durch kann und merke dass da ja eigentlich nichts ist, wovor ich Angst haben müsste. Ich weiß dass das schwer wird, aber wenn wir merken oder einer von uns das Gefühl hat, es wird nicht besser oder derjenige kommt nicht zurecht mit dieser Belastung, dann können wir den Weg zum Therapeuten immer noch in Angriff nehmen.
Klinik wäre wohl dann wirklich die letzte Anlaufstelle für mich, aber auch für diesen Tipp möchte ich mich bedanken bei dir.

Am Mittwoch sehen wir uns Abends wieder und wir haben gesagt wir lassen uns die Situation und die Möglichkeiten mal beide durch den Kopf gehen und sehen dann mal weiter wie wir es machen wollen. Ich bin sehr gespannt, habe schon große Angst, dass er iwann einknickt weil es ihm zuviel wird und er Schluss deshalb macht. Obwohl er mir gestern gesagt hat, dass ich für ihn der wichtigste Mensch in seinem Leben bin und er mich niemals einfach so verlassen würde! Er möchte sein Leben mit mir verbringen und eine Zukunft mit mir zusammen aufbauen und in dieser Zukunft soll ich mich wohl fühlen bei ihm, glücklich sein mit ihm und ohne Angst leben können und er wird mir helfen und mich unterstützen wo er nur kann.
Ich muss mich auf sein Wort verlassen und diese Tatsache nimmt diese Verlustangst aber gleich wieder mit in dieses Thema hinein...
Mich ihm gegenüber zu ändern und die Angst mit ihm über ganz einfache Dinge zu sprechen bzw. Ihm wirklich voll zu vertrauen, das ist die erste Sache, die ich gern in Angriff nehmen möchte. Dann kann er mir anfangs die nötige Sicherheit geben, wenn ich größere, schwierigere Dinge anpacke.

Soweit, sogut. Das ist der aktuelle Standpunkt und ich hoffe seahr, dass ich den Mut und das Vertrauen mir selbst gegenüber nicht wieder ganz verliere.

Danke dir nochmal für deine hilfreichen Worte, es ist schön zu sehen, dass es noch andere gibt, die ähnlich bzw. genauso fühlen und leben wie ich und nachvollziehen können, wie sich das anfühlt.

Lieben Gruß,
Ardeo88

Hi,

cool, sprichst du bayrisch? Der Dialekt ist so süß

Also das mit dem Umziehen finde ich nicht schlimm, manchmal muss man eben nach sich selbst schauen und wenn es dir dort besser geht und du dich wohl fühlst, dann ist das doch super und eine Arbeit findest du dann bestimmt auch bald wieder.

Schön, dass ihr euer Gespräch gut fortsetzen konnten, trotz Stress zwischendurch. Dazu gehört echt viel, es dann nicht einfach abzubrechen! Und es ist von ihm auch toll, dass er dich unterstützen will.
Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass das für den Partner nicht leicht ist, schließlich kennt er das Gefühl Angst in unserem Ausmaß ja nicht..
Aber bitte mach nicht so viel von ihm abhängig und sei nicht sauer, falls er dir mal nicht so zur Seite stehen kann, wie du es gerne hättest. Denn andere können es eben auch nicht so nachvollziehen wie wir... und außerdem müssen wir uns in erster Linie selbst helfen.
Aber offen und ehrlich sein ist schonmal sehr gut und das solltest du immer sein. Das ist echt das Wichtigste! Ich habe mittlerweile die erste lange Beziehung (bald 3 Jahre) und das erste mal reden wir auch echt über alles. Ich habe gleich von Beginn an noch im Internet (ja, habe ihn auch dort kennengelernt ) meine Problematik erklärt. Ich hatte einfach keine Lust mehr, mich zu verstecken, am ende geht die Beziehung so nämlich drauf.
Aber der Partner darf einen echt nicht zu sehr in Watte packen.. schau wirklich, dass du dich den Herausforderungen stellst, die möglich sind.
Und wirklich: ruf mal paar Therapeuten an. Meistens muss man paar Wochen auf einen Termin warten. Mach vorsichtshalber bei zwei verschiedenen einen Termin, falls dir Nr. 1 nicht sympathisch ist.

Grüße

Hihi, ja ich spreche bayrisch und mein Freund findet es auch total anziehend und toll.

Genau das war auch der grund warum ich den Umzug so übers knie gebrochen habe und eben jetzt erst nach Arbeit suche. Aber ich fühle mich hier oben so wohl vom familiären und beziehungstechnischen Umfeld her, das wäre anders einfach für mich nicht tragbar gewesen. Ich hätte mich durch das ständige hin-und-her und die ständigen Trennungen von meinem Freund und meiner Familie innerlich kaputt gemacht.

Das Gespräch mit meinem Freund war nicht leicht, wie gesagt und ich konnte leider auch nicht so offen mit ihm reden wie er es gern gehabt hätte, aber er kann sich nun auch informieren, an den Seiten hier und findet dort vielleicht auch die Tips die ihm helfen...
Jedenfalls weiß ich, wie schwer es für ihn ist und wie hart der Kampf für ihn ist, aber ich weiß auch, dass er mich niemals einfach aufgeben würde. Unsere Liebe kann eben nur stark genug sein, wenn wir beide an einem Strang ziehen und uns gegenseitig unterstützen. Jetzt am Anfang werde ich ihn öfter mal an meiner Seite brauchen, aber das wird auch besser. Ich bin einfach soweit dass ich das alles an mir ändern möchte und ein besserer Mensch sein möchte. Und damit habe ich heute begonnen!

Ich war mit meiner Familie in einem Einkaufszentrum das ziemlich gut besucht war. Es war an manchen Stellen und in manchen Geschäften schwer, mich von der sicheren Seite meiner Familie zu lösen und auch mal allein durchs Geschäft zu ziehen, aber ich hab es immer wieder mal ein paar Minuten geschafft. Einmal war ich sogar ganz allein für knapp 10 Minuten in einem Bücherladen. Als ich raus ging, war ich zwar schweißgebadet und mein Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich habe gemerkt dass es mir ein klein bischen besser ging danach. Es wird noch lange dauern, bis mir das ganz leicht und so mir-nichts-dir-nichts von der Hand geht, aber ich will genau das unbedingt erreichen.
Nach dem Einkauf bin ich im Auto auf der Heimfahrt noch im Parkhaus zusammengeklappt und hab sofort geschlafen, so erschöpft und ausgepowert war ich...

Ein klein bisschen stolz bin ich zwar aber ich weiß, dass es erst mal nur ein kleines Schrittchen auf dem Weg zur Besserung war.
Bis zum Wochenende möchte ich versuchen, meinem Freund mal ein paar Dinge zu sagen über mich, die mir nicht leicht von der Hand gehen. Eben immer so viel, wie ich kann, aber ich will da dran arbeiten.

Ich setze mich auch nicht unter Druck aber ich versuche mir nun soviel Mut wie möglich zu machen und meinem Freund zu zeigen, dass ich an mir arbeiten will und kann...

Einen lieben Gruß und ein erneutes Dankeschön für deine aufbauenden Worte!

Ardeo88

Hi Ardeo,

sorry für die späte Antwort.
Ja so kleine Versuche wie im Einkaufsladen sind doch schonmal toll

wenn du möchtest, können wir auch über E-Mail einfach in Kontakt bleiben und uns austauschen. Meine Adresse ist

Liebe Grüße

A


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Dr. Reinhard Pichler
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