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Hallo.
Ich bin fast 24 (m) und studiere seit ca. 3 Jahren. Ich bin nicht häßlich, nicht zu dick oder zu dünn oder sonst irgendwie auffallend, nach Meinung einiger Frauen gut aussehend. Aber:

Seit ich denken kann, habe ich in Situationen, die mir neu sind, bei denen ich nicht weiß, was auf mich zukommt, ein sehr ungutes Gefühl. Dazu kommt, dass ich als Kind immer dachte, ich könne bestimmte Dinge, die auf mich zukommen, nie lernen. Z.B. hatte ich Panik, nie das Rechnen in der Grundschule zu lernen. Dann war ich aber 4 Jahre lang Klassenbester. Wir hatten am Anfang einen Lehrer für alle Fächer. War er mal krank, und wir bekamen eine Vertretung, habe ich ein ziemliches Panikgefühl bekommen, wollte nur noch heim.
Dann dachte ich, Gymnasium, das schaffe ich nie. Mein Abitur habe ich planmäßig und mit einer guten Note geschafft. Ich hatte Panik, nie den Führerschein zu schaffen. Das mit der Kupplung, und auf was man alles achten muß. Wie kam es dann? Nach nur 5 Fahrstunden hat mein Fahrlehrer mich zur Prüfung angemeldet, die ich (natürlich entgegen meiner Erwartungen) beim 1. Mal geschafft habe.

Zu dieser panischen Angst vor der Zukunft kommt die Tatsache, dass ich beim Umgang mit Mitmenschen grundsätzlich nur 1 Gedanken habe: Was denken dir von mir? Was denken Sie, wenn ich mich bewege, was denken sie, wenn ich was sage? Und wie ich es sage? Da bin ich dann so nervös und unsicher und habe die ganze Zeit so ein flaues Gefühl im Magen. Ich denke nur an die Wirkung von dem was und wie ich es tue, dass ich mich gar nicht darauf konzentriere, was ich eigentlich mache bzw. sage. Ich denke immer, ich mache mich irgendwie lächerlich oder blamiere ich. Als Kind dachte ich immer, wenn ich Erledigungen für meine Mutter machte (z.B. zur Bank gehen) blamiere ich mich, wenn ich an den falschen Schalter gehe oder was falsches sage, deshalb wollte ich immer im Voraus schon alles ganz genau wissen: WO muß ich hin, was muß ich wörtlich sagen usw.
Vor allem im Umgang mit Gleichaltrigen bin ich extrem unsicher/ängstlich/nervös, wahrscheinlich denke ich unterbewußt, die sind eine Art Konkurrenz und betrachten mich besonders kritisch. Kritische Situationen sind z.B. vor dem vollbesetzten Kino zum Platz zu laufen, den Innenhof der FH im Blickfeld von Massen von Studenten zu überqueren, vor vielen Leuten etwas sagen. Das ist das Hauptproblem: im Mittelpunkt vor vielen Leuten stehen, z.B. auch beim 50 Geburtstag meiner Mutter ein Text vorlesen. Nur mit Leuten, die mir vertraut sind, die ich schon lange kenne, bin ich recht locker. Das hat sich auf dem Gymnasium alles gut eingependelt gehabt. Als ich dann zum Zivildienst kam (wieder schrecklich Panik vor den vielen neuen Leuten), war es wieder so, dass alles halb so schlimm wie erwartet war, sogar das Gegenteil. Am Wochenende beim Weggehen ist das natürlich auch sehr schlimm, weil ich mich immer beobachtet und bewertet fühle. Da ist es ja zum Glück schon normal, dass jeder Alk. trinkt, das bewirkt dann kleine Wunder. Ich habe seit ich 5 bin Fußball gespielt, seit mir diese Probleme bewußt wurden (Alter von 10-12 geschätzt), wurde mir auch der Sport immer lästiger (weil vor den Augen von vielen), bis ich dann vor ein paar Jahren aus Bequemlichkeit aufgehört habe.

Mit diesen Problemen schlug ich mich bis jetzt einigermaßen erfolgreich durchs Leben, aber jetzt im Studium sehe ich einen Punkt gekommen, wo es so nicht weiter geht. An der FH fühle ich mich besonders unwohl, liegt wohl daran, dass hier genau die 2-3 Killerkriterien zutreffen: 1. Viele 2. (größtenteils) unbekannte 3. gleichaltrige Leute. Dazu kommen die Autoritätspersonen (Profs), vor denen ich natürlich auch kein Selbstbewußtsein habe. Wenn man dann im Raum mit 20-80 Leuten sitzt, habe ich die ganze Zeit Herzrasen und dieses flaue Gefühl im Magen, kann mich gar nicht richtig auf die Vorlesung konzentrieren, nur darauf, nicht etwas sagen zu müssen und nicht rot zu werden. Bis jetzt konnte ich mich vor Referaten etc. drücken, aber so langsam wird’s ernst. Eine 5 Minuten Rede habe ich einigermaßen hinter mich gebracht, waren aber nur 30 Leute und die meisten einigermaßen vertraut. Jetzt in 3 Wochen ist mein Seminarvortrag vor knapp 30 Leuten, da kenne ich fast keinen, und der geht 20 Minuten. Kann schon jetzt an nichts anderes Denken. Auch in den Vorlesungen ist jetzt mehr Mitarbeit gefragt. Deshalb will ich jetzt was machen, ich will mich einfach wohler, selbstsicherer, selbstbewußter und stärker fühlen, und nicht nur die ganze Zeit daran denken, was die anderen wohl über mich denken. Deshalb will ich was dagegen tun.

Ich habe mich mit diesen Symptomen ein bißchen beschäftigt (Bücher, Internet etc.), sieht meiner Meinung nach so aus, als hätte ich eine leichte Sozialphobie bzw. „vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung“.
Was meint ihr?
An wen muß ich mich wenden, Psychotherapeut?
Eine Verhaltenstherapie wäre bei mir wahrscheinlich angebracht, oder?


Den Text habe ich in 5 Minuten runtergerattert, sorry für den schlechten Stil und die vielen Tippfehler. Ich bin für jede Hilfe dankbar.

22.10.2004 19:48 • 23.10.2004 #1


Hallo,
da du ein sehr intelligenter Mensch bist, hast du voll richtig erkannt, dass du, wenn du deine Möglichkeiten voll ausschöpfen willst, etwas tun solltest.
Würde meinen, dass die Erwartungen deiner Eltern in der Kindheit sehr hoch waren und somit auch deine Erwartungen an dich selbst.
Dir muss geholfen werden, weil du es wohl allein nicht schaffst, dich selbst einzuschätzen.
Dabei brauchtest du dich nur mal umschauen und die Großklappen beobachten, die eigentlich außer ihrem Mundwerk nichts weiter besitzen.
Aber das ist leicht gesagt. Mache einfach einen guten Psychologen ausfindig und ihr werdet es gemeinsam schaffen.
Es wäre schade um dich, wenn du dich weiter in deine Ängste reinsteigerst.
LG stauni




Dr. Reinhard Pichler
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