Zitat von Seele:Hallo,
in der Schule bemängelten die Lehrer meine ruhige Art. Kaum jemand wollte mit mir zu tun haben, ich bekam oft zu hören, dass ich so ruhig sei.
Meine Mutter störte meine Introvertiertheit ebenfalls. Es gab eine Zeit in der sie immer wieder zu mir sagte, dass ich doch etwas erzählen solle. Das Ganze hat mich natürlich geprägt und sich auch auf meine persönliche Entwicklung/ mein Selbstbewusstsein ausgewirkt.
Ich glaube dadurch konnte ich meine Introversion nie wirklich lieb gewinnen konnte. Manchmal gehen Mir Gedanken durch den Kopf wie z.B. dass ich durch meine ruhige Art nur benachteiligt bin und nicht in diese extrovertierte Welt reinpasse.
In geselligen Runden bin ich auch eher die Stille, natürlich kann es schon mal vorkommen dass ich etwas sage. Wenn ich die anderen um mich herum beobachte wie sie locker miteinander reden oder herum albern fühle ich mich manchmal komisch, irgendwie nicht dazugehörig.
Ich habe/hatte immer wieder Momente wo der Gedanke kam das ich zu ruhig sei und es besser wäre anders zu sein. Dieser Gedanke kann einen richtig quälen
Das Problem in der Schule und den Aussagen der Lehrer kenne ich nur zu gut. Bei mir steht es sogar in den Zeugnisköpfen, sollte aufgeschlossener sein, ist zu ruhig, ist in-sich-gekehrt, sollte sich um Kontakte zu den Mitschülern bemühen usw. Mein Vater, selbst Studienrat, gab dazu immer die unpassendsten Kommentare ab wie Das ist aber nicht gut, stell das ab. Wenn ich mich dann mal auf der Klassenfahrt deutlich hörbar geärgert habe, weil ich beim Tischtennis rausgepflogen bin, wurde meine Mutter informiert, ich solle mich mehr zusammenreißen. Wenn ich nur daran denke schwillt mir der Kamm.
Ich konnte erst mit Ende 20 an meiner Introvertiertheit arbeiten, sodass sich auch spürbar etwas änderte. Das war die erste Verhaltenstherapie, die wirklich etwas bewegt hat. Kehrseite der Medaille ist, dass sich mein Grübelzwang über die soziale Situation von vor, während und nach der Situation auf komplett nach der Situation fokussiert hat, was wieder andere negative Effekte zur Folge hat.
Für mich hat diese Veränderung aber trotzdem auch Gutes. Seitdem vermeide ich nicht mehr so viel, sondern gehe es einfach an, nur dass ich eben danach schwer mit mir ins Gericht gehe. Gruppen und Telefonieren vor anderen sind zwar immernoch schwere Hürden, aber ich denke nicht, dass ich ohne diese Therapie z.B. meine Frau beim Frisör kennengelernt hätte.
Ich versuche mich so oft es geht an die positiven Dinge zu erinnern und seien sie noch so klein. Und komme langsam (fast 10 Jahre später) zu der Erkenntnis, dass sich doch etwas zum Besseren bewegt.
Ich wünsche dir und allen anderen, dass du/ihr positive Veränderungen wahrnehmen lernt und die soziale Phobie zumindest erträglicher wird.