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Hallo,

Ich hatte gestern den 2. Termin bei einer Psychologin. Ich habe keinen festen Platz, ich stehe nur auf der Warteliste und wenn kurzfristig ein Termin frei wird, bekomme ich eine email.
Deswegen weiß ich nicht, wann ich das nächste mal einen Termin bekomme und dachte ich frage hier mal nach.

Ich habe soziale Phobien, sowie starke verlustängste und einen kontrollzwang gegenüber meinem Mann.

Ich hab mit der Psychologin darüber gesprochen, wie schlecht es mir geht, wenn mein Mann auf Geschäftsreise ist.
Wir wollten gemeinsam Strategien erarbeiten, um mich besser zu fühlen.
Sie meinte ich soll mir eine Situation vorstellen, in der ich mich zuletzt sehr selbstbewusst und gut gefühlt habe. Ich sollte mir den Moment bildlich vorstellen und sie hat mich gefragt, wie sich das anfühlt.
Ich wusste nicht wie ich antworten soll, ich weiß ja dass ich stolz war, aber ich habe es in der Therapie nicht fühlen können.
Sie meinte, dass sie vermutet, dass ich meinen Körper nicht mehr richtig spüre. Dass ich zu sehr in meinen Gedanken lebe.
Ich solle in ruhigen Momenten darauf achten, wie sich mein Körper anfühlt. Wie sich das Sofa unter mir anfühlt, wie sich ein Stein in den Fingern anfühlt.

Meditieren solle mir gut tun oder Yoga.

Ehrlich gesagt hat mich das etwas abgeschreckt, weil es sich für mich so esoterisch angehört hat.
Ich solle mich entspannen und in meinen Körper hören.
Da ist aber nichts? Was sollte ich da hören?
Mit Meditation habe ich nie etwas anfangen können, aus genau diesem Grund.

was denkt ihr? Sollte ich jetzt Bäume streicheln, mein Sofa und Steine?
Es fühlt sich einfach befremdlich an.

Ich bin um jede Erfahrung oder eure Eindrücke froh. Danke!

23.10.2024 19:40 • 26.10.2024 #1


21 Antworten ↓


Huhu,

mit Yoga und Meditation hab ich auch nie viel anfangen können. Ich kann es einfach nicht, bringt mir nichts. Ich glaube aber, es hat mit Esoterik nichts zu tun. Aber ich weiß was du meinst, sowas schreckt mich auch immer ab. Es gibt aber eine Menge mehr Entspannungsübungen und -techniken. Ich z.B. liebe meditatives Zeichnen, dabei kann ich prima entspannen, am besten mit einem schönen Hörbuch im Hintergrund. (ich mag komischerweise alle möglichen Muster zeichnen, aber keine Mandalas, die sind mir irgendwie zu Guru... ) Schau dich einfach mal um, was es so gibt und ob dich etwas davon anspricht.

Ob man davon seinen Körper besser spürt, weiß ich leider nicht.

A


Ich spüre meinen Körper nicht?

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Zitat von Gipsyheart:
sowie starke verlustängste und einen kontrollzwang gegenüber meinem Mann.

wie weit kontrollierst du deinen Mann denn ?
Zitat von Gipsyheart:
wie schlecht es mir geht, wenn mein Mann auf Geschäftsreise ist.

weil er dir fehlt, nicht da ist, du dann Angst hast.....
oder weil er sich irgendwo amüsieren könnte...abends ausgeht, flirtet und sowas ?

Zitat von Gipsyheart:
Ich habe soziale Phobien

was fällt dir denn schwer oder was geht gar nicht?

Was die Psychologin dir nahebringen möchte ist Achtsamkeit.
Da du immer nur zwischendurch mal bei ihr bist, wenn etwas frei wird....ist es für Sie dann auch schwierig, dir etwas mit auf den Weg zu geben...bis ihr euch das nächste Mal sehen könnt.

Schau mal in den Link, was du davon vielleicht annehmen oder mal üben könntest.
Ich tue mich da auch etwas schwer, aber es ist nicht von der Hand zu weisen.
Versuch´s mal. Picke dir das heraus, was du versuchen könntest, ohne dir blöd vorzukommen
Ich kenne das...

https://dfme-achtsamkeit.com/achtsamkei...en-alltag/

Also ich lehre alles Esoterische rundweg ab, finde allerdings Yoga-Übungen wirklich hilfreich. Also die Position einnehmen, halten, und ganz bewusst den Körper fühlen. Was macht welcher Muskel, wie atme ich.

Du scheinst dich gegen all das sehr zu sperren, das macht ja deine Wortwahl sehr deutlich.

Ich würde an deiner Stelle mal der Therapeutin vertrauen. Achtsamkeitsübungen wie Yoga können sehr helfen. Auch wenn man nicht mein, da was besonderes zu spüren. Eine Dehnung wirst du ja spüren oder Anstrengund zum Beispiel.

Magst du erzählen, was für dich so schwer daran ist, wenn dein Mann auf Geschäftsreise ist? Einsamkeit? Eifersucht?

@Sauerlandstern
Ja die Ablehnung kann man wohl gut in meinen Worten erkennen

Ich weiß nicht genau was es ist, irgendetwas frustriert mich am meditieren. Ich kann mich dabei nicht entspannen, meine Gedanken kreisen und hören nicht auf. Und ich spüre dabei einfach nichts.
Ich werde es nochmal versuchen, ich will ja, dass es mir besser geht.

Das Problem, wenn mein Mann weg ist, ist dass ich mich alleine fühle. Durch meine sozialen Ängste habe ich nicht viele Freundinnen und selbst, die ich habe sehe ich selten, da es mich so anstrengt.

Der Therapeutin habe ich es so erklärt, dass ich mich am liebsten 4 Tage ins Bett legen würde und erst wieder aufstehen möchte, wenn mein Mann wieder da ist. Weil mein Leben quasi dann erst weitergeht.

Und dazu kommt eben noch Eifersucht und große verlustangst. Zu meinem Vater habe ich seit 12 Jahren keinen Kontakt, aus guten Gründen.
Er war oft beruflich weg und hat meine Mutter dann betrogen.
Niemals würde ich meinem Mann das zutrauen. Rational gedacht.
Aber sobald er weg ist, habe ich Angst, er kommt nie wieder. Er merkt wie toll sein Leben ohne mich ist. Dass es bessere, schönere, klügere Frauen gibt als mich.

Deswegen fühlt sich der Abschied immer an, wie ein Abschied für immer.

@Minime danke für die Idee mit dem malen, vielleicht probiere ich das mal.
Und danke, dass ich mich nicht so alleine fühle was das Meditieren angeht. Ich spüre dabei einfach nichts. Ich sitze da und warte. Und weiß nicht auf was.
Das erinnert mich so, an die Schulzeit, im Religionsunterricht haben wir das manchmal gemacht. Man sollte es sich bequem machen und dann nacheinander jeden Körperteil spüren. Von den Füßen bis hoch zum Kopf. Und ich kann mich noch erinnern, wie dämlich ich das damals schon fand ich spüre ja, dass mein Körper da ist, aber wieso soll ich da jetzt an jeden Teil meines Körpers einzeln denken?

Naja, ist vielleicht einfach nicht für jeden was.

Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation u.ä. sind immer Teil von psychosomatischen Klinikaufenthalten und Rehas. Achtsamkeit ebenfalls. Es hat nichts mit Esoterik zu tun.
Meins war das aber auch alles nicht, weil ich währenddessen panikattackenähnliche Zustände bekam, die ich normalerweise nie habe. Um meinen Körper zu spüren und vor allem mich zu entspannen brauche ich Bewegung in Form von Ausdauersport.

Na ja, gerade Yoga hat oft schon Überschneidungspunkte mit Esoterik. Das kommt sehr darauf an, wer es macht.

Man kann das als Sport machen, oder als Entspannungsübungen, oder aber als eine Art religiöse Praxis. Spätestens, wenn du von Chakren und sonstigem Mumpitz die Rede ist, steige ich auch aus.

Zitat von Gipsyheart:
Ich weiß nicht genau was es ist, irgendetwas frustriert mich am meditieren.

vielleicht weil du ohnehin keine Wirkung *erwartest*, es für Blödsinn empfindest (?)
Kenne ich von mir damals, konnte das auch *nicht zulassen*.
Mich nicht darauf einlassen, weil ich zu viel *Gewitter im Kopf* hatte.

Zitat von Gipsyheart:
Und ich spüre dabei einfach nichts.

das kann aber noch kommen. Dann nenne es einfach *innerlich / gedanklich zur Ruhe kommen* und nicht meditieren.
Vielleicht gelingt es dir dann besser.

Zitat von Gipsyheart:
wenn mein Mann wieder da ist. Weil mein Leben quasi dann erst weitergeht.

Du machst dein Wohlbefinden anscheinend von deinem Mann abhängig.
Wenn du es dir nur oft genug vorgaukelst, glaubst du es irgendwann.
Wenn er nicht da ist, kann ich nichts, bin ich nichts, mache ich nichts, bin ich krank.

Zitat von Gipsyheart:
Aber sobald er weg ist, habe ich Angst, er kommt nie wieder. Er merkt wie toll sein Leben ohne mich ist. Dass es bessere, schönere, klügere Frauen gibt als mich.

Denkst du, dass du ihm zu anstrengend sein könntest? Ihm zur Last fällst?
Oder hast du einfach mangelndes Selbstbewusstsein, *bist eben nicht gut genug für ihn*.

Nun ist es ja so, dass deine Eltern es dir ja so vorgelebt haben.
Dein Vater hat deine Mutter betrogen, sie hat es sich anscheinend gefallen lassen und gelitten.
Und genau davor, hast du jetzt Angst, dass es Dir genauso ergehen könnte?

Ist es denn nicht möglich,
sich täglich nahe zu sein,
ohne alltäglich zu werden –
voneinander entfernt zu sein,
ohne sich zu verlieren ...?

Beziehungsweise
sich maßlos zu lieben,
ohne sich lieblos zu maßregeln –
einander gewähren zu lassen,
ohne die Gewähr zu verlieren ...?

Beziehungsweise
einander sicher zu sein,
ohne sich abhängig zu machen –
einander Freiheit zu gewähren,
ohne sich unsicher zu werden ...?

Beziehungsweise ...
Jochen Mariss (*1955), Autor und Fotograf

Das, was du da beschreibst, hat ja leider das Zeug für eine self fulfilling prophecy. Also ich hätte auf eine Partnerin, die quasi aufhört zu leben, wenn ich mal weg bin, auf Dauer keine Lust.

Es ist nicht gesund, dich so von einem Menschen abhängig zu machen, das ist dir vermutlich selbst klar, oder?

@Sauerlandstern deswegen geht sie ja zur Therapie.

Zitat von Sauerlandstern:
Also ich hätte auf eine Partnerin, die quasi aufhört zu leben, wenn ich mal weg bin, auf Dauer keine Lust.

Mit solchen Aussagen schürst du ihre Angst, tatsächlich verlassen zu werden.
Zitat:
das ist dir vermutlich selbst klar, oder?



Mein Mann hat mich 8 Jahre nicht er-tragen sondern ge-tragen und mich begleitet und unterstützt.

Wenn man jemanden liebt, dann kann man das.... auch wenn man dazu keine Lust hat.

Zitat von Gipsyheart:
Ich sitze da und warte. Und weiß nicht auf was.

Nur sitzen, das würde eigentlich erst mal genügen. Die Verurteilung (= sich blöd dabei zu fühlen) entspringt der Erwartungshaltung (= zu meinen, es gäbe durch Meditation etwas zu erlangen/zu erreichen).
Zitat von Gipsyheart:
Naja, ist vielleicht einfach nicht für jeden was.

Sehe ich auch so. Allerdings gehört auch dazu, dem Patienten zu erklären, wohin das (im therapeutischen Sinne) hinführen soll.

Den Körper in seiner Soheit wahrzunehmen soll m. E. lediglich unser Gewahrsein von einem Sinn (hier: Denken) auf einen anderen Sinn (hier: Fühlen) hin lenken. Das ist alles.

Mittelfristig soll man dabei lernen, dass beides (also Denken und Fühlen von Körperberührungen) lediglich Sinneseindrücke sind. Und diese sind vor allem temporär, austauschbar, bedingt und (v. a.!) bedingend.

Langfristig soll eine gewisse Autorität über Sinneskontakte, Wahrnehmungen und in der Folge die Bewusstseinsbildung natürlich entstehen. Natürlich deswegen, weil es nicht intellektuell sondern quasi induktiv-körperlich verstanden wird.

Auf Dein Problem übertragen:
Zitat von Gipsyheart:
Ich habe soziale Phobien, sowie starke Verlustängste und einen Kontrollzwang gegenüber meinem Mann.

Es gilt zu erkennen, wie das eine das andere bedingt. Da es offensichtlich nicht ausreicht, in einer Therapie das intellektuell zu vermitteln, versucht der Therapeut zusätzlich den Weg über das Körperliche. Auf diesem Prinzip fußt z. B. auch die KBT, die ich als sehr effektiv erlebt habe.

Liebe Grüße und herzliches Willkommen

Zitat von Gipsyheart:
Der Therapeutin habe ich es so erklärt, dass ich mich am liebsten 4 Tage ins Bett legen würde und erst wieder aufstehen möchte, wenn mein Mann wieder da ist. Weil mein Leben quasi dann erst weitergeht.


Auch damit bist du nicht alleine. Ich kenne genau das Gefühl, in einem leicht anderen Zusammenhang. Ich hatte immer Angst, dass meinem Mann aufgrund seiner Herzerkrankung irgendwas passiert, wenn er nicht da ist. Hilfe nicht rechtzeitig kommt usw. Vor lauter Angst, Sorge und Gedankenspirale hat man für alles andere keine Kraft mehr. Inzwischen ist das gut im Griff, also sowohl seine Krankheit als auch meine. Die Therapie hat mir da sehr weiter geholfen. Ich denke da kann man zuversichtlich sein, zumal du die Zusammenhänge mit deinen Erlebnissen bei deinen Eltern schon klar siehst. Ich glaube da bist du auf einem guten Weg.

Trotzdem, als er zu einer geplanten OP im Krankenhaus war, ging es mir hier mies. Ich habe nur das aller nötigste geschafft. Besuche bei ihm im KH, Arbeit (halbtags Homeoffice), Hund versorgen und selbst essen und schlafen....Ende der Aufzählung. Später dann nicht mal mehr Arbeit. Hatte eine Krankschreibung, weil ich eine Art wandelndes Nichts war. Und ich sag es wie es ist, wäre nicht der Hund gewesen, ich wäre vermutlich tatsächlich im Bett geblieben. Du siehst, du bist nicht alleine damit. Ursache bei mir ist übrigens auch meine Kindheit, meine Erzeuger haben es geschafft mir von Kind auf einzureden, dass ich schuld an Vaters Herzinfarkten und Mutters Blutdruck bin, besonders ausschlaggebend für beide Erkrankungen waren meine Schulnoten. Ist Blödsinn ja, aber als Kind versteht man das eben nicht.

@Gipsyheart

Zitat von Gipsyheart:
Ehrlich gesagt hat mich das etwas abgeschreckt, weil es sich für mich so esoterisch angehört hat.

Das ist sehr schade, dass Du das (noch?) so siehst, denn genau das ist der Weg raus aus der Angststörung. Achtsamkeit hat mit Esoterik nix zu tun - auch wenn es sich für Dich so anfühlt. Du hast Dich einfach noch nie damit beschäftigt. Dinge wie Meditation, Chi Gong und Yoga sind inzwischen super erforscht und es gibt beeindruckende Studien dazu. Sie basieren nicht auf irgendwelchem Hokuspokus, sondern auf fundierten, wissenschaftlichen Tatsachen. Bloß, dass wir Mitteleuropäer uns erst jetzt das erklären können, was die Menschen in Indien und China schon vor Hunderten von Jahren wussten.

Man hat mal buddhistische Mönche in einem MRT untersucht, während sie meditiert haben. Die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend.

Zitat von Gipsyheart:
Sollte ich jetzt Bäume streicheln, mein Sofa und Steine?

Das hat mit dem, was die Therapeutin sagen wollte, nichts zu tun - allerdings hast sie sich auch nicht besonders gut ausgedrückt. Wie schon vorher von jemandem gesagt, wollte sie Dir das Thema Achtsamkeit näher bringen. In meinen Augen kommt man um dieses Thema nicht herum, wenn man an seinen Ängsten arbeiten möchte. Ich beschäftgie mich jetzt seit 4 Jahren mit dem Thema und für mich war es der Gamechanger - allerdings habe ich nie Sofas oder Steine gestreichelt

Zitat von Gipsyheart:
Sie meinte, dass sie vermutet, dass ich meinen Körper nicht mehr richtig spüre. Dass ich zu sehr in meinen Gedanken lebe.

An genau dem Punkt war ich auch vor 4 Jahren. Meine Verhaltenstherapeutin kam nicht weiter, denn auch, wenn die kognitive Verhaltenstherapie nach wie vor die Standard-Behandlungsmethode in Deutschland ist, stößt sie doch sehr schnell an ihre Grenzen. Ängste sind nicht rein kognitiv über den Verstand zu behandeln. Man muss den Körper mit einbeziehen. Als meine Verhaltenstherapeutin an diesem Punkt nicht mit mir weiterkam, hat sie mich zu einen Körper-Psychotherapeuten geschickt. Seit ich dort bin, und mich mit diesen esoterischen Dingen beschäftige, bewegt sich bei mir was und ich komme langsam raus aus der Angst.

Zitat von Gipsyheart:
Ich solle mich entspannen und in meinen Körper hören.

Das ist das Problem, wenn Verhaltenstherapeuten den Klienten körpertherapeutische Themen nahebringen wollen. Sie haben keine Ausbildung dafür. Achtsamkeit und Wahrnehmung zu erlernen, braucht eine gute Anleitung und Begleitung. Wenn jemand seinen Körper nicht spürt, ist es sinnbefreit, ihm zu sagen, er solle ihn doch jetzt gefälligst mal spüren. Das ist, als wenn Du einen Nichtschwimmer ins Wasser wirfst und ihm sagst, er solle jetzt gefälligst mal schwimmen. Es funktioniert so nicht.

Ich gebe Dir Brief und Siegel - mit der richtigen Anleitung kann JEDER seinen Körper wieder spüren - auch Du.

Zitat von Gipsyheart:
Mit Meditation habe ich nie etwas anfangen können, aus genau diesem Grund.

Dann hattest Du bisher nicht die richtige Anleitung. Meditation kann man nicht mit Hilfe von irgendwelchen YouTube Videos oder in großen Gruppen in einem Sportverein lernen. Es braucht eine langfristige 1:1 Begleitung. Das, was sich die meisten Menschen unter Meditation vorstellen, hat nichts mit dem zu tun was Meditation ist.

Ich berichte hier in diesem Beitrag umfangreich über meine Körperpsychotherapie - vielleicht magst Du mal reinlesen:
erfolgserlebnisse-f59/mein-tipp-koerper-psychotherapie-bei-somatoformer-stoerung-t106750.html

Natürlich muss jeder seinen eigenen Weg finden - aber ich möchte Dich ermutigen, weiter in diese Richtung zu forschen. Wenn diese Dinge in unserer Kultur besser verankert wären, hätten wir nicht so viele Burnout-, Depressions- und Angstpatienten.

Zitat von Kruemel_68:
Wenn jemand seinen Körper nicht spürt, ist es sinnbefreit, ihm zu sagen, er solle ihn doch jetzt gefälligst mal spüren.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was genau damit gemeint ist, seinen Körper in psychischer Hinsicht zu spüren bzw. nicht zu spüren. Wenn ich meinen Körper spüre, ist das hauptsächlich, wenn ich Schmerzen habe. Ich bin daher froh, wenn ich meinen Körper nicht spüre. Und wenn ich Sport mache, spüre ich meinen Körper durch den erhöhten Herzschlag, durch das Schwitzen und das schwerere Atmen. Naja, und manchmal halt auch durch Schmerzen z.B. in den Knien und in den Hüften. Bin ja nicht mehr die Jüngste.
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Zitat von Schlaflose:
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, was genau damit gemeint ist, seinen Körper in psychischer Hinsicht zu spüren bzw. nicht zu spüren. Wenn ich meinen Körper spüre, ist das hauptsächlich, wenn ich Schmerzen habe. Ich bin daher froh, wenn ich meinen Körper nicht spüre. Und wenn ich Sport mache, spüre ...

Hm, ich versuche mal, es zu erklären. Es geht darum, in der Lage zu sein, sich wieder mit dem Körper zu verbinden. In ihn reinzuspüren, ohne die Interpretation des Verstandes. Auf diese Weise gewinnt man Zugang zum vegetativen Nervensystem. Man spürt irgendwann, dass man es runterfahren kann. Und indem man den Fokus auf den Körper legt, schaltet man den Denker im Kopf leise. Der hat dann Sendepause.

Wenn Du z.B. sitzt - kannst Du Deinen Atem in Dir spüren? Spürst Du, bis wohin die Atemwelle fließt? Kannst Du bewusst zu einer Stelle atmen, z.B. im Rücken? Kannst Du Dir beim atmen vorstellen, wie der Atem das Herz umfließt und der Herzschlag sich langsam beruhigt?

Reib mal Deine Hände, bis sie warm sind und brizzeln. Leg Deine Aufmerksamkeit voll auf Deine Hände. Spür die Wärme und leg sie dann auf Deinen Bauch. Spür dann der Wärme nach und schau, ob die Wärme ein Stückchen in Deinen Bauch fließen darf. Konzentrier Dich ganz auf die Wärme. Und wenn Du gut mit Deinen Händen gedanklich verbunden bist, schau mal, ob Dein Atem sich beruhigt und leichter geht und der Herzschlag ruhiger wird.

Das war meine erste Übung bei meinem Therapeuten und ich habe da zum ersen Mal gemerkt, dass ich einen Einfluss auf mein hochgeschossenes vegetatives Nervensystem hatte. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Und ich bekam zum ersten Mal eine Idee, dass ich dem ganzen sch. nicht hilflos ausgeliefert bin. Dass ich in die Selbstwirksamkeit kommen kann.

Wenn man das übt, kann man hinterher auch im Alltag immer wieder umschalten, sich erden, bei sich ankommen, die Grübelschleifen leiser drehen und das Nervensystem runterzufahren. Im Grunde steh dieser Gedanke auch hinter Chi Gong, Yoga etc.

Und man kann sich so auch wieder seinen Emotionen annähern. Wie fühlt sich Wut an? Wie Trauer? Was passiert dabei im Körper? Ich musste z.B. erst mal wieder lernen, Wut zu fühlen und zuzulassen.

@Kruemel_68 danke für diese Erklärung! Die klingt für mich nachvollziehbar.
Ich tu mir zwar wirklich schwer, weil ich bisher keine Berührungspunkte mit Achtsamkeitsübungen oder Ähnlichem hatte, aber ich werde es wohl wirklich nochmal versuchen.
Meine Gedanken gehen nämlich wirklich oft mit mir durch. Auch heute Abend, mein Mann ist unterwegs. Das macht er nicht allzu oft, wenn dann eher beruflich.
Heute ist er mit seinen jungs unterwegs und wenn ich mich nicht mit Fernsehen ablenke, steigere ich mich total in meine Ängste und meine Eifersucht rein.

Es wäre sehr schön, einen Weg da raus zu finden.

Zitat von Gipsyheart:
@Kruemel_68 danke für diese Erklärung! Die klingt für mich nachvollziehbar. Ich tu mir zwar wirklich schwer, weil ich bisher keine Berührungspunkte mit Achtsamkeitsübungen oder Ähnlichem hatte, aber ich werde es wohl wirklich nochmal versuchen. Meine Gedanken gehen nämlich wirklich oft mit mir durch. Auch heute ...

Ja, mach das - unbedingt. Es lohnt sich wirklich. Leider ist es bei uns Menschen so, dass wir von vornherein Dinge ablehnen, die wir nicht verstehen. Wir machen uns nicht die Mühe, sie uns erst einmal anzuschauen.

Ich konnte vor meiner Körperpsychotherapie diese Dinge auch nicht. Und ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich sie mal kann und das sie mir gut tun werden. Ich habe noch eine Situation vor Augen:

Ich saß bei meiner Verhaltenstherapeutin auf dem Sofa in einer Stunde. Es ging um das Züricher Ressourcenmodell. Dabei sollte ich mir eine Situation vorstellen, in der ich mich mal extrem wohl und geborgen gefühlt habe und mich mit dem Gefühl verbinden. Es ging einfach nicht. Ich saß da zur Salzsäule erstarrt, presste die Augen zusammen und horchte verzweifelt in mich hinein. Es war nur Schwärze da. Ich sag nix und fühlte nix. Meine Therapeutin war dann nur noch genervt und ich kam mir vor wie der letzte Versager. Da hätte ich auch gesag: Ich kann sowas nicht.

Als ich das später mal meinem jetzigen Therapeuten erzählt habe, verdrehte der nur die Augen und meine: Wie hätten sie das auch können sollen. Man muss jemand da langsam ranführen. Das braucht Übung. Man kann jemandem nicht befehlen, sich einfach mal mit einem Gefühl zu verbinden, wenn die Gefühls- und Emotionsebene komplett dicht ist. Das ist typisch Verhaltenstherapie. Die ballern einen mit Hunderten von Tipps zu und lassen einen mit der Umsetzung allen. Und wenn der Patient das dann nicht schafft, heißt es, dass ihm die Motivation und der Wille zur Veränderung fehlt. Unglaublich.

Gerade, wenn Du wie gestern, abends allein zu Hause sitzt, wären solche Skills, wie ich sie jetzt gelernt habe, das Mittel der Wahl. Du lernst, Dich mit Deinem Körper zu verbinden, die Emotionen zuzulassen, sie aber nicht zu bewerten und die Situation erst einmal als solche zu akzeptieren. Du könntest durch Meditation Deinen Geist zur Ruhe bringen um zu schauen, was an Impulsen hochkommt. Die bringen uns dann oft auf die richtige Spur, was eigentlich hinter der Angst und der Eifersucht verborgen ist.

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Dr. Reinhard Pichler
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