App im Playstore
Pfeil rechts
2

Hallo ihr Lieben,

ich möchte mir gern einmal alles von der Seele schreiben, was mir an mir selbst auffällt und hoffe, mich ein wenig mit euch austauschen zu können.

Seit wann ich so bin, weiß ich gar nicht genau. Mir fällt es nur in letzter Zeit vermehrt auf, dass ich in den letzten Jahren ziemlich vereinsamt bin und es mir sehr, sehr schwer fällt, neue Leute kennen zu lernen oder Kontakt zu halten.

Wenn es ein Gesprächsthema gibt, bei dem ich gut mitreden kann, geht es. Aber sobald es zur Stille kommt, kippt die Stimmung jedes Mal und wird eigenartig. Es ist nie eine angenehme Stille, sondern sehr angespannt und unangenehm. Und das projiziere ich irgendwie auf meinen Gegenüber (Körpersprache? Mimik?), sodass dieser das Interesse an mir verliert und sich z.B. andere Gesprächspartner sucht. Dadurch komme ich mir immer komisch vor. Als wäre ich abschreckend. Folglich vermeide ich auch weiteren Kontakt meist, weil ich denke, der Mensch hat mich eh schon abgewertet und denkt ich bin nicht ganz frisch.

Mir wird auch oft gesagt, dass ich äußerst böse oder grimmig gucke. Das mache ich auch nicht absichtlich, es ist einfach nur mein entspannter Gesichtsausdruck. Ich fürchte allerdings, dass das insgeheim mit meiner Kontaktangst zusammenhängt. Dass ich unbewusst eine Abwehrhaltung einnehme, sprich mich nicht an - weil ich Angst davor habe, wieder ein komisches Gespräch zu erleben. Bewusst freundlich zu gucken strengt mich sehr an.

Ganz schlimm ist es übrigens bei Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Ich kann kaum mit einem Mann normal umgehen. Höchstens mit älteren, bei annähernd Gleichaltrigen ist ein angespanntes Verhältnis vorprogrammiert.
Ich habe stets Angst, falsche Signale zu senden, also dass Mann denkt, ich finde ihn anziehend oder sowas. Und durch dieses Verhalten wirkt es anscheinend tatsächlich so - also erreiche ich genau das Gegenteil. Ich bin nicht in der Lage, locker mit einem Kerl umzugehen, außer bei einem langjährigen Kumpel, da geht das einigermaßen.
Dazu muss ich noch sagen, dass ich seit 4 Jahren in einer festen Beziehung bin. Also habe ich rein gar kein Interesse, mit jemand anderem zu flirten o.ä., ich erwecke trotzdem den Eindruck durch mein nervöses Verhalten.
Das macht mich ziemlich fertig und es wird in letzter Zeit eher schlimmer anstatt besser.
Da ist z.B. mein einer Kollege, der mir immer sagt wie hübsch ich doch bin, nennt mich auch schon mal Schatz o.ä. was ja auch ok ist, denn das sagt er auch zu anderen Kolleginnen (und auch Kollegen ), er ist einfach von seiner Art her so. Ich komme damit überhaupt nicht zurecht und ich werde ganz starr in seiner Gegenwart. Das merkt er und fragte schon mal, warum ich so nervös bin. Hab ihn dann nur schief angeguckt und gemeint ich bin einfach so, das ist normal und keine Nervosität.

Nervosität ist ein gutes Stichwort.
Ich stehe dauerhaft unter Strom. Fummel an meinen Fingernägeln, an meinen Haaren, in ganz schlimmen Phasen wackel ich unkontrolliert mit der Nase und zwar auffällig und viel. Das sieht völlig bescheuert aus, aber ich kann es nur kurzzeitig bewusst unterdrücken, dann muss ich wieder Dampf ablassen. Außerdem pul ich an meiner Haut rum, muss jede Unreinheit ausquetschen. Egal, ob es hinterher blutet. Es entspannt mich in dem Moment zutiefst, das Gefühl beim Blick in den Spiegel hinterher erschreckt mich dann aber, denn ich sehe nicht selten aus wie ein Streuselkuchen.
Es ist meine Art, Dampf abzulassen und meine Nervosität am Ende des Tages abzubauen. Und ich hasse es.

Eigentlich gehe ich gern unter Leute und bin auch gern mit vielen Leuten unterwegs. Ich kann dann einfach zuhören und falle gar nicht auf, wenn ich nichts sage.
Zuhören kann ich gut. Nur auf etwas antworten, das geht nur, wenn ich von dem Thema Ahnung habe. Meist habe ich aber nicht genug Ahnung, als dass ich mich traue, ins Gespräch einzusteigen. Oder es fallen mir einfach keine Worte ein. Nichtmal Fragen. Man sagt ja, wenn man keine Ahnung hat, soll man Fragen stellen, dann kann der andere erzählen und man zeigt Interesse. Mir fallen in dem Moment einfach keine Fragen ein, ich bin wie gelähmt.
Keine Gedanken, keine Worte. NICHTS. Nur Leere.

Was ich gar nicht kann, ist unbeschwert sein. Also Späße zu machen, lustig zu sein, sowas. Ich kann nur über richtige Themen sprechen. Dieses Dazwischen, das kann ich nicht. Nicht mehr.
Früher hatte ich viel Blödsinn im Kopf und war kreativ, das ist alles weg. Kann zwar lachen über lustige Videos, Sprüche, Witze von anderen. Aber selbst machen... gar nicht.
Tanzen ist auch schlimm, ich weiß nicht, wie ich mich locker bewegen soll oder wohin ich schauen soll. Mit Neid gucke ich mir die anderen auf der Tanzfläche an, die mit ihren Freunden lachen und sich locker bewegen und einen tollen Abend haben. Ich stehe nur mit meinen Freunden (oder eher den Freunden meiner besten Freundin, mit denen hab ich sonst keinen Kontakt) im Kreis, sie haben Spaß, ich wackel daneben unsicher vor mich hin.
Mit Alk. sieht das anders aus. Der löst ja bekanntlich Hemmungen. Aber das mag ich nicht...

Generell habe ich immer Angst, was die anderen von mir denken. Und das lähmt mich. Dadurch komme ich erst komisch rüber.
Ich habe keine Ecken und Kanten, ich versuche immerzu, nirgends auf Widerstand zu treffen. Bloß keine Diskussion anfangen. D.h. auch, dass ich meine eigene Meinung nur dann kund tue, wenn sie mit der Meinung des anderen übereinstimmt. Ist das nicht so, bleibe ich einfach still.
Ich fühle mich anderen Leuten fast grundsätzlich unterlegen. Denke immer, ich stehe ganz unten und alle anderen weit über mir. Ich werte mich selbst ab und denke immer ach, wer bist du schon, was kannst du schon. Die Gedanken kann ich auch nicht verdrängen, so sehr ich mir auch positiv zurede.
Das behindert mich auch seit Langem in meiner Schullaufbahn. Stichwort mündliche Mitarbeit.

Vor Körperkontakt habe ich außerdem auch große Angst. Sobald mich jemand berührt, der mir nicht nahe steht, bin ich bis in die Haarspitzen angespannt. Andere zu berühren vermeide ich gänzlich, abgesehen vom Händedruck oder mal ein Klopfen auf die Schultern. Auch bei vertrauten Menschen, außer meinem Freund. Da ist alles gut. Da bin ich wirklich gänzlich normal.

Ich glaube, jetzt habe ich den Großteil meiner Gedanken zusammen gefasst. Es ist viel, ich weiß. Und ich hoffe, es ist nicht allzu verwirrend. Aber es nagt einfach alles so an mir.

Ich weiß nicht mehr so recht, wie es weiter gehen soll. Habe wenige Freunde, was mich sehr traurig macht.
Am meisten belastet mich die Tatsache, dass ich einfach immer eine komische Stimmung erzeuge. Die Leute wissen mit mir nichts anzufangen, ich wirke uninteressant und werde dann schon mal ausgeschlossen oder vergessen.
Und ich trau mich nicht, die anderen anzusprechen. Will ja nicht nerven... und habe Angst, was sie von mir halten.

Ich habe schon über Therapien nachgedacht, aber weiß nicht, was das Richtige für mich ist. Ich bin der Ansicht, da ist irgendwas in meinem Unterbewusstsein verkehrt. Aber was ich auch versuche, ich kriege es nicht mehr in die richtigen Bahnen. Ich weiß ja nicht mal, was der Auslöser ist. Als Kind war ich so offen und habe einfach alle vollgequatscht, egal, wo ich war und ich hatte immer jemanden zum Spielen. Und heute habe ich panische Angst vor Abweisung.

Geht oder ging es jemandem ähnlich? Was ist hier der beste Ansatz? Was sind eure Erfahrungen?

Ich lass euch liebe Grüße da und wünsche einen schönen Sonntag
Suseli

13.09.2015 14:13 • 22.09.2015 #1


Hallo!

Also zusammengefasst kann man sagen Selbstunsicherheit und Vermeiden ist das Problem? Wenn das wechselhaft ist, nicht immer, dann hilft eventuell ein Coaching für mehr Selbstvertrauen. Flls das Dauerzustand bleibt, erkundige dich, wenn du willst, mal über Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung.

LG, Mathias

A


Ich bin "komisch"

x 3


Hallo Mathias,

danke für deine Antwort. Das ist ein guter Ansatzpunkt für mich.

Zusammenfassen fällt mir schwer, weil es für mich so viel verschiedenes ist.
Selbstunsicherheit, Angst vor Ablehnung und Bewertung, Angst vor Nähe: sich anderen zu öffnen und zu vertrauen (gänzlich Fremden kann ich mich eher öffnen, als Bekannten - weil Fremde ja nur kurz da sind und ich sie dann nicht wieder sehen muss. Also ist es mir eher egal, was sie denken. Bekannte könnten über mich reden und werten.)
Und natürlich die daraus resultierende, lähmende Nervosität.

Grüße
Suse

Hallo Suseli,

habe deinen Text gelesen und kann mich in einigem wiederfinden. Aufgrund meiner ÄVPS bin ich auch immer total nervös und angespannt in Gesellschaft anderer. Fühle mich auch immer unterlegen und denke, dass ich langweilig bin. Smalltalk kann ich absolut gar nicht führen. Mir fällt da einfach nichts ein, was ich sagen könnte. Andere scheinen sich immer auf Anhieb so gut zu verstehen., während ich nirgends reinpasse. Bei mir war das allerdings schon immer so. Kann dir leider keine guten Tipps geben, aber vielleicht hilft es dir ja auch etwas, dass es nicht nur dir so geht.

Hi nachtmahr,

genau, diese ständige imaginäre Unterlegenheit ist fürchterlich. Ich denke immer, andere sind schlauer, schöner, erfolgreicher, interessanter... und dann denke ich krampfhaft, wieso ich nichts Tolles kann. Eigentlich ist das gar nicht so, ich kann z.B. gut fotografieren. och WEIß das. Aber ich spiele es in Gegenwart anderer dann arg runter, sodass ich selbst wieder das Gefühl hab, ich habs gar nicht drauf.

Bist du in Therapie o.ä.? Ich versuche es ja, selbst in den Griff zu kriegen, aber dann kommen wieder die Momente, wo ich alles in Frage stelle und mir klar wird, dass ich nicht einfach nur schüchtern bin...

Grüße
Suseli

Hallo Suseli,

ich stimme Mathias in dem was er geschrieben hat zu. Dein Text liest sich so, als würde es dir absolut an Selbstvertrauen mangeln. Du verkaufst dich immer unter Wert, auch wenn es um Themen geht, in denen du eigentlich gut bist - und blockierst dich damit selber, im Kontakt mit Dritten. Ich würde dir Vorschlagen ein Coaching zu machen. Viele Psychotherapeuten biete soetwas auch an. Die haben dann das nötige, psychologische Fachwissen im Hintergrund.

Zitat von Suseli:
Hallo ihr Lieben,

ich möchte mir gern einmal alles von der Seele schreiben, was mir an mir selbst auffällt und hoffe, mich ein wenig mit euch austauschen zu können.

Seit wann ich so bin, weiß ich gar nicht genau. Mir fällt es nur in letzter Zeit vermehrt auf, dass ich in den letzten Jahren ziemlich vereinsamt bin und es mir sehr, sehr schwer fällt, neue Leute kennen zu lernen oder Kontakt zu halten.

Hallo Suseli, ich geh mal einfach in Deinen Text rein, denn ich erkenne mich absolut wieder.

Wenn es ein Gesprächsthema gibt, bei dem ich gut mitreden kann, geht es. Aber sobald es zur Stille kommt, kippt die Stimmung jedes Mal und wird eigenartig. Es ist nie eine angenehme Stille, sondern sehr angespannt und unangenehm. Und das projiziere ich irgendwie auf meinen Gegenüber (Körpersprache? Mimik?), sodass dieser das Interesse an mir verliert und sich z.B. andere Gesprächspartner sucht. Dadurch komme ich mir immer komisch vor. Als wäre ich abschreckend. Folglich vermeide ich auch weiteren Kontakt meist, weil ich denke, der Mensch hat mich eh schon abgewertet und denkt ich bin nicht ganz frisch.

Warum machst Du Dir den Streß und gibst Dir die Verantwortung für ein gutes Gespräch?
Hast Du mal überlegt, dass Dein Gegenüber vielleicht auch nicht immer was zu Reden weiß? Vielleicht ist es dem anderen ja auch unangenehm, dass gerade Stille ist und deswegen geht er weg. Warum denkst Du, dass der andere von Dir gelangweilt ist? Das weißt Du alles nicht. Also zieh Dir den Schuh doch gar nicht erst an.
Wenn Stille ist und keiner was zu sagen hat, dann ist das eben so. Das kannst du ruhig so annehmen.
Und niemand ist verantwortlich dafür, wie ein Gespräch läuft oder nicht.
Nimm es an, wie es ist und denke nicht mehr darüber nach.


Mir wird auch oft gesagt, dass ich äußerst böse oder grimmig gucke. Das mache ich auch nicht absichtlich, es ist einfach nur mein entspannter Gesichtsausdruck. Ich fürchte allerdings, dass das insgeheim mit meiner Kontaktangst zusammenhängt. Dass ich unbewusst eine Abwehrhaltung einnehme, sprich mich nicht an - weil ich Angst davor habe, wieder ein komisches Gespräch zu erleben. Bewusst freundlich zu gucken strengt mich sehr an.

Hihi, das kann gar nicht Dein entspannter Gesichtsausdruck sein, weil Du sämtliche Gesichtsmuskeln anstrengst, um so einen Blick zu haben. Das ist wahrscheinlich ein höchst angestrengter und verkrampfter Gesichtsausdruck.
Übe zu Hause mal vor dem Spiegel locker zu sein. Laß mal bewußt alle Muskeln im Gesicht locker. Kein Augenkneifen, kein Mund zusammenkneifen. Du wirst merken, dass es zunächst nicht einfach ist, locker zu sein. Aber mit der Zeit wird es leichter fallen.


Ganz schlimm ist es übrigens bei Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Ich kann kaum mit einem Mann normal umgehen. Höchstens mit älteren, bei annähernd Gleichaltrigen ist ein angespanntes Verhältnis vorprogrammiert.
Ich habe stets Angst, falsche Signale zu senden, also dass Mann denkt, ich finde ihn anziehend oder sowas. Und durch dieses Verhalten wirkt es anscheinend tatsächlich so - also erreiche ich genau das Gegenteil. Ich bin nicht in der Lage, locker mit einem Kerl umzugehen, außer bei einem langjährigen Kumpel, da geht das einigermaßen.

Oh das kenne ich auch. Ich war dann immer eher ablehnend und unfreundlich bei Gleichaltrigen. DAs war einfach die Schüchternheit, Angst und Unsicherheit.
Und bei älteren hatte ich immer das Gefühl, da kann nix passieren, die sind wie ein Vater oder so.
Versuch mal, wenn Du mit einem Gleichaltrigen sprichst, zu denken, das dies nur ein Kumpel für dich ist. Der will nix und Du willst nix anderes als Small talk oder so.
Auch hier ist es so, dass Du gar nicht weiß, was der andere denkt. Nicht jeder sieht in einer Unterhaltung einen Anfang einer Beziehung. Sondern einfach nur ein Gespräch.


Dazu muss ich noch sagen, dass ich seit 4 Jahren in einer festen Beziehung bin. Also habe ich rein gar kein Interesse, mit jemand anderem zu flirten o.ä., ich erwecke trotzdem den Eindruck durch mein nervöses Verhalten.
Das macht mich ziemlich fertig und es wird in letzter Zeit eher schlimmer anstatt besser.
Da ist z.B. mein einer Kollege, der mir immer sagt wie hübsch ich doch bin, nennt mich auch schon mal Schatz o.ä. was ja auch ok ist, denn das sagt er auch zu anderen Kolleginnen (und auch Kollegen ), er ist einfach von seiner Art her so. Ich komme damit überhaupt nicht zurecht und ich werde ganz starr in seiner Gegenwart. Das merkt er und fragte schon mal, warum ich so nervös bin. Hab ihn dann nur schief angeguckt und gemeint ich bin einfach so, das ist normal und keine Nervosität.

Weißt Du, es gibt wirklich Leute, die reden tatsächlich so, Schätzchen hier und Küsschen da, aber die denken sich nichts dabei.
Aber wenn Dir jemand ein Kompliment macht, dass Du hübsch bist oder was schönes anhast oder...
dann nimm es auch einfach nur als Kompliment an und freue dich darüber. Mehr nicht. Mach Dir keine großen Gedanken darüber.


Nervosität ist ein gutes Stichwort.
Ich stehe dauerhaft unter Strom. Fummel an meinen Fingernägeln, an meinen Haaren, in ganz schlimmen Phasen wackel ich unkontrolliert mit der Nase und zwar auffällig und viel. Das sieht völlig bescheuert aus, aber ich kann es nur kurzzeitig bewusst unterdrücken, dann muss ich wieder Dampf ablassen. Außerdem pul ich an meiner Haut rum, muss jede Unreinheit ausquetschen. Egal, ob es hinterher blutet. Es entspannt mich in dem Moment zutiefst, das Gefühl beim Blick in den Spiegel hinterher erschreckt mich dann aber, denn ich sehe nicht selten aus wie ein Streuselkuchen.
Es ist meine Art, Dampf abzulassen und meine Nervosität am Ende des Tages abzubauen. Und ich hasse es.

Ja, ich glaube, dass sieht wirklich nicht gut aus, wenn Du ständig am mist bist. Ich habe immer so einen Streßball dabei, den knete ich in meiner Hand, das befreit auch ein wenig von der Anspannung.


Eigentlich gehe ich gern unter Leute und bin auch gern mit vielen Leuten unterwegs. Ich kann dann einfach zuhören und falle gar nicht auf, wenn ich nichts sage.
Zuhören kann ich gut. Nur auf etwas antworten, das geht nur, wenn ich von dem Thema Ahnung habe. Meist habe ich aber nicht genug Ahnung, als dass ich mich traue, ins Gespräch einzusteigen. Oder es fallen mir einfach keine Worte ein. Nichtmal Fragen. Man sagt ja, wenn man keine Ahnung hat, soll man Fragen stellen, dann kann der andere erzählen und man zeigt Interesse. Mir fallen in dem Moment einfach keine Fragen ein, ich bin wie gelähmt.
Keine Gedanken, keine Worte. NICHTS. Nur Leere.

Hey, das ist doch ok. Man kann doch nicht von allem Ahnung haben. Wenn sich Leute unterhalten, dann doch meist weil sie ein Thema gefunden haben, dass beide interressiert und sie darüber reden können.
Wenn ich daran denke, wie oft ich stundenlang ruhig war, wenn wir uns früher mit Bekannten getroffen haben und das Thema immer Politik war. Ich habe null Ahnung, konnte nichts sagen und auch keine Fragen stellten.
Früher hat mich das auch immer runtergezogen, weil ich dachte, ich bin die Doofe.
Aber jetzt sage ich einfach, ob wir nicht über was anderes reden können und dann gebe ich das Thema vor.
Du kannst doch versuchen, das Thema in Deine Richtung zu lenken. Und wenn es nicht funktioniert, ist es auch nicht schlimm.
Du darfst nur nicht denken, dass DU zu dumm bist.
Das bist Du wirklich nicht. Jeder hat seine Bereiche in denen er gut oder weniger gut ist.



Was ich gar nicht kann, ist unbeschwert sein. Also Späße zu machen, lustig zu sein, sowas. Ich kann nur über richtige Themen sprechen. Dieses Dazwischen, das kann ich nicht. Nicht mehr.
Früher hatte ich viel Blödsinn im Kopf und war kreativ, das ist alles weg. Kann zwar lachen über lustige Videos, Sprüche, Witze von anderen. Aber selbst machen... gar nicht.
Tanzen ist auch schlimm, ich weiß nicht, wie ich mich locker bewegen soll oder wohin ich schauen soll. Mit Neid gucke ich mir die anderen auf der Tanzfläche an, die mit ihren Freunden lachen und sich locker bewegen und einen tollen Abend haben. Ich stehe nur mit meinen Freunden (oder eher den Freunden meiner besten Freundin, mit denen hab ich sonst keinen Kontakt) im Kreis, sie haben Spaß, ich wackel daneben unsicher vor mich hin.
Mit Alk. sieht das anders aus. Der löst ja bekanntlich Hemmungen. Aber das mag ich nicht...

Wenn du innerlich verkrampft bist, zeigt sich das natürlich auch durch Deine Körperhaltung. Sie kann nicht locker sein, wenn Du es nicht wirklich bist.
Hast Du schon mal Yoga oder anderes versucht, um ein gutes Körpergefühl zu bekommen ?



Generell habe ich immer Angst, was die anderen von mir denken. Und das lähmt mich. Dadurch komme ich erst komisch rüber.
Ich habe keine Ecken und Kanten, ich versuche immerzu, nirgends auf Widerstand zu treffen. Bloß keine Diskussion anfangen. D.h. auch, dass ich meine eigene Meinung nur dann kund tue, wenn sie mit der Meinung des anderen übereinstimmt. Ist das nicht so, bleibe ich einfach still.

Das kenne ich auch. Bloß nichts tun oder sagen, was die anderen nicht gut finden können. Nicht anecken, keine Kritik und alle haben mich lieb. Ne, das ist nicht so.
Erst mal, weil jeder Mensch das Recht hat seine Meinung zu sagen. Und wenn Deine Meinung sachlich vertrittst, ist das völlig normal. Und dadurch bekommst du Anerkennung, nicht dadurch, dass Du ein Duckmauser bist.
Dadurch, dass Du dich nicht traust, Deine Meinung zu sagen, könnte der Eindruck entstehen, dass man mit Dir machen kann ,was man will. Nicht alle denken so, aber auch nicht alle sind nett. Die Erfahrungen habe ich gemacht.


Ich fühle mich anderen Leuten fast grundsätzlich unterlegen. Denke immer, ich stehe ganz unten und alle anderen weit über mir. Ich werte mich selbst ab und denke immer ach, wer bist du schon, was kannst du schon. Die Gedanken kann ich auch nicht verdrängen, so sehr ich mir auch positiv zurede.
Das behindert mich auch seit Langem in meiner Schullaufbahn. Stichwort mündliche Mitarbeit.

Das darft Du nicht tun. Kein Mensch ist besser oder schlechter als der andere. Wir sind alle Menschen mit verschiedenen Schwächen und Stärken, mit guten und schlechten Eigenschaften.


Vor Körperkontakt habe ich außerdem auch große Angst. Sobald mich jemand berührt, der mir nicht nahe steht, bin ich bis in die Haarspitzen angespannt. Andere zu berühren vermeide ich gänzlich, abgesehen vom Händedruck oder mal ein Klopfen auf die Schultern. Auch bei vertrauten Menschen, außer meinem Freund. Da ist alles gut. Da bin ich wirklich gänzlich normal.

Ich glaube, jetzt habe ich den Großteil meiner Gedanken zusammen gefasst. Es ist viel, ich weiß. Und ich hoffe, es ist nicht allzu verwirrend. Aber es nagt einfach alles so an mir.

Ich weiß nicht mehr so recht, wie es weiter gehen soll. Habe wenige Freunde, was mich sehr traurig macht.
Am meisten belastet mich die Tatsache, dass ich einfach immer eine komische Stimmung erzeuge. Die Leute wissen mit mir nichts anzufangen, ich wirke uninteressant und werde dann schon mal ausgeschlossen oder vergessen.
Und ich trau mich nicht, die anderen anzusprechen. Will ja nicht nerven... und habe Angst, was sie von mir halten.

Damit bist du nicht allein. Denke immer daran, dass andere Menschen auch ihre Probleme und Ängste haben. Und andere fragen sich auch, was denkt der / die wohl über mich.


Ich habe schon über Therapien nachgedacht, aber weiß nicht, was das Richtige für mich ist. Ich bin der Ansicht, da ist irgendwas in meinem Unterbewusstsein verkehrt. Aber was ich auch versuche, ich kriege es nicht mehr in die richtigen Bahnen. Ich weiß ja nicht mal, was der Auslöser ist. Als Kind war ich so offen und habe einfach alle vollgequatscht, egal, wo ich war und ich hatte immer jemanden zum Spielen. Und heute habe ich panische Angst vor Abweisung.

[color=#0000BF]Liebe Suseli.
es wäre wirklich nicht schlecht mal mit einem Fachmenschen darüber zu reden.
Ich mache auch eine therapie und habe so viel über mich dadurch erfahren und viel gelernt.
Ich wünsche Dir alles Liebe und hoffe, dass ich Dir ein wenig mit meinen Aussagen helfen konnte.
Und denke immer daran: Du bist in Ordnung und mußt Dich nicht kleiner machen.


Geht oder ging es jemandem ähnlich? Was ist hier der beste Ansatz? Was sind eure Erfahrungen?

LG
Mondkatze


Ich lass euch liebe Grüße da und wünsche einen schönen Sonntag
Suseli

Hallo Suseli,

ja, ich bin in Therapie. Bekomme auch Medikamente. Aber das alles hat nicht viel an meiner unsicheren und ängstlichen Persönlichkeit verändert. Vielleicht habe ich dadurch etwas mehr Antrieb, das kann sein. Leider ist das bei mir alles ziemlich tief verwurzelt mit der Unsicherheit und dem Gefühl, unterlegen zu sein. ich weiß irgendwie nicht wirklich, wie ich dagegen angehen könnte. Was noch am meisten gebracht hat, sind soziale Kontakte. Habe durch eine SHG ein paar Leute kennengelernt und mit denen bin ich schon etwas vertraut und da ist die Unsicherheit dann nicht mehr so stark. Das ist aber nur bei diesen Leuten so. In allen anderen Situationen bin ich genauso ängstlich und unsicher wie immer.

kenn ich gut...ich bin auch komisch und seltsam




Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore