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Guten Abend,
mir fällt immer wieder selbst auf, dass ich ein ziemlich empathieloser Mensch in gewisser Hinsicht bin.
Es kommt hinzu, dass ich immer gnadenlos meine Meinung heraus sage. Das macht mir natürlich keine Freunde.
Also es ist zum Beispiel so, dass ich von einem Paar gelesen habe, wo der Freund einen Unfall hatte und nun in so einer Art Wachkoma ist. Ich denke mir dann: oh Schande. Der wäre besser tot. Und dann kommt es vor, dass ich solche Dinge auch wirklich äußere.
Manchmal lese ich von todkranken Kindern und dann denke ich: warum retten Ärzte so kranke Menschen und studieren und forschen dran, wenn sie absehbar eh sterben. Da neige ich dann zu radikalen Absichten wie: besser alle Maschinen abstellen und so.
Ich kann meine Meinung einfach nicht für mich behalten. Ich lästere auch sehr gerne. Zum Beispiel würde ich durchaus sagen, dass jemand zu fett für den Bikini ist oder die neue Frisur doof aussieht.
Nun hab ich gelesen, dass das was mit Autismus zu tun haben könnte. Ich kann mich einfach nicht gut in andere rein versetzen, knalle meine Meinung unverblümt hin und andere sind dann eingeschnappt.
So hab ich zum Beispiel mal ner Freundin gesagt, dass ihre Nichte aber nen riesigen Kopf hat und vor ewigen Jahren, hab ich mal gedankenlos zu einer Jugendlichen mit Chemo gesagt, dass ich Glatzen hässlich finde. Da hab ich mich hinterher echt geschämt. Aber ich hab das überhaupt nicht in Verbindung gebracht.
Anderer Leute Kinder finde ich oftmals eklig und hässlich und anfassen könnte ich sie erst recht nicht.
Nur um einige Beispiele zu nennen.
An sich bin ich aber ein hilfsbereiter Mensch. Kümmere mich gerne, denke an andere. Aber meinen Mund kann ich nicht halten. Kennt das jemand?

04.05.2021 20:19 • 05.05.2021 #1


Und was willst du nun von uns hören.....du hast dir ja selber schon geantwortet

A


Ich bin empathielos

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Zitat von karlakolummna:
An sich bin ich aber ein hilfsbereiter Mensch. Kümmere mich gerne, denke an andere. Aber meinen Mund kann ich nicht halten. Kennt das jemand?

Ich bin auch empathielos und empfinde gar nichts, wenn ich vom Leid anderer höre. Ich bin alledings auch nicht hilfsbereit und kümmere mich nicht und denke nicht an andere. Ich könnte mich z.B. nie mit Alten, Kranken oder Behinderten abgeben. Ich gehe dem immer direkt aus dem Weg. Dafür halte ich den Mund, weil ich weiß, dass es sich nicht gehört, darüber Bemerkungen zu machen.

@Schlaflose..... manchmal kannst du auch nett sein....das reicht ja schon.....

Was sie zuwenig hat, habe ich zuviel und ich denke darüber nach, ob es diesen Menschen wirklich besser geht? Die gesunde Mischung macht es wohl. Ich frag mal nach ob Du @karlakolummna es auch haben kannst, wenn Leute so über Dich reden würden? Ich finde das was Du von Dir gibst, ekelig. Ich kann das nicht nachvollziehen, wie man so sein kann. Das entzieht sich meiner Vorstellung.
Wenn Du schon so bist, dann kannst Du wenigstens über manche Leute Deinen Mund halten, denn das was Du sagst interessiert niemanden und tut auch noch weh.

Schön, dass du es selbst bemerkst. Vielleicht kannst du ja dadurch an dir arbeiten. Zumindest in gewissen Situationen einfach den Mund zu halten. Ich weiß nicht, ob man sich Empathie antrainieren kann. Ich glaube nicht aber an deine Worte kannst du arbeiten.

Eine Freundin sagte mir mal: Ich würde nicht behaupten, dass du keine Empathie hast. Du weißt, wie du dich in Gewissen Situationen verhalten musst aber jemand der dich kennt, merkt, dass du nicht wirklich mitfühlst!
Ich fand das nicht schlimm, weil es stimmt. Ich würde nie für jemanden mitweinen, weil es der Person gerade schlecht geht. Trösten aber schon, weil ich weiß, dass es sich so gehört.

Empathie....ist auch nicht erlernbar...

Rücksichtnahme....denke ich schon...wenn man es möchte

Empathie kann man nicht lernen, entweder man hat sie, oder man hat sie nicht. Man kann auch denken was man möchte, aber man muss nicht alles ausprechen was man denkt, das hat nichts mit Empathie zu tun, sondern Anstand.
Und Anstand sollte man schon von Kindesbeinen an gelernt haben.

Als mein Ältester noch klein war, sagte er laut mal mitten im Laden Guck mal Mama, das ist aber eine dicke Frau.
Ich habe dann mit ihm zu Hause darüber geredet, und er hat es verstanden. Verständnis kann man nämlich auch lernen

Wer sich als Erwachsener nicht beherrschen kann, alles auszuplappern was er denkt, der sollte wirklich an sich arbeiten, wenn er kein einsamer Mensch sein möchte, den niemand leiden kann.

Und wems egal ist, dem ist nicht zu helfen, mit solchen Menschen wollte ich auch nichts zu tun haben.

Zitat von Angor:
Empathie kann man nicht lernen, entweder man hat sie, oder man hat sie nicht


Die Fähigkeit zur Empathie ist angeboren, man muss sie aber im sozialen Kontakt erlernen und ausprägen.

Dazu braucht es eine gewisse Kognition, welche erst ab ca. 4 Jahren ausreichend ausgeprägt ist, um sich in andere hinein denken zu können. Vollständig empathiefähig sind Kinder tatsächlich erst zum Ende der Grundschule.

ich bin aber voll und ganz bei dir, was die Notwendigkeit von Erziehung betrifft. In meinen Augen handelt es sich in diesem Fall auch nicht um fehlende Empathie, sondern schlicht um fehlende Manieren.

Nun ich finde das läuft ein wenig nebeneinander her...
im Moment kann ich mir nicht vorstellen daß ein empathischer Mensch ...keine Manieren hat...

Die Gedanken darf man haben, das ist menschlich, aber sagen sollte man so etwas nie zu einem Menschen, denn das ist verletzend. Ich bin so mittelmäßig empathisch, ich kann zum Beispiel Tiere nicht leiden sehen, das bricht mir dann das Herz und mir geht es schlecht. Ich habe jahrelang Geflüchtete unterrichtet und deren Schicksale gingen mir auch oft nah.
Aber es gibt auch Bereiche, in denen ich weniger Empathie empfinde, ich kann z.B. nichts mit kleinen Kindern anfangen und bin dann auch schnell genervt, wenn sie schreien.
Mit alten und behinderten Menschen könnte ich jetzt auch nicht arbeiten, da bin ich einfach nicht der Typ dazu. Aber ich würde niemals etwas abwertendes über sie denken, geschweige denn etwas laut aussagen.
Dem Freund mit der Chemo zu sagen, dass du Glatzen hässlich findest, ist nicht nur ein Zeichen von Empathielosigkeit, sondern einfach nur dreist und absolut grenzüberschreitend.
Aber für viele deiner Gedanken brauchst du dich nicht zu schämen, wenn du offen dazu stehst.

Zitat von karlakolummna:
dass ich immer gnadenlos meine Meinung heraus sage


Du bezeichnest (und empfindest) es ja selbst als gnadenlos... Wer hatte mit Dir keine Gnade?

Zitat von Schlaflose:
Dafür halte ich den Mund, weil ich weiß, dass es sich nicht gehört, darüber Bemerkungen zu machen.


@karlakolummna Eben - zwischen Denken und Sprechen ist ein riesiger Unterschied. Aber auch zwischen Denken und Fühlen! Unser geistiges Handeln (= Denken) ist zum allergrößten Teil von Gefühlen (angenehm/unangenehm) abhängig. Denken (und idF auch Sprechen bzw. Handeln) ist also gefühlsbedingt. Das könntest Du Dir in Ruhe mal vor Augen führen und Deine Schlüsse daraus ziehen.

Zitat von DieSonne:
Ich glaube nicht aber an deine Worte kannst du arbeiten.


Im Schweigen gleicht der Narr dem Weisen noch am ehesten!

Zitat von DieSonne:
Ich würde nie für jemanden mitweinen, weil es der Person gerade schlecht geht.


Mitweinen tue ich gerne - kann und will das auch gar nicht steuern. Doch ich leide nicht darunter. Mitgefühl ist was anderes als Mitleid.

Zitat von Angor:
Wer sich als Erwachsener nicht beherrschen kann, alles auszuplappern was er denkt, der sollte wirklich an sich arbeiten, wenn er kein einsamer Mensch sein möchte, den niemand leiden kann.




Zitat von Islandfan:
Aber es gibt auch Bereiche, in denen ich weniger Empathie empfinde, ich kann z.B. nichts mit kleinen Kindern anfangen und bin dann auch schnell genervt, wenn sie schreien.


Geht mir genauso - und flüchte, sofern möglich umgehend ..

Zitat von Annalehna:
Empathie....ist auch nicht erlernbar...

Eine grundlegende Empathie ist Teil der Persönlichkeitsstruktur und wird schon in den frühsten Jahren erlernt. Gibt noch andere Faktoren. Wird dieser Lernprozess gestört, kann eben das dabei herauskommen.

Eine auf diese Weise erlernte Empathie bleibt in der Regel ein Leben lang erhalten. Dennoch kann durch ungünstige Erfahrungen im Leben der Zugriff auf diese Fähigkeit eingeschränkt werden.

Bei Menschen, wo es in der Kindheit zu einer Störung im Lernprozess gekommen ist und die Empathie quasi nicht zur Verfügung haben, können dies dennoch lernen zu kompensieren. Und zwar in einem Maße, das sie im sozialen Leben angemessen mit anderen umgehen können.
Gibt jedoch auch Diagnose wo selbst die Kompensation schwer bis unmöglich ist.

Ich finde es gut das @karlakolummna das hier offen anspricht.
Denn wie es mit vielen psychischen Gegebenheiten ist - Krankheitseinsicht und Wille zur Veränderung sind unabdingbar, wenn man was verändern will.

Dann ist die Empathie aber vorhanden...nur der Zugang nicht... vielleicht aus Angst vor Verletzungen ?

A


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Dr. Reinhard Pichler
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