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Hallo zusammen

Ich habe schon länger im internet nach meinem Problem gesucht, jetzt bin ich hier gelandet und hoffe dass ich mich mit Leuten austauschen kann, denen es vielleicht so ähnlich geht.

Ich bin 21 Jahre alt und studiere.

Eigentlich bin ich immer ein recht aufgeschlossenes Kind gewesen, aber mit den Jahren hat sich mein Charakter total verändert (was mir auch oft von außen gesagt wird...) Ich schätze mal dass es in der Schule angefangen hat, plötzlich war mir so vieles peinlich, hab mich nicht mehr getraut laut meine Meinung zu sagen und bin schrecklich rot geworden wenn ich im unterricht was sagen sollte. Das Ganze hat sich dann so gesteigert dass ich mich nicht einmal mehr getraut habe mit anderen Menschen zu sprechen oder auf sie zuzugehen aus Angst dass sie mich nicht mögen oder mich für lächerlich halten könnten Eine Essstörung hatte ich in der Zeit ebenfalls.
Mein Glück war immer dass ich einige gute Freunde hatte die mich so genommen haben wie ich bin.

Doch seit ich angefangen habe zu studieren hat sich das Ganze verschlimmert. Ich bin aus meiner Heimastadt weggezogen und habe nun nicht mehr so viel Kontakt zu meinen alten Freunden. Unter meinen neuen Kommilitonen tu ich mich ziemlich schwer normale neue Kontakte zu knüpfen, ständig pocht die Angst in meinem Hinterkopf dass die mich doch eh nicht leiden können, dass ich komisch rede oder blöd rüberkomm. Dazu kommt dass ich mich abgrundtief hässlich und dick im vergleich zu den anderen fühle, obwohl ich eigentlich normalgewichtig bin und mir von außen gesagt wird dass ich ganz hübsch sei.

Ständig hab ich den Eindruck dass man mich überhört, einfach gar nicht wahrnimmt und dass ich in der Menge total untergeh. Wenn ich was sagen wird das meistens total übergangen. Mein Selbstwertgefühl ist so ziemlich auf dem Nullpunkt, wenn jemand unfreundlich war, dann bin ich sowieso selbst schuld daran. Wenn jemand was böses mir gegenüber tut, dann ist es weil ich es eben nicht anders wert bin.

Wenn das Gefühl der Angst und Verzweiflung erst einmal überhand nimmt, dann schaff ich es nicht einmal mehr zu reden, ein normales wort rauszubringen. Anderen Leuten gegenüber fehlen mir dann die Gesprächsthemen und es will auch keine idee kommen über was ich reden könnte je verzweifelter ich darüber nachdenke. Dann ist es ja klar dass die Leute mich dann eher meiden und mich langweilig finden, was meine Selbstzweifel noch mehr verstärkt.

Morgens wache ich mit einem schlechten Gefühl auf und hab gar keine Lust mehr in die uni zu gehen. Es ist ein Gefühl als ob mir ein Stein auf der Brust liegt. Oft steigen mir in den Vorlesungen Tränen in die Augen weil ich mich so einsam fühle und am meisten freu ich mich wenn ich mal nicht in die uni muss und zu Hause bleiben kann. Ständig ist die große Blockade in mir, sodass ich nicht einmal auf andere zugehen kann oder hallo zu allen sag wenn ich sie zufällig treffe, aus Angst dass die dann danach hinter meinem Rücken lästern.

Wenns bei uns mal um Gruppenarbeit geht dann steh ich meist erstmal alleine da. Bis ich mich aufraffe und jemanden frage ob ich noch irgendwo mitmachen kann. Dabei ist mir das endpeinlich und ich der Gedanke dass die anderen sich deswegen über mich lustig machen oder mich vielleicht sogar noch bemitleiden erdrückt mich total und dann schaff ich es erst recht nicht ein normales Wort rauszubringen.

Aus diesen Gründen ist auch wohl die Beziehung mit meinem Exfreund in die Brüche gegangen. Die ständigen Selbstzweifel, auch in Bezug auf die Beziehung, die Gedanken dass ich Liebe und Zuneigung nicht wert wäre haben sich auch auf mein verhalten ihm gegenüber ausgewirkt, bis dass Fass irgendwann übergelaufen ist...

Ich bewundere andere, die irgendwo reinkommen und total schnell kontakte knüpfen können und gleich von allen anderen gemocht werden.

Mir ist ziemlich klar, dass mich meine eigenen Gedanken behindern aber ich kann nichts dagegen tun!

Vielleicht geht es jemand anderem auch so ähnlich? Würd mich über antworten freuen!

grüsse

mondblume

06.06.2010 22:14 • 27.01.2011 #1


Hi Mondblume,

ich war zur Schulzeit sehr gesellig, konnte fast gar nicht länger alleine sein. An der Uni habe ich ebenfalls große Schwierigkeiten mit dem Knüpfen von Kontakten. Jetzt in meinem zweiten Studiengang kommt noch ein ziemlicher Altersunterschied erschwerend hinzu.
Zitat:
Ich bewundere andere, die irgendwo reinkommen und total schnell kontakte knüpfen können
Das ging mir genauso, bis ich gemerkt habe, dass ich einfach anders als die meisten der normalen, relativ unbeschwerten Kommilitonen bin und daher jedenfalls keine Freundschaften mehr zu Leuten möchte, mit denen ich Vieles gar nicht teilen könnte, bloß um nicht alleine zu sein. Ansonsten finde ich es wichtig, Einsamkeit ein Stück weit aushalten zu können und ein Selbstwertgefühl zu entwickeln, das unabhängig von Zugehörigkeit oder Beliebtheit ist. Bei mir lief es früher darauf hinaus, es jedem recht machen zu wollen und das war erst recht nichts. Trotzdem ist es so manchmal schwierig .

Vielleicht wäre es ein Zwischenlösung, das Alleinsein erstmal zu akzeptieren und an Deiner Selbsteinschätzung zu arbeiten.

Grüße, pc

A


"ich bin es doch eh nicht wert."

x 3


Hallo Mondblume,

Da du studierst rate ich dir ganz dringend: Nimm das kostenlose Beratungsangebot an deiner Uni wahr. Es gibt an jeder Uni einen Krisendienst, mehrere Psychologen, und viele weitere Stellen an die man sich wenden kann wenn es einem nicht gut geht.
Am Besten rufst du mal bei dem/den Psychologen in deiner Uni an und machst einen Termin aus. Bei uns stehen jedem Studenten völlig kostenlose 10 Stunden Beratung und Gespräch zu. Meist bekommt man da schon erste Hinweise, vielleicht hilft es einem schon, Dinge umzusetzen oder zu ändern. Wenn man mehr Hilfe braucht, sorgen die Psychologen dafür, dass du einen Platz bei einem anderen Psychologen bekommst, der dich länger betreuen kann. Aber vielleicht tut es dir auch einfach mal gut zu reden und Tipps und Anregungen von geschulten studierten Menschen zu bekommen
Selbstzweifel, Versagensängste, nicht richtig Anschluss finden, Prüfungsängste, Born-Out oder Depressionen sowie Angsterkrankungen sind unter Studenten keine Seltenheit, im Gegenteil. Die Psychologen an der Uni haben damit recht oft zu tun und wissen bestimmt, wie sie dir helfen können.

Selbstsicherheit und wie man auf Leute zu geht kann man zum Glück üben und lernen. Ich hab deine Verwandlung umgedreht durchgemacht. War in der Schule oft Mobbingopfer und ziemlich einsam, und hab dann erst nach und nach gelernt, dass ich trotzdem etwas wert bin. Ich wurde in der Schule oft überhört und übersehen, und an der Uni reiße ich mittlerweile bei jeder Gruppenarbeit sofort das Ruder an mich und delegiere die Aufgaben so geschickt, dass ich oft liebevoll die Referats-Mama genannt werde, weil ich mich um Alles kümmere. (Da muss ich dann freilich wieder aufpassen, dass aus der Mama keine Tyrannin wird.) Mittlerweile weiß ich: Je egaler die Meinung Anderer für dich ist, desto beliebter wirst du bei Anderen sein. Vermutlich, weil man dann ganz man selbst ist, ohne sich großartig Gedanken zu machen, und weil gerade das bei Anderen gut ankommt. Es ist paradox und seltsam, aber wahr.

Du sagst ja selbst: Früher warst du offen, jetzt steht dir deine Angst vor der Beurteilung Anderer im Weg. Du hast die Offenheit und Sorglosigkeit quasi verlernt. Das heißt aber auch, dass du Beides wieder erlernen kannst, dass du deine Angst über Bord werfen und angstfrei und bedenkenlos auf Andere zugehen lernen kannst.
Unsere Psychologen haben einen wie ich finde ganz tollen Slogan:
Wer Ängste und Sorgen für sich behält, der sorgt meistens dafür, dass er sie auch behält. Dir Hilfe zu holen wäre ein erster und wichtiger Schritt raus aus der Spirale, in der du dich derzeit befindest.


Liebe Grüße,
Bianca

Hallo Mondblume,

ich weiß nicht genau, ob es dir hilft, wenn du hörst, dass es anderen genau wie dir geht, aber mir geht es genau wie dir =/
Ich studiere auch und hab das Gefühl, in einer Parallelwelt vor mich hinzuexistieren. Allerdings bin ich, wie mein Vorredner, schon etwas älter (27) und der Altersunterschied lässt sich nicht leugnen.
Ich drück dir jedenfalls die Daumen - ganz fest - dass es dir mit 27 nicht mehr so geht wie mir und du dich durch das Studium durchquälen musst

Zitat von panicchief:
Hi Mondblume,



Vielleicht wäre es ein Zwischenlösung, das Alleinsein erstmal zu akzeptieren und an Deiner Selbsteinschätzung zu arbeiten.

Grüße, pc


Genau das sehe ich auch so. Auch wenn es sich so leicht daher sagt, vielleicht sollte man wirklich erstmal lernen, sich selbst zu mögen, zu akzeptieren, denn das mangelnde Selbstbewußtsein erzeugt ja diese negativen Vorstellungen, dass einen keiner mag oder langweilig findet oder unattraktiv.

Solange man sich selbst nicht wenigstens ein bißchen mag, hat es keinen Sinn auf Krampf Freunde zu finden. Und vielleicht hat panicchief Recht: das Alleinsein versuchen zu akzeptieren und sich selbst klar zu machen, was man alles an sich mag, was positiv ist und nicht nur das negative zu sehen. Ich weiß, leicht gesagt, denn ich habe ähnliche Probleme wie du, obwohl ich objektiv gesehen weiß, dass ich weder dumm noch hässlich bin, kann ich die Angst davor, negativ beurteilt zu werden leider auch immer nicht ausschalten... Einsam bin nicht so sehr, da ich Familie habe, Freunde aber so gut wie gar keine... Ich kann allerdings auch manchmal die Stille genießen und mich nur mit mir selbst beschäftigen. Ein Partylöwe oder Mensch mit vielen Freunden würde ich gar nicht sein wollen. Eigentlich will ich mich unter anderen Menschen nur einigermaßen wohl und vor allem normal und nicht andersartig fühlen.

LG Angsthäsin67

Hi mondblume,

mir gehts echt genauso wie dir. Ich bin auch 21, studiere und wohne auch zum ersten mal in ner WG in einer anderen Stadt, weg von zuhause :-/.
Hab total Angst vor oder mit Leuten zu reden, auf die zuzugehen, wenn ich es mal tue dann bin ich total aufgeregt, mit Herzrasen, atme nicht richtig und kann die Worte nur so rauspressen (das ist auch so wenn ich telefonieren oder vortragen oder mich vorstellen soll usw).. Und wenn ich es dann mal geschafft habe ist es auch öfters mal so dass ich einfach überhört werde was einen wirklich runter bringen kann. Auf der anderen Seite geht es ab und zu aber auch leicht zu reden, bzw. Smalltalk zu halten und rumzuscherzen, es kommt total darauf an wie die auf mich zugehen oder ob ich das Gefühl hab ich kann der Person vertrauen, hab in der Hinsicht eine gute Menschenkenntnis. Trotzdem kann ich mich dann nicht öffnen, es dauert ewig bis ich wirklich Vertrauen fasse und ich selbst sein bin, die meiste Zeit hab ich so ne Schutzmauer, nehme mich innerlich total zurück um nicht verletzt oder angegriffen zu werden.. Das ist total anstrengend und macht auch nicht glücklich.
Ich hab auch ganz ausgeprägte Selbstzweifel, weiß genau was meine Schwächen sind, was alles schei. an mir ist usw... Und dann denke ich dass alle nur schlecht von mir denken, dass sie alles negative an mir sofort wahrnehmen und mich seltsam finden. Das ich seltsam bin. Ich hab im Moment sowieso ne Identitätskrise und alle möglichen Ängste. Durch diese Gedanken und die Unsicherheit die da ist- ich hab auch quasi null Selbstbewusstsein- spielt das vielleicht gar keine Rolle ob ich wirklich so schrecklich bin wie ich glaube, ich strahle es auf jeden Fall aus und das merken die Leute und ich merke dass sie es merken oder denke dass sie es merken... Das macht mich dann auch nur fertig. Ich bin mir sicher, wir sind eigentlich überhaupt nicht dumm oder häßlich oder weniger wert als andere, auch nicht verrückt, aber wir denken es, denken zu viel und zu negativ und das macht alles aus, so leben wir das dann auch und so reagieren die Leute auf uns. Obwohl ich immer wieder überrascht war, dass es auch Menschen gibt die einen einfach so nehmen wir man ist und einen trotzdem mögen, weil sie vielleicht hinter die Schutzmauer und die Angst blicken können, weil dahinter was Gutes ist, weil sie auch selbst Probleme haben oder einfach sensibel und nett sind. Und eins glaub ich mittlerweile auch, jeder hat Probleme und Sorgen und Ängste, egal wie selbstbewusst viele rüber kommen. Wäre das nicht so dann wären wir keine Menschen mehr sondern Roboter.
Manchen fällt es vielleicht leichter als uns, aber dass heißt nicht dass wir es nicht auch schaffen können, wir müssen einfach härter an uns arbeiten und dürfen nicht aufgeben! Ich hab mich jetzt bei einer Selbsthilfegruppe angemeldet, ich kann noch nicht sagen wie mir das helfen wird, aber ich werde dabei bleiben und versuchen das Beste für mich rauszuholen, keine Ahnung wie und ob ich das schaffe aber allein der Versuch wird etwas bringen. Es kann kaum schlimmer werden. Und ich möchte auch einen Sport anfangen, zum auspowern, und noch sowas wie Yoga/Progressive Muskelentspannung/Autogenes Training um zu lernen sich zu entspannen und zu sich selbst zu finden. Ich hab zwar noch nicht angefangen aber ich habe es mir vorgenommen. Denn ich hab keinen Bock auf diese ewigen Ängste, negativen Gedanken usw, ich möchte einfach endlich mit mir gut klar kommen, endlich ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen und meine Ängste besiegen und leben zu lernen!
Bleib dran, versuche an dir zu arbeiten, such dir Hilfe, ich versuch das jetzt auch! Wir sind es wert. Du bist nich alleine.
Liebe Grüße ich

Hallo Mondblume,

ich kenne die Dinge, die du da beschreibst nur zu genau. Ich hätte den Beitrag auch selbst schreiben können

Vor einem Jahr, als mein Studium begonnen hat, war es jedoch schlimmer und mitlerweile fallen mir sogar an dieser und jener Stelle ein paar Ratschläge ein.

Hm ich kenne sonst kaum jemanden in meinem Umfeld, der auch so sensibel ist - Leute mit denen ich immer über solche Ängste spreche, sind entweder schon darüber hinausgewachsen, hatten sie nie, oder können nicht drüber sprechen.
Vielleicht könnten wir ja in email-Kontakt treten? Und ein paar Gedanken austauschen und Strategien, mit denen es uns besser ging?

Wenn man weiß, dass da draußen jemand ist, der sich ungefähr in der gleichen Situation befindet, kann man vielleicht besser damit umgehen?

Gruß, Lia




Dr. Reinhard Pichler
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