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Hallo,

ich möchte mich vorstellen. Bin 28, seit fast 10 Jahren verheirat und habe zwei wunderbare Kinder.
Seit meiner Jugend leide ich an sozialer Phobie. Damals hatte ich noch keinen Begriff dafür, habe viele Jahre geglaubt, ich wäre einfach nur extrem schüchtern und habe ab und an Depressionen. Beim Arzt war ich bis heute nicht: Angst, dort überhaupt vorzusprechen, Angst, meine Familie, besonders mein Mann könnte erfahren, wie schlecht es mir geht.
In guten Phasen arrangiere mich mit der Situation, vermeide, so gut es geht.

Hauptproblem ist der Kontakt zu Menschen, die höher gestellt sind - im Studium also Dozenten, Profs..., vor einer Gruppe reden (auch unter Freunden), im Mittelpunkt stehen etc.

Momentan stehe ich einen für mich unglaublich schwierigen Lebensabschnitt durch: Meine Abschlussarbeit. Jeder Kontakt zu meinem Betreuer ist vorher mit Panik verbunden, bei den (wenigen) Treffen fühle ich mich wie gelähmt, kann kaum etwas (fachliches) sagen. Ich mag meinen Betreuer gerne, wir sprechen (bzw. meist schreiben) auch über Persönliches, umso mehr belastet es mich, dass er mich für dumm und eigenartig (vielleicht auch desinteressiert) halten muss. Die Vorstellung, er wird in wenigen Wochen meine ARbeit lesen und sich darüber Gedanken machen, mich bewerten, ist grauenvoll. Die Angst vor der Verteidigung meiner Arbeit... schon der Gedanke lässt mich zittern und bereitet Panik.
Ich kann nicht mehr zurück und irgendwie werde ich es auch überstehen, aber wie?

So langsam öffne ich mich gegenüber einer guten Freundin, taste mich an das Thema bei ihr heran.

Danke fürs Lesen!
Rupmaus

20.10.2011 22:48 • 21.10.2011 #1


2 Antworten ↓


Hmm, tja - mit dieser Angst wirst Du kaum eine gute Arbeit liefern können.
Ohne freien Kopf ist das nicht leicht.

Was macht den Betreuer so angsteinflößend. Übt er mehr Kritik als er anerkennende Worte findet. Und wenn er kritisiert, ist er denn konstruktiv mit seinen Wortwahl oder eher demütigend ?

Ich versteh das nicht ganz.
Natürlich bist Du abhängig von seinem Urteil, aber wenn Dir der Stoff keine Probleme macht, kann doch nichts passieren. Außer Du mußt ne mündliche Prüfung ablegen.

Ich war immer nur nervös, wenn ich im Lernstoff nicht wirklich fit war.


Grüße,
Joe

Zitat von Joaquim:
Hmm, tja - mit dieser Angst wirst Du kaum eine gute Arbeit liefern können.
Ohne freien Kopf ist das nicht leicht.

Was macht den Betreuer so angsteinflößend. Übt er mehr Kritik als er anerkennende Worte findet. Und wenn er kritisiert, ist er denn konstruktiv mit seinen Wortwahl oder eher demütigend ?

Ich versteh das nicht ganz.
Natürlich bist Du abhängig von seinem Urteil, aber wenn Dir der Stoff keine Probleme macht, kann doch nichts passieren. Außer Du mußt ne mündliche Prüfung ablegen.

Ich war immer nur nervös, wenn ich im Lernstoff nicht wirklich fit war.


Grüße,
Joe



Hallo Joe,

vielen Dank für deine Antwort!

Ich habe einen sehr netten Betreuer. Wir kennen uns nun schon viele Jahre, war in einigen Seminaren, wir wechseln auch private Worte, was mir im Übrigen viel leichter fällt. Er ist schon seit einiger Zeit nicht mehr an der Uni, daher haben wir ab und an Mailkontakt. Da liegt leider auch ein großes Problem: Mir ist es sehr wichtig, was er von mir hält und ich fürchte, er hat auch hohe Erwartungen an mich. Die kann ich ihm nicht erfüllen und daher auch eine große Angst, ihn zu enttäuschen.
Mein Thema ist sehr komplex, d. h., ich kann mich in die vielen einzelnen Elemente nicht expertenmäßig vertiefen. Dazu kommt natürlich auch das geringe Selbstwertgefühl...

Ja, und das Schlimmste ist die Verteidigung, die etwa 4 - 6 Wochen nach Abgabe der Arbeit ansteht . Ich muss die ARbeit in einem Vortrag präsentieren (das macht mir nicht so viel Angst), danach muss lesen die Betreuer (der 2. ist der Prof) aus ihren Gutachten vor! Schon allein diese Vorstellung, mir da spontan Kritik anzuhören, ist furchtbar. Auch wenn zumindest mein Hauptbetreuer dafür bekannt ist, sie nett zu verpacken. Danach werden mir Fragen gestellt, ca. eine halbe Stunde *grusel*.
Ich musste in der Vergangenheit Referate halten und auch da kommen hinterher spontane Fragen. Und da habe ich erleben müssen, dass mich die Panik im Griff hat: Ich fühle mich körperlich (und sprachlich) gelähmt, zitter, schwitze, Herzklopfen. Einziger Gedanke ist, der Situation zu entfliehen, also wegzulaufen, auch wenn ich dazu schon allein aufgrund der Lähmung nicht in der Lage wäre. Die Ängst vor der Verteidigungssituation sind also durchaus berechtigt, weil ich eben so etwas schon erlebt habe.

Ich weiß nicht, ob es gut ist, meinem Betreuer zumindest ansatzweise zu schreiben, dass und warum es mir so schlecht geht. Nur da befürchte ich, könnte er es als Ausrede sehen, oder dass ich mir Vorteile davon verspreche. Andererseits würde es mir viel Druck nehmen, wenn er es wüsste....

Bist du auch Student? Vielleicht schon fertig? Hast du irgendwelche Tipps, wie ich v. a. dieser konkreten Verteidigungssituation halbwegs normal stellen kann? Habe mir Rescue-Tropfen besorgt, die sollen bei manchen Wunder bewirken..

Viele Grüße
Rupmaus





Dr. Reinhard Pichler
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