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Hallo ihr Lieben,

Seit einiger Zeit Plage ich mich mit diesem Problem herum und es wird leider einfach nicht besser.
Erst mal zu mir,
Ich bin 18 Jahre alt und vor einer Weile in eine neue Stadt gezogen, wo ich noch nicht so viele Leute kenne.

In meiner Heimatstadt habe ich viele Freunde, war eigentlich immer recht Selbstbewusst und nicht wirklich schüchtern. Als ich jünger war, haben mir bei Vorträgen immer die Hände gezittert, weil ich so aufgeregt war. Das war ziemlich schlimm aber irgendwann ist es weg gegangen, weil ich einfach nicht mehr solche Angst vor Vorträgen hatte.

Nun war ich vor einigen Wochen mit einem Freund (wir hatten zu der Zeit eine lockere Affäre, er war älter als ich und ich war von ihm und seinen Freunden ein bisschen eingescüchter) in einem Kaffe und ich würde plötzlich extrem nervös. Die Situation war an sich schon etwas unangenehm, weil er mir dort einige seiner Freunde vorgestellt hat und ich total schüchtern war. Meine Hände haben so doll angefangen zu Zittern, dass ich meine Tasse nicht tragen oder hochheben konnte. Mein Herz hat gerast und mir wurde extrem heiß. Die Situation war mir extrem unangenehm! Irgendwann hat ein Kumpel von meinem Freund den wir dort getroffen haben das gemerkt und dann haben wir darüber geredet. Ich hab es auf einen niedrigen Blutdruck geschoben und irgendwie kam ich dann noch einigermaßen gut aus der Situation raus. Nach einer Weile hat sich das alles wieder beruhigt.

Seit dem kamen solche Situation öfter auf, manchmal die Gabel beim Essen auf Dates oder wenn ich jemandem in einer Bar oder Club meinen Ausweißzeigen musste. Ich habe das Gefühl es wird immer schlimmer und am schlimmsten ist die Angst vor der Situation wo ich etwas machen muss (mit meinen Händen) und schon weiß das ich zittern werde.
Als ich letztens zum Beispiel etwas unterschreiben musste passierte das auch.
Mich verunsichert das extrem und ich habe inzwischen richtig Angst vor solchen Situationen. Vor Bars trinke ich jetzt manchmal schon 2 Gläser Wein um mich zu beruhigen, weil ich weiß dass ich sonst Zittern würde.
Ich will das wieder in den Griff kriegen, denn es beeinflusst mein Leben gerade sehr.
Habt ihr vielleicht hilfreiche Tipps? Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Dazu muss ich noch sagen, dass ich seit ich in der neuen Stadt bin generell viel unsichere geworden bin und vor allen möglichen sozialen Situation (z. b. Zum Yoga gehen) immer nervös werde.

Ich hoffe ihr könnt mir helfen,
Liebe Grüße
Melli

12.02.2018 05:47 • 20.10.2019 #1


6 Antworten ↓


Hallo Melli,
da dieser Zustand noch recht frisch ist (manche haben das bereits Jahrzehnte) könnte Konfrontation hilfreich sein. Da ich selbst das aber als eine unsichere Taktik ansehe, ohne psychologische Begleitung, denn das kann schnell nach hinten los gehen, würde ich dir dazu raten, eine Psychotherapie zu machen. Konfrontation bedeutet nicht, daß du dich auf
Teufel-komm-raus in diese unsicheren Situationen begibst, sondern Stück für Stück dir deine Sicherheit zurück holst, immer soweit, wie es für dich gut auszuhalten ist. Das sollte in einer Psychotherapie bewußt ausgewertet und gefestigt werden.

Bei dir scheint der Verlust der gewohnten Umgebung/Leuten durch Umzug vordergründig ein Problem zu sein. Das ist nicht ungewöhnlich und geht vielen Leuten so. Man braucht auch erstmal ca. ein Jahr, um sich wirklich angekommen zu fühlen. Und es braucht weitere Zeit, um sich einen guten Bekanntenkreis aufzubauen.

Das mit dem Wein zur Beruhigung sehe ich sehr kritisch. Die angegebene Menge ist dabei weniger ein Problem, aber der Mechanismus dahinter, ist nicht gut. Der Körper lernt auf diese Weise ein falsches Verhalten und es besteht die Gefahr, daß es ohne diese Art der Beruhigung gar nicht mehr geht. Vermeide das!

Grüße

A


Hände zittern in sozialen Situationen

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Schließ mich der Antwort über mir an.
Kenne das Gefühl, dass du beschreibst nur zu gut und genau dieser Angstgedanke, dass es wieder passieren könnte, ist die falsche Denkweise.
Es ist nicht schlimm nervös zu sein. Es ist nicht schlimm sich unwohl zu fühlen. Und dass der Körper da in irgendeiner Weise drauf reagiert ist normal. Bei mir wird zum Beispiel grundsätzlich das Nagelbett am rechten Daumen blau. Bei den ersten Malen dachte ich dass ich jeden Moment umfalle und sterbe.
Kontrollierte Konfrontation ist das beste, was ich empfehlen kann.
Liebe Grüße

Die Angst vor dem was passieren könnte oder sein könnte ist nicht hilfreich. Sie verursacht das erst und verschlimmert es.
Da hilft nur Annehmen dieser Situation und der eigenen Fehlbarkeit, und dann in der Situation damit umgehen. Auch wenn du dich in schlechtem Licht dargestellt sieht etc (verletzlich o.Ä.), das ist subjektiv schlimmer als es tatsächlich ist. Zwei Monate später wird das kein anderer mehr wissen bzw sie nicht mehr wirklich interessieren.

Ist natürlich einfach gesagt, schwerer getan.

Hallo liebe Melli

Dein Beitrag ist ja bereits eine Weile her. Darf ich dich fragen, wie sich das ganze entwickelt hat? Was dir geholfen hat? Oder was weniger?

Ich leide an der selben Angst. Und auch bei mir war der Auslöser in einer Bar mit einer Frau bei einem Glas Wein. Das ist mittlerweile auch schon über 2 Jahre her und es hat sich mit der Zeit recht verschlimmert. War bereits auch bei 2 Therapeuten, jedoch ohne Erfolg.

Liebe Grüsse
Domi

Hallo liebe Melli,
ein Tipp von mir wäre für dich mit Meditation anzufangen. Ich leide zwar nicht unter dem Zittern, aber an extremer Unsicherheit gegenüber Anderen. Wenn ich jeden Morgen 10 min meditiere, ganz einfach zuhause über eine App, merke ich, dass ich etwas entspannter durch den Tag gehe.
In der Meditation geht es schließlich viel um Atemübungen und das könnte dir helfen, dich in unangenehmen Momenten zu erden und dich auf deinen Atem zu fokussieren.

Du könntest es mal ausprobieren
liebe Grüße (:

Sind hier aktuell noch Leute unterwegs, die dieses Problem haben und an einem Austausch interessiert sind? Habe die Hoffnung, dass es mir ein wenig helfen würde, zu sehen, dass auch andere Menschen an meinen 'Symptomen' leiden. Habe alles bisher nur mit mir alleine ausgemacht
Bei mir hat es mit der Kaffetasse angefangen, ich war bei einer Freundin, die Tasse recht voll und ich habe ganz leicht gezittert beim Anheben, wahrscheinlich nicht mal wahrnehmbar. Damit fing der ganze Schlamassel an, ich habe fortan darauf geachtet bzw Angst gehabt, dass es wieder passiert, wurde aus der Angst heraus nervös und deswegen ist es natürlich wieder passiert.
Diese Angst hat sich im Laufe der Jahres ausgeweitet auf viele andere Tätigkeiten, wo man die Hände vor anderen Leuten benutzen muss, EC-Karten-Zahlung, unterschreiben, essen mit Besteck, allgemein trinken aus vollen Gläsern/Tassen. Das meiste davon kann ich, wenn ich es spontan tue bzw tun muss, insofern ist glasklar, dass nur die Angst vor der Angst Schuld daran ist.
Meine Lebensqualität ist dadurch deutlich eingeschränkt, und ich finde besonders schade, dass eigentlich schöne Unternehmungen damit so kaputt gemacht werden, also zB wenn man dann am Wochenende (wo man ja eigentlich entspannen sollte) wo eingeladen ist und sich vorher die ganze Zeit Gedanken macht, wie man dadurch kommt. Zum Teil vermeide ich; wenn es ganz schlimm ist, und es eine Situation ist, die sich nicht vermeiden lässt, habe ich auch schon mich mit Alk. vorher beruhigt (danach fühle ich mich genauso schlecht, als hätte ich gezittert/gemieden, aber immerhin hat dann niemand was gemerkt), manchmal schaffe ich es auch und manchmal ist es dann tatsächlich alles weniger schlimm gewesen als vorher gedacht. Allerdings bin ich auch dann, wenn ich mich getraut habe, im Nachhinein sehr selbstkritisch und denke darüber nach, was ich hätte noch besser machen können. Also zB habe ich neulich beim Optiker was abgeholt und mit Karte gezahlt (erst zweimal am Laden vorbeigelaufen, überlegt, Geld abzuheben, dann doch getraut, so reinzugehen). Bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht sichtlich gezittert habe, aber doch nicht ganz zufrieden gewesen, weil die Verkäuferin mir wahrscheinlich angemerkt hat, dass ich irgendwie angespannt war.
In Phasen, wo man nicht so viele Situationen hat, geht es einigermaßen (im Urlaub mit Partner zum Beispiel) und das Problem rückt in den Hintergrund, derzeit ist es aber sehr präsent, vor allem, weil in Kürze bei mir zwei Kurzurlaube mit Freunden anstehen. Dort wird es natürlich in Restaurants gehen und bei der Vorstellung daran, wie ich mich fühle, wenn ich auf mein Getränk warte, wird mir jetzt schon ganz anders. Und dann kommt auch bald schon Weihnachten mit den ganzen Kaffeetafeln
Ich habe Angst vor einer Therapie, weil ich mich dann zum einen meinem Partner öffnen müsste (bisher habe ich das nicht getan, weil ich denke, dass es noch schlimmer für mich ist, wenn ich ständig das Gefühl habe, er beobachtet dann auf Feiern, ob ich nun wirklich zittere). Zum anderen weiß ich, dass es auf eine Konfrontation mit den Situationen hinauslaufen würde und wenn ich diese unter Zwang durchstehen muss, ist es sicher noch schlimmer.
Generell ist mir natürlich klar, dass es ohne üben nicht geht. Und gewisse Tätigkeiten habe ich dadurch auch wieder normalisiert (zB mit Bargeld zahlen, im Fitnessstudio den Schrank aufschließen).
Wem geht es ähnlich wie mir?





Dr. Reinhard Pichler
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