Hallo Katia,
also erstmal: Jeder blamiert sich ab und zu, vor allem wenn man die betreffende Sache zum ersten Mal macht und keine Ahnung hat, wie man sie macht. Man sollte davon aber kein großes Aufheben machen. Deswegen wäre es gut, wenn du die Angst vor Blamage etwas relativieren würdest. Lerne lieber, mit einer Blamage möglichst locker umzugehen! Also dann z.B. mitzulachen, wenn die anderen lachen, oder eine kleine witzige Show abzuziehen, wenn du merkst, du hast was falsch gemacht, oder sonstwas. Das geht fast immer. Und die anderen sind in aller Regel keineswegs so gnadenlos, wie du es befürchtest, denn sie selber machen ja auch Fehler.
Abgesehen davon kann man aber versuchen, sich vor neuen wichtigen Situationen zu erkundigen, wie man damit umgeht, oder auch andere Leute in solchen Situationen beobachten, falls das möglich ist.
Ich habe früher auch fürchterliche Angst vor sozialen Interaktionen gehabt, weil ich keine Ahnung hatte, wie das geht und mir immer von meinen Eltern der Eindruck vermittelt worden war, dass das etwas super Schwieriges ist, das nur sie können und sie mich deshalb aus allen solchen Situationen heraushalten müssen. Als ich sie dann alleine bewältigen musste, stand ich voller Angst da wie der Ochs vorm Scheunentor und fürchtete wirklich, dass mich die anderen fressen würden. ich hatte schiere Todesangst. Entsetzlich. Und so sinnlos!
Inzwischen habe ich nämlich festgestellt, dass nichts einfacher ist als solche Situationen, wie z.B. am Schalter oder im Geschäft sonstwo. Weil: Am anderen Ende sitzt/steht normalerweise ebenfalls ein ganz normaler Mensch. Wir Menschen sind nämlich in unserer gefühlsmäßigen Grundkonstruktion sogar auf dem ganzen Weltball gleich! Das ist etwas, das mich immer wieder fasziniert, wenn ich z.B. im Zug sitze und z.B. Chinesen oder Afrikaner beobachte, die sich unterhalten und deren Sprache ich nicht im mindestens kenne. Trotzdem kann ich an ihrer Mimik und Gestik den Verlauf ihrer Unterhaltung unheimlich gut nachvollziehen! Die Gesichtsausdrücke zeigen trotz aller kulturellen Unterschiede und geographischen Entfernung ganz klar genau DIESELBEN Emotionen und Reaktionen wie bei mir und meinen direkten Mitmenschen.
Das zeigt: Wir sind uns alle sehr ähnlich, nicht nur die Chinesen und Afrikaner, sondern auch der Schaltermensch dir gegenüber. D.h. du musst mit ihm/ihr einfach nur so normal umgehen, wie du es gerne hättest, dass man mit dir umgehen würde, und fertig ist die Laube!
D.h., wenn du wirklich etwas noch nie gemacht hast, dann ist es am einfachsten, der Person zu sagen: Guten Tag! Das ist jetzt das erste Mal, dass ich dies hier mache, deswegen weiß ich noch nicht, wie das geht oder deswegen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich ein wenig aufklären könnten oder deswegen habe ich das hier noch nicht ausgefüllt, ich weiß nicht, was ich da reinschreiben soll oder sowas - das führt praktisch immer zu einer freundlichen, natürlichen und hilfsbereiten Reaktion der anderen Person.
Eine Ausnahme KANN es aber durchaus bei den sog. Autoritätspersonen wie Beamten oder ehemaligen Beamten geben, die noch nicht gemerkt haben, dass das 21. Jahrhundert angebrochen ist und die ihren preußischen Amts-Überheblichkeits-Status daher noch nicht aufgegeben haben. Bei solchen Amtspersonen trifft man manchmal auf richtig ekelhaft arrogantes und unfreundliches Verhalten, das kann ich dir aus eigener Erfahrung bestätigen. Vielleicht bist du mal auf so ein Exemplar gestoßen? Und hast daraus abgeleitet, dass du dabei etwas falsch gemacht hast? Glaub mir, dann hast nicht du etwas falsch gemacht, sondern der Schalterbeamte.
Es ist eine gewisse Kunst und erfordert natürlich etwas Erfahrung und Übung (kann man aber auch zu Hause vorüben) und Nervenstärke, mit solchen Typen (gibt es in männlicher und weiblicher Ausfertigung) einigermaßen fertigzuwerden. Z.B. ihnen sehr bestimmt zu sagen, dass wir nicht mehr im Kaiserreich sind, sondern ein höflicher Umgang mit Kunden angesagt ist. Oder nach dem Namen ihres Vorgesetzten zu fragen. Oder was dir sonst dazu einfällt oder jemand anderem hier.
Wirklich: Wenn es bei solchen Aktionen mühsam und unangenehm wird, dann ist das in aller Regel die Schuld des anderen (ich sage das normalerweise nicht, aber hierbei ist das nach meiner Erfahrung so). Mit normalen Menschen kann man ganz normal reden, ohne sich verbiegen und verstellen zu müssen, kann ihnen einfach klar sagen, was los ist, und sie handeln dann dementsprechend. Ich habe damit in fast allen Fällen nur die besten Erfahrungen gemacht - außer eben bei diesen o.g. Personen, die wohl nicht mehr zu ändern sind, sondern einfach erstmal aussterben müssen.
Lieben Gruß,
GastB
20.08.2007 18:48 •
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