Hallo Lila:)
danke für Deine ausführliche Antwort.
Das mit dem Protokoll führen ist eine gute Idee. Das werde ich in jedem Fall probieren.
Du hast auch Recht, ich sollte mich für überstandene Situationen und über bewältigte Angstabschnitte loben und stolz auf mich sein. Irgendwie, wo ich das so lese, stelle ich fest, ich lobe mich eigentlich nie (immer nur die anderen), zolle mir keine Anerkennung und denke bald, ich akzeptiere mich selbst nicht, wie ich bin. Nur, wie bin ich? Was stört mich an mir? Irgendwo hab ich wohl ein riesiges Problem mit mir selbst, ohne, dass ich dieses Problem benennen kann.
Klar, mich stört diese Angst, sie stinkt mir gewaltig und ich möchte sie los sein, aber als sie anfing, da kannte ich diese Angst noch nicht, also muß das Problem, was ich wohl mit mir selbst habe, schon früher dagewesen sein.
Mit dem Autofahren, da fühl ich mich mittlererweile absolut sicher. Hier konnte ich erfolgreich umprogrammieren von Angst auf Freude und positive Empfindungen. Kein Grübeln mehr, steig ich ins Auto oder lass ich es lieber, keine Angst vor fremden Strecken, keine Angst mehr auf der Autobahn, egal, wie voll die ist. Das ist ein superschönes und angenehmes Gefühl, wenn man etwas wieder machen kann, was einem vorher wie ein unbezwingbarer Berg vorgekommen ist.
Komischerweise konnte ich über die Angst vorm Autofahren mit Jedem reden und das hat ein Stück weit geholfen. Die anderen wußten Bescheid, warum ich total verkrampft, zitternd, schwitzend und frierend zugleich am Lenkrad saß und ich brauchte keine aufgesetzte Maske tragen. Ich konnte die Empfindungen, die mir die Angst einflösste, zeigen, ausführlich darüber reden und das hat mir unheimlich viel inneren Druck genommen.
Über diese Angst, beobachtet zu werden, die Kontrolle über mich zu verlieren, kann ich nicht reden. Das geht einfach nicht. Ich weiß nicht warum, aber mir kommt das einfach nicht über die Lippen. Schon alleine bei dem Gedanken, das Jemanden zu sagen, blockiere ich total. Da geht mir dann schon wieder durch den Kopf, was man dann über mich denken würde oder ob ich dann anderen eine Last bin.
Merkwürdigerweise, wenn ich in einem Geschäft bin und die Angst überkommt mich, reicht schon alleine der Gedanke, man könnte mich beobachten. Es ist dann gar nicht nötig, dass ich mir ausmale, was die Leute über mich denken, es reicht schon, dass ich weiß, ich könnte für einen oder mehrere Leute das Zentrum der Aufmerksamkeit sein.
Und dann eben beim Bezahlen. Da bin ich das Zentrum der Aufmerksamkeit der Kassiererin. Klar, ich muß ja meine Waren bezahlen. Ein eigentlich völlig normaler Vorgang. Ich kaufe etwas ein, sie kassiert das Geld, ist ihre Aufgabe, ihr Job und sie macht es mit zig 1000 anderen Leuten genauso.
Im Moment ist es wieder ganz schlimm. Kürzlich hab ich am Postschalter Geld abgeholt und da überkam mich eine ganz furchtbare Attacke. Ich konnte nicht mehr normal atmen, mir war kalt, heiß und ich hatte das Gefühl, ich kann meine Bewegungen nicht mehr koordinieren. Kaum war ich wieder draußen, konnte ich mich entspannen. Es war, als würde eine Last von mir fallen. Dabei waren draußen auch Leute, die mich hätten anschauen können, aber da ich daran nicht gedacht habe, ging es mir schlagartig besser, als ich aus der Post wieder raus war.
Und nun hat mich diese Attacke schon wieder geprägt. Jetzt hat sich das ausgeweitet auf andere Geschäfte und ich bekomme genau die gleiche Angst, wie in der Post. Dabei ging es mit dem Einkaufen - auch alleine - schon sehr gut. Ich war zwar in der Schlange recht angespannt, aber so, wie es jetzt ist, war es schon lange nicht mehr.
In der Dro. heute mußte ich mich beherrschen , nicht alles an der Kasse stehen und liegen zu lassen. Mein ganzer Körper war nur noch auf Alarm.
Anschließend mußte ich noch zum Supermarkt. Mein großer Sohn wollte eigentlich mit, aber er mußte beim Friseur länger warten, also sollte ich schon mal zum Supermarkt fahren. Und da kam sie wieder, die Angst vor der Angst, weil es mir ja in der Dro. so schlecht gegangen war.
Also bin ich bereits mit gemischten Gefühlen in den Supermarkt und ich mußte noch Pfandflaschen in einen Automaten stecken. Vor mir schon zwei Leute mit vielen Flaschen, das ging ja noch, aber dann standen sie auch hinter mir und ich wurde auch immer nervöser. Als ich dann dran war, war wieder alles zu spät. Ich hab nur noch irgendwie funktioniert. Arm heben, Flasche rein, nächste Flasche …., es war eine Anstrengung wie sonstwas. Dann bin ich mit dem Einkaufswagen erst mal nur rumgelaufen, um wieder runterzukommen. Aus dem Laden raus wollte ich nicht, weil, ich mußte ja einkaufen. Es ging dann auch wieder besser, bis ich dann an der Kasse stand. Lange, lange Schlangen an drei Kassen. Da ging es wieder los. Mein Sohn kam dann und ich hab ihm gesagt, ich muß mal raus, telefonieren, er soll das mit der Kasse machen. Draußen angekommen, ging es mir schon wieder viel besser.
Zu Hause hab ich mich geärgert. Ich habe wieder etwas vermieden. Ich weiß ja, dass jede Vermeidung einen Schritt zurück bedeutet. Den bin ich heute wieder gegangen diesen Schritt zurück. Zu dem kam es mir, nachdem ich zu Hause vor, alles lächerlich vor. Was ist denn an einem Einkauf schlimm? Gar nichts. Im Geiste ging ich die Situation durch, es war nichts bedrohliches an der Sache, aber im Geschäft empfand ich das ganz anders*seufz*. Da hat mein Körper komplett verrückt gespielt und die Angst übernahm die Kontrolle über mich.
Zu Hause konnte ich aber auch wieder realistisch denken. Realistisch und vernünftig zu denken geht aber nicht, wenn ich diese Attacken habe. Alle meine kleinen gedanklichen Hilfsmittel, die funktionieren dann nicht mehr, wenn es so schlimm ist, wie heute. Da kreisen die Gedanken nur um die Angst und für nichts anderes ist in dem Moment Platz.
Am Montag hab ich ein Gespräch mit dem Logopäden meiner kleinen Tochter. Mir graust es. Ich muß ihm gegenüber sitzen, Fragen beantworten und mich dabei anschauen lassen, ich muß ein paar Fragebögen ausfüllen, während er wohl auch zuschaut und es ist der Horror schlechthin, wenn ich an Montag denke.
Ich steigere mich schon so hinein in diese Angst vor Montag, dass ich es, ich kenn das ja, heraus provoziere, dass ich eine Panikattacke haben werde. Und diese Gedanken lassen sich nicht abstellen. Sie kreisen nur um den Montag und am liebsten würde ich absagen, aber wenn ich das tue, dann weiß ich, ich hab erneut verloren und genau das will ich nicht.
Ich will mich nicht von einer Angst, die ich mir selbst großgezüchtet habe, einschüchtern lassen. Ich habe diese Angst produziert und sie mit Vermeidung übermächtig werden lassen und genauso kann ich sie auch wieder klein werden lassen. Ich muß nur wissen, wie.
Am liebsten wäre mir, sie würde so einfach verschwinden, wie sie gekommen ist.
Welche Ängste hast Du?
Liebe Grüße
Sandra
10.04.2010 16:11 •
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