bienchen7
Als Kind (mittlerweile bin ich 20 Jahre alt) war ich immer sehr aufgeweckt und fröhlich, ich hatte nie Probleme auf Leute zuzugehen oder bei Aufführungen zu singen, an Lesewettbewerben teilzunehmen etc. Damals hatte ich auch recht viele Freunde und Hobbys, war sehr gut in der Schule und gefühlt jeder mochte mich. Zu Beginn der siebten Klasse wurden die Klassen durchgemischt und sowohl meine alten Freundinnen als auch ich fanden neue Freunde. Bis zur 8. Klasse lief mit meiner Clique alles super, dann haben meine beste Freundin und ich uns zerstritten und ich freundete mich enger mit einem eher unbeliebten Mädchen an. Wir kannten uns schon vorher, jedoch hatte ich immer das Gefühl, dass sie mir nicht guttun würde und wollte deshalb keine Freundschaft mit ihr schließen. Als es dann doch dazu kam, wurde ich immer mehr zur Außenseiterin. Die anderen mochten meine neue Freundin nicht, weshalb sie auch den Kontakt zu mir mieden (so wie es halt bei Kindern in dem Alter ist). Ich zog mich immer mehr zurück und wurde immer schüchterner, da ich diese plötzliche Unbeliebtheit nicht kannte und nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch drei meiner alten Freundinnen. Mir war bewusst, dass es mit meiner neuen Freundschaft zusammenhing und ich beschloss, diese zu beenden. Das Mädchen hing jedoch sehr an mir und fing an zu weinen, als ich ihr sagte dass ich mich nicht mehr mit ihr treffen möchte. Das tat mir dann so leid, dass ich die Freundschaft doch aufrecht erhielt. Die Tatsache, dass eines der (eigentlich) beliebten Mädchen mit ihr befreundet war pushte meine Freundin sehr, zudem entwickelte sie sich natürlich auch persönlich ohne mein Zutun weiter. Mir wiederum machte es zu schaffen, dass ich zu den meisten meiner alten Freundinnen keinen Kontakt mehr hatte und ich immer schüchterner wurde, was auch meine Noten sehr runtergezogen hat. Auch wenn meine alten Freundinnen versuchten Kontakt zu mir aufzunehmen, wies ich sie aus irgendeinem Grund ab, ich kann mir selber nicht erklären wieso.
Ich hatte also nur noch die besagte neue beste Freundin und zwei weitere Freundinnen, mit denen wir immer etwas unternommen haben. Meine neue Freundin mit ihrem neu erlangten Selbstbewusstsein fand immer mehr Freunde und ihre Noten haben sich stark verbessert. Ich wurde zum schüchternen Mäuschen das sich nicht mehr traute mit anderen Leuten zu reden. Meine Freundin fing an mich immer weiter herunterzuziehen indem sie mich klein machte. Sie hatte immer etwas an mir auszusetzen und gab mir das Gefühl, dass ich komisch bin. Unsere Vierergruppe existierte so auch nicht mehr, da sie auch einer der zwei anderen Freundinnen dieses Gefühl gab. Diese distanzierte sich dann von unserer Gruppe, da sie trotzdem extrem selbstbewusst blieb. Ich hingegen hatte kaum Selbstbewusstsein mehr und traute mich nicht einen Schlussstrich zu ziehen. Mir blieben also nur noch zwei Freundinnen. Davon eine gute Freundin, mit der ich mich immer gut fühlte, und die schlechte Freundin. Durch die gute Freundin hatte ich einen kleinen Ausgleich zu der anderen, was mir sehr gut tat. Jedoch schüchterte die andere Freundin mich immer mehr ein und die Klassen wurden wieder getrennt. In der neuen Klasse hatte ich keine Freunde mehr, meine zwei Freundinnen kamen in dieselbe Klasse und freundeten sich immer mehr an, ich blieb außen vor. Von da an hatte ich praktisch keine Freunde mehr denen ich mich anvertrauen konnte oder die mir das Gefühl gaben, dass ich gut so bin, wie ich bin. Ich führte nur noch eine oberflächliche Freundschaft mit besagten zwei Freundinnen und zwei weiteren. In der Oberstufe war ich dann also die meiste Zeit allein und wurde immer zurückhaltender. Ich lag in der Zeit zwischen dem Abi und dem Studium teilweise Tagelang im Bett und weinte. Obwohl mein Abitur eher schlecht ausgefallen ist fand ich einen Studienplatz in einer anderen Stadt. Damals dachte ich, dass sich jetzt alles bessern würde, ich ein neues Leben anfangen könnte. Jedoch merkte ich schnell, dass ich nicht mehr dazu fähig war andere Menschen anzusprechen oder mit Leuten die mich ansprachen ein vernünftiges Gespräch zu führen. Meine Stimme wird buchstäblich immer leiser und ich habe Angst, mit fremden Leuten zu sprechen. In Vorlesungen bin ich immer alleine und fühle mich unwohl, denke dass mich alle anstarren oder über mich lachen. Wenn ich in Seminaren etwas sagen soll, werde ich rot und mein Herz schlägt immer schneller. Dann stottere ich nur Ähm... ich weiß es nicht, obwohl ich die Antworten meistens doch weiß. Während der 4 Semester die ich jetzt studiere habe ich nur einen Freund gefunden, der auch mein Fester Freund ist. Er versucht mich zu pushen und mir bezüglich meiner Ängste zu helfen. Dies klappte zunächst, mittlerweile kann auch er mir nicht mehr weiterhelfen. Ich sitze nur noch zuhause und weiß nichts mit mir anzufangen. Ich muss mich zu allem überwinden (Einkaufen, joggen gehen) und würde am liebsten nicht mehr aus meinem Bett kommen. Mittlerweile muss ich mir meine banalen Pflichten so aufteilen, dass ich jeden Tag einen Grund habe meine Wohnung zu verlassen. Das klappt soweit ganz gut, ich habe nicht mehr das starke Gefühl von allen angestarrt zu werden und sofort aus der Innenstadt fliehen zu müssen. Diese Gefühle sind zwar immer noch da, aber nicht mehr so präsent. Mein Freund meint, dass ich eine gewisse mir ist alles egal Ausstrahlung habe und mit meiner Körpersprache und meinen Blicken sage, dass man mir nicht zu nahe kommen soll.
Mir ist bewusst, dass jeder Mensch sich im Laufe seines Lebens entwickelt und verändert. Ich würde trotzdem gerne wieder etwas von meinem alten Ich zurückerlangen, da ich das Gefühl habe, dass in meiner Persönlichkeitsentwicklung etwas gewaltig schief gelaufen ist. Ich versuche nicht, alle meine Probleme auf diese eine Freundin zu schieben, sehe den Beginn dieser Freundschaft aber als einen Wendepunkt in meinem Leben. So kann es einfach nicht weitergehen!
Ich habe schon oft überlegt einen Termin mit einem Psychologen zu vereinbaren, aber auch dazu bin ich zu schüchtern und rede meine Probleme dann immer klein. Dass ich es schon selbst irgendwie schaffen werde, wieder glücklich zu werden.
Hat das schon bei jemandem von euch ohne professionelle Hilfe funktioniert? Wenn ja, wie?
Danke an alle, die sich meine Gedanken durchgelesen haben. Das alles mal loszuwerden tut gut (auch wenn es jetzt nur im Internet geschehen ist).
16.06.2017 10:59 • • 17.06.2017 #1