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Erlebnisse erkennen, akzeptieren und damit umgehen?!
Hallo zusammen,
ab und an kommen mir gewisse Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mit anderen Menschen erlebt habe, als unangenehme Gedanken wieder zum Vorschein, die ich dann auch immer wieder verdrängt habe.
Gestern Abend war wieder einer dieser Grübeltage und heute nach dem Aufwachen ging es dann im Bett gleich damit weiter.
Gewissen Erlebnissen, die mir widerfahren sind, möchte ich euch, auch wenn es mir schwer fällt, Einblick gebieten.
Vorab möchte ich noch erwähnen, dass ich ein eher aktives Kind war (angeblich mit ADS), aber ein damals zurückgezogener Jugendlicher und heute Erwachsener (ü30).
Ich war im Alter von 12 Jahren mal in Kur wegen häufiger Erkrankungen.
Während dieser Kur hat sich in mir sehr viel verändert. Ich hatte extrem Heimweh, ich wollte nach Hause, was mir von einer Betreuerin auch versprochen wurde, was sich aber als Lüge herausstellte, nur um mich zu beruhigen. Ich war täglich mehrmals auf der Toilette nur um einfach in Ruhe weinen zu könne, weil es einfach schrecklich war. Dann fiel dort oft das Wort 'Kinderkurheim'. Ich hatte damals richtig Angst und gedacht, dass ich als Kind für immer da bleiben muss, weil es ein typisches Heim sei und ich als (angebliches) früheres ADS-Kind ja ein Problemkind sei, das man loswerden möchte.
Als ich wieder Zuhause war konnte ich die ersten Wochen nicht mehr in die Schule, ging zur Kinderpsychologin, die aber der Meinung war, ich hätte nichts...
Das war also einer der ersten Bausteine in meiner Kindheit, die dafür gesorgt haben, dass ich heute diverse psychische Probleme habe.
In meiner Kindheit hatte ich neben dieser Kurerfahrung auch einige Male das Gefühl der Zurückweisung durch die Familie mütterlicherseits.
Als Beispiel mein Opa. So erfuhr ich mal über meine Mutter, dass er damals, als meine Mutter mit mir Schwanger war, zu ihr gesagt hat, ich werde ja sowieso mal ein Spasti. Als ich dann geboren war, hatte er auch nichts für mich übrig, immer bekamen andere Cousins/Cousinen von ihm Geschenke und Geld. Erst im späteren Alter, als ich ca.16 war, hat er mir hier und da mal eine Mark für ein Eis gegeben und mir mal was kleineres gekauft weil er erkannte, dass er mich benachteiligt hatte.
Dann zu einer meiner Tanten: Ich habe eher Geburtstag als mein Cousin, bin auch insgesamt ca 1,5 Jahre älter als er. Meine Tante hatte 3 Spielzeugautos als Geschenke. Mein Cousin durfte ein paar Tage eher als ich sein Geschenk aussuchen, obwohl ich kurz zuvor erst Geburtstag hatte und nicht er, aber er bekam dadurch auch ein wesentlich besseres Auto als ich. Ich möchte jetzt nicht über Geschenke urteilen, aber ich möchte anhand dieses Beispiels zeigen, dass gewisse familiäre Prioritäten auf andere Familienmitglieder abzielten.
Für mich entstand allein dadurch schon ein Minderwertigkeitsgefühl, das ich bis heute habe.
Aufgrund mehrerer Zwischenfälle/Erlebnisse in der Kindheit meiner Mutter die hauptsächlich von ihrem Vater (also meinem bereits o.e. Opa) ausgingen, und bei meiner Mutter dann psychische Probleme im späteren Alter auslösten, spaltete sich das gesamte familiäre Verhältnis, sodass meine Eltern und ich eine lange Zeit nichts mehr mit der gesamten Familie zu tun hatten.
Meine Mutter litt noch lange Zeit darunter, ging kaum aus dem Haus und war auch lange zeit in psychologischer Behandlung. Oft musste ich sie nach der Schule zum Arzt oder Psychologen begleiten, weil sie es kaum bis gar nicht alleine konnte. Ich werfe es meiner Mutter nicht vor, aber ich habe ihren Zustand in meiner Jugend voll mitbekommen und es hat mich negativ beeinflusst.
Heute habe ich ähnliche Schwierigkeiten wie meine Mutter sie damals hatte. Ich leide unter sozialen Ängsten, Depressionen usw.
Die eigentlichen Erlebnisse, die ich jetzt beschreiben werde, habe ich noch nie jemandem erzählt, aber ich denke, dass sie einer der Faktoren sind, die zusätzlich bestimmte soziale Probleme und Phobien verursachen bzw. verstärken.
Mir werden jetzt sicher nicht alle Erlebnisse einfallen, aber ich versuche sie chronologisch aufzulisten.
Neben ein paar Mobbingsituationen während meiner Schulzeit, die sich aber noch in Grenzen hielten, haben mich besonders die Erfahrungen danach fertig gemacht.
-Nach meinem wirklich schlechten Hauptschulabschluss wollte ich an einer anderen Schule meinen Abschluss noch mal aufbessern, um im Anschluss Realschulabschluss zu erlangen.
Ich stand bei einer Gruppe aus mehreren Frauen gemischten Alters die über irgendwas am reden waren. Eine meinte dann plötzlich zu mir: 'Sex kann ich mir 'bei' dir irgendwie gar nicht vorstellen. (Gelächter)'
-Ich habe mal (im Alter von 18) als nicht gelernte Aushilfe ein paar Monate in Vollzeit in einem großen Spielzeuggeschäft gearbeitet. Den Job habe ich durch meine damals dort ebenso beschäftigte Schwester bekommen.
Als ich morgens früh mit einer anderen weiblichen Mitarbeiterin Ware aus einem LKW laden musste, wurde ich von dieser Person ununterbrochen eine ganze Stunde lang nur angeschrien und beschimpft.
'Was machst du für eine schei. hier...', 'Bist du eigentlich total bescheuert...'. Dann ließ sie einen voll bepackten Rolli an der Rampe hinunterfallen, fing an zu schreien und gab mir die Schuld daran.
Noch ein Vorfall mit dieser Person.
-Nach Feierabend befand ich mich mit meiner Schwester, der besagten Person und noch einer Person im Pausenraum.
Sie sagte vor den Anwesenden: 'Der (also ich) sieht aus wie ein Affe, ich hasse ihn', darauf eine andere Person 'Ich auch!'.
Meine Schwester sagte darauf lediglich, 'Wieso? Der ist halt groß.'
Ich konnte mir diese Aversion mir gegenüber einfach nicht erklären.
Jedenfalls habe ich dort nicht lange gearbeitet und im Nachhinein gehe ich davon aus, dass man mich gezielt rausmobben wollte.
-Als ich noch bei meinen Eltern (mit 23 Jahren) lebte, waren meine Schwester (ca. 38) und meine Nichte (ca. 6) kurz bei uns zu Besuch.
Sie wollten nach Hause und ich habe meiner Nichte an der Wohnungstüre noch ein paar Süßigkeiten gegeben (es war glaube ich zu Nikolaus).
Ich wollte gerade die Türe schließen, als ich von unten im Treppenhaus hörte, wie meine Schwester zu meiner Nichte sagte, 'Warum hast du für die Süßigkeiten nicht mal 'Danke' gesagt?'
Daraufhin erwiderte meine 6-jährige Nichte: 'Ach, das ist doch eh ein Spasti'.
Ich konnte nur erahnen, dass sie es vielleicht von meinem Schwager haben könnte, der so was in ihrer Anwesenheit mal gesagt haben könnte, aber mich hat das so oder so extrem verletzt, zumal es von einem kleinen 6 jährigen Kind kam und ich mir immer wieder denke, wenn es ein kleines Kind schon sagt, ist es dann so?
-Dann war ich eines Abends mit dem Bus auf dem Heimweg nach der Berufsschule. Der Bus war etwa halb voll und ich stand im mittleren Bereich, wo sonst Kinderwagen stehen.
Hinter mir saß eine Frau mit einem kleinen Kind und das kleine Kind rannte im Bus hin und her, wie es halt Kinder so machen.
Auf einmal schrie mich die Mutter des Kindes an: 'Was guckst du meinen Sohn so an du perverse Sau? Wenn du meinen Sohn auch nur anfasst breche ich dir alle Knochen, du krankes Stück'
Auf Grund meiner Schüchternheit und meines ohnehin schon mangelnden Selbstvertrauens habe ich das Ganze dann ein paar Minuten über mich ergehen lassen, ohne auch nur meinen Mund auf zumachen. Innerlich war ich so extrem traurig, warum diese Person so etwas ausgerechnet über mich dachte, andererseits auch sehr wütend.
-Irgendwann saß ich mal mit Klassenkameraden im Bus, als ich zu einer Mädchengruppe schaute und in dem Moment flüsternd hörte: 'Guckt mal, der Typ da sieht aus wie ein Affe'
-Dann meinte mal ein Bekannter einfach so zu mir: 'Du siehst aus wie ein Affe!'
-Im Urlaub mit meinen Eltern an der Nordsee, da war ich 16. Ich fahre mit meinem Vater Fahrrad, als eine Gruppe Kinder aus der Ferne auf uns zu kamen. Da hallt es plötzlich aus den Reihen ohne, dass sie mich lange sehen konnten: 'Froschgesicht!' Es wirkte so, als wäre es geplant gewesen, mich gezielt zu beleidigen, was aber nicht sein kann.
-Noch ein ähnliches Beispiel: Ich sitze bei meinem besten Freund und dessen Schwester ist zu Besuch, eigentlich ist sie auch ganz nett.
Ich merke wie sie sich zu ihrem Bruder bzw. meinem Freund neigt und ihm zuflüstert: 'Der [mein Name] sieht aus wie ein Frosch.'
Ich versuche mir immer klar zu machen, dass gewisses Verhalten anderer Personen mir gegenüber nicht gerechtfertigt ist und die Personen selbst das Problem sind, aber dann kommt der Gedanke hervor, der mir sagt, dass es vielleicht doch irgendwie an mir liegt. Ist es mein Gesicht, mein gesamtes Erscheinungsbild, meine Ausstrahlung bzw. ist es einfach so, wie andere sagen? Was ist es, was die Leute dazu antreibt, mich in irgendeiner Weise runterzumachen, zu beleidigen, sich zu erlauben, überhaupt daran zu denken, sich ein Urteil über mich bilden zu können?!
Manche wiederum lobten mein Aussehen. Meine Schwester sagte immer, sie hätte einen hübschen Bruder und auch eine Bekannte von ihr sagte mal einfach so ganz spontan, 'Hast du einen hübschen Bruder'.
Mein Kieferorthopäde sagte zu mir als Kind, dass ich mal Modell werden könnte.
Die Freundin eines Freundes von mir hat zu mir auch mal gesagt, dass ich eigentlich voll ihr Typ sei und hübsch bin, aber ich sei viel zu schüchtern und lasse mir zu viel gefallen und dass ich meine Größe (über 1,90) mal nutzen soll und mich mal wehren soll.
Schüchternheit ablegen ist die eine Sache und selbstbewusst auftreten die Andere, aber wenn wildfremde Menschen sich schon erlauben, sich über mein Äußeres ein Urteil bilden zu können, hilft da auch kein Selbstbewusstsein.
Mir wurde schon mal geringe Ähnlichkeit mit Oliver Kahn und Dexter (Michael C. Hall) nachgesagt. O. Kahn musste sich früher ja auch öfter was anhören oder gefallen lassen, trotzdem sind er und auch Michael C. Hall jetzt keine Personen, die meiner Meinung nach als hässlich gelten. Oder doch?
Mir fällt es jedenfalls schwer, in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich meide es aus Angst (früherer Erlebnisse wie Familie, Kur, Mobbing) und negativem Feedback (Aussehen) was mit anderen Leuten zu unternehmen, neue Leute kennenzulernen und erst recht Arbeit oder sonstigen Verpflichtungen nachzugehen.
Mit diesem Thema möchte ich einfach mal anonym Druck ablassen und vielleicht sind ja die Ein oder Anderen hier, die ähnliches erlebt haben, darüber schreiben möchten und/oder mir Tipps aus persönlichen Erfahrungen geben oder sogar gute Bücher nennen können.
Ich wäre euch sehr dankbar!
LG, Tofutier
06.02.2019 18:20 •
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