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Seit ich denken kann, bin ich eher ein schüchterner Mensch. Mir tut es gut, das Gefühl des Zusammengehörens zu spüren.

Seit mehr als einem halben Jahr bin ich bei einer Trommelgruppe. Am Anfang hatte ich das Gefühl gut angenommen zu sein. Einige kennen sich schon seit Jahren, andere sind immer wieder dazu gekommen.

Ich versuche mit anderen zu reden, sie zu fragen, doch ich habe immer das Gefühl, für mich interessiert sich niemand. Ich wurde noch nie gefragt, was ich so beruflich mache, über meine Familie - meist stell ich immer Fragen, um nicht abseits bei Pausen zu stehen.

Vielleicht bin ich auch nur so empflindlich, was ausgerenzt sein anbelangt. So gging es mir auch schon früher. Ich fühl mich in diesen Situationen gar nicht so erwachsen, trotz meiner 53 Jahre, sondern immer noch wie so ein kleines Mädchen posting.php?mode=postf=1#

Ich muss auch noch schreiben, dass ich

- eine sehr niedrige Frustrationstoleranz habe
- Kritik schwer verdauen kann
- und nicht weiß, wie ich über Gefühle rede, ohne dass es sich wie klagen oder jammern anhört, wenn es mir schlecht geht.

Ich mache Pilates, Yoga, trommle. Das mach ich gerne.

Ich sehne mich total nach positivem Feedback in jeder Richtung. Ich arbeite, manage den Haushalt - leider ohne Feedback meiner Lieben.

An meinem Schreibstil sehr ihr auch, dass ich im Reden wie im Schreiben sehr kurz gehalten bin, also nicht so ausschweifend spreche, sondern nur so kurze Sätze.

Gehts jemandem auch so und kann mir Tipps geben.

13.07.2013 09:24 • 16.07.2013 #1


3 Antworten ↓


hi mum,

ich kenne das gefühl ziemlich gut, immer irgendwie nicht dazu zu gehören auch wenn man eigentlich mitten im geschehen steht. wie du war ich auch immer schüchtern und habe nie etwas von mir erzählt, weil ich nicht wusste ob es die anderen interessieren würde oder ob ich sie mit meinen geschichten langweile.

irgendwann habe ich aber angefangen, einfach ungefragt von selbst von mir zu erzählen. wenn ich mich mit jemandem über etwas unterhalte, also z. b. was er für einen job hat, dann höre ich ihm interessiert zu und stelle ihm fragen zu seiner arbeit. während des gesprächs über seinen job, fange ich jedoch an auch über meinen job zu erzählen. selbst wenn der andere nicht fragt

ich habe dabei die erfahrung gemacht, dass es viele leute sehr wohl interessiert, auch etwas über ihren gesprächspartner zu erfahren. viele trauen sich nur einfach nicht fragen zu stellen, weil sie angst haben dabei womöglich genau das thema anzuschneiden, über das man vielleicht nicht reden will.

also: ran an den speck! wenn du das nächste mal beim trommeln mit jemandem über seine familie oder hobbies oder was auch immer sprichst, dann erzähl einfach von dir aus dasselbe von dir. du wirst feststellen, dass sich deine trommelfreunde vermutlich sehr für dich interessieren und sich nur nie getraut haben, dich etwas zu fragen. (weil fragen kommen im gespräch meist erst dann auf, wenn der eine bereitwillig eine info über sich preisgibt und damit das thema eröffnet.) nur mut und gutes gelingen wünsch dir

lg vani

A


Gefühl, nicht dazu zu gehören

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Danke Vani für deine Tipps. Das hört sich gut an und ich versuche, dies auch anzuwenden.

Manchmal denke ich mir schon, mensch was der oder die alles über sich, die Familie etc. erzählen. Das würde mir nie einfallen.

In Deinem Eingangstext stecken doch schon viele Dinge...

Das Gefühl ist DEIN Gefühl, nicht das der anderen Menschen um Dich herum. Somit kommt das Gefühl auch aus Dir heraus und somit ist klar, dass Du auch nur Du etwas daran tun kannst.

Der Hinweis, dass Du dich wie ein kleines Mädchen fühlst, ist ja der Schlüssel. Dieses Gefühl des ausgegrenzt sein, nicht dazugehörig usw. stammt wohl aus der Kindheit.

Der Schlüssel zum Erfolg ist meiner Erfahrung nach nicht, GEGEN sein Gefühl zu handeln. D.h., aktiv nun in die Konfrontation zu gehen und sich bemühen um die Gunst der anderen Menschen.

Das Gefühl, was da in Dir ist, hat ja einen Sinn! Es möchte Dich auf etwas hinweisen, Dir etwas zeigen. Handelst Du kognitiv dagegen, erzeugst Du wahrscheinlich nur weitere solche Erfahrung und auch weitere Gefühle, die aber nicht den Kern treffen.

Offenbar gibt es in Deiner Kindheit etwas zu betrauern, was genau das heutige Gefühl ausdrücken möchte. Das Gefühl kann auch übernommen sein von Deinen Bezugspersonen (Eltern), die ggf. ein Problem genau damit hatten. Auch sollte man ein wenig quer denken mal in Bezug auf die Kindheit, vielleicht gab/gibt es auch massivere Dinge, wie Suchtprobleme in der Familie oder psychische Erkrankungen der Eltern etc.

Geschwisterkonstellationen sind übrigends auch ein guter Ansatzpunkt. Jedes Kind spielt und hat in seiner Geburtsreihenfolge eine fest Rolle innerhalb der Familie. Es können nicht ALLE geborenen Kinder gut sein, weil diese Rolle traditionell durch den Erstgeborenen besetzt ist. Sowas könnte auch eine Art Ausgrenzung bewirken in der Denkweise...

Was es genau war, bekommt man sehr einfach durch ein wenig Biographiearbeit heraus. Sie dient nur der Einkreisung des Problems.

Es gibt eine Menge Therapeuten die sowas anbieten. Therapeut darum, weil dieser fremde Mensch einen objektiveren Blick auf das eigene Leben hat, sozusagen von außen betrachtet und viel schneller, eindeutiger sieht, was los ist und wie die Zusammenhänge waren und sind.

Ggf. kann auch eine Aufstellung (Familienaufstellung usw.) Sinn machen, um Bindungsproblematiken und Abhängigkeiten herauszufinden.

So wie Du das aber schon schreibst, klingt es, wie o.g., sehr nach Kindheit und dort ist dann auch zu suchen.





Dr. Reinhard Pichler
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