Interessantes Thema ...
Ich habe das noch nie als Problem angesprochen - aber ich kenne das auch sehr gut.
Ich kann z.B. den allermeisten Vorträgen überhaupt nicht folgen, also nicht gedanklich dabei bleiben. Meine Gedanken driften völlig unkontrolliert und unkontrollierbar weg vom Redner in andere Sphären.
Allerdings gibt es Ausnahmen, neulich war ich in einem Vortrag, der sehr lebendig und authentisch gehalten wurde - und siehe da, meine Gedanken machten keine Anstalten, abzuhauen. Demnach ist es - zumindest bei mir, aber ich vermute, auch bei euch - eine Frage des Interesses. Wenn es langweilig vorgetragen wird und/oder wenn einen das Thema weniger interessiert als die anderen Probleme oder Vorhaben, die man selber hat, dann richten sich die Gedanken automatisch zu den wichtigeren Dingen.
Da ich diese Schwäche von mir kenne, versuche ich, mein Leben entsprechend zu organisieren, so dass ich möglichst selten bis gar nicht - für mich - langweiligen Dingen zuhören muss,
und ich teile das anderen, wenn nötig, auch ganz offen mit, dass ich z.B. Aufgaben, für die dieses lange Zuhören nötig ist, nicht übernehmen kann und will und dass das für meinen Auftraggeber auch nicht nützlich wäre. , habe ich das dem Firmenchef, echt schweren Herzens, ehrlich gesagt und die Stelle deswegen auch gleich abgesagt. Er bedauerte, war mir aber nicht böse und fand mich deswegen nicht weniger gut, schenkte mir sogar noch ein selbst geschriebenes Buch zum Abschied.
Auch in klassischen Konzerten, die ich grundsätzlich liebe, drifte ich total ab, wenn ich zu weit weg von den Musizierenden sitze oder mich das Spiel langweilt oder es moderne Musik ist, die ich einfach nicht leiden kann. Schon mehrmals bin ich dabei sogar tief und fest eingeschlafen und einmal wäre ich um ein Haar wirklich vom Stuhl gefallen. Wenn ich nahe dran sitze und die Musik und Musiker gut sind, passiert das nicht.
Mein Rat an euch wäre daher:
1) sich nicht dafür schlecht machen. Jeder hat Stärken und Schwächen, und das ist okay so. Bleibt selbstbewusst.
2) Es ist nicht immer 100 %-ig eure Schuld, wenn eure Gedanken abschweifen. Es GIBT tatsächlich Langweiler, Monologisierer, bei denen die
meisten Leute gedanklich abschweifen!
3) Seid nicht der Meinung, dass ihr alles interessant finden müsst, was andere für interessant oder wichtig halten. Man hat auch das Recht, etwas langweilig zu finden.
4) Offen und aktiv damit umgehen. Wenn ihr nicht so lange zuhören könnt, entsprechend von vornherein so etwas aus dem Weg gehen,
oder - je nach Situation - sich nicht dem anderen ausliefern, sondern das Gespräch entsprechend EUREN Bedürfnissen STEUERN. Also z.B. nicht den anderen 5 Sätze nacheinander reden lassen, sondern nach 2-3 Sätzen bzw. nach einer Aussage seinen Redefluss unterbrechen und ein Feedback geben, was ihr soweit verstanden habt. Aktives Zuhören
http://changenow.de/aktives-zuhoeren-7-tipps/ 5) Falls möglich, Notizen machen, während der andere redet, wenn er/sie sich partout nicht unterbrechen lässt.
Allerdings habe ich dabei mehrmals erlebt, dass der andere wie eine Rakete hochging, als ich meinen Notizblock zückte. (Einmal war es ein Chef, einmal ein Rechtsanwalt, von dem ich Geld zurück wollte.) Wenn Sie mitschreiben, sind wir geschiedene Leute! (Absurd, oder? Zeugt eigentlich von einem schlechten Gewissen, meine ich.)
Darauf habe ich nur ruhig geantwortet, dass ich mir Notizen machen muss, weil ich mir das nicht alles merken kann, was er sagt. Die waren so baff. Dann haben sie mit ihren Monologen aufgehört. Und ich bekam sogar, was ich wollte.