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Hey,
Das kenne ich auch sehr gut. Bin auch Mobbingopfer und zudem noch Einzelkind. Ich denke, es sind der Mangel an Erfahrung und die vielen Zurückweisungen, die mich schüchtern machen. Da meine Mutter immer alles für mich gemacht hat, weil sie mir nichts zutraut, habe ich später als andere gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Von zuhause auszuziehen hat mir sehr dabei geholfen. Meine Mutter hat viel Macht über mich ausgeübt. Sie wollte immer, dass ich mich erwachsen benehmen, indem ich alle Gefühle unterdrücke. Das Gefühl, ein Kind geblieben zu sein, habe ich immer noch. Ich glaube, ich muss was nachholen, das mir in der Kindheit fehlte. Manchmal verhalte ich mich wie ein Baby, wenn ich jammere. Ich glaube, das nennt man Regression. Ich habe total Schiss vor Autoritätspersonen, weil ich mich so klein und hilflos fühle. Ich hatte nie eine Beziehung, aber ich möchte auch keine.

Vielleicht muss ich lernen, dass ich auch ein Mensch mit Rechten bin und selbst etwas bewirken, mich wehren kann. Dann werde ich mich bestimmt erwachsener fühlen.

Zitat von fully:
Vielen lieben Dank für eure tollen Antworten!Ja, ich glaube so richtig erwachsen fühlt sich niemand, da kenne ich viele in meinem Umfeld, die auch meinen, selbst wenn man allein lebt oder sogar heiratet, kommt man sich nicht reifer oder sonst wie anders vor.


Das kann ich bezeugen.
Ich war schon verheiratet, geschieden, habe ein eigenes Zuhause, Kinder, einen festen Job und trotzdem habe ich irgendwie aufgehört zu altern.
Ich kann zwar ernst sein, wenn es drauf ankommt, aber meinen jungen Geist habe ich nie verloren und mach jeden Quatsch mit, wenn er nicht auf Kosten anderer geht.

Mein erstes Konzert war mit 27 Jahren.
Rammstein.
Eine typische Jugend mit Party Co. hatte ich auch keine.
War auch Mobbing Opfer.
Das musste ich alles erst mit Anfang 20 nach und nach nachholen.


Zitat von Meteora:
Da meine Mutter immer alles für mich gemacht hat, weil sie mir nichts zutraut, habe ich später als andere gelernt, Verantwortung zu übernehmen.


Ja, Selbstwirksamkeit ist wirklich etwas ganz wichtiges.
Sorge immer wieder für kleine oder große Erfolgserlebnis in Deinem Alltag, dann wirst Du Dich immer selbstsicherer fühlen

A


Fühle mich wie ein Kind - wer noch?

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Zitat von Monolog:
Ich fühle mich manchmal auf dem Stand von 6 Jahren, also bevor das Theater mit meinen Eltern losgegangen ist. Ich nenne es heute Soziale Kompetenzbehinderung und muß erst mühsam um- und nachlernen, was 7 jährige zum Thema Streit und Abgrenzung schon können. Das ärgert mich wahnsinnig, weil es soviel Lebenszeit kostet, die bereits verloren gegangen ist. Rausgeschmissenes Leben, einfach so, weil man hier in Deutschland mit Kindern umgehen kann, wie man will. Und die große Masse schaut weg. Ich hätte gerne mit 17 Jahren von einem Psychologen gehört, was wirklich mit mir los ist, stattdessen sollte ich erzählen. Wie soll ich erzählen, wenn ich nach nichts gefragt werde?! Schwachsinn! Erst heute, mit 44, weiß ich durch Selbstreflektion in den letzten Jahrzehnten, was sich heute wie auswirkt und daß ich ein Trauma erlebt habe. War in den Sitzungen nie die Rede davon. Und wenn ich höre, daß in der Wohnung über mir, wieder eine Traumatisierung von Kleinkindern stattfindet - einfach aufgrund der Überforderung der Mutter und erlerntem Verhalten von den Großeltern, dann könnte ich kotzen!

Ich habe mich nie therapieren lassen, glaube aber heute, dass es mir vermutlich geholfen hätte. Und ich sehe Kinder, die tausendmal mehr leiden als ich, und trotzdem noch mehr Lebensmut zeigen. Das macht mir auch Angst. Wenn ich so gelitten hätte wie manch Andere, wäre die Kerze schon ausgepustet worden.

Zitat von stefanieb:
Eine typische Jugend mit Party Co. hatte ich auch keine.


Ich habe mal gesagt, daß meine Jugend ausgefallen ist. Da hatte ich gar keine Zeit für das typische Pubertätsverhalten. In der Zeit hieß es einfach aushalten und warten, bis die Schule zu Ende ist, die Ausbildung anfägt und ich mein erstes Geld bekomme und dann nichts wie raus hier. Seitdem hasse ich aushalten und wenn es auch nur beim Arzt ist, bemerke im nachhinein aber, daß ich es unterbewußt als Muster oft trotzdem noch tue.

Zitat von stefanieb:
Ich kann zwar ernst sein, wenn es drauf ankommt, aber meinen jungen Geist habe ich nie verloren und mach jeden Quatsch mit, wenn er nicht auf Kosten anderer geht.


Das ist ja etwas anderes, das ist positiv. Aber dadurch, dass du es fertiggebracht hast zu heiraten und Kinder zu bekommen, für die du Verantwortung übernommen hast, bist du erwachsen. Das habe ich nie fertiggebracht.

Zitat von Schlaflose:
Das ist ja etwas anderes, das ist positiv. Aber dadurch, dass du es fertiggebracht hast zu heiraten und Kinder zu bekommen, für die du Verantwortung übernommen hast, bist du erwachsen. Das habe ich nie fertiggebracht.


Wenn ich das richtig sehe auf Deinem Profilbild, ist das Deine Katze, richtig? Ich finde, wenn man Tiere zuhause hält, hat man auch Verantwortung für ein Lebewesen übernommen.

Zitat von Monolog:
Wenn ich das richtig sehe auf Deinem Profilbild, ist das Deine Katze, richtig? Ich finde, wenn man Tiere zuhause hält, hat man auch Verantwortung für ein Lebewesen übernommen.


Die zwei Katzen habe ich aber erst seit anderthalb Jahren, also nachdem Meine Mutter gestorben ist und ich erwachsen geworden bin

Ich leide auch unter einer Sozialphobie und fühle mich oft wie ein Kind, habe das aber noch nie im Zusammenhang gesehen. Ich bin jetzt 44 und verheiratet, wäre aber ohne meinen Mann total hilflos und alleine. Ich habe noch nie ein Unabhängigkeitsgefühl gehabt. Ich bin mit 23 von zuhause ausgezogen und habe mit einer Freundin in einer WG gewohnt. Danach habe ich eineinhalb Jahre alleine gewohnt, bis ich dann mit meinem Mann zusammengezogen bin. Aber ich habe immer das Gefühl, alleine kaum was auf die Reihe zu bekommen.

Wow! Danke für deinen Beitrag. Das bestätigt mein Gefühl, welches mir immer wieder hochkam..
Ich bin jetzt 32. Ich fühle mich so maximal 20.

Bei Sozialphobikern ist es ja auch so, dass man vieles verpasst und eventuell gar nicht lernt, weil die Krankheit dich und mich in die Isolation drängt.

Zitat von DjWeirdo:
Bei Sozialphobikern ist es ja auch so, dass man vieles verpasst und eventuell gar nicht lernt, weil die Krankheit dich und mich in die Isolation drängt.

Bei mir war es allerdings so, dass ich von mir aus gar nicht mit den Proleten abhängen wollte, weil die mich schon abgelehnt hatten, weil ich Abitur machen wollte. Was hätte mich dazu bewegen sollen, oder was hätte es mir gebracht, mich von denen runterziehen zu lassen? In den 80er Jahren war Abitur in jener bildungsfeindlichen Umgebung ein absolutes Tabu-Wort. Das machte man einfach nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu isolieren. Ich wollte auf keinen Fall so versifft und verwahrlost enden wie die.

Mir geht es ähnlich. Wobei ich mich eigentlich eher selten so unbeschwert fühle wie ein Kind, weil mir diese Leichtigkeit und Fröhlichkeit schon immer irgendwie fehlte...eigentlich fühle ich mich also eher sehr alt, seelisch/psychisch.
Weil ich so vieles durchdenke und mir zu Herzen nehme.
Aber klar, was die Erfahrungen angeht fühl ich mich auch irgendwie zurück.
Dass mir vieles fehlt, gerade im sozialen..Reisen mit Freunden zum Beispiel, sowas hatte ich noch nie.
Oder anderes was für viele so selbstverständlich ist. Partys, gemütliches Zusammensein mit mehreren Freunden..
Wo ich ganz deutlich merke dass ich wie ein Kind bin, ist dass ich mich oft so danach sehne dass ich von bestimmten Leute Aufmerksamkeit/Zuwendung bekomme..da bin ich definitiv noch im Kindsein gefangen.

Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck. Die allermeisten Menschen werden emotional, wenn man mit ihnen über rein sachliche Themen reden will. Und das brauche ich nicht.

Gerade habe ich einen Begriff entdeckt, den ich bis jetzt gar nicht kannte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sapiosexualit%C3%A4t

Wer kann sich schon auf eine besondere Denkart des Anderen einlassen? Die meisten blocken sofort ab, wenn man vom Mainstream abweicht. DAS sind für mich Menschen, die im Kindsein zurückgeblieben sind.

Bei mir ist es ähnlich wie bei Butterfly. Auf der einen Seite fühle mich überhaupt nicht wie ein Kind, weil ich schon immer sehr ernst war und mir um alles Mögliche Sorgen mache. Auf der anderen Seite fühle ich mich vom Selbstbewusstsein her absolut wie ein Kind. Ich bin da so bei 10-11 stehengeblieben, habe ich das Gefühl. Gerade gegenüber anderen Erwachsenen komme ich mir sehr kindlich vor aufgrund mangelnder Erfahrungen, aber auch weil ich mich für viele Erwachsenenthemen nicht interessiere und stattdessen lieber vor mich hinträume.

Zitat von Ibreaktogether:
Bei mir war es allerdings so, dass ich von mir aus gar nicht mit den Proleten abhängen wollte, weil die mich schon abgelehnt hatten, weil ich Abitur machen wollte. Was hätte mich dazu bewegen sollen, oder was hätte es mir gebracht, mich von denen runterziehen zu lassen? In den 80er Jahren war Abitur in jener bildungsfeindlichen Umgebung ein absolutes Tabu-Wort. Das machte man einfach nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu isolieren. Ich wollte auf keinen Fall so versifft und verwahrlost enden wie die.


Habe ich irgendwas von Proleten gesagt? Ich weiß nicht, was du meinst. Wer soll versifft und verwahrlost sein?

Zitat von DjWeirdo:
Habe ich irgendwas von Proleten gesagt? Ich weiß nicht, was du meinst. Wer soll versifft und verwahrlost sein?

Das verstehe ich auch nicht, wer versifft ist.

Zitat von DjWeirdo:
Habe ich irgendwas von Proleten gesagt? Ich weiß nicht, was du meinst. Wer soll versifft und verwahrlost sein?

Ich wollte damit nur sagen, dass ich nie das Gefühl hatte, was verpasst zu haben, weil um mich herum nur versiffte Vollproleten waren. Es gab zu der Zeit auf dem Land kein Bildungsbürgertum, und Abitur war ein Schimpfwort. Deswegen wollte ich da nur weg, aber nicht mit denen abhängen. Ich ging damals davon aus, dass die, die was aus sich machen wollten, solche Null-Bock-Veranstaltungen gar nicht brauchen, und dass die einfach nur zuhause bleiben würden, so wie ich.
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Zitat von Ibreaktogether:
Es gab zu der Zeit auf dem Land kein Bildungsbürgertum, und Abitur war ein Schimpfwort.

Aus welchem Jahrhundert stammst Du denn bzw. kommst aus welche Ecke?
Nur weil man vom Land kommt ist man nicht dumm wie eine Kartoffel.

Zitat von Angor:
Aus welchem Jahrhundert stammst Du denn bzw. kommst aus welche Ecke? Nur weil man vom Land kommt ist man nicht dumm wie eine Kartoffel.

Ich habe schon einmal erzählt, woher ich komme, und seitdem wird es mir wie immer bei jeder Gelegenheit zum Vorwurf gemacht, deswegen mache ich das nicht mehr. Ja, es ist vom Land, und die Jugend ist für viele Menschen, die dort aufwachsen, grauenhaft. Als ich in den 80er Jahren die Serie Heimat gesehen habe, kam mir sehr vieles bekannt vor. Nicht von der Gegend her, aber von der Beschränktheit der Entwicklungsmöglichkeiten. Man darf sich da nur in einem ganz engen Rahmen bewegen, wenn man nicht aus der Gemeinschaft ausgestoßen werden will. Und zu viel Bildung kann ganz schnell zur Ausgrenzung führen. Diese Serie spielte in den 60er Jahren, hätte aber auch im 19. Jahrhundert spielen können. Viel anders drauf waren die bei uns damals auch nicht.

Jetzt geht das wieder los, das sich Sachen rausgepickt und falsch interpretiert werden. Lasst den Mann doch mal in Ruhe, wenn ihr nicht in der Lage seid, ihn zu verstehen.

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Dr. Reinhard Pichler
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