Im Fachbuch für Psychotherapie wird so eine Therapie übrigens so beschrieben (enthält leider viel Fach-Chinesich)
Menschen mit stark ausgeprägten sozialen Ängsten unterschätzen erheblich ihre eigenen zwischenmenschlichen Fähigkeiten, erinnern sich überwiegend an unangenehme soziale Interaktionen (beschämende Kontakte) und haben in Stress-Situationen häufig ungünstige und vor allem selbstbezogen-negative Gedanken.
Aus diesem Grunde sind sie schon psychophysiologisch (seelisch-körperlich) in ein ständig angehobenes bis krankhaft überhöhtes Erregungsniveau eingebunden, was sich in selbst harmlosen zwischenmenschlichen Situationen extrem steigern kann.
Unter diesen Voraussetzungen empfehlen sich in therapeutischer Hinsicht vor allem einleitende Entspannungsübungen, um das überzogene körperliche Anspannungsniveau zu reduzieren, bevor man im Gespräch auf die ja zudem meist als unangenehm empfundenen Details des Alltags zu sprechen kommt.
Im Rahmen einer Psychoanalyse ist eine Fokal-Therapie, eine psychoanalytische Kurzzeit-Therapie möglich. Bei der so genannten Interpersonellen Psychotherapie wird gelegentlich zur Verstärkung der Lernerfahrung auch psychoedukativ vorgegangen, d. h. zwischen den Psychotherapie-Sitzungen im direkten Lebensumfeld übend.
Das leitet zur Verhaltenstherapie über, die immer häufiger genutzt wird. Gerade soziale Unsicherheiten, Sozialphobien und sonstige soziale Ängste gehören zu den bestuntersuchten Störungsbereichen im Rahmen einer Verhaltenstherapie. Deshalb gibt es nach Ansicht vieler Fachleute hier die am weitesten ausgearbeiteten Therapiekonzepte, auch an Patienten mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung.
Mittelpunkt einer solchen Behandlung ist das Training sozialer Fertigkeiten, das zumeist in Therapiegruppen durchgeführt wird. Dazu gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken, z. B. Verhaltenseinübung, Modellvorgabe, direkte Instruktionen, gezielte Hilfestellungen, Verhaltensrückmeldungen, Rollenspiele, Video-Feedback, direkte Übungen in Alltagssituationen u.a.
Aufgrund der ja tiefen Unsicherheit muss man dem Patienten mitunter längere Zeit und auch persönliche Möglichkeiten einräumen, sich mit der Realität der eigenen Unsicherheit und Widersprüche auseinander zusetzen. Dies wiederum lässt sich eher in einzeltherapeutischen Gespräche realisieren, wenngleich unterstützt durch die erwähnte Gruppentherapie. Entscheidend ist offenbar die Kombination aus einsichts-orientierter Therapie sowie Einübung prosozialer Autonomie.
In nicht wenigen Fällen ist es also nicht sinnvoll, allzu lange einsichts-orientiert zuzuwarten, bis sich die gesellschaftliche Autonomie langsam zu entfalten beginnt.
10.03.2008 21:20 •
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