salü noch mal
eine Therapie macht m.E. nur dann Sinn, wenn du es von dir aus willst, wenn du mit dem Therapeuten klar kommst und auch nach einer Zeit merkst, ob sie dir bekommt oder nicht. Ich hatte mit meinem Thera von Anfang an einfach nur - schon fast unverdientes - Glück. Bin seit 2005 bei ihm und habe zwischendurch ein einziges Mal unterbrochen. Übrigens brauchte ich erst mal über drei Jahre nach dem Zwangsaufenthalt in der Psychiatrie, bis ich überhaupt den ersten
freiwilligen Schritt in die Therapie tun konnte und wollte. Deshalb denke ich, dass du es richtig machst, wenn du skeptisch bist, dann lass es, wenn du denkst, es geht nicht mehr anders und dann einen findest, zu dem du von Anfang an zumindest ein ganz klein wenig Vertrauen fassen kannst, dann kann es gt werden. Lass dich nur nicht treiben von anderen, sondern mache alles so, wie DU das möchtest und wie du denkst, dass es DIR bekommt.
Freunde erkennst du daran, dass sie auch dann, oder erst recht, zu dir halten, dir Freundschaftsdienste erweisen, wenn du ganz, ganz unten bist. Alle die, die du vorher als Freunde bezeichnet hast oder auch umgekehrt, die sich dann, wenn es dir schlecht geht, von dir abwenden, waren niemals echte Freunde. An denen hat man nichts verloren, an ihnen kann man nichts verlieren, außer wertvolle Zeit... Glaub mir, das kenne ich nur allzu gut. Als nun bei mir die Trauer kam, wusste ich, wer letztlich zu mir steht. Die, die sich abwenden oder nichts anderes zu tun haben, als über dich zu reden, kannst du in der Pfeife rauchen. Und die raucht, insbesondere seitdem, bei mir fast ununterbrochen. Nach etwas über vier Monaten habe ich selbst die Einsicht und Ansicht gewonnen: rutscht mir alle den Buckel runter, l.m.a.A., und wenn ich mir vorher noch ne Klinikpackung Dulcolax besorge, damit es sich auch lohnt, für sie...
Ich werde meiner Freundin jedenfalls niemals vergessen, dass sie mir beigestanden hat, und das, obwohl sie selbst an erheblichen Problemen leidet. Ich würde dir von Herzen wünschen, dass du auch so jemanden findest, denn wie wichtig so jemand ist, das habe ich erst in den letzten Monaten erfahren. Weißt du, wir kennen uns seit über 20 Jahren, zwischendurch war der Kontakt mal einfach nur locker. Aber wenn eine die andere brauchte, konnten wir uns immer aufeinander verlassen. Das ist für mich Freundschaft.
Und eben aufgrund überwiegend negativer Erfahrungen bin ich mit Worten wie Freundschaft oder Liebe sehr vorsichtig in der Anwendung.
Ich würde mir für dich wünschen, dass du auch zu meiner Einstellung gelangst. Das geht nicht von jetzt auf nachher, das ist ein mehr oder weniger langer Entwicklungsprozess. Aber du siehst ja: man hat kein Verständnis für deine Situation, für deine Probleme. Ich schon. Und viele andere hier ganz sicher auch. Klar, das nutzt dir vielleicht nicht sehr viel, weil die Nähe, der reale Kontakt fehlt, jedoch hoffe ich, dass es dir hilft, zu wissen, dass du mir nicht egal bist und ganz bestimmt auch anderen usern hier nicht. Das zählt doch auch, oder nicht?
Weihnachten war für mich auch ziemlich bescheiden, es war das erste ganz allein, ohne Familie. Niemand mehr da. Bis auf den zweiten Feiertag eben. Du hast es überstanden, ich auch. Und wir werden auch Silvester überstehen. Das ist nun gerade nicht so mein Tag, weil mein verstorbener Dad an Neujahr Geburtstag hatte u. quasi an Silvester in seinen Geburtstag hineingefeiert und ihm auf die erste Sekunde im neuen Jahr gratuliert wurde. Ich habe ihm einen supertollen Blumenstrauß gekauft. Den werde ich meinen Eltern hier an ihrer Gedenkwand aufstellen, für ihn zum Geburtstag und für beide zusammen als Neujahrsgruß. Ich werde auch ganz besonders an Dich denken, damit du und auch meine Eltern wissen, dass sie
nicht zu den Vergessenen zählen!
Wünsche dir jedenfalls nochmals alles erdenklich Gute - und denk daran, jemand denkt an dich, jenseits aller Oberflächlichkeit.
Bis dann.