Seit ich nicht mehr auswärts arbeiten gehen habe ich mich Stück für Stück in die Isolation begeben, dem ich versuche entgegenzuwirken, aber es ist nicht einfach, vor die Tür zu gehen, wenn man eigentlich keinen Anlaß hat (Freunde, Familie etc).
Jetzt aber zu der eigentlichen Sache.
Erst einmal generell: Ich habe keine Angst vor Menschen oder Menschenmassen. Aber ich habe irgendwann festgestellt, dass es nur sehr sehr wenige Menschen gibt, die ich auf Anhieb als sympathisch einstufe. Die meisten Menschen, denen ich begegne, bewirken in mir eine Abwehr. Ich schaue der jeweiligen Person kurz ins Gesicht und sofort habe ich eine sehr grobe Einschätzung dieser Person, und meistens wirken Menschen auf mich eben unsympathisch. Es gibt nur wenige Menschen, die ich auf Anhieb nett finde. Ich bin natürlich deswegen trotzdem höflich, aber allein die Vorstellung, die jeweilige Person näher kennenzulernen oder in meinem Freundeskreis zu haben, lässt in mir absoluten Widerwillen hochkommen. Mir ist auch aufgefallen, dass es etwas mit dem Alter zu tun hat, also v.a. bei Menschen, die älter sind als ich, sehe ich im Gesicht häufig so viele Dinge, die mich total abschrecken.
Umgedreht ist meine Trefferquote nicht ganz so gut. Es gibt Menschen, die mir auf Anhieb sympathisch sind, es sind nur wenige, aber immerhin. Und von denen stellen sich dann später einige noch als Fehleinschätzung meinerseits dar, wo ich mich korrigieren muss.
Es heißt ja, ab einem bestimmten Alter hat man das Gesicht, das man verdient, ich glaub, das stimmt unbedingt. Ich kann Menschen ins Gesicht schauen und sie einordnen, nicht detailliert, aber für die grobe Ordnung reicht es allemal. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Leute, die negativ auf mich wirkten jemals meinen Eindruck relativiert haben, indem sie plötzlich nett, freundlich, zuvorkommend waren.
Ich weiß, dass das sehr oberflächlich klingen muß. Aber wer meine Beiträge hier im Forum mitliest, hat vielleicht schon festgestellt, dass ich nicht oberflächlich bin sondern mir sehr viel Gedanken mache, zu viele, wie manche meinen. Für mich zählen definitiv die inneren Werte, und es geht hier auch nicht um Attribute wie schön oder häßlich. Aber ich habe einen Blick für bestimmte Dinge, die Menschen ausstrahlen. Ich habe das auch selbst schon mehrfach hinterfragt, ob das so richtig ist. Das letzte konkrete Beispiel war auf einer Behörde, ich habe eine ca. 50jährige Frau gesehen, die ich auf Anhieb maßlos unsympathisch fand, sie wirkte auf mich wie jemand, der andere unterbuttert, drangsaliert oder gar mobbt. Ich musste mit ihr reden, und sie war so was von freundlich... ich habe später gedacht, dass ich mich ja doch getäuscht hätte. Dann hatte ich nochmals einen Termin, und was soll ich sagen, dort verhielt sie sich genauso wie sie bei der ersten Begegnung auf mich gewirkt hatte: Unfreundlich, schnippisch, unsympathisch, und ich kann mir vorstellen, dass sie Haare auf den Zähnen hat und andere Kolleginnen unter ihr zu leiden haben.
Wie auch immer, ich würde gerne wissen, ob es anderen auch so geht wie mir. Ist das denn normal, dass die meisten Menschen etwas ausstrahlen, dass man mit ihnen am liebsten nichts zu tun haben möchte?
23.10.2014 15:28 • • 08.11.2014 #1