Danke für die vielen Antworten! Ich bin ein wenig geflasht
Zitat:Wie hast du es empfunden, als sich dein Chef so geöffnet hat? Könnte es sein, dass er ein sehr wertvoller Mensch ist, der durch eigene Erfahrungen erkennt, dass bei dir Probleme bestehen?
Ich war überrascht, da ich dachte, dass wir bei dem Essen eher über die Arbeit reden werden. Als er über sich erzählt hat, ahnte ich aber schon, dass da noch was kommt.
Konkret habe ich meine Probleme ja nicht genannt. Allerdings habe ich gesagt, dass auch meine Familie kaputt ist. Und durch mein komisches Verhalten, sollte klar sein, dass was nicht stimmt.
Zitat:Eigentlich hast du den Jackpot mit so einem Chef bekommen.
Das Gefühl habe ich auch und deshalb möchte ich für Transparenz sorgen.
Zitat:Warte lieber ab, wie sich das alles weiter entwickelt und beobachte, wie sich die Kollegen, ihm gegenüber verhalten, besonders die lanjährigen!
Es ist alles sehr familiär bei uns. Die eine Kollegin mit der wir essen waren, hat ihm, so denke ich, mehr aus ihrem Leben erzählt (ebenfalls schwierige Familienverhältnisse). Ich komme darauf, weil er ihr beim Essen eine Frage dazu gestellt hat. Allgemein ist das Miteinander sehr locker, von Angestellten bis hin zu Werkstudenten. Alle werden gleich gut behandelt.
Zitat:Es spräche von meiner Seite aus nichts dagegen wenn du in passender Situation einfach sagst, das du große Schwierigkeiten hast zu vertrauen und aus deinem Nähkästchen zu plaudern. Das du noch viel mehr Zeit und vor allem weniger Druck brauchst. Du musst das ja nicht verkünden als wenn morgen die Welt untergeht
Nur wann ist das richtige Timing? Dass ich Zeit brauche, habe ich ihm mitgeteilt. Es besteht ja kein Druck. Zu den Essen gehe ich freiwillig mit, da ich mir denke, dass es blöd ist, wenn das Team essen geht und ein Mitglied fehlt. Nach dem Vorfall gab es auch keine privaten Fragen mehr.
Zitat:Mir ginge allerdings so eine Frage zur Beziehungsdauer entschieden zu weit und so intime Fragen in offener Runde zu stellen, wo man immer schlecht dasteht wenn man nicht antwortet, zeugt davon, dass es mit der Hoeflichkeit Seitens deines Chefs nicht weit her ist. Da kannst du ihm ruhig auch sagen, dass er in Zukunft bitte nur oberflaechliche Fragen in der Runde an dich stellen soll, bis du dich von selbst oeffnest, weil du dich sonst gedraengt fuehlst.
Er hat es nicht böse gemeint. Du musst das so sehen: Er möchte mein Kumpel sein. Kumpels erzählen sich sowas ohne Probleme. Ich persönlich finde die Frage auch nicht schlimm. Meine Situation ist mir nur sehr unangenehm und ich weiß nicht wie weit ich mich öffnen kann. Er hat an dem Tag auch erzählt, dass er schon verschiedene Jobs hatte, gute wie schlechte, und er die Fehler seiner Chefs nicht wiederholen möchte, deshalb ist ihm das offene und familiäre Miteinander so wichtig. Es ist seine erste Tätigkeit als Chef eines Unternehmens, ganz so lange macht er es auch nicht.
Ich glaube, er hat schon verstanden. Danach kamen keine persönlichen Fragen mehr. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er sich etwas distanziert, was wiederum ein anderes Problem ist.
Zitat:Ob er ansich vertrauenswürdig ist oder nicht, kannst nur Du beurteilen.
Ich nehme sehr an, dass er vertrauenswürdig ist. Mit Annahmen über Vertrauenswürdigkeit lag ich aber auch schon falsch.
Zitat:Ps, aber eins noch: Ich denke, wenn ein Chef die Probleme kennt, wird er erwarten, dass man sich diesbezüglich Hilfe sucht. Denn das einfach das restliche Arbeitsleben zu tolerieren, geht dann doch über das Zwischenmenschliche hinaus. Irgendwann muss auch wieder wirtschaftlich gedacht werden.
Die Arbeit wird nicht schlechter erledigt, egal ob man etwas von sich preisgibt oder nicht. Was meinst du also mit Irgendwann muss auch wieder wirtschaftlich gedacht werden.?
Eigentlich sollte ich meinen Arbeitsplatz überhaupt nicht in Gefahr sehen: Eine Fehlbesetzung würde für den Chef meines Chefs nicht gut aussehen. Meine Arbeit hat zudem vorher eine Agentur erledigt, die a) sich nur ein paar Stunden die Woche um die Aufgaben gekümmert hat und b) nicht sehr ordentlich gearbeitet hat. Punkt B wusste vor meiner Anstellung nur niemand. Ich habe nach 3 Monaten schon bessere Ergebnisse erzielt als die teure Agentur. Außerdem helfe ich mit meinen grafischen Fähigkeiten noch in anderen Bereichen aus, die mit meinem Aufgabengebiet nichts zu tun haben. Ohne arrogant zu klingen, ich wüsste nicht, wie man mich besser ersetzen könnte.
Zu Beginn war es so, dass die Leiterin fürs Operative (ehemalige Geschäftsführung) gegen die Anstellung eines Berufseinsteigers war. In einem persönlichen Gespräch hat mit der Chef davon erzählt und mir zugesichert, dass wenn sie bei Ablauf der Probezeit immer noch dagegen wäre, wir uns Argumente für meine sichere Übernahme überlegen werden - und das ohne mich und meine Arbeitsweise wirklich zu kennen. Aber wie gesagt, mittlerweile ist er etwas distanziert, daher weiß ich nicht, ob ich das Thema vor oder nach der Probezeit oder überhaupt irgendwann angehen soll.
@blackstar: Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du nach 12 Jahren so eine Klatsche bekommen hast. Ich kann nicht ganz nachvollziehen wie das ist, da ich keine Beziehung auf die Reihe bekomme. Aber ich weiß genau, wie es ist von den Menschen hängen gelassen zu werden, von denen man es am wenigsten erwartet. Ich lese aus deinen Beiträgen viel Skepsis und Vorsicht heraus...eventuell auch ein wenig Pessimismus? Dieses Mindset habe ich auch und in Maßen ist es natürlich nicht verkehrt. Nur wenn es dich beherrscht, so wie mich, dann schränkt es dein Leben sehr ein. Ich hoffe, das ist bei dir nicht der Fall