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Hallo,

ich möchte über ein Thema schreiben, das mich in den letzten Tagen/Wochen wieder mehr beschäftigt.
Ich weiß nicht, ob „Soziale Phobie“ hier das richtige Unterforum ist, weil eigentlich geht es nicht wirklich um soziale Phobien, aber möglicherweise ist mein Thema damit verwandt.

Und zwar nehme ich schon sehr lange wahr (in der Gesellschaft oder auch generell im Freundes-/Bekanntenkreis), dass die meisten Menschen eher keine Probleme damit haben, wenn eine Freundschaft oder Beziehung zu Ende geht und sie die Person nie wieder sehen.

Ich will 2 Beispiele geben:

- Einer meiner Freunde war fast 20 Jahre mit einer Person befreundet. Es gab dann einen Streit zwischen den beiden, weil sie unterschiedliche Ansichten bezüglich eins politischen Themas hatten. Die Person hat dann quasi den Kontakt abgebrochen und ist dann letztes Jahr aus Deutschland ausgewandert und hat sich auch nie wieder gemeldet (Das Auswandern war nicht wegen dem Streit, sondern die Person hatte das sowieso schon lange geplant, aber sie ist dann auch ausgewandert ohne sich noch persönlich zu verabschieden).

- Eine andere Freundin von mir war 14 Jahre mit ihrem Partner zusammen und sie trennten sich nach dieser Zeit beide einvernehmlich. Ihr Ex-Partner ist draufhin über 200 km weggezogen und hat dann ein neues Leben angefangen ohne sich jemals nochmal bei ihr zu melden. Ohne auf die Details einzugehen, kann ich sagen, dass die Trennung einfach nur in Differenzen über die weitere Lebensführung-/planung begründet lag und keine Dinge wie Missbrauch oder Gewalt stattfanden.

Ich finde jetzt, wenn man von einer Person wirklich extrem schlecht behandelt wurde und vielleicht auch noch Dinge wie Misshandlung oder so eine Rolle spielen, kann ich das ja total verstehen, wenn man die Person nie wieder sehen will und für immer den Kontakt abbricht. Ich kann zB sagen, dass ich den Kontakt mit meinen Eltern abgebrochen haben, aber nicht wegen eines Streits oder Meinungsverschiedenheiten, sondern weil sie mich über viele Jahre misshandelt haben und mir massiv schadeten. So sehr, dass ich bis heute in Therapie bin, weil ich eine PTBS und eine Depression dadurch entwickelt habe.

Mir geht es auch nicht darum, dass ich die Gründe in Frage stelle, wieso andere Menschen nicht mehr befreundet oder ein Paar sind, denn die kann ja eh nur jeder für sich beurteilen. Mir geht es eher darum, wie man in so einem Fall damit umgeht, und dass es für die meisten Menschen offenbar ok ist eine Person nie wieder zu sehen, die man sehr lange kannte und die man wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Und wenn man irgendwann stirbt, ist sowieso alles vorbei. Und das finde ich halt einfach so krass, dass dieser Umstand vielen einfach egal ist. Ich finde es brutal.

Zum Vergleich: Ich habe zB immer noch mit einem Mann Kontakt, mit dem ich vor langer Zeit eine Beziehung hatte, die zwar sehr kurz war, aber dennoch recht intensiv. Am Ende hatte es nicht gepasst zwischen uns aus vielen Gründen, aber ich würde niemals sagen, dass der Mann jetzt ein schlechter Mensch ist und ich ihn für immer aus meinem Leben verbanne, denn er hat mir in dem Sinne nie in bösartiger Weise geschadet. Ich bin mittlerweile auch in einer neuen Beziehung und ich habe dementsprechend auch sehr wenig Kontakt zu ihm, nur wir haben beide unsere Handynummern, und wir wissen beide, wenn irgendjemand von uns beiden etwas über irgendein Thema schreiben wollen würde, könnte man das jederzeit machen (was ungefähr 2- bzw. 3x im Jahr der Fall ist).

Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit meinem heutigen Partner nicht mehr zusammen wäre, wäre diese Vorstellung davon abgesehen sowieso extrem schlimm, aber ich könnte mir auch NIE(!) vorstellen, ihn nie wieder zu sehen.

Und ich finde, wenn man jetzt nicht gerade extrem radikale Ansichten hat, bei denen andere Menschen aufgrund von Herkunft oder sexueller Identität zum Freiwild erklärt werden (oder auch wenn jetzt nicht irgendwas wie Missbrauch stattgefunden hat) kann ich mit der Person diskutieren und meine Meinung sagen, aber im Zweifel die Meinung der anderen Person dann eben einfach stehen lassen, ohne dass ich sie als Persona non grata aburteile.

Da ich ein emotionaler Mensch bin, kann ich einfach nicht verstehen, wie Menschen einkalkulieren können, eine Person, die in ihrem Leben mal eine große Rolle gespielt hat, nie wieder zu sehen, in dem wissen, dass wir alle irgendwann sterben und man vorher nie wieder mit der Person gesprochen haben und das einfach alles egal ist.

Versteht jemand was ich meine?

11.03.2024 10:45 • 12.03.2024 x 4 #1


24 Antworten ↓


Zitat von Süßmilch:
Versteht jemand was ich meine?

Nein, weil ich genau zu denen gehöre, die das so halten Jetzt nicht in Bezug auf Partnerschaften oder Beziehungen, weil ich nie eine hatte, aber in Bezug auf Freundschaften. Ich denke zwar öfters an Personen, mit denen früher jahrelang gut befreundet war, und teilweise habe ich im Internet nach ihnen gesucht, aber ich hatte nie das Bedürfnis, wieder Kontakt aufzunehmen. Und die anscheinend auch nicht, sonst hätte man sich bei mir gemeldet. Es ist einfach so, dass man sich auseinander entwickelt, man neue Freundschaften hat und die Vergangenheit ruhen lässt.

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Das Loslassen von Menschen / Cancel-Culture?

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Um es vielleicht zu präzisieren:
Mir geht es auch nicht um lose Bekanntschaften, wo man die Person vielleicht 1x im Jahr sieht. Sondern um Freundschaften, die über Jahre existierten, und dann kommt es zum Bruch und die Person ist für immer abgeschrieben.

Zitat von Schlaflose:
Ich denke zwar öfters an Personen, mit denen früher jahrelang gut befreundet war, und teilweise habe ich im Internet nach ihnen gesucht, aber ich hatte nie das Bedürfnis, wieder Kontakt aufzunehmen.

Ja, das kann man ja durchaus von beiden Seiten sehen.
Ich finde es krass. Also ich frage mich: Was muss ein Mensch machen, damit sowas passiert.
Wenn man sich auseinander gelebt hat, ist das ja ok. Aber ich würde nie jemanden wegen lapidarer Gründe canceln, weil ich dann auch den Wert der Freundschaft an sich in Frage stellen würde und mich fragen würde, was das dann überhaupt über die ganzen Jahre war und ob es wirklich eine Freundschaft war.

Ich kann das nachvollziehen. Ich lasse nur aktiv Personen in mein Leben, die mir ein gutes Gefühl geben. Alle anderen Personen, bei denen ich mich nach dem Kontakt schlecht fühle, z.B. total negative Art oder Umgang mit mir, lasse ich gehen. Habe so den Kontakt zu meiner ehemaligen besten Freundin und meinem Vater abgebrochen. Ich versuche auch keine Kontakte auf Krampf aufrechtzuerhalten, wenn es nicht mehr passt und akzeptiere, dass sich Menschen weiterentwickeln. Ist eine Entscheidung, die ich für meine psychische Gesundheit getroffen habe und bis heute nie bereut hab.

Ich weiß was du meinst. Mir fällt es auch schwer Menschen mit denen ich jahrelang eine Freundschaft oder eine Beziehung hatte für immer loszulassen. Bei zwei Freunden hab ich auch nochmal versucht Kontakt aufzunehmen aber da kam kaum und später nichts zurück. Inzwischen kann ich das besser. Ich hab zwar noch mal nach ihnen auf sozialen Medien gesucht aber kein Bedürfnis Kontakt aufzunehmen. Meist haben wir uns beide auseinander entwickelt. Ich hab mich gefragt, was möchte ich mit diesem Menschen heute noch bereden oder machen. Meine Antwort war einfach nichts. Es würde heut mit diesem Menschen einfach nicht mehr passen. Da muss auch nichts Schlimmes geschehen sein.

Zitat von Süßmilch:
und dass es für die meisten Menschen offenbar ok ist eine Person nie wieder zu sehen, die man sehr lange kannte

Was soll denn eine Person, die schon lange auswandern will, sonst machen? Nur wegen des einen Freundes die ganze Lebensplanung über den Haufen werfen?

Manche Beziehungen verlaufen einfach im Sande. Nicht jeder hängt lebenslang an alten Freundschaften fest.
Wir Menschen sind halt alle unterschiedlich. Wenn du auch nach Jahren noch Kontakt zu alten Freunden aufrecht halten möchtest, dann ist das doch super so, wenn sie das auch mögen.
Aber so tickt einfach nicht jeder.

Zitat von Becky2024:
Was soll denn eine Person, die schon lange auswandern will, sonst machen? Nur wegen des einen Freundes die ganze Lebensplanung über den Haufen werfen? Manche Beziehungen verlaufen einfach im Sande. Nicht jeder hängt lebenslang an alten Freundschaften fest. Wir Menschen sind halt alle unterschiedlich. Wenn du auch ...

Es ging nicht um das Auswandern an sich, sondern dass die Person sich nie wieder gemeldet hat und sich eben auch nicht verabschiedet hatte, bevor sie Deutschland verlassen hat. Jeder kann so leben wie er will, aber wenn man 20 Jahre befreundet war und den Kontakt zu der Person abbricht, weil man in einer politischen Frage eine andere Meinung hat (und ich weiß was das Thema war), finde ich das skurril und frage mich, inwieweit es sich in den 20 Jahren wirklich um eine Freundschaft handelte. Und heute in Zeiten von WhatsApp hat man doch sowieso immer jeden bei sich gespeichert und kann einen immer kontaktieren.

Ja, keine Ahnung, ich bin scheinbar irgendwie anders, dass mir solche Dinge einfach nahe gehen und ich es nicht verstehen kann. Natürlich hat man wahrscheinlich sehr wenig Kontakt, wenn jemand tausende Kilometer wegzieht, aber das ist ja etwas vollkommen anderes, als jemanden aktiv aus dem Leben zu verbannen.

Zitat von Grace:
Ich kann das nachvollziehen. Ich lasse nur aktiv Personen in mein Leben, die mir ein gutes Gefühl geben. Alle anderen Personen, bei denen ich mich nach dem Kontakt schlecht fühle, z.B. total negative Art oder Umgang mit mir, lasse ich gehen. Habe so den Kontakt zu meiner ehemaligen besten Freundin und meinem Vater ...

Darf ich fragen wie das bei dir war?
Also schreibt man sich dann einfach nicht mehr? Oder wurde klar ausgesprochen, dass man den Kontakt jetzt abbrechen möchte?

Es ist schon krass, wenn Beziehungen so komplett beendet werden. Schade, dass es immer öfter so ist, dass man wie eine App deinstalliert wird. Ich kenne das leider und melde mich, falls der Kontakt abgebrochen wurde, auch nicht mehr. Menschen sollten sorgsamer mit sich und anderen wichtigen Menschen in deren Leben umgehen. Mein bester Freund hat mich gecancelt, weil ich es wegen meiner Angsterkrankung nicht zu seinem Geburtstag geschafft habe. Er hat gesagt, ich solle mich melden, wenn es mir wieder gut geht. Ist jetzt schon ein paar Jahre her.

Zitat von oli3000:
Es ist schon krass, wenn Beziehungen so komplett beendet werden. Schade, dass es immer öfter so ist, dass man wie eine App deinstalliert wird. Ich kenne das leider und melde mich, falls der Kontakt abgebrochen wurde, auch nicht mehr. Menschen sollten sorgsamer mit sich und anderen wichtigen Menschen in deren Leben ...

Das tut mir sehr leid zu lesen
Klar, in die Situation deines Freundes hinein versetzt, wäre ich vielleicht auch irgendwie verletzt, aber Angststörung ist ja ein offizielles Krankheitsbild und du hattest sicher gute Gründe.
Ich hab zB auch eine Angststörung und zwar, dass ich ungerne Leute (auch wenn es Freunde sind) in unsere Wohnung lasse. Habe immer noch nicht raus gefunden womit das zusammenhängt.

Hat er denn gar nicht mehr reagiert?

@Süßmilch Na, er hatte schon erwartet, dass ich komme und hat es glaube ich persönlich genommen. Ich habe ihm erklärt, dass es mir meine Angst unmöglich gemacht hat. Ich hatte dann keine Lust mehr mich zu melden, weil ich es so kalt fand von ihm und er hat sich auch nicht gemeldet. Trotzdem schade. Ich lasse auch niemand gerne in die Wohnung. Liegt aber daran, dass Menschen mich wegen Lego, was ich gerne baue, oft als nicht erwachsen sehen!

Zitat von Süßmilch:
Was muss ein Mensch machen, damit sowas passiert.
Wenn man sich auseinander gelebt hat, ist das ja ok. Aber ich würde nie jemanden wegen lapidarer Gründe canceln, weil ich dann auch den Wert der Freundschaft an sich in Frage stellen würde und mich fragen würde, was das dann überhaupt über die ganzen Jahre war und ob es wirklich eine Freundschaft war.

Für eine Vielzahl von Menschen scheint es leichter, komplett zu brechen, anstatt zu reflektieren und sich weiter zu entwickeln.
Nicht der Andere hat was gemacht, sondern der, der bricht, kann etwas NICHT machen. Er kann nicht wachsen.

@Dunkelbunte Guter Punkt! Oft ist es auch so, dass die, die brechen, aus einer Vielzahl von Menschen wählen können für ihre Kontakte und denken, dass das immer so bleiben wird, dass für alte Kontakte neue nachkommen, die besser zu sein scheinen. Ein paar von diesen Leuten habe ich Jahre später komplett vereinsamt erlebt!

Zitat von oli3000:
dass für alte Kontakte neue nachkommen, die besser zu sein scheinen.

Ist aber ein Trugschluss.
Denn jeder Neue, der sich selbst wenigstens etwas weiter entwickelt, wird gehen, früher oder später. Wenn der, der sich dem verweigert, auf der Stelle bleibt. Neues ist immer nur kurzweilig spannend und belebend.

Langjährige soziale Beziehungen, gerade bis ins hohe Alter, sind kein Selbstläufer. Ich möchte nicht allein sein später. Also wachse ich

Also, ich meine natürlich nicht krasse Vorfälle. Da sollte man schon für sich sorgen und sich abgrenzen.

Zitat von Süßmilch:
Es ging nicht um das Auswandern an sich, sondern dass die Person sich nie wieder gemeldet hat und sich eben auch nicht verabschiedet hatte, bevor sie Deutschland verlassen hat. Jeder kann so leben wie er will, aber wenn man 20 Jahre befreundet war und den Kontakt zu der Person abbricht, weil man in einer politischen Frage eine andere Meinung hat (und ich weiß was das Thema war), finde ich das skurril und frage mich, inwieweit es sich in den 20 Jahren wirklich um eine Freundschaft handelte. Und heute in Zeiten von WhatsApp hat man doch sowieso immer jeden bei sich gespeichert und kann einen immer kontaktieren.

Es geht aber doch darum, wie die betroffenen Personen selbst damit umgehen. Wenn es für sie O.K. ist, den Kontakt abgebrochen zu haben, was kümmert dich denn das? Ich könnte deine Sorgen nachvollziehen, wenn dir persönlich passiert wäre, dass jemand den Kontakt zu dir abgebrochen hat und dir das zusetzt. Es steht jedem zu, seinen eigenen Umgang mit solchen Situationen zu haben und sich zu fühlen, wie man es für richtig hält. Ob du das verstehst oder nicht, ist völlig irrelevant.
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Eine Redewendung sagt: „Nichts ist für die Ewigkeit!“ Warum sollte das mit Freundschaften / Partnerschaften anders sein? Ich verfolge hier einen sehr pragmatischen Ansatz (manche sagen dazu auch gefühlskalt): Wenn eine Freundschaft zerbricht, haben sich beide verändert oder/und man hat das Verhältnis für bedeutungsvoller gehalten, als es tatsächlich war! ‍️
Ein anderes Sprichwort lautet: „Nichts ist so beständig wie der Wandel!“ Auch das trifft m. E. zu. Nachdem ich vor vielen Jahren eine sehr schmerzhafte Trennung von meiner damaligen Freundin durchmachen musste (tat sächlich ist sie die Einige meiner 3 Ex-Freundinnen, zu der ich noch Kontakt habe) und einmal sehr unglücklich verliebt war, habe ich beschlossen, emotionale Tiefe nur noch bis zu einem begrenzten Niveau zuzulassen. Natürlich kann man dem entgegen halten, dass ich dabei sehr viele schöne Momente verpasse, diesen Eindruck habe ich jedoch nicht. Was aber für mich entscheidend für meine Haltung spricht, ist nicht in erster Linie, dass man nicht mehr verletzt werden kann, sondern dass ich mit diese „was-wäre-gewsen-wenn-Gedanken“ spare. Diese Gedanken waren es, die mich immer sehr lang beeinträchtigt haben, länger als die emotionale Betroffenheit.

Eine Redewendung sagt: „Nichts ist für die Ewigkeit!“ Warum sollte das mit Freundschaften / Partnerschaften anders sein? Ich verfolge hier einen sehr pragmatischen Ansatz (manche sagen dazu auch gefühlskalt): Wenn eine Freundschaft zerbricht, haben sich beide verändert oder/und man hat das Verhältnis für bedeutungsvoller gehalten, als es tatsächlich war! ‍️
Ein anderes Sprichwort lautet: „Nichts ist so beständig wie der Wandel!“ Auch das trifft m. E. zu. Nachdem ich vor vielen Jahren eine sehr schmerzhafte Trennung von meiner damaligen Freundin durchmachen musste (tat sächlich ist sie die Einige meiner 3 Ex-Freundinnen, zu der ich noch Kontakt habe) und einmal sehr unglücklich verliebt war, habe ich beschlossen, emotionale Tiefe nur noch bis zu einem begrenzten Niveau zuzulassen. Natürlich kann man dem entgegen halten, dass ich dabei sehr viele schöne Momente verpasse, diesen Eindruck habe ich jedoch nicht. Was aber für mich entscheidend für meine Haltung spricht, ist nicht in erster Linie, dass man nicht mehr verletzt werden kann, sondern dass ich mit diese „was-wäre-gewsen-wenn-Gedanken“ spare. Diese Gedanken waren es, die mich immer sehr lang beeinträchtigt haben, länger als die emotionale Betroffenheit.

Ich bin auch jemand, der manche Kontakte abgebrochen hatte, ganz einfach weil sie mir nicht gut getan hatten.
Dann kann ich auch gut loslassen. Ich bin auch lieber aus richtigen Gründen allein als aus falschen Gründen jahrelang mit irgendjemanden befreundet.
Wenn es einvernehmlich ist, was eine Partnerschaft angeht, ist doch gut und jeder kann seinen Weg gehen. Wie heißt es oft: aus den Augen, aus dem Sinn.
Anhaftung bedeutet Leid und wenn jemand loslassen kann, ist das viel Wert wie ich finde.
Menschen treten ins Leben, Menschen gehen.
Manchmal passt es halt einfach nicht mehr, weil andere Interessen kommen oder einfach weil der eine oder andere Mensch sich einfach von altem verabschieden möchte, neue Wege gehen möchte.
Vielleicht klingt das kühl, soll aber nicht so rüber kommen.

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Dr. Reinhard Pichler
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