@Chiron
Taylor Swift verkörpert halt auf ihre eigene Weise eine Inszenierung. Die öffentliche Darstellung und die Resonanz darauf sind eben ein Spiegelbild der kulturellen und sozialen Werte, die in unserer Gesellschaft hochgehalten werden.
Ihre Songs, die Bühnenauftritte und letztlich sogar ihre Interviews sind wie bei allen großen Popstars und auch anderen Personen der Öffentlichkeit sorgfältig inszeniert, um ein ganz bestimmtes Image zu vermitteln, das mit den Erwartungen und Sehnsüchten der Fans passig ist.
Das Phänomen, warum sich also so viele Menschen auf solche Inszenierungen einlassen, lässt sich durch den Wunsch nach Identifikation und Zugehörigkeit der Fans erklären.
In einer Welt, in der die Authentizität oft und immer öfter in Frage gestellt wird, suchen viele Menschen nach Vorbildern oder Ikonen, deren inszeniertes Leben sie als Teil ihrer eigenen Identität integrieren können.
Die Inszenierung von uA Taylor Swift und anderen Promis wird damit zu einem Teil des sozialen Kapitals, das Menschen eben nutzen, um ihre eigene Identität zu formen und damit auch zu legitimieren.
Zitat von Chiron: Schon der Trend bei Frau und inzwischen auch bei Mann, morgens 45 im Bad zu brauchen, zeigt, dass die meisten Menschen der Welt ein X für ein U vormachen wollen.
Der Trend, morgens so und so viel Zeit im Bad zu verbringen, um ein perfektes äußeres Erscheinungsbild zu erzeugen, kann durch die Theorie der sozialen Rolle erklärt werden.
Die Theorie besagt, dass Individuen in verschiedenen sozialen Kontexten unterschiedliche Rollen übernehmen und sich entsprechend den Erwartungen ihrer sozialen Umgebung verhalten.
Die Zeit im Bad ist also nicht nur eine praktische Notwendigkeit, sondern eben auch eine Gelegenheit, sich auf die soziale Rolle vorzubereiten, die man im öffentlichen Leben übernehmen möchte oder muss.
Der Prozess ist ganz stark von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen geprägt, die vorschreiben, dass ein bestimmtes Bild von Sauberkeit und Gepflegtheit wichtig ist, um sozial überhaupt akzeptiert zu werden.
Zitat von Chiron: Die meisten Menschen sind privat, intim anders als öffentlich. Am Wohnzimmersofa wird gerülpst, in der Öffentlichkeit machen das nur die Assis.
Logisch. Die Diskrepanz zwischen privater und öffentlicher Persona lässt sich zB durch das Konzept der „Gesichtswahrung“, also das sogenannte Face Work und das „Selbstkonzept“ erklären.
Die Theorie der Gesichtswahrung beschreibt im Detail, wie Menschen versuchen, in sozialen Interaktionen ein bestimmtes Bild von sich aufrechtzuerhalten, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden.
In der Öffentlichkeit wird oft ein kontrolliertes und normgerechtes Verhalten gezeigt, während im privaten Raum Verhaltensweisen zugelassen sind, die weniger dem sozialen Ideal entsprechen, wie zB Rülpsen oder Furzen.
Zitat von Chiron: Viele seelische Störungen und Erkrankungen entstehen gerade in diesem Spannungsfeld von öffentlicher und privater Persona und der Angst vor Intimität.
Richtig. Das Spannungsfeld zwischen öffentlicher und privater Persona kann zu enormen psychischen Belastungen führen, weil das ständige Bemühen darum, in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild aufrechtzuerhalten, zu einem inneren Konflikt führen kann.
Der Konflikt kann sich in Form von Stress, Angst und einem verminderten Selbstwertgefühl Bahn brechen, insbesondere wenn die eigene private Realität stark von der öffentlichen Persona abweicht.
Wer als Mench ständig versucht, das „Ideal-Selbst“ zu präsentieren, kann dies zu Gefühlen der Unzulänglichkeit und inneren Zerrissenheit führen, was langfristig seelische Störungen nachweislich begünstigen kann.
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Die Frage ist allerdings viel mehr, was genau Du mit dem Thema Deinerseits bearbeiten willst, wo Du es unter Soziale-Phobie eingestellt hast.
Deine Perspektive deutet für mich auf ein starkes Interesse an Authentizität, zwischenmenschlicher Intimität und den psychologischen Auswirkungen von sozialen Erwartungen hin, aber auch auf auch persönliche Unsicherheiten, Unzufriedenheit und ein gewisses Maß an Frustrationen bezüglich der sozialen Erwartungen an Dich selbst.
Möchtest Du vielleicht darüber reden?