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Hallo zusammen,

Ich (männlich, 21) habe seit längerem starke Probleme mit einfachen Alltagssituationen. Ich hatte schon immer (ungefähr seit der 4. Klasse) Mühe mit Referaten oder anderen Situationen, in denen ich vor Leuten Sprechen musste. Nun wurde diese Angst jedoch immer stärker und breitet sich weiter stark in meinem Alltag aus. Wenn ich in der Schule ein Vortrag halten muss, auf den ich mich vorbereiten kann (vlt. 1 Woche), dann ist dies noch erträglich. Doch sobald ich etwas unvorbereitet machen muss, z.b der Lehrer fordert jeden Einzelnn (oder jede Gruppe) auf etwas zu präsentieren, oder vorzuspielen, dann kriege ich brutale Angst. Mein Herz beginnt zu Schlagen, sodass ich fast nicht mehr höre was um mich herum passiert, mir wird kotzübel. Wenn ich dann an die Reihe komme, zittere ich und stottere ich, bin angespannt wie ne Sau um das Zittern zu unterdrücken und jeder merkt das. Ich habe mittlerweile damit begonnen solchen Situationen fast schon krankhaft auszuweichen, indem in Schulstunden, in denen ich vermute, dass ich etwas präsentieren oder vormachen muss, vermeide. Das geht soweit, dass ich richtig paranoid werde und mir bei jeder Lektion überlege, wie gross sind die Chancen dass ich etwas präsentieren muss, und dann abwäge ob ich den Unterricht besuchen geh oder nicht. Dies gibt mir natürlich immer wieder enormen Stress, innere Unruhe und Unzufriedenheit und Probleme im Privatleben.

Wie gesagt, früher war dies nur bei Vorträgen der Fall. Doch jetzt dehnt es sich aus: Ich kann mich nicht vor anderen Leuten vorstellen, ohne dieselben Symptome zu spüren. Was noch schlimmer ist, es geht in mein Privatleben. Wenn ich mit meiner Familie die Verwandtschaft besuche (sobald mehr als 2 Personen) habe ich dieselben Symptome. Wenn wir uns im Restaurant treffen, wird mir bereits im Auto übel, mein Herzschlag verschnellert sich bereits dann. Und wenn ich beim Besuch ankomme bin ich so nervös, dass ich bei der Begrüssung nicht mal Lächeln kann, da mein Herzschlag so unangenehm schnell ist. Auf die Verwandtschaft wirkt das natürlich total komisch, dass ich sie (die mich seit 20 Jahren kennen) bei der Begrüssung ängstlich, statt erfreut, anschaue. Zumindest geht dies soweit, dass bereits damit begonnen habe Familienfester oder Besuche im Restaurant zu vermeiden (indem ich sage ich sei Krank oder habe was vor). Auch hier wäge ich wieder ab, wie viele Personen, wer genau, wo (im Restaurant ist schlimmer, als bei jemandem Zuhause, am einfachsten ist es bei mir Zuhause). Dabei mag ich meine Verwandtschaft, ich verbringe gerne Zeit mit Ihnen. Ich habe auch Mühe bekommen über mich selbst zu Lachen. Früher wenn jemand in einer Gruppe einen Witz über mich machte oder eine peinliche Geschichte von mir erzählte, hatte ich keine Probleme damit. Doch heute werd ich extrem angespannt, werde rot, Lache keinen Meter und probiere es zu vertuschen (in dem ich so tue als ob ich etwas im Auge hätte oder Ähnliches).

Das ironische daran ist, dass ich sonst eigentlich ein sehr offener Mensch mit vielen sozialen Kontakten bin. In der Gruppe bin ich nie der leise Typ der nur nebendran steht und nix sagt, sondern bin sehr gesprächig. Ich habe auch sonst keinerlei Probleme mit Leuten zu reden, oder auf sie zuzugehen. An einem neuen Ort bin ich sehr kontaktfreudig und kenne meistens vor allen anderen, bereits alle. Genau darum verwirrt mich dieses andere Verhalten so und auch darum kann/will ich niemandem in meinem Umfeld (auch meinen Eltern nicht) davon erzählen, da ich es unglaublich peinlich finde und es keinerlei zu mir passt. Ich akzeptiere es und merke dass ich tatsächlich Probleme damit habe, aber ich will nicht dass andere davon wissen. Aber leider weiss ich nich wie ich mir helfen lassen soll, da ich noch Zuhause wohne und ich nicht einfach mal zu einem Psychiater gehen kann, ohne dass meine Eltern etwas davon wissen.
Oftmals wird ja gesagt, ja, ganz einfach zu wenig selbstvertrauen und niedriges Selbstwertgefühl. Aber ich denke nicht dass ich das habe, ich habe keine Probleme mit mir selbst, ich bin (abgesehen davon) sehr zufrieden mit mir und würde auch nicht viel an mir ändern. Ich habe auch nicht das Gefühl das ich irgendwie schlechter als andere bin, oder dass ich ein Versager bin, oder dass das andere von mir denken.

Zusätzlich: Das Problem hat sich verstärkt, seit ich mit meiner Freundin vor knapp einem Jahr Schluss gemacht habe, seitdem gings sowieso etwas Berg ab. Ich vermute das dies auch irgendwie einen Einflus hatte, genau erklären kann ichs mir aber nicht.

Würde gerne wissen ob einige hier Gleiches/Ähnliches kennen oder erlebt haben, und was ich dagegen tun kann oder wie ich mir Hilfe holen kann, ohne dass meine Freunde, Eltern und Verwandtschaft etwas davon mitbekommen. Ich möchte einfach nur wieder ein normales Leben führen können... Ich bin mir sogar am überlgen mich für ein Studium anzumelden, in welchem ich wenig präsentieren oder sonst Dinge vormachen muss, obwoh ich das Studium nicht mal richtig mag. Ich wollte früher eigentlich Lehrer werden (würde ich immernoch gerne), doch dies hab ich mittlerweilen fallen lassen, da ich das mit solch einer Störung einfach vergessen kann.
Freundliche Grüsse

27.03.2018 21:42 • 30.03.2018 x 1 #1


3 Antworten ↓


Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen und habe/erlebe sehr ähnliches.

Zitat von Anonym5510:
Doch sobald ich etwas unvorbereitet machen muss, z.b der Lehrer fordert jeden Einzelnn (oder jede Gruppe) auf etwas zu präsentieren, oder vorzuspielen, dann kriege ich brutale Angst. Mein Herz beginnt zu Schlagen, sodass ich fast nicht mehr höre was um mich herum passiert, mir wird kotzübel. Wenn ich dann an die Reihe komme, zittere ich und stottere ich, bin angespannt wie ne Sau um das Zittern zu unterdrücken und jeder merkt das.


Wenn etwas unvorbereitet kommt fehlt einem natürlich die Sicherheit vorbereitet zu sein. Man braucht das vertrauen darauf dass man es gut genug für sich (und andere) tun wird. Wenn dieses Vertrauen fehlt dann bringt das Anspannung und Ängste/Befürchtungen.

Du hörst deinen Herzschlag so laut dass du nichts mehr um dich herum hörst?
Ich nehme mal eher an dass das ist dass du dich einerseits eben auf den Herzschlag konzentrierst, aus der Angst heraus, und andererseits dass unter hoher Anspannung mit Adrenalinausschuss natürlich auch die Wahrnehmung und Konzentration leidet/leiden kann. Im Kampf-oder-Flucht-Alarmmodus des Körpers ist es mit 'ruhig bleiben' halt vorbei.

Etwas Aufregung und Anspannung ist natürlich völlig natürlich. Fast jeder will natürlich eine gute Leistung bringen, insbesondere wenn er 'im Rampenlicht' steht.

Zitat von Anonym5510:
Ich habe mittlerweile damit begonnen solchen Situationen fast schon krankhaft auszuweichen, indem in Schulstunden, in denen ich vermute, dass ich etwas präsentieren oder vormachen muss, vermeide.


Angststörungen werden zum Problem und verstärken sich insbesondere auch durch Vermeidung.
Wenn du die Angstsituation meidest bestätigst du dein Angstkonstrukt.
Ich bleibe weg weil die Situation gefährlich ist. Ich war nicht dort, und habe nichts schlimmes erlebt. Also war die Vermeidung richtig und die Gefahr real.
Das ist natürlich ein Trugschluss, und du nimmst dir selbst die Möglichkeit zu erfahren dass die Situation nicht so schlimm ist/war.

Diese Situationen aufzusuchen ist natürlich nicht einfach. Und sich damit zu beschäftigen, davor oder danach, auch nicht.
Trotzdem ist das Vermeiden aus der Angst heraus sehr kontraproduktiv.

Zitat von Anonym5510:
Das geht soweit, dass ich richtig paranoid werde und mir bei jeder Lektion überlege, wie gross sind die Chancen dass ich etwas präsentieren muss, und dann abwäge ob ich den Unterricht besuchen geh oder nicht.


Da bist du also schon überaus Angst bestimmt.
Aber daran kann man arbeiten. Vielleicht kannst du es dir zu deiner Regel machen nicht mehr fern zu bleiben.
Was kann dir schlimmstenfalls passieren? Bestehen tatsächlich nachhaltige Gefahren? Wird dich das in 5 Jahren noch interessieren, wenn du jetzt mal einen Fehler machst?
Fehler sind menschlich und machen sympathisch.

Zitat von Anonym5510:
Wenn ich mit meiner Familie die Verwandtschaft besuche (sobald mehr als 2 Personen) habe ich dieselben Symptome.


Das kenne ich sehr gut. Je nachdem wie angespannt ich ohnehin bin kann das auch bei einem regelmäßigen Treffen mit nur einer oder zwei Personen schon sein.
Zusätzliche Belastungen machen da anfällig.

Zitat von Anonym5510:
Und wenn ich beim Besuch ankomme bin ich so nervös, dass ich bei der Begrüssung nicht mal Lächeln kann, da mein Herzschlag so unangenehm schnell ist.


Einfache Aufregung ist ja noch nichts schlechtes oder schädliches.
Sie es als etwas das dazu gehört.
Ein Herzschlag ist ohnehin immer da. Und der verhindert auch nicht ob man lächeln kann oder nicht. Das kann nur deine Interpretation und Bewertung, deine Beschäftigung damit.

So wie du es schilderst geht das auch in Richtung Panikstörung. Wenn man sich in den Situationen zu sehr/nur auf die körperlichen Symptome fokussiert und über eine Negativspirale in Todesangst verfällt ist das eine Panikattacke. Soweit ist es bei dir noch nicht. Aber sich auf die körperlichen Symptome zu konzentrieren kann dir überhaupt nichts positives bringen. Es ist ein Teil was dazu gehört, und wahrgenommen aber beiseite gelegt werden kann.

Zitat von Anonym5510:
Auf die Verwandtschaft wirkt das natürlich total komisch, dass ich sie (die mich seit 20 Jahren kennen) bei der Begrüssung ängstlich, statt erfreut, anschaue.


Das kann nicht jeder verstehen, insbesondere bei mangelnden Erfahrungen mit psychischen Störungen.
Aber wenn du natürlich nichts über deine Probleme und Ängste preisgibst, wie sollten sie es auch verstehen oder wissen?

Zitat von Anonym5510:
Zumindest geht dies soweit, dass bereits damit begonnen habe Familienfester oder Besuche im Restaurant zu vermeiden (indem ich sage ich sei Krank oder habe was vor).


Vermeidungsverhalten. Stärkt die Ängste da indirekte Bestätigung der Gefahr, keine Korrekturerfahrungen.

Ich denke hier gilt es immer abzuwägen zwischen dem was dir gut tut (wenn es zu viel für dich wäre), und dem Vermeidungsverhalten was auch schädlich für dich ist.

Für mich selbst habe ich da aber auch noch keine Lösung (auch mit der Problematik von gefühltem Pflichbewusstsein es aufzusuchen und sich selbst nicht ernst zu nehmen/zu gönnen). Und eine 'korrekte' Lösung gibt es da ja eh nie.

Wie erlebst du denn die Situationen dann?
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Was sind deine Befürchtungen? Sind diese realistisch?

Würdest du nicht viel mehr Unterstützung erfahren als Ablehnung wenn du hin gehen würdest und sich Probleme äußern und du offen damit umgehst?

Zitat von Anonym5510:
Auch hier wäge ich wieder ab, wie viele Personen, wer genau, wo (im Restaurant ist schlimmer, als bei jemandem Zuhause, am einfachsten ist es bei mir Zuhause).


Die gewohnte Umgebung gibt einem da natürlich Sicherheit.
In fremder Umgebung gibt es mehr Unbekannte, mehr was man fürchten kann, weniger Sicherheit auf unerwartetes 'passend' reagieren zu können.

Zitat von Anonym5510:
Ich habe auch Mühe bekommen über mich selbst zu Lachen. Früher wenn jemand in einer Gruppe einen Witz über mich machte oder eine peinliche Geschichte von mir erzählte, hatte ich keine Probleme damit. Doch heute werd ich extrem angespannt, werde rot, Lache keinen Meter und probiere es zu vertuschen (in dem ich so tue als ob ich etwas im Auge hätte oder Ähnliches).


Das hört sich schon nach einem niedrigen Selbstwert an. Die Angst dahinter ist (vor der Gruppe) bloß gestellt zu werden, Ausgrenzung zu erfahren.

Neben anderen Selbstwert stärkenden Handlungen kann es hier helfen dich selbst ernst zu nehmen, und zu äußern wenn dich etwas trifft, du mit etwas nicht einverstanden bist.
Wenn das früher okay war und heute nicht, dann kannst du das trotzdem äußern, dass du das heute nicht mehr möchtest weil es dich trifft.

Zitat von Anonym5510:
Das ironische daran ist, dass ich sonst eigentlich ein sehr offener Mensch mit vielen sozialen Kontakten bin. In der Gruppe bin ich nie der leise Typ der nur nebendran steht und nix sagt, sondern bin sehr gesprächig. Ich habe auch sonst keinerlei Probleme mit Leuten zu reden, oder auf sie zuzugehen. An einem neuen Ort bin ich sehr kontaktfreudig und kenne meistens vor allen anderen, bereits alle.


Was heißt 'sonst'? Früher? Oder auch heute noch?

Zitat von Anonym5510:
Genau darum verwirrt mich dieses andere Verhalten so und auch darum kann/will ich niemandem in meinem Umfeld (auch meinen Eltern nicht) davon erzählen, da ich es unglaublich peinlich finde und es keinerlei zu mir passt.


Es ist also peinlich sich eine Krankheit oder Fehler einzugestehen?
Es ist also peinlich sich verwundbar zu zeigen?

Wie verständnisvoll oder perfektionistisch bist du und sind eine Eltern?
Wenn ein Geschwister oder Freund von dir solche Probleme hätte, hättest du gerne dass er sich dir mitteilt? Würdest du ihn gerne unterstützen?
Wäre es nicht möglich auch für dich selbst so zu handeln?
Dich zu äußern und dir helfen zu lassen? Unterstützung zu erfahren?

Nicht jeder versteht das, nicht jeder ist unterstützend. Aber damit kann man ja dann immer noch umgehen und das beiseite legen.

Zitat von Anonym5510:
Ich akzeptiere es und merke dass ich tatsächlich Probleme damit habe, aber ich will nicht dass andere davon wissen. Aber leider weiss ich nich wie ich mir helfen lassen soll, da ich noch Zuhause wohne und ich nicht einfach mal zu einem Psychiater gehen kann, ohne dass meine Eltern etwas davon wissen.


Wenn du das wirklich geheim halten willst - was du wirklich nicht musst oder solltest - dann kannst du ja durchaus Termine machen, das selbst organisieren, und stets sagen dass du einen (wichtigen/geplanten) Termin hast den du wahrnehmen musst, ohne darauf genauer einzugehen was für einer das ist.
Du musst dich nicht mitteilen wenn du das nicht möchtest. Du kannst dein Bedürfnis äußern dass du das im Moment nicht mitteilen möchtest, dass du nicht darüber sprechen möchtest. Dass du es tun wirst wenn du soweit bist.

Das sollten deine Eltern akzeptieren. Das von dir bedingungslos zu verlangen steht ihnen nicht zu.

Zitat von Anonym5510:
Oftmals wird ja gesagt, ja, ganz einfach zu wenig selbstvertrauen und niedriges Selbstwertgefühl. Aber ich denke nicht dass ich das habe, ich habe keine Probleme mit mir selbst, ich bin (abgesehen davon) sehr zufrieden mit mir und würde auch nicht viel an mir ändern. Ich habe auch nicht das Gefühl das ich irgendwie schlechter als andere bin, oder dass ich ein Versager bin, oder dass das andere von mir denken.


Ich habe selbst auch keine schlechten Erfahrungen gemacht, das Selbstvertrauen ist gut bis sehr gut (ich weiß ich kann viel und traue mir zu Dinge zu schaffen, auch unvorhergesehenes), und trotzdem ist mein Selbstwert scheinbar niedrig - ich habe keine innere Überzeugung gut zu sein so wie ich bin, stark genug zu sein hinter dem zu stehen was ich tue oder getan habe, zu wissen dass das auch genug war.

Ich selbst habe auch eine Diagnose Alexithymie, Schwierigkeiten eigene Gefühle adäquat wahrzunehmen und sie in Worten zu beschreiben. Meine Anspannung und Ängste bemerke ich hauptsächlich durch psychosomatische Beschwerden (Anspannung im Bauchbereich, Übelkeit...) und weniger bewusst.

Prinzipiell entstehen diese Ängste, sicher auch bei dir, aus Unsicherheiten heraus. Und auch wenn das Selbstvertrauen gut ist muss es der Selbstwert noch nicht sein.
Die erlernten Grundannahmen und -überzeugungen tun ihr übriges.
Sich Probleme nicht öffentlich eingestehen zu können, und insbesondere nicht einmal gegenüber den Eltern, zeigt schon recht deutlich die Richtung - Perfektionismus, Fehlerlos, ohne Schwächen - so muss man sich geben.
Was natürlich und menschlich ist, sich so zu geben wie man ist, Schwächen die einen sympathisch machen würden zu zeigen, und was auch gesund wäre, das ist nicht gewollt.

Zitat von Anonym5510:
Zusätzlich: Das Problem hat sich verstärkt, seit ich mit meiner Freundin vor knapp einem Jahr Schluss gemacht habe, seitdem gings sowieso etwas Berg ab. Ich vermute das dies auch irgendwie einen Einflus hatte, genau erklären kann ichs mir aber nicht.


Warum habt ihr denn Schluss gemacht? Wie war die Situation?

Das bricht natürlich auch das 'perfekte Bild' dass alles funktionieren müsse.

Zitat von Anonym5510:
Würde gerne wissen ob einige hier Gleiches/Ähnliches kennen oder erlebt haben, und was ich dagegen tun kann oder wie ich mir Hilfe holen kann, ohne dass meine Freunde, Eltern und Verwandtschaft etwas davon mitbekommen.


Sich hier zu melden war natürlich schonmal ein sehr guter Schritt, und ein erster wichtiger Schritt.

Eine Therapie ist aber in jedem Fall sinnvoll. Dafür kannst du deinen Hausarzt mal ansprechen der dich überweisen kann.
Die Suche nach einem passenden Therapeuten ist natürlich auch ein Abenteuer für sich (überbucht wie alle Fachärzte, ggf. Wartelisten, ggf. mehrere ausprobieren).

Trotzdem kannst du auch schon ohne Therapie die selbst etwas Wissen aneigenen, experimentieren, und üben.
Du solltest dir aber im klaren sein dass eine professionelle Anleitung da sicherlich sinnvoll ist.

Aber: Ängste nicht vermeiden, sondern aushalten bis die Angst abklingt. Bewusst Erfahrungen machen die die Ängste durch Gegenerfahrung abbauen.
Die Ängste analysieren; was macht dir Angst, was sind die Befürchtungen. Sind die realistisch? Wie könnte man es noch sehen?
Den Selbstwert stärken, durch verschieden Übungen; um robuster gegenüber Kritik zu sein, eine Grundüberzeugung von sich selbst zu bekommen
Die eigenen Grundannahmen und Grundanschauung analysieren und umlernen; Fehler sind menschlich und sympathisch; wenn ein Freund das Problem hätte, was würde man tun (wollen)

Zitat von Anonym5510:
Ich bin mir sogar am überlgen mich für ein Studium anzumelden, in welchem ich wenig präsentieren oder sonst Dinge vormachen muss, obwoh ich das Studium nicht mal richtig mag.

Ich wollte früher eigentlich Lehrer werden (würde ich immernoch gerne), doch dies hab ich mittlerweilen fallen lassen, da ich das mit solch einer Störung einfach vergessen kann.


Vielleicht gibt es die Möglichkeit mal irgendwo zu schnuppern?

Das kannst du dir natürlich überlegen, aber wäre dein Wunschberuf nicht eine tolle Motivation an deinen Ängsten stetig zu arbeiten?
Wäre nicht die Konfrontation mit Lehrpraktikum und Lehrerprüfung und was weiß ich ein super Übungsfeld und eine Gewöhnung an solche Situationen?

Wenn du nur aus der Angst heraus etwas anderes wählen würdest, wäre das nicht schade?

Diese Probleme machen dich vielleicht auch zu einem besseren Lehrer; der hellhörig für solche Probleme bei Schülern ist; der dafür empathisch und verständnisvoll ist.

A


Brutale Angst in Alltagssituationen

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Wow, Jan, das ist ein super Beitrag, da hast Du mir in etlichem auch geholfen. Danke.

Anonym. schoen das Du Dich angemeldet hast, dass ist ja schon mal ein Anfang. Ich glaube, wenn wir sowieso nicht so stabil sind, dann haben wir noch mehr Angst vor der Angst. Ich hatte das auch, aber nicht so schlimm wie Du.

Kann es sein, dass Du zB im Bett morgens schon anfaengst zu gruebeln? Das hab ich manchmal und wenn ich dann aufstehe, und mich der Situation stelle, dann wird es besser. Man malt sich oft vieles aus, was gar nicht eintritt - und man malt es sich sehr viel schlimmer aus als es ist ...

@portugal Super, das freut mich!

Zitat von portugal:
Das hab ich manchmal und wenn ich dann aufstehe, und mich der Situation stelle, dann wird es besser. Man malt sich oft vieles aus, was gar nicht eintritt - und man malt es sich sehr viel schlimmer aus als es ist ...


Da kann ich nur zustimmen.
Die Ängste Leben ja auch von Befürchtungen, und sich vorab gedanklich damit zu beschäftigen lässt diese Befürchtungen in den Vordergrund treten, ermöglicht ihnen da zu sein.
Meist ist es am Besten es einfach sofort zu tun, oder wenn es dafür schon zu spät ist es einfach *trotzdem* zu tun - gerade wegen den Ängsten/gegen die Ängste zu gehen.





Dr. Reinhard Pichler
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