Hallo liebes Forum,
es fällt mir sehr schwer einen Anfang zu finden und mich zu meinen Schwächen zu bekennen, da ich mich unsäglich dafür schäme, doch will ich´s dennoch versuchen.
Ich bin 31 Jahre alt und leide u.a. auch unter sozialer Phobie. Im Folgenden möchte ich vorstellen, wie sich diese Angst bei mir äußert und hoffe auf regen Austausch durch Euere Erfahrungen.
Mein Leben lang habe ich meine Angst - in der Hoffnung, dass sie durch positive Erfahrungen nach und nach schwindet – zu überwinden versucht, doch Pustekuchen, ich leide nach wie vor Höllenqualen: es ist vergebens!
Ich bin verzweifelt, denn mein Selbstbild passt einfach nicht zu dem Eindruck, den ich bei Menschen hinterlasse, woraus die Angst ZU ENTTÄUSCHEN entsteht, die dazu führt, dass ich mich wahnsinnig unter Druck setze und - ach ja!
Die erste und einzige Person, die sich je Sorgen um mich gemacht hat, war meine Gymnasiallehrerein in der 5. Klasse. Sie bemerkte, dass ich mir überhaupt nichts zutraue, was nicht zu dem Potenzial, das sie in mir sah passte. An einem Elternabend äußerte sie ihre Vermutung, dass ich hochbegabt sei. Sie befürchtete, dass ich stark leide, wenn man darauf nicht entsprechend eingehen würde. Ich bin in einer Pachwork-Familie groß geworden. 1985 bin ich mit meiner Mutter nach Deutschland emigriert, sie lernte meinen Stiefvater kennen, der auch eine Tochter mit in die Beziehung brachte. Meine Stief-Schwester und ich waren/sind so unterschiedlich, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Aufgrund unserer Unterschiedlichkeit gab es immer sehr viel Streit und Gewalt, Neid und Eifersüchteleien. Meine Schwester und ich waren damals in der selben Klasse, sie sollte das Jahr wiederholen und ich die Klasse überspringen. Mein Stiefvater packte mich an den Arm und sagte wütend; „dann werden wir mal sehen, ob sie wirklich ETWAS BESSERES ist“ und schleppte mich zum Arzt. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Angst in meinem Leben, wie an diesem Tag. Das Ergebnis war gleichzeitig mein Schicksal: IQ 142 und fortan wurde ich daran aufgezogen: „Was fällt dem unserem schlauen Kind dazu ein? Dass du schlau bist nützt Dir gar nix, bist trotzdem zu doof für dieses Leben!“ Ich habe mich nie gewährt, empfand dieses Ergebnis als etwas höchst unangenehmes, als die Ursache meines Leidens und habe stets versucht mich anzupassen - bloß nicht aufzufallen – nicht noch mehr ärger zu machen. Meine Schwester war rebellisch, ich angepasst. Meiner Mutter wurde die Schuld zugewiesen, das meine Schwester nur so sei, da sie zu wenig Liebe bekäme, was dazu führte, dass meine Mutter alles in ihrer Macht stehende versucht hat, diesen Vorwurf von sich zu weisen. Sie wurde geschlagen, wenn meine Schwester eine schlechte Note nach Hause brachte und ich habe mich dafür verantwortlich gefühlt, also habe auch ich mich extrem um meine Schwester gekümmert: anstatt meine Hausaufgaben zu machen, habe ich Ihre gemacht...was dazu führte, dass ich zunehmend Leistungen verweigert habe. Meine Lehrerin langweite sich zunehmend immer den gleichen Satz in meinen Zeugnissen zu vermerken: ...ist immer noch zu still, weigert sich am mündlichen Unterricht teilzunehmen, traut sich nichts zu, wenn sie so weiter macht, kann sie ihren Stand nicht halten...meine Noten waren immer auf der Kippe, ich habe sehr viel geschwänzt und dann doch mein Abi bekommen, da ich in allen Prüfungen eine 1+ geschrieben habe.
Himmel, ich habe aber ausgeholt, wenn ich so weiter mache, dann wir das hier noch ein Roman und das möchte ich niemanden zumuten! Ich fasse ich kurz: Mit 7 wurde ich sexuell missbraucht, mit 27 wollte auch mein Stiefvater mit mir schlafen. Psychisch habe ich so viel Gewalt erlebt, dass es den Rahmen sprengte. Ich war sehr beliebt und hatte viele Freunde, doch habe ich es nicht geschafft irgendjemanden anzuvertrauen, in welcher Hölle ich eigentlich sitze, da ich mich nicht mit meinem Leid in den Mittelpunkt drängen wollte. Ich flüchtete mich in eine Traumwelt. Nach außen hin lieb und angepasst, nach innen hin verkopft und sehr streng. Mein Studium, dass zwischenmenschlich die reine Qual für mich war, immer auf der Kippe, ob ich jemals abschließe, habe ich mit Auszeichnung bestanden und dennoch, ich traue mir einfach nichts zu! Meine soziale Phobie kommt nicht daher, dass ich in der Öffentlichkeit versagt hätte, ganz im Gegenteil: ich bin extrem positiv aufgefallen! Ich habe 2007 eine Therapie angefangen, da ich befürchtete, mein Studium mit Auszeichnung zu bestehen- das muss man sich mal vorstellen. Ich habe große Defizite, mich selbst zu akzepieren, fühle mich minderwertig und schäme mich in die Hölle hinein, wenn ich jemanden unvorbereitet treffe. Ich habe so hohe Ansprüche an mich selbst, dass ich, im Zwang diese Ansprüche zu erfüllen, den Zugang zu mir selbst verloren habe. Die Kluft zwischen dem, wie ich auf andere wirke und wie ich mich selbst sehe ist zu groß geworden, ich weiß nicht mehr weiter!
Ich habe das Gefühl, mein ganzes Leben ist ein absurdes Theater und wenn mir jemand näher kommt, wie jetzt z.B.: ich habe jemanden kennengelernt, denn ich lieben könnte, dann fürchte ich mich zu Tode. Auf einmal ist da jemand, der ein wirkliches Interesse an mir zu haben scheint und so langsam aber sicher bröckelt die Fassade. Ich ziehe mich zunehmend zurück, habe wieder panische Angst zu enttäuschen, kann gar nicht mehr richtig denken...wenn er mich fragt, was ich gern machen möchte, dann fällt mir gar nichts ein, da eben alles was wir gemeinsam machen könnten mir Angst macht. Ich habe nichts, als traurige Geschichten zu bieten und die möchte ich selbstverständlich gerade jemanden, den ich lieb gewonnen habe nicht zumuten. So sitze ich in der Falle und weiß keinen Ausweg mehr.
es fällt mir sehr schwer einen Anfang zu finden und mich zu meinen Schwächen zu bekennen, da ich mich unsäglich dafür schäme, doch will ich´s dennoch versuchen.
Ich bin 31 Jahre alt und leide u.a. auch unter sozialer Phobie. Im Folgenden möchte ich vorstellen, wie sich diese Angst bei mir äußert und hoffe auf regen Austausch durch Euere Erfahrungen.
Mein Leben lang habe ich meine Angst - in der Hoffnung, dass sie durch positive Erfahrungen nach und nach schwindet – zu überwinden versucht, doch Pustekuchen, ich leide nach wie vor Höllenqualen: es ist vergebens!
Ich bin verzweifelt, denn mein Selbstbild passt einfach nicht zu dem Eindruck, den ich bei Menschen hinterlasse, woraus die Angst ZU ENTTÄUSCHEN entsteht, die dazu führt, dass ich mich wahnsinnig unter Druck setze und - ach ja!
Die erste und einzige Person, die sich je Sorgen um mich gemacht hat, war meine Gymnasiallehrerein in der 5. Klasse. Sie bemerkte, dass ich mir überhaupt nichts zutraue, was nicht zu dem Potenzial, das sie in mir sah passte. An einem Elternabend äußerte sie ihre Vermutung, dass ich hochbegabt sei. Sie befürchtete, dass ich stark leide, wenn man darauf nicht entsprechend eingehen würde. Ich bin in einer Pachwork-Familie groß geworden. 1985 bin ich mit meiner Mutter nach Deutschland emigriert, sie lernte meinen Stiefvater kennen, der auch eine Tochter mit in die Beziehung brachte. Meine Stief-Schwester und ich waren/sind so unterschiedlich, wie man es sich gar nicht vorstellen kann. Aufgrund unserer Unterschiedlichkeit gab es immer sehr viel Streit und Gewalt, Neid und Eifersüchteleien. Meine Schwester und ich waren damals in der selben Klasse, sie sollte das Jahr wiederholen und ich die Klasse überspringen. Mein Stiefvater packte mich an den Arm und sagte wütend; „dann werden wir mal sehen, ob sie wirklich ETWAS BESSERES ist“ und schleppte mich zum Arzt. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Angst in meinem Leben, wie an diesem Tag. Das Ergebnis war gleichzeitig mein Schicksal: IQ 142 und fortan wurde ich daran aufgezogen: „Was fällt dem unserem schlauen Kind dazu ein? Dass du schlau bist nützt Dir gar nix, bist trotzdem zu doof für dieses Leben!“ Ich habe mich nie gewährt, empfand dieses Ergebnis als etwas höchst unangenehmes, als die Ursache meines Leidens und habe stets versucht mich anzupassen - bloß nicht aufzufallen – nicht noch mehr ärger zu machen. Meine Schwester war rebellisch, ich angepasst. Meiner Mutter wurde die Schuld zugewiesen, das meine Schwester nur so sei, da sie zu wenig Liebe bekäme, was dazu führte, dass meine Mutter alles in ihrer Macht stehende versucht hat, diesen Vorwurf von sich zu weisen. Sie wurde geschlagen, wenn meine Schwester eine schlechte Note nach Hause brachte und ich habe mich dafür verantwortlich gefühlt, also habe auch ich mich extrem um meine Schwester gekümmert: anstatt meine Hausaufgaben zu machen, habe ich Ihre gemacht...was dazu führte, dass ich zunehmend Leistungen verweigert habe. Meine Lehrerin langweite sich zunehmend immer den gleichen Satz in meinen Zeugnissen zu vermerken: ...ist immer noch zu still, weigert sich am mündlichen Unterricht teilzunehmen, traut sich nichts zu, wenn sie so weiter macht, kann sie ihren Stand nicht halten...meine Noten waren immer auf der Kippe, ich habe sehr viel geschwänzt und dann doch mein Abi bekommen, da ich in allen Prüfungen eine 1+ geschrieben habe.
Himmel, ich habe aber ausgeholt, wenn ich so weiter mache, dann wir das hier noch ein Roman und das möchte ich niemanden zumuten! Ich fasse ich kurz: Mit 7 wurde ich sexuell missbraucht, mit 27 wollte auch mein Stiefvater mit mir schlafen. Psychisch habe ich so viel Gewalt erlebt, dass es den Rahmen sprengte. Ich war sehr beliebt und hatte viele Freunde, doch habe ich es nicht geschafft irgendjemanden anzuvertrauen, in welcher Hölle ich eigentlich sitze, da ich mich nicht mit meinem Leid in den Mittelpunkt drängen wollte. Ich flüchtete mich in eine Traumwelt. Nach außen hin lieb und angepasst, nach innen hin verkopft und sehr streng. Mein Studium, dass zwischenmenschlich die reine Qual für mich war, immer auf der Kippe, ob ich jemals abschließe, habe ich mit Auszeichnung bestanden und dennoch, ich traue mir einfach nichts zu! Meine soziale Phobie kommt nicht daher, dass ich in der Öffentlichkeit versagt hätte, ganz im Gegenteil: ich bin extrem positiv aufgefallen! Ich habe 2007 eine Therapie angefangen, da ich befürchtete, mein Studium mit Auszeichnung zu bestehen- das muss man sich mal vorstellen. Ich habe große Defizite, mich selbst zu akzepieren, fühle mich minderwertig und schäme mich in die Hölle hinein, wenn ich jemanden unvorbereitet treffe. Ich habe so hohe Ansprüche an mich selbst, dass ich, im Zwang diese Ansprüche zu erfüllen, den Zugang zu mir selbst verloren habe. Die Kluft zwischen dem, wie ich auf andere wirke und wie ich mich selbst sehe ist zu groß geworden, ich weiß nicht mehr weiter!
Ich habe das Gefühl, mein ganzes Leben ist ein absurdes Theater und wenn mir jemand näher kommt, wie jetzt z.B.: ich habe jemanden kennengelernt, denn ich lieben könnte, dann fürchte ich mich zu Tode. Auf einmal ist da jemand, der ein wirkliches Interesse an mir zu haben scheint und so langsam aber sicher bröckelt die Fassade. Ich ziehe mich zunehmend zurück, habe wieder panische Angst zu enttäuschen, kann gar nicht mehr richtig denken...wenn er mich fragt, was ich gern machen möchte, dann fällt mir gar nichts ein, da eben alles was wir gemeinsam machen könnten mir Angst macht. Ich habe nichts, als traurige Geschichten zu bieten und die möchte ich selbstverständlich gerade jemanden, den ich lieb gewonnen habe nicht zumuten. So sitze ich in der Falle und weiß keinen Ausweg mehr.
14.05.2010 18:28 • • 15.05.2010 #1
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