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Hi,

möchte mich kurz vorstellen. Mit 40 Jahren leide ich schon lange unter Sozialer bzw Genereller Angststörung. Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung nennt man es dann auch, wie ich in Erfahrung bringen konnte.
Ja, dieser Mist hat mein Leben im Griff. Ich lebe noch im Elternhaus, hatte nie eine Beziehung, Arbeitslosigkeit und Unvermögen, meinen Weg im Job zu gehen, machen mich fertig. Ich denke oft an Selbstmord - wer tut das nicht, wenn er totunglücklich ist.

Über das Krankheitsbild und die Zusammenhänge bin ich mir sehr wohl bewußt, aber ich kann dem Teufelskreis nicht ausbrechen, nicht alleine.

Ich hoffe, hier Hilfe zu finden und auch selbst hilfreiche Beiträge beisteuern zu können.

Grüße,
J

15.09.2011 15:22 • 24.09.2011 #1


37 Antworten ↓


Hallo Joaquim,

endlich mal jemand in diesem Forum, der genau das hat, was ich auch habe!

Liebe Grüße

A


Bekomme nichts auf die Reihe - Teufelskreis durchbrechen

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Hallo,

da gebe ich Dir in Gedanken mal die Hand und frage: Wie geht's Dir und wie lange hälst Du das schon aus ?
Hast Du Therapien gemacht oder jagt eine Depression die andere.
Fragen über Fragen. Sei mir nicht böse, daß ich so spät antworte.

Grüße,
Joe

Hallo Joaquim,

ich quäle mich schon seit über 20 Jahren damit herum. Die Diagnose, dass es sich um eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung handelt, habe ich erst seit ein paar Monaten. Es ging so richtig los, als ich vor 22 Jahren anfing, zu arbeiten. Ich habe die große Dummheit begangen, Lehrerin zu werden, aber nur, weil ich unbedingt Englisch und Französisch studieren wollte. Im Studium ging ich auch voll auf, hatte aber von Anfang an die Panik, wenn ich daran dachte, dass ich mal vor einer Klasse stehen muss. Aber habe es bis zum Schluss verdrängt und dachte, das man das mit der Zeit lernen kann. Als es dann soweit war, bekam ich extreme Schlafstörungen. Ich war bei mehreren Psychotherapeuten, aber es hat nichts gebracht. Ich nahm immer wieder Schlaftabletten, um meine Arbeit überhaupt zu schaffen, war aber immer absolut erschöpft und bekam immer häufiger Depressionen und dachte ständig daran, mich umzubringen. Nach ein paar Jahren fing ich dann an, Antidepressiva zu nehmen, die mir beim Schlafen gut halfen, aber nach einigen Jahren ließ die Wirkung nach und ich hatte mehrere Zusammenbrüche. Daraufhin ging ich in eine psychosomatische Rehaklinik, was aber auch nichts gebracht hat. Mit einem neuen AD ging es wieder besser, aber trotzdem war jede Stunde, jeder Elternabend, jede Konferenz ein Kraftakt und irgendwann konnte ich nicht mehr. Jedes Schülerverhalten gegen mich, jede Kritik von Eltern oder von meinem Chef hat zum Nervenzusammenbruch geführt. Ich weiß nicht, wie oft ich heulend bei meinem Chef im Büro saß. Seit Januar bin ich krank geschrieben und wieder in Therapie und endlich wurde erkannt, was ich wirklich habe.
Ich bin 49 und hatte genau wie du noch nie eine Beziehung und wohne mit meiner Mutter in einem Haus.
Wie es mit mir weitergeht, ist ungewiss, aber es sieht so aus, dass ich in ein paar Monaten wieder zur Arbeit muss. Ich muss ja meinen Lebensunterhalt verdienen.

Wie ist es mit dir? Du hast ja noch nicht viel über dich verraten.

Liebe Grüße

Hallo Ihr,
mir gehts so ähnlich wie euch Zweien...ich glaube die SP ist irgendwie resistent gegen jede Therapie...

Hallo und nen schönen Sonntag!

@Schlaflose:
Mich vor Menschen zu behaupten, noch dazu vor Jugendlichen, die keine Gnade kennen, ist der Alptraum schlechthin. Denn da liegt bei mir auch die Wurzel des Übels - die Kindheit. Ich war ein schüchterner Junge, der sich nie in den Vordergrund drängt, keinen Erfolg bei den Mädels hatte und daraufhin große Zweifel hegte an seinen inneren und äußeren Werten. Ich konnte mich nicht mit Worten oder mit den Fäusten wehren, denn auf beiden Gebieten war ich unterentwickelt. Die schulischen Leistungen waren ok. Die Ängst steigerten sich, der Teufelskreis aus vermeidendem Verhalten hatte längst begonnen, ohne dem bewußt zu werden. Erst mit 17 oder 18 Jahren machte ich mir Gedanken, ob ich ernsthaft krank sei - warum eben diese oder jene körperlichen Symptome immer häufiger auftraten. Alle Menschen um mich herum waren normal und genossen das Leben, nur ich verkroch mich und hatte das Lachen verlernt.
Ich wohne in einem Dorf, und doch kennt mich oder sieht mich niemand mehr. Mein Leben spielt sich in der Wohnung ab bis früh in den Morgen (nachts ist es am sichersten) - im Auto (da erkennt dich auch niemand) - oder notgedrungen auf der Arbeit, wenn ich denn wieder eine finde mit meinen Selbstzweifeln, die offensichtlich sind.
Es ist die Angst, Scham und mit nun schon 40 Jahren ein Leben, das Du keinem erzählen kannst. Es bringt Dich langsam um wie ein Gift.

Und Du gehst freiwillig den Weg vor die Klasse, obwohl es Dir Angst gemacht hat. Hut ab.
Ich frage mich nur, wenn man ständig extremen Angstsituationen ausgesetzt ist, was ja auch ein Therapieansatz ist, wieso hat es Dich noch mehr da reingerissen, anstatt Dich zu stärken? Wenn ich das mal so fertig gebracht hätte...

@Restlessheart:
Tja, Therapie - hab nach 3 Stunden das Handtuch geworfen. Hatte das Gefühl, der Typ lacht innerlich über mich und langweilt sich über den Blödsinn. Da hatte ich wieder mustergültige Gedankengänge. Die Befragung war mehr als unangenehm, fühlte mich wie ein Opfer, das verbal gefoltert wird.


Ich denke, es ist besonders schwierig, ein angeknackstes Selbstwertgefühl zu heilen.
Eben alles nachzuholen, was man in der Kindheit verpaßt hat.

Liebe Grüße,
Joe

Hallo Joaquim,

schade, dass du die Therapie nicht weiter gemacht hast. Wahrscheinlich war es einfach der falsche Therapeut.
Das ging mir vor Jahren genauso. Ich war zw. 1993-96 bei vier verschiedenen Therapeuten, wo ich mich total unverstanden fühlte. Außerdem waren es reine Gesprächstherapien mit Medikamentenverbot! Ich musste jedesmal, wenn ich eine Schlaftablette nahm, beichten und wurde deswegen als unkooperativ bezeichnet und von der einen Therapeuten regelrecht rausgeworfen.
Der Therapeut, bei dem ich jetzt bin, ist ganz anders. Er macht mit mir eine Mischung zwischen Gesprächs-, Verhaltens-, und Hypnosetherapie. Und er hat mir selbst geraten, zu einem Psychiater wegen Medikamenten zu gehen.
In einem anderen Thread schreibst du, dass du keine Medikamente nehmen willst, weil du Angst vor Abhängigkeit hast. Das ist völlig unbegründet: Antidepressiva machen nicht abhängig!

Bei mir fing das ganze erst in der Pubertät an. Als Kind war ich total anders. Ich liebte es, im Mittelpunkt zu stehen und mich zu produzieren und war richtig draufgängerisch.
Aber ich war aber immer sehr pummelig, und das wurde mir dann in der Pubertät richtig bewusst. Da meine Mutter mich ständig auf Diät setzten wollte, hatte ich immer mehr das Gefühl, dass sich meine Eltern wegen mir schämten und dann schämte ich mich natürlich auch. Die Tanzschule hat mir dann den enstscheidenden Knacks versetzt, weil ich nie aufgefordert wurde. Seitdem habe ich die totale Panik vor männlichen Wesen.

In der Schule und im Studium konnte ich mich immer durch gute Leistungen profilieren und war da auch sehr glücklich und hatte immer einen netten Freundeskreis, aber es waren immer nur Frauen. Als das Studium zu Ende war und alle ihren eigenen Weg gingen, heirateten und Kinder bekamen, fühlte ich mich immer mehr als Versager. Und weil es dann auch im Beruf nicht gut lief, bin ich in diese tiefe Krise geraten.

Der vielzitierte Therapieansatz, dass die Konfrontation mit der Angstsituation dazu führt, dass die Angst weggeht, funktioniert nur bei einzelnen, konkreten Phobien wie z.B. Fahrstuhlfahren , aber nicht bei der Ängstlichen (vermeidenden) Persönlichkeitsstörung.
Dadurch, dass ich meine Ängste immer wieder ignoriert habe und mich durch meinen eigenen Willen gezwungen habe, trotzdem alles zu machen, hat sich die Angst den Umweg über die Schlafstörung gesucht. Der Schlaf lässt sich nämlich nicht willentlich erzwingen.

Meine jetzige Therapie ist hauptsächlich ressourcenorientiert. Es wird auf Erfolge und positive Aspekte meines bisherigen Lebens, die es ja zweifellos gegeben hat, aufgebaut.

Ich kann dir auch wirklich nur raten, es nochmal mit einer Therapie zu versuchen.

Liebe Grüße

Hallo, Schlaflose !

Erstmal vielen Dank an Dich, daß Du Dir so viel Zeit nimmst und mir Deine Leidensgeschichte erzählst und weiterhin antwortest.

Ich war heute bei einem Vorstellungsgespräch einer Leiharbeitsfirma.
Wenn ich schon keinen Job in meinem erlernten Beruf finde, muß ich halt wieder ne Alternative suchen.
Da gabs wieder eine Situation, wo ich fast im Dreieck gesprungen wäre.
Das Mädel im Vorzimmer hat mich wegen einer Unachtsamkeit beim Ausfüllen des Personalbogens runtergemacht. Ich habe klein beigegeben, aber wäre fast explodiert wegen ihrem unfreundlichen Verhalten. Naja, ich mache ja auch nicht den symphatischsten Eindruck mit einem verklemmten Gesicht. Irgendwo kann ich's verstehen - Sie hatte nen schlechten Tag oder fand mich ganz einfach schei. .
Ach ja, und deswegen ist man dann wieder geknickt, weil man wie ein kleiner Junge reagiert und sich hilflos in die Ecke setzt. Boah, wie ich das hasse.
Man kann doch nichts dafür, daß man so ist, wie man ist.

Nach mehreren Stunden in der Öffentlichkeit empfinde ich kaum Entspannung.
Muß Dir wohl beipflichten, daß der Weg durch die Angst mit permanentem Gesichtsverlust, wie die Japaner so schön sagen, verbunden ist. Die Gefahr, die Selbstachtung wieder und wieder aufs Spiel zu setzen, macht es so schwierig.
Wenn ich jemanden beobachte, der sich auch nicht durchsetzen kann, wo alle anderen schon komisch gucken - das tut mir unendlich leid.

Wenn man zudem mit seinem Erscheinungsbild, begründet oder unbegründet, nicht zufrieden ist - ich bin z.B. ein Hungerhaken und traue mich derwegen nicht ins Schwimmbad, trage bei heissem Wetter immer lange Hose wegen den Spinnenbeinen - dann ist das doppelt schlimm.

Es gibt nicht viel, auf das ich stolz sein könnte. Was nützen z.B. überdurchschnittliche Begabungen auf dem creativen Sektor, die man aber nur trainiert hat, um vor der Wirklichkeit zu flüchten. Und da ist man ebenso eingeschränkt, wenn man z.B. ein Musikinstrument laut übt und Angst hat, es könnte jemand die Verspieler hören. Deshalb macht mein Gitarrenverstärker schon eine längere Pause. Habe das Zeichnen an den Nagel gehängt, weil es keine Befriedigung mehr bringt usw.

Alles ist irgendwie miteinander verwoben auf dem Weg nach unten.

Ich muß noch dazu sagen, daß meine Eltern selbst sozial vermeidende Ängste haben, nur ist es denen nicht bewußt. Sie leben in ihrem kleinen Kosmos und sind angeblich zufrieden. Sie sind streng katholisch und führen ein dementsprechend vorbildliches Leben.
Es ist also mehr als plausibel, daß ich mir den Kram einfangen mußte.

So long. Liebe Grüße,
Joe

Hallo Joaquim,

das passiert mir auch immer, dass, wenn ich für einen Fehler kritisiert werde, ich mich hinterher stundenlang vor Scham zerfleische.
Hoffentlich klappt es bei dir mit der Stelle. Als was willst du arbeiten und was ist dein eigentlicher Beruf?

Do solltest trotzdem versuchen, dich nicht völlig im Haus zu vergraben. Ich gehe oft raus zum Laufen, Fahrradfahren, Wandern, Schwimmen usw. Das kann man gut allein machen,
und Sport hat einen sehr guten Einfluss auf die Psyche. Bei mir geht es dabei natürlich auch um Kalorienverbrennung. Das hast du ja nicht nötig (Neid!)

Bei meinen Eltern war es eigentlich genau umgekehrt als bei deinen. Beide waren erfolgreich, selbstbewusst, beliebt und gutaussehend, vor allem meine Mutter. Da hatte ich immer das Gefühl, dass ich ihnen nicht gut genug bin, dass ich ihnen nicht das Wasser reichen kann. Ich habe immer noch totale Schuldgefühle, dass ich meiner Mutter nicht die erhofften Enkelkinder beschert habe (Mein Vater ist schon vor fast 30 Jahren gestorben.)

Liebe Grüße

Hi und guten Morgen!

Bin gelernter Werbetechniker (liegt 20 Jahre zurück) - habe als Wiedereinsteiger vor 4 Jahren den Job erneut entdeckt und möchte dem jetzt treu bleiben. Davor war ich als Grafiker tätig. Komme in diesen Job wegen zu vieler Defizite nicht mehr rein.
Oder ich müßte umschulen auf nen 3. Job, falls ich nirgendwo mehr ein Bein auf die Erde bekomme. Mein Lebenslauf ist zu lückenhaft und die Jobs waren eingleisig und speziell.

Das Vorstellungsgespräch war wegen eines Produktionshelfer-Jobs. Einfach nur, damit Geld rein kommt, egal was man dafür tun muß.

Das mit Rausgehen klappt nur, wo mich niemand kennt.
Hier in gewohnter Umgebung erinnert mich zu vieles an mein Leben.

Liebe Grüße,
Joe

Ich glaube, ich kann mich bei euch einreihen. Habe auch eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung, fühle mich auf der ganzen Linie gescheitert und wohne wieder bei meinen Eltern (mit Mitte 40)... Bei mir ist das Ganze irgendwie verdreht. Ich fühle mich auch superschnell beschämt, aber man merkt es mir nicht an. Ich kann mich durchsetzen und bin nicht mal schüchtern. Aber ich meide enge Kontakte, kann keine Beziehungen aufbauen (hatte auch noch keine wenigstens mittelfristige), vergleiche mich ständig und ziehe mich deshalb zurück. Und wegen der Agoraphobie kann ich praktisch nichts machen, jedenfalls nichts allein. Inzwischen habe ich keine sozialen Kontakte mehr, wenn ich rausgehe, dann mit meiner Mutter...

Hallo, Lea!

Auch schon so lange leidend und kein Ende in Sicht.

Was hat es denn mit der Agoraphobie auf sich - Angst vor weiten Plätzen, keine Flucht möglich. Ist das nicht eine Sozialphobie im übergreifenden Sinne? Der Angstauslöser auf den weiten Plätzen oder Straßen sind doch Menschen, oder nicht?

Liebe Grüße,
Joe

Hi Schlaflose,

ich lese hier sehr gespannt was du schreibst, ich bin nämlich auch ein eher zurückhaltender Mensch und habe ähnlich wie du auch Probleme wenn ich irgendwo runtergemacht werde.

Ich habe auch gelesen, dass du mit 49 Jahren noch bei deiner Mutter wohnst??
Du schreibst auch das du wegen verschiedener Dinge noch Schuldgefühle ihr gegenüber hast?? Ich denke damit solltest du irgendwie abschließen.
Du solltest vor allem dir selbst gefallen und nicht deiner Mutter
Auch wenn deine Eltern in deinen Augen erfolgreich waren, Macken und Fehler, die man nicht sieht hatten sie bestimmt auch.

Hast du eigentlich Interesse an einer Beziehung? Wenn ja wie wäre es mit einer Partnervermittlung? Ich würde so etwas auch tun, wenn ich einen Partner suchen würde.
Ich traue mich ebenfalls nicht Männer anzusprechen. Habe aber trotzdem einen. Die Initiative kam damals von ihm.

Viele grüße Stressbacke

Hallo Joaquim,

das gleiche was ich Schlaflose gefragt habe, nämlich das mit der Partnervermittlung möchte ich dich auch fragen.

Dieses Runtermachen wegen Kleinigkeiten ist bei mir allerdings auch so. Ich glaube man tut es manchmal überbewerten.

Ich habe auch so wie du und Schlaflose häufig mit Leistung geglänzt und damit versucht meine Schwächen zu überspielen bzw. gedacht dadurch nicht zum Mittelpunkt für Kritik zu werden, jetzt habe ich eine negative Erfahrung im Studium gemacht (bin bei einer Prüfung durchgefallen), was mich total runtergezogen hat. Aber irgendwie bin ich auch ganz froh darüber diese Erfahrung zu machen damit ich in Zukunft mit solchen Dingen umgehen kann.

Viele Grüße

Stressbacke

Hallo Joe,

ich habe eigentlich Angst vor der Angst oder Angst vor mir selbst, vor meinen Gefühlen und Reaktionen. Dass ich damit allein und hilflos auf weiter Flur dastehe. Menschen sind in solchen Situationen kein Problem für mich, eher im Gegenteil. In Richtung sozialer Angst geht bei mir nur, dass es mir ungeheuer peinlich ist, diese Agoraphobie zu haben. Weniger, sie zu haben, als vielmehr, dass ich nicht drüber Herr werde, dass dieser schei. immer und immer wieder kommt. Es gab zwischendrin immer wieder Zeiten, in denen ich es geschafft hatte und einigermaßen normal lebte/funktionierte. Aber da war ich immer extrem unter Druck, mich durch Leistung zu beweisen - vermutlich wegen der Persönlichkeitsstörung. Es scheint so, als verschaffe mir die Agoraphobie Luft hinsichtlich der Persönlichkeitsstörung. Wenn ich nicht raus kann, bin ich auch nicht meinen Vergleichen und Verunsicherungen ausgesetzt. Und es ist mittlerweile so, dass da nichts ist, wofür es sich lohnte, die Agoraphobie wieder anzugehen. Dabei bin ich keineswegs zufrieden. Ich habe Angst, dass es so bleibt, ich fühle mich minderwertig und einsam etc.

Hallo Stressbacke,

mein Problem besteht nicht darin, dass ich keine Gelegenheit gehabt hätte einen Partner zu finden, sondern darin, dass sobald ein Mann mich anspricht, ich Herzrasen und Schweißausbrüche bekomme, mich innerlich total verkrampfe und so schnell wie möglich flüchte. Da hilft eine Partnervermittlung auch nichts. Mittlerweile kann ich mir sowieso nicht mehr vorstellen, eine Partnerschaft einzugehen, weil ich meine Gewohnheiten und auch Freiheiten, die ich mir durch das lange Alleinleben angeeignet habe, nicht aufgeben könnte. Das einzige, was mich daran reizen würde, wäre es finanziell abgesichert zu sein und nicht mehr arbeiten zu müssen.
Es ist auch nicht so, dass ich BEI meiner Mutter lebe, sondern eher sie bei mir. Sie hat mir das Haus vor einigen Jahren überschrieben und hat lebenslanges Wohnrecht. Ansonsten sind wir autonom.
Im Prinzip habe ich schon mit meinen Schuldgefühlen abgeschlossen, nur wenn z.B. im Fernsehen Bilder von kleinen Kindern kommen und sie dann sagt, ach, wenn ich bloß auch Enkelkinder hätte, dann denke ich dran.
Aus meiner heutigen Sicht weiß ich, dass meine Eltern natürlich nicht perfekt waren, nur die Minderwertigkeitsgefühle , die ich damals bekam, haben sich so tief eingegraben, dass sie mich heute immer noch verfolgen. Ich hoffe, dass die Therapie, die ich jetzt mache, etwas daran ändern wird.

Liebe Grüße

Hallo, zusammen!

@Schlaflose:
Hast Du Deine schon mal mit Deinem Befund konfrontiert. Wenn ja - versteht sie es ?

@Stressbacke:
Partnervermittlung oder Suche nach einerm Partner generell hat ja

Es kann sein, daß laut Profil bei der Vermittlung ein geeigneter introvertierter Kandidat gezogen wird. Naja, oder es gibt bei den Partnervermittlungen nur verklemmte Menschen mit psychischem Knacks, die nicht in der Lage sind, einen Partner zu finden - ist doch denkbar.

Wenn ich ehrlich bin, suchen doch die meisten Soziophobiker einen Menschen, der all das hat, was man bei sich selbst vermißt.
Ein Mensch, der lebendig und froh durchs Leben geht, der einen mitzieht und hoffentlich befreit aus dem Angstkorsett.
Ein hartes Stück Arbeit und Verzicht für die armen Auserwählten, denke ich.
Junge Menschen aus der Spaßgesellschaft würden das nie mitmachen. Bei denen in meinem Alter kann ich mir das eventuell vorstellen.

Es soll auch wenige seriöse Partnervermittlungen geben.
Ein Freund berichtete jedenfalls von Geldgeiern, die einen nur schwer aus dem Vertrag lassen oder einem regelrecht auf die Bude rücken.


@Lea:
So wie ich das jetzt recherchiert habe, steht die Agoraphobie tatsächlich im Gegensatz zur Sozialphobie, bei der man sich sicher fühlt auf weiter Flur oder in der Bahn... egal wo, Hauptsache, es rennen keine bedrohlichen Personen durch's Sichtfeld. Wenn da nicht die Angst vor der Angst wäre, die einem sagt - vergiß es, die Bahn ist wieder voller cooler und normaler Menschen, wo Du Dich unwohl fühlst, weil Du anders bist.

Ich glaube, ich hab's halbwegs kapiert. Die auftretenden Symptome bei der Agoraphobie führen auch noch zur Sozialphobie - daß es peinlich ist, zusammenzubrechen - obwohl Du keine Angst vor Menschen und deren Beurteilung hast - eigentlich.
Ne Wechselwirkung von beiden Phobien im Nachhinein.
Die Symptome - die sind aber im Grunde auf die Agoraphobie zurückzuführen ?
Tja, wie kriegt man raus, wo der Hase vergraben liegt. Ich muß sagen, das ist sehr kompliziert.

Liebe Grüße,
Joe
Sponsor-Mitgliedschaft

Hallo Schlaflose,

ich dachte mir das der erste Kontakt für dich das schwierigste ist. Deshalb habe ich das mit der Partnervermittlung vorgeschlagen. Ich kenne einen jungen Mann, der ebenfalls sehr verschlossen ist und mir erzählte, dass die ersten Kontakte über Telefon ablaufen würden.
Aber wenn du deine Situation akzeptiert hast ist es ja auch o. k..
Und finanzielle Absicherung sollte ja eigentlich kein Grund für eine Partnerschaft sein.

Mit den Schuldgefühlen gegenüber seinen Eltern kenne ich. Ich habe sie auch meinen Eltern gegenüber, obwohl sie mich nicht gut behandelt haben. Sie haben mich mit Geld sehr großzügig unterstützt, was sie mir auch immer wieder vor hielten und deswegen auch Erwartungen gegenüber mir haben. Ich lerne erst jetzt durch meine Psychologin mich von meinen Eltern zu lösen, obwohl sie nicht bei mir leben. In der Therapie habe ich erkannt, dass ich Kritik von anderen besonders intensiv wahrnehme, weil mir meine Eltern eintrichterten, ich sei eine Nichtsnutzin und alle wüssten dies.

Du unterrichtest ja tolle Fächer. Aber ich glaube Französisch ist mit sehr viel Kritik gegenüber verbunden, weil viele, die sich nicht richtig mit der Materie auseinander setzen, geben dem Lehrer gerne die Schuld, wenn sie etwas nicht verstanden haben, obwohl es an ihnen liegt. Deshalb nimm Kritik nicht allzu persönlich.


Viele Grüße

Stressbacke

Hallo Joe,

wie genau das mit einer Partnervermittlung funktioniert weiß ich nicht, aber ich denke, dass dort viele sind, die nicht so leicht einen Partner finden, weil sie ähnliche Probleme haben.
Es soll übrigens auch welche geben, die nichts kosten.

Ich bin mir allerdings nicht so sicher, dass extrem gegensätzliche Partner so gut zusammenpassen, kann auch sein, dass man vom Gegenüber irgendwann entsetzlich genervt ist. Mein Ehemann ist auch eher ein ruhiger Mensch, ich bin auch ganz froh darüber, dass er nicht ständig tohuwabohu braucht. Ihn haben Frauen, die sehr lebhaft sind auch nicht so sehr interessiert. Es kommt wohl mehr auf gemeinsam geteilte Interessen an.

Ich habe irgendwo von dir gelesen, dass du Bedenken wegen der Medikamenteneinnahme hast. Ich denke, dass es in deiner Situation auch nicht hilfreich wäre, denn Tabletten stellen für dich keine Anträge oder knüpfen Kontakte zu anderen Menschen. Meine Mutter nimmt seit fast 50 Jahren Psychopharmaka und sie haben dazu geführt, dass sie sich immer mehr von anderen Menschen zurückzog, außerdem tun sich Menschen, die längere Zeit solche Tabletten einnehmen häufig irgendwann selbst überbewerten, was auch nicht gerade sehr förderlich ist, um Kontakte zu knüpfen. Sie bewirken eine Wesensänderung, dies habe ich auch schon von einigen ihrer behandelnden Ärzte erfahren.

Viele Grüße
Stressbacke

@ Joaquim

Nein, ich rede mit meiner Mutter überhaupt nicht über die ganze Sache. Wir haben noch nie über Dinge geredet, die mich bewegen, auch früher in meiner Jugend nicht. Das war mir schon immer peinlich gewesen. Wir haben trotzdem ein sehr herzliches Verhältnis zueinander. Deswegen will ich auch nicht, dass sie sich Sorgen wegen mir macht. Ich weiß, dass sie jetzt auch sehr besorgt darüber ist, wie es mit mir finanziell weitergeht.

Ich glaube, mein Fall ist weniger schwerwiegend als deiner. Ich habe z.B. keine Probleme damit, jederzeit rauszugehen, egal, ob man mich kennt oder nicht. Ich bin zwar nicht scharf darauf, Leuten zu begegnen, aber es hindert mich nicht daran. Wenn ich nicht jeden Tag etwas draußen machen könnte, würde ich total eingehen. Ich brauche die körperliche Bewegung, die Natur, gehe gern einkaufen usw. nur halt alles allein. Ich könnte das nicht mit jemandem zusammen machen, weil ich mich nicht an jemanden anpassen kann/will. Genauso wenig kann ich es ertragen, wenn sich jemand an mich anpassen müsste.


@ Stressbacke

Ja, du hast recht, mit Französisch gibt es viel mehr Probleme als mit Englisch. Die meisten Schüler hassen es schon von der Grundschule her, sind nicht bereit, Vokabeln oder Grammatik zu lernen, und wenn die Arbeiten dann schlecht ausfallen, geben sie bzw. ihre Eltern uns Lehrern die Schuld.

Für dich muss es ja auch schlimm gewesen sein, von deinen Eltern so schlecht behandelt worden zu sein. Ich verstehe nicht, wie man von seinen eigenen Kindern so negativ denken kann.
Es gibt aber auch das andere Extrem, was ich häufig in meinen Beruf erleben muss. Viele Eltern vergöttern ihre Kinder, halten sie für die größten Intelligenzbolzen und für unfehlbar, und wenn es in der Schule Probleme gibt, liegt es natürlich nur daran, dass die Lehrer unfähig sind. Diese Kinder werden auch Persönlichkeitsstörungen bekommen, nämlich narzisstische.
Ich wünsche dir sehr, dass die Therapie helfen wird, deine Erfahrungen zu bewältigen.


Liebe Grüße

A


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Dr. Reinhard Pichler
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